Beziehung
Mein Partner hat mich belogen. Als mir seine Exfrau sagte, das sie sich wegen Sex, von ihm getrennt hat, habe ich ihn gefragt, was sie damit meint. Er sagte nur dass sie es nicht gut fand Sexkleidung, ein Korsett, beim Sex zu tragen. Fand ich komisch als Grund aber für mich ok.
Aber es kam anders. Nach 4 Jahren teilte er mir am Abend vor dem TV mit, ( ich 69 Jahre damals)dass er eine Frau sein möchte und Frauenkleider und künstliche Brüste und Hüften tragen will. Er kleidet sich meißtens im Lederlook.
Es tut mir weh und ich verspotte ihn öfters freundlich, dass nur noch die Peitsche fehlt, so dass er auch lachen muss. Er lässt sich mit der Kleidung nicht beeinflussen. Gibt es Heilung für mich und für ihn? Was kann ich tun um meine Abneigung gegen dieses Unnatürliche zu heilen, besser damit umzugehen? Geht das überhaupt.
Eine Trennung ist für mich nicht möglich, da ich durch den Kummer krank geworden bin und auf seine Hilfe angewiesen bin, jetzt 73 Jahre und er auch gute Seiten hat. Habe keine Angehörigen in Deutschland und wer will einsam im Alter sein.
Was kann ich tun?
Vielen Dank für einen Rat.
4 Antworten
Wenn du mit der Seite deines Partners nicht leben kannst, wird dir nur eine Trennung bleiben.
Wenn du Hilfe im Alltag benötigst, kannst du dich an deine Krankenkasse wenden.
Was kann ich tun um meine Abneigung gegen dieses Unnatürliche zu heilen, besser damit umzugehen?
Eine Paarberatung könnte vielleicht helfen, aber das müsstest du wirklich wollen und auch dein Partner müsste sich darauf einlassen.
Ansonsten:
wenn du nicht akzeptieren kannst, dass dein Partner gern Frauenkleidung trägt und das "unnatürlich" findest, wird die Trennung wohl die einzige Option sein.
Hilfe bei gesundheitlichen Beschwerden bekommst du bei der Krankenkasse, und gegen die Einsamkeit kann man sich unter Menschen begeben. Das ist alles kein Grund, deinen Partner "umkrempeln" zu müssen.
Versucht beide euch einer Selbsthilfegruppe anzuschließen.
Schaut nach wo in eurer Nähe dies möglich ist. Alternativ kann euch auch ein Psychologe helfen. Ihr solltet es beide wollen sonst hat es keinen Sinn. Viel Erfolg !
M / 19
Hallo Soellee,
ich kann da so manches vor dem Hintergrund macher Moralismen und Denken in unserer Gesellschaft sehr gut nachvollziehen: der Kleidungsstil mit einem sehr häufig moralistisch diskreditierten auch sexuell erotischen Ausdruck sowie die ebenso sehr häufig diskreditierte Identitifikation als Frau bei biologisch männlichem Geschlecht ggf. einige Jahrzehnte vor unserer heutigen Zeit.
Mit Letzterem ist auch das Geheimnis, das Dein Mann hatte hüten wollen verständlich.
Mit solchen Moralismen geht häufig eine Pathologisierung der diskreditierten Dinge oder Momente einher. Diese dient zur Verstärkung der Diskreditierung und ist häufig sehr effektiv in einer solchen "Mission". Wir sprechen hier aber nicht notwendigerweise von einer Leidenssituation, müssen auch keine vermuten, wo keine ist, brauchen da auch von keiner "Heilung" zu sprechen. Die "Heilung" wäre nur die Herstellung der moralistischen Ansprüche und würde deren Bedürfnissen und nicht denen Deines Mannes folgen.
Es ist da auch nichts "unnatürlich" - wird aber gern moralistisch als "unnatürlich" dargestellt: wieder als Hilfmittel zur Diskreditierung.
Mein Rat geht in die Richtung, offen und ehrlich aus einer heutigen Sicht und mit Rückblick auf eine sicherlich gegenüber den Moralismen schwierige Historie über alles das zu sprechen. Verwerft beide alles das, was Euch "unnatürlich" oder pathologisch suggeriert wird.
Wenn der Kleidungsstil vielleicht ungewohnt erscheinen mag, ist er ein Ausdruck Deines Mannes in seiner Identifikation - vielleicht diese Identifikation mit einer kleinen Verstärkung in dem Stil ausdrückend. Da seid Ihr schon auf dem Weg, wenn Du den Kleidungsstil, ohne das ihm anzuklagen, "verspottest" und z.B. noch die Peitsche als Accessoire dazugehöre (nun, die wäre sicherlich zu beschaffen).
Es mag vielleicht etwas tiefer gehen, die andere Identifikation zu verstehen. Doch ist das in der heutigen Zeit ein gängiges Thema - und da geht einfach im Geist der Zeit mit, auch wenn Ihr das vielleicht traditionell ganz anders wahrgenommen habt.
Nachwievor ist Dein Mann - oder mag ich auch sagen: Deine Frau - immer noch die selbe Person, wie sie es immer war und auch sein wollte: Dein*e Lebenspartner*in. Somit geht gemeinsam Euren Weg, auch wenn er heute in den genannten Dingen etwas anders ist und Euch beiden umso mehr Freiräume eröffnet, ohne Euch oder jemand anderem etwas zu nehmen. Emanzipiert Euch von diesen Moralismen, die nur Freiräume nehmen, ohne etwas eröffnen zu wollen.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen