Moin,
du zum Beitrag von erikbhrdt: "Moral ist subjektiv."
Da hast du leider Unrecht.
Moral ist ist nicht subjektiv im Sinne einer Selbstermächtigung, kann aber als letztlich nur psychologisch verankerte Verhaltensnormierung durch Erziehungs- und Erfahrungslernen gesellschaftlicher Strukturen des "Sollens, Wollens und Dürfens" objektiv falsch sein.
Der Maßstab für eine qualifizierte Überprüfung einer solchen möglichen Fehlentwicklung bzw. "moralischen Missverständnisses" ist nicht die "Moral" selbst, sondern die >Ethik< als logikbasierte Grundlage "moralischer" Psychologismen.
Sie ist das logische System hinter einer wertnormierenden Aussage zur alltagspraktischen Steuerung menschlichen Verhaltens. Und Wertnormierung ist der Anspruch jedes Moralsystems. Allerdings bleibt dabei die Frage nach seiner Legitimierung ohne Anbindung an das logische Bezugssystem der Ethik willkürlich.
Und genau aus diesem objektiven Bezugssystem moralischer Ableitungen lassen sich Fehlentwicklungen und Fehlschlüsse feststellen und definieren - ganz so, wie du an der Ladenkasse einen möglichen Rechenfehler durch mathematische Grundlagen und Kenntnisse feststellen könntest.
Alle politischen Unrechtssysteme haben Moralvorstellungen als alltagssteuernde Verhaltensnormierungen. Woher können wir also wissen, dass es Unrechtssysteme sind?
Durch intersubjektiv gültige Modelle der Wissensfindung und -prüfung - also durch qualifiziert wissenschaftlich organisierte Systeme der Theoriebildung und Selbstprüfung, um der eigenen Meinung psychologieunabhängig auch eine Form qualifizierter Ahnung hinzuzufügen.
Insofern unterliegen auch Systeme, deren Funktionsgrundlage nicht durch die offensichtliche Verhaltensnormierung durch diktatorischen Totalitarismus dargestellt wird, sondern auch die totalitäre Überhöhung des Individualismus zu einem asozialen Egozentrismus als "moralische" Grundlage erlernter Verhaltenssteuerung , denselben Plausibilitäts- und damit Legitimitätsproblemen wie ersteres.
In diesem Zusammenhang stellt die Aussage, "Moral sei subjektiv" selbst ein Symptom des Problems eines fehlenden ethischen Grundverständnisses dar,- ganz so, als ob sich die Ansicht verbreitet hätte, dass 2+2=5 wäre, was auch durch Mehrheitseffekt nicht richtiger würde mangels logischer Konsistenz.
Entscheidungen über menschliche Entfaltungsräume und -anrechte sind immer Wertentscheidungen und Wertentscheidungen bedürfen immer der Legitimierung durch logisch verankerte "Rechenverfahren" der >Ethik<.
Wenn dann die Sozialisierung der Menschen auf dieser Grundlage erfolgt erhöht sich schlicht die Wahrscheinlichkeit für den Wahrheitswert eines Werturteils wesentlich und damit auch die Wahrscheinlichkeit einer größtmöglichen Annährung an den Idealfall, dass die moralische Verhaltensregulation des gelebten Alltags mit den logischen Grundlagen des ethischen Aussagesystems dahinter übereinstimmt.
Heruntergebrochen auf die Analyse realpolitischer Gesellschaftssysteme kann ich erikbhrdt insofern nur zustimmen.
Gruß