Arbeitszeiten als Pilot

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Hallo,

über was möchtest Du Dich denn gerne genauer informieren? Ein Pilot muss sich immer kurz und knapp und unmissverständlich ausdrücken, um Zeitverlust durch unnötige Nachfragen zu verhindern. Nur über die Arbeitszeiten? Die liegen im Augenblick bei 900 Flugstunden pro Jahr. Das macht, wenn mein Taschenrechner richtig gerechnet hat, 75 Stunden im Monat.

Festgelegt sind die Dienst- und Ruhezeiten in der EU-OPS, der Vorschrift für den gewerblichen Flugverkehr. Die OPS kannst Du beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) einsehen unter

http://www.lba.de/SharedDocs/Downloads/B/B2_Flugbetrieb/B2_Allgemein/EU_OPS_1.pdf?__blob=publicationFile

und dort im im "ABSCHNITT Q - BESCHRÄNKUNG DER FLUG- UND DIENSTZEITEN UND RUHEVORSCHRIFTEN (Seite L 254/223)"

Dort wird auch die Verteilung der Flug- und Ruhezeiten auf den Monat beschrieben. Die EASA plant, die Zeiten hochzusetzen, aber wann das sein wird ...

Und die Creweinsatzplanung plant normalerweise für einen Monat im voraus, inkl. Flug-, Bereitschafts-, Ruhe- und sonstige Dienstzeiten. Es hängt auch davon ab, ob Du Kurz- oder Langstrecke fliegst. Bei der Kurzstrecke machst Du vielleicht 4 Flüge am Tag und bist wieder zuhause oder im Hotel, bei der Langstrecke ist es bei LH z. B. so, dass bei einem Flug von FRA nach EZE (Buenos Aires) nach einem 14-Stunden-Flug die Crew Mittwoch abend losfliegt, Donnerstag morgen gegen 08:15 in EZE ist und dann bis Samstag, 15:30 frei hat und den Flieger um 17:30 wieder zurück nach FRA bringt.

Das ist aber auch abhängig von Betriebsvereinbarungen und damit natürlich auch von der jeweiligen Airline.

Und im Gegensatz zu den hier noch immer kursierenden Gerüchten brauchst Du vom Gesetz her kein Abitur, um Pilot zu werden. Bei Lufthansa und einigen Konzerngesellschaften ja, aber das ist ja nicht die Frage. Schließlich gibt es auch noch andere Airlines in Europa und die verlangen, wie z. B. die SWISS European Airlines, nur Schweizer Volksschule mit Berufsausbildung oder machen, wie Ryanair oder British Airways, keinerlei Angaben.

Air Berlin oder auch Lufthansa Cityline geben sich auch mit der Fachhochschulreife zufrieden. Es ist einfach so, dass der Zulauf von Abiturienten ungebremst anhält, so dass die Unternehmen überhaupt nicht gezwungen sind, ihre Personalpolitik zu ändern.

LH z. B. schreibt keinen Notendurchschnitt vor, kann aber die geeigneten Bewerber aus einem Pool von Abiturienten mit einem Durchschnitt von 1.0 bis 2.4 aussuchen. Warum also sollten sie sich mit "weniger" zufrieden geben? Natürlich spielen auch historische Gründe eine Rolle.

Da aber in Europa weder Schul- noch Berufsausbildung genormt sind, legen die JAR-FCL 1 und 2 (das sind die EU-Vorschriften für die Pilotenausbildung Fläche oder Hubschrauber) keinerlei Vorgaben fest.

Auch die JAR-FCL 3, die flugmedizinische Vorschrift, macht zum Teil andere Vorgaben als die Airlines selbst angeben. So genehmigt die FCL bei den Augen noch eine Dioptrienzahl von +5/-6 dpt, während LH und AB die Grenze bei +/-3,5 bzw. +/-3,5 ziehen.

Seit dem 08.04.2013 gibt es Neuauflagen der FCLs, deshalb funktionieren die Links zu den einzelnen Vorschriften beim LBA nicht mehr. Das LBA stellt irgendwann die neuen ein. Da musst Du einfach mal öfters nachschauen (bitte noch das "www" davorsetzen:

.lba.de

dann A-Z, dann "J", dann "JAR-FCL", dann die passende/n raussuchen. Es gibt auch noch eine JAR-FCL 4 für die aussterbende Spezies der Flugingenieure (da funktioniert der Link noch).

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen.

Darkmoore 
Fragesteller
 09.04.2013, 15:32

Sowas zum Beispiel. Das mit den Augen wird kein Problem sein, ich habe auf beiden Seiten 0 Dioptrin. Wie steht es mit den Ohren? Und mit den sportlichen Fähigkeiten? Gibt es da grundsätzlich irgendwelche Anforderungen? Welche Fächer werden besonders benötigt? Ich mache bald mein Abi mit Englich, Physik (LKs) und Erdkunde und Mathe (GKs). Sind das nicht perfekte Vorraussetzungen? Wie hoch ist die Chance mit einem Schnitt von, sagen wir mal 1,8, angenommen zu werden?

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rudim1950  09.04.2013, 18:08
@Darkmoore

Hi, was es so schwer für die Bewerber macht, ist, "normal" zu sein, denn Bewerber mit herausragenden Einzelfähigkeiten gibt es viele. Gerade LH und Bundeswehr suchen aber die normalen Bewerber und das sind die, die nicht spezialisiert sind, sondern über ein breites Grundlagenwissen auf vielen Gebieten verfügen. Und diese Basics müssen sie dann ihr ganzes Fliegerleben halten bzw. ausbauen. Solche Typen gibt es nicht wie Sand am Meer.

Mit dem nachweisbaren Faktenwissen hast Du gute Chancen. Sieh' zu, dass Du den Schnitt halten - besser noch, verbessern - kannst. Die meisten Bewerber fallen aber im zweiten Teil, dem Persönlichkeitstest, durch. Viele Bewerber sind halt kleine Egoisten mit einer großen Klappe, die nur schauspielern, aber nicht sie selbst sind. Nun kann man sich auf diese Test nur schlecht bis gar nicht vorbereiten, auch wenn einige Bücher etwas anderes sagen. Aber Du bist ein netter Kerl, sozial verträglich, teamfähig, mehrfachbelastbar, reaktionsschnell, trotzdem ruhig und nicht aufbrausend oder eben ein Armleuchter. Da spielt die Erziehung durch Elternhaus und Schule eine große Rolle. Und die Tests in diesem Teil sind so angelegt, dass die Blender aussortiert werden.

Ein gesundes Herz-Kreislauf-System hat für einen Piloten oberste Priorität. Also moderaten Ausdauersport machen. Die medizinischen Anforderungen findest Du übrigens in der JAR-FCL 3 für ein Medical der Klasse 1 für Berufspiloten.

Bei den Airlines mit eigener Schule, wie LH, AB, SWISS, AUA oder BA, findest Du jeweils die spezifischen Anforderungen, die sich vom Gesetz unterscheiden können. Da musst Du bei der Airline Deines Vertrauens mal nachschauen.

Soll es eine private Schule sein, steht Dir auch ganz Europa offen, da die Ausbildung nach JAR-Richtlinien erfolgt. Auch hier berät die Schule im Einzelfall.

Dazu nicht vorbestraft, keine Einträge im Behörden-Führungszeugnis, nicht drogen- oder medikamentenabhängig, keine Punkte in Flensburg und eine Sicherheitsüberprüfung ohne Beanstandungen. Dann steht der Karriere fast nichts mehr im Weg.

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rudim1950  29.12.2014, 16:59
@Darkmoore

Danke für den Stern!

Und mittlerweile wurde die JAR-FCL durch die EASA-FCL abgelöst. Die firmiert unter EU-Verordnung 1178/2011 und gliedert sich in den TEIL-FCL und den TEIL-MED.

Dazu kommen noch die AMC, die "Acceptable Means of Compliance and Guidance Material to Part-MED". Beide findest Du über das Luftfahrt-Bundesamt.

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Du brauchst Abitur. Die Ausbildung kosten zwischen 30 und 60.000 Euro und dauert ca 2-3 Jahre. Man ist je nachdem wie man fliegt bis zu 48 Stunden oder länger nicht zuhause. Wechselnde Arbeitszeiten und Stress durch die Zeitunterschiede. Aber wenn Du es wirklich willst, dann setzte alles daran es zu werden. Denn dann ist es der geilste Job der Welt!