Reise ins westliche Reich
"Dieses außergewöhnliche Dokument scheint das Tagebuch eines japanischen Reisenden zu sein, Hoshino Seiokoku genannt, der im westlichen Reich unterwegs war. Seine Haikus vermitteln nicht nur die Geografie und Sehenswürdigkeiten des antiken Mittelmeerraums, sondern auch die inneren Eindrücke eines Einzelnen – Staunen, Angst, Freude und die stille Beobachtung der Welt. Es ist ein einzigartiges Zeugnis kultureller Verbindung und poetischer Sensibilität."
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Meer glitzert am Horizont,
Licht tanzt auf schlafenden Schiffen,
Wind flüstert Geheimnis.
Wellen schlagen hoch,
Schiff ächzt unter schwarzem Himmel,
Gischt schlägt ins Gesicht.
Athen im Sonnenglanz,
über den Dächern thronen
Säulen aus Marmor.
Markt duftet nach Oliven,
Philosophen wandeln leise,
Kinder lachen hell.
Delphi im Gebirge,
Stein spricht mit orakelhafter
Stimme des Windes.
Olympia ruht still,
Ringe aus Blättern erzählen
von Sieg und von Glanz.
Pfad durch Hügelketten,
Rinnsale glänzen im Morgentau,
Banditen lauern nah.
Rom, heißer Staubtag –
Runde Mauern halten noch
den Schrei der Menge.
Steine erzählen laut,
Senatoren, Triumphgesänge,
Schatten alter Zeiten.
Staubige Straßen,
Stille der Lava wiegt schwer,
Gesichter versteinert.
Breiter Fluss vor mir,
Ruder schlagen ins kühle Nass,
Fische springen hoch.
Ephesos, Säulen,
Göttin einst in Marmorthron –
nur Trümmer singen.
Petra, rote Wand,
ein Tor im Fels wie Flammen,
schweigt und lädt dich ein.
Sterne über Pfad,
Feuer knistert, Nacht atmet leise,
Ferne ruht im Wind.
Alter Hafen glüht,
Schiffe wie Spiegel der Erinnerung,
Wind trägt Geschichten.
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"Sein Schicksal verschwindet im Nebel der Zeit - vielleicht fand Hoshino Seiokoku hier sein Ende in dem Pest Ausbruch in dem Jahr, vielleicht wanderte er weiter – doch seine Haikus haben über die Jahrhunderte hinweg überdauert, wie ein Sternenfeld, das weit über die Grenzen des bekannten Reiches hinaus leuchtet."