Was macht Männlichkeit für euch aus?
Irgendein Ideal dazu braucht man ja, was ist eures?
Bild mittels KI erstellt. Keine echte Szene
8 Antworten
Zu seinen Gefühlen zu stehen und sie nicht zu verstecken/überspielen.
Also jedenfalls nicht mit Löwen boxen. Der Mensch an sich ist eigentlich ein Opfer und würde in der Wildnis nur bedingt überleben, nur mal so am rande.
In Zeiten in der alles, was wir glauben zu kennen, in Frage gestellt wird, vor allem da man als Mann quasie keine Aufgabe mehr hat, außer vielleicht noch Kinder zeugen, suchen viele Jungs und Männer nach dem Sinn.
Es ist eine zu komplexe Frage auf die es auch keine einfachen Antwort geben kann. Also Chads und Löwenkämpfe sind es jedenfalls nicht.
Ich habe für mich so vereinbart, das Männlichkeit folgende Faktoren erfüllen sollte:
- An seinen Taten messen (Reden kann jeder viel)
- Geduldig sein
- Zuhören
- Seinen prinzipen treu bleiben, auch wenn es bedeutet zu wiedersprechen
- Unrecht anprangern
- Wort halt (Ein Mann ein Wort)
Hallo MarburgStudent.
Das ist eine spannende Frage!
Ich bin nicht sicher, ob man ein Ideal "braucht". Wofür genau?
Aber dennoch ist es spannend, sich darüber Gedanken zu machen.
Ich denke, dass es gewisse Schnittmengen zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit gibt, zumindest von den Grundprinzipien her, nicht so sehr von der konkreten Ausgestaltung.
Ein Grundprinzip, was ich als sehr männlich erachte, ist Authentizität. Also das man für sich klar hat: Was denke ich und was fühle ich, und dass man nach außen hin dazu steht und sich nicht für sein Erleben / Empfinden schämt, also es nicht vestecken muss. Das heißt nicht, dass man es überall herauslässt, aber es heißt, dass man die Wahlfreiheit hat, zu entscheiden, ob man transparent kommuniziert, was man denkt und fühlt, und dass da kein prinzipielles Hindernis bestehend aus Angst oder Scham ist. Das gilt aber auch für Weiblichkeit, daher sage ich, dass es von de Grundprinzipien ähnlich ist.
Das beinhaltet eine klare Absage an solche Männlichkeitsbilder wie "ein Indianer kennt keinen Schmerz" oder "ein Mann muss hart sein". Er kann es sein, wenn er es möchte, oder sich danach fühlt. Aber wenn er es absolut nicht ist, dann ist es männlich, sich das klarzumachen und damit zu arbeiten, anstatt "dagegen" (indem man diese Umstände z.B. vor sich versteckt. Stattdessen akzeptiert man das, und sucht nach Lösungen). Das heißt, dass ein Mann Schmerzen, Traurigkeit bei sich wahrnehmen kann - was nicht unbedingt heißt, dass er das den ganzen Tag herauslässt - hier kann er wieder selbst entscheiden.
Manuellsen drückt das ganz gut hier aus, dass Männlichkeit nicht nur Härte bedeutet:
Zitat:
"Ich rede jetzt gerade wie ein Mädchen Bruder, aber das sind Risse in meinem Herz"
Authentizität zu leben ist eine große Aufgabe. Das kann nämlich z.B. auch bedeuten, dass Du Interesse an Frauen (wenn Du hetero bist) kommunizierst und deutlich machst. Das ist die berühmte männliche Direktheit, das männliche "initative ergreifen", das Frauen in der Regel ganz gut finden (nicht alle, denn es sind nicht alle gleich!). Das Gegenteil wäre ein schüchernes "sich verstecken" oder man fängt an, manipulative Spielchen zu spielen, um eine Frau zu bekommen, ohne ihr deutlich zu machen, dass man sie will. Letzteres finde ich nicht besonders männlich.
Auch das Männlichkeitsbild, das ein Andrew Tate verkörpert, muss nicht männlich sein (weil es zu unauthentisch sein kann). Er verkörpert ja Reichtum, trainiert sein, viele Frauen haben, teure Autos, teure Kleidung und ein "Top G" zu sein usw. Das Problem ist, dass es sein kann, dass Dich als Mann sowas einen Scheißdreck interessiert (er äußert teilweise die irrige Annahme, dass das alle so machen würden wie er, wenn sie könnten!). Hängt davon ab, ob das Teil deiner "Wertestruktur" ist - es kann sein, dass Du auf ganz andere Dinge Wert legst. Vielleicht bist Du z.B. in mancher Hinsicht ein Nerd - dann ist es männlich, das zu verfolgen, was auch immer damit assoziiert ist. Und nicht etwa einem "typischen vorgelebten Ideal" zu entsprechen (in Bezug auf die inhaltliche Ausgestaltung deiner Männlichkeit).
Ein großes Thema, was auch viel mit Männlichkeit zu tun hat, ist der Umgang mit Aggression, und Wut. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unsere Gesellschaft mit diesen Emotionen große Probleme hat (dass Frauen zum Teil Angst vor diesen Emotionen bei Männern haben), dass einem tendenziell eher beigebracht wird, dass man immer lieb und empathisch sein soll (von weiblichen Erzieherinnen und Lehrerinnen). Wut und Aggressionen sind auch Teile der authentischen Gefühlslandschaft, d.h. das sind Emotionen, die zum männlich sein dazu gehören, ohne dass man sie auf eine destruktive Weise ausleben muss (ein reifer Mann kann das unterscheiden, wann er damit eher was kaputt macht, und wann nicht).D.h. es kann sein, dass man als Mann lernen muss, komfortabel mit seiner Wut und Aggression zu sein, weil das einem keiner beigebracht hat.
EIn anderer Aspekt, der gewissermaßen "Männlichkeit beschneidet" sind so Ideen, bei denen Sexualität moralisiert wird, sowas wie "oberflächlich sein ist falsch / unmoralisch", "es kommt immer nur auf die inneren Werte an". Wenn es um Sexualität geht, kann "authentisch sein" bedeuten, dass man feststellt, dass man nun mal auf bestimmte Dinge steht und auf andere nicht. Das ist nichts schlimmes. Aber als reifer Mann lässt man sich von inadäquaten Moralisierungen nicht beeindrucken.
Es gibt Situationen, in denen das Prinzip "Authentizität" nicht mehr funktioniert, weil man z.B. in bestimmten Gefühlen "stecken bleibt" (z.B. in Wut). Das kann dann ein Grund sein, zu einem Psychotherapeuten zu gehen. Ich will damit sagen: Das Prinzip Authentizität ist keins, was immer und überall funktioniert. Aber darum muss man sich eigentlichi erst Gedanken machen, wenn man in so einer Situation ist, dass man nicht weiterkommt (bspw. kann es sein, dass man Trauer oder Wut "steckenbleibt", es kann Verbitterungsprozesse geben, es kann depressive Entwicklungen geben - alles sehr authentisch, aber wenig hilfreich).
Ich denke auch, dass wenn man sich fragt, "was Frauen wollen", man sich da eigentlich nicht so viele Gedanken machen muss. Letztendlich wissen sie es halt nicht - weil es halt anders ist, als sie sind, und anders als sie sich das denken. Männlich sein ist eine andere Qualität, für Frauen etwas Fremdes und deswegen anziehend. Wenn das mit der Authentizität klappt, findet das wahrscheinlich irgendjemand anziehend. (Das heißt nicht, dass man sich Wünsche von Frauen nicht zumindest mal anhören kann und sich dazu mal Gedanken machen kann. Aber es wäre falsch, sich komplett danach zu richten - weil das wieder unauthentisch sein kann: Man "fühlt" das einfach nicht, dass man jetzt irgendwie tagelang im Fitnessstudio sein muss und Eiweiß fressen muss. Das kann zu einem passen, uss aber nicht!).
Da ich vermute, dass Du viel in der Incel-Szene unterwegs bist: Ich denke, dass da gewisse Gefahren für Männer schlummern. Die Theorien, die dort ausgestauscht sind, sind häufig inadäquat und vor allem merken Incels nicht, wie viel von dem was sie tun und sagen, kompensatorisch ist, also bei wie vielen Dingen es eigentlich darum geht, z.B. einen fragilen Selbstwert zu schützen. Beispiel: Wenn ich meine Situation als aussichtlos konstruiere und Faktoren zuschreibe, die ich nicht unter Kontrolle habe, dann muss ich es auch gar nicht erst versuchen - dann ist man von jeder Verantwortung frei gesprochen und kann eigentlich gar nicht mehr scheitern (man ist ja sowieso schon gescheitert). Wenn man sich z:B. sagt: ich werde nie Chancen haben, weil ich zu klein bin, weil Frauen garantiert xy wollen, und weil ich "cooked" bin, wenn ich Eigenschaft x habe, dann ist das typischerweise genau so eine kompensatorische Konstruktion, und solche Konstruktionen werden massenweise unter Incels ausgetauscht. Also pass auf. VIele der Ideen veführen auch zum Frauenhass. Mit Wissenschaft hat das in der Regel herzlich wenig zu tun - da geht es in der Regel um Kompensationsstrategien und um unangemessenes Coping in Bezug auf den eigenen miserablen Selbstwert.
Ui interessante Antwort 😇
Habe die Hoffnung schon aufgegeben bei der Frage
Sein Pimmel, das war's.
Das kann man nicht so genau sagen
man sieht ihn und es passt.