Wie leiten Atheisten ihre Moral her?

30 Antworten

Es ist für mich ganz einfach:

Wenn Moral subjektiv sein sollte, hat sie am Ende keinerlei Relevanz.

Alle Menschen handeln so, als ob Moral objektiv wäre.

Insofern macht es für mich nur Sinn Moral als etwas Objektives anzunehmen, ohne dafür eine tiefere Begründung zu benötigen. Zudem: Man muss eh immer sich jede Situation separat anschauen und diese neu bewerten. Es bedarf also immer einer Evaluation.

Moral betrifft aus meiner Sicht das Wohlergehen der Menschen in ihrem Zusammenleben. Heruntergebrochen geht es um Fairness, Chancengleichheit und Gleichberechtigung und Güterabwägungen.

Ich berücksichtige das Konzept "Moral" deshalb, weil andere von sich behaupten, dieses Konzept auch zu berücksichtigen. Damit challenge ich die Sichtweisen auf Moral von anderen Menschen, um moralisches Handeln zu optimieren.

Meine Methoden sind Utilitarismus, Konsequentialismus und als Querschnittsprüfung der kategorische Imperativ.

Feilglom 
Fragesteller
 04.07.2023, 08:50

Wenn Moral subjektiv sein sollte, hat sie am Ende keinerlei Relevanz.

Alle Menschen handeln so, als ob Moral objektiv wäre.

Wenn man subjektiv ist, dann gibt es keine objektive Moral. Es wäre also ein logischer Fehlschluss so zu handeln, als gäbe es eine objektive Moral. Das ist sowie, als würde man sagen, dass das, was wir sehen und hören und riechen und so weiter, nicht die Realität ist, sondern nur eine Illusion, eine Vorstellung sei, aber man so tut, als wäre es die Realität.

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oopexpert  04.07.2023, 08:53
@Feilglom

"Es wäre also ein logischer Fehlschluss so zu handeln, als gäbe es eine objektive Moral"

Ich kann nicht so handeln, als wäre Moral subjektiv, wenn jeder jedem gerne Vorschriften machen möchte: Nicht da parken, kein Sex als Minderjähriger, hinterziehe keine Steuern, halte die Mittagsruhe ein, etc...

"Es wäre also ein logischer Fehlschluss so zu handeln"

Nur wenn objektiv nicht genau das Gegenteil wäre und es keine anderen Möglichkeiten gäbe.

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oopexpert  04.07.2023, 09:01
@Feilglom

Aber du hast recht: Am Ende handle ich nur "nicht-subjektiv". Ich nenne "nicht-subjektiv" "objektiv". Du kannst es auch anders nennen, ist mir Wurst.

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Feilglom 
Fragesteller
 04.07.2023, 09:20
@oopexpert

Ich kann nicht so handeln, als wäre Moral subjektiv, wenn jeder jedem gerne Vorschriften machen möchte: Nicht da parken, kein Sex als Minderjähriger, hinterziehe keine Steuern, halte die Mittagsruhe ein, etc...

Uns ist beiden bewusst, dass meine Aussage in der Umsetzung scheitern wird. Wenn Leute tatsächlich so handeln würde, als gäbe es keine Objektive Moral, wird wohl die Polizei eingreifen. Dementsprechend hast du absolut Recht.

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Viele sozial-moralische Regeln leiten sich aus Überlegungen, Verstand und Vernunft ab. Diese Attribute des Menschen sind keine explizit religiösen Erkenntnisse. Religiöse Autoritäten machen sie sich nur auch zunutze.

Mord ist eine Handlung, eine Tat, die keinem gefällt, der Opfer dabei ist. Da kein Mensch - ich geh sogar noch weiter - kein Lebewesen ermordet zu werden einem Weiterleben vorzieht, betrifft das logischwerweise das Auslassen von Mord! Um diesen Gedanken zu verstehen, bedarf es keiner Frömmigkeit. Wer mordet sieht den anderen immer als den anderen. Wer ermordet werden kann erkennt sich in dem anderen. Wer der moralischen Meinung ist, Mord muss nur ein religiöser Mensch verachten, darf ja (s)einem Mörder nicht gram sein, wenn der Atheist ist.

Was mein ich damit?

Moral hat was mit der geistigen Kompetenz zu tun, die Perspektiven sowohl von Opfer als auch Täter einnehmen zu können. Das ist wiederum kein Patent des Glaubens.

So ein Fall ist das, was man Jesus zuschreibt. Er bot sich als Opfer an und machte somit das Angebot (wer wirklich in die Tiefe denken kann, erkennt es): Wenn alle anstatt Täter sein zu wollen quasi das Gegenteil leben, wird es nie mehr Opfer geben!. Denn wer ist dann Täter?

Das ist die Grundeinsicht in das missliche Unverständnis des Menschen in dieses Thema.

Ist dir aufgefallen, dass ich Jesus meinte, nicht Messias? Jesus war und ist Mensch wie du und ich, potentiell Täter und Opfer. In dieser "Gestalt", diesem Mensch, ist nichts Göttliches. Der Mensch erachtet sich aber hinsichtlich der Umsetzung für unfähig und "entschuldigt" sich perfide dafür, indem er diese philosophoische aber wahre Erkenntnis als "übermenschliche" und deshalb unmögliche Anstrengung bzw. Aufgabe von sich weist. Ich denke sogar, dass ein Atheist, der vollkommen friedfertig ist, weil er den Sinn dahinter selbstständig erkannt hat, moralisch "wirklicher" ist, als ein Frommer, der es nur ist, weil er meint (entgegen seinen eigentlichen Motiven) Glauben, aber ohne ein Verständnis für da, was ich darlege, mache ihn zu einem friedfertigen Menschen.

Atheismus heißt nur, dass man nicht an Gott glaubt. Aber nicht, dass man das, was in vielen Religionen AUCH vermittelt wird, deshalb nicht als moralisch begründete Lebensmaxime erkennt. ;-)

Feilglom 
Fragesteller
 03.07.2023, 14:19

Wir Muslime sagen, dass der Mensch eine Fitrah hat, eine natürliche Veranlagung um falsch und richtig zu unterscheiden. Ich kritisiere es jedoch sehr scharf, wenn Atheisten behaupten, dass Religionen unmoralisch sind, wenn sie nicht einmal durch Vernunft und Logik ihre Moralvorstellung beweisen können.

Viele sozial-moralische Regeln leiten sich aus Überlegungen, Verstand und Vernunft ab.

Nein. Das stimmt nicht. Wir haben die natürliche Veranlagung um falsch und richtig zu unterscheiden. Gleichzeitig haben wir die Triebseele (den inneren Schweinehund), der das schlechte gebietet. Alleine durch Vernunft und Logik usw. kann man moralische Regeln nicht ableiten. Moral ist metaphysisch. Es ist nicht messbar.

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Goldlaub  03.07.2023, 15:05
@Feilglom

Danke für deine Antwort.

Ok. Ist nicht falsch bzg. der Moral, was du schreibstl. Dann lass den Begriff Moral von dem, was ich darlege außen vor. Was ist daran nicht richtig?

Erkennst du selbst, wie du etwas adaptierst (die MUSLIME sagen ...) Ich plädiere in meiner Antwort das selbst Eruieren mit eigenem Verstand. Gläubige sagen immer sie hätten ihren Glauben verstanden. Ich halte dagegen, wenn sie verstanden hätten, würden sie keinen Glauben mehr brauchen!

Du schreibst: Ich kritisiere es jedoch sehr scharf, wenn Atheisten behaupten, dass Religionen unmoralisch sind, wenn sie nicht einmal durch Vernunft und Logik ihre Moralvorstellung beweisen können.

Ich schrieb, dass Vernunft und Logik keine explizite Eigenschaft von Religionsgemeinschaften sind. Aber eine Eigenschaft des Verstandes. Und der wiederum hat nichts mit Religion zu tun, oder? Ich habe sehr wohl mit Verstand und jenseits religiöser Vorstellungen Moral beschrieben, zumindest das, was man als Moral versteht. Moral ist nur ein Wort, dass auf etwas hinweist. Dieses Etwas ist schwer zu beschreiben, gebe ich zu. Und man kann es als metaphysisch deklarieren, ja.

Dieses nicht zu erklärende "Etwas", genannt Moral, ist für den Gläubgen aber das Gleiche. Wir sollten deshalb nicht außer Acht lassen, dass es durchaus sowas wie ein für den Menschen verständlich zu erkenndes Ausmaß und Auswirkungen von diesem "Etwas", Moral, gibt. Diese Fähigkeit sie als wirksam und nützlich zu erkennen, ist auch Atheisten möglich! Ich habe ja nicht behauptet Gläubigen sei das verwehrt. Ich habe nur in Frage gestellt, ob Glaube dazu nötig ist und verneint.

Bitte erklär mir zudem, was der Glaube mit Vernunft zu tun hat, wenn du selbst darlegst, Moral sei metaphysisch und nicht messbar. Ist es nicht so, dass auch religiöser Glaube gewissermaßen metaphysisch ist? Und er (Glaube) deshalb ebenso nicht messbar? Sagt dir deine Vernunft dann, dass du das Eine glauben möchtest und das Andere nicht? Welchen Vorteil hat der religöse Glaube an Moral im Gegensatz zum "atheistischen" für die Menschheit? Der Atrheist handelt im Falle von Moral im Sinne der Menschheit, im Sinne der sozialen Gerechtigkeit hier auf Erden, im Sinne des rechten Zusammenlebens von Menschen. Nichts anderes nimmt die Religion für sich in Anspruch. Nicht umgedreht. Der Atheist tut Moralisches, weil er es eben ausschließlich im Sinne des gegenwärtigen Daseins tut. Ein Gläubiger u.U., weil er Gott gefallen möchte. Was macht ein Atheist falsch, wenn er es "ausschließlich" für den Menschen tut? ;-)

Der innere Schweinehund wird auch von Atheisten in die Schranken verwiesen, wenn er moralisch, also gegen ihn, handelt.

Du schreibst, wir haben die natürliche Veranlagung, gut und bös zu unterscheiden. Ja. Doch wenn es "natürlich" ist, dann braucht der Mensch dazu keine Anleitung religiöser Art. Und genau das meine ich auch in anderen, quasi in allen, Zusammenhängen! Auch in der Moral! ;-)

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Feilglom 
Fragesteller
 03.07.2023, 15:28
@Goldlaub

Kein Problem. Tut mir leid. Der Text wird etwas lang. 😅😭😭😭

Doch wenn es "natürlich" ist, dann braucht der Mensch dazu keine Anleitung religiöser Art.

Der Mensch hat auch den inneren Schweinehund. Der Mensch folgt nicht immer seiner natürlichen Veranlagung. Perfekt ist der Mensch nicht.

Bitte erklär mir zudem, was der Glaube mit Vernunft zu tun hat, wenn du selbst darlegst, Moral sei metaphysisch und nicht messbar. Ist es nicht so, dass auch religiöser Glaube gewissermaßen metaphysisch ist? Und er (Glaube) deshalb ebenso nicht messbar? Sagt dir deine Vernunft dann, dass du das Eine glauben möchtest und das Andere nicht? Welchen Vorteil hat der religöse Glaube an Moral im Gegensatz zum "atheistischen" für die Menschheit?

Viele Frage. Ich gehe sie mal durch.

1. Frage: Bitte erklär mir zudem, was der Glaube mit Vernunft zu tun hat, wenn du selbst darlegst, Moral sei metaphysisch und nicht messbar. Ist es nicht so, dass auch religiöser Glaube gewissermaßen metaphysisch ist?

Gott ist allwissend und allweise. Gott ist vollkommen, so perfekt. Gott weiß, was dementsprechend gut und schlecht für uns ist. Gott hat uns erschaffen. Wir Muslime wissen, dass der Islam die Wahrheit ist. Wir sind zusätzlich dazu fest überzeugt.

1. Potentielle Antwort: Der Islam beispielweise ist kein Glaube, sondern eine Religion. Der Islam ist jedoch nicht nur eine Religion, es zeigt uns, wie man am Besten leben kann.

2. Potentielle Antwort: Wenn du das Wort „Glaube“ im anderen Kontext verwendest, dann würde ich antworten, dass Glaube sich auch in Taten äußert. Ich bin fest überzeugt, dass Allah existiert, das der Prophet Muhammed (sallallahu aleyhi ve sellem) existiert hat. Ich folge inşaallah dem Propheten Muhammad (sallallahu aleyhi ve sellem) und bemühe mich Inşaallah so zu leben wie er.

2. Frage: Und er (Glaube) deshalb ebenso nicht messbar?

Der Glaube äußert sich, wie oben genannt, in Taten. Stelle dir vor, dass ich unsichtbar wäre. Ich bin quasi der Glaube. Dann öffne ich bei dir die Zimmertür. Keiner ist bei dir Zuhause, außer du, glaubst du. Die Fenster sind geschlossen, also kann es auch nicht der Wind gewesen sein. Haustiere hast du auch nicht. Also muss etwas da sein, was nicht sichtbar ist, aber handelt.

3. Frage: Sagt dir deine Vernunft dann, dass du das Eine glauben möchtest und das Andere nicht?

Aus rationaler Sicht, wenn man sich mit dem Islam ausreichend beschäftigt hat, wäre tatsächlich die einzige vernünftige Möglichkeit, den Islam anzunehmen.

4. Frage: Welchen Vorteil hat der religöse Glaube an Moral im Gegensatz zum "atheistischen" für die Menschheit?

Meine Aussage ist ja, dass man aus ein rein rationalen Sicht und logischen Denkweise nicht in der Lage ist Moral zu ermitteln. Gott weiß, was falsch und richtig ist. Gott hat sich im Qur'an (Koran) offenbart und uns gezeigt, was richtig und falsch ist. Natürlich steht nicht alles im Koran. Wir haben auch die Sunnah. Die Lebensweise der Prophet Muhammed (sallallahu aleyhi ve sellem), der ein Vorbild für uns ist, wo wir ebenfalls Regeln ableiten können.

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Goldlaub  03.07.2023, 18:02
@Feilglom

Danke für deine Antwort.

Gott mag all das sein, was Gläubige von ihm denken. Wenn es ihn außerhalb des sich ihm vorstellenden Glaubens gibt (wenn er also nicht nur ein Gedankenkostrukt ist) gibt es ihn auch ohne Gläubige/Glauben an ihn. Ich erkenne, dass der Glaube an Gott/Allah/Jehowa/Shiva usw. eben diese subjektive Einbildung des jeweils bevorzugten Gottes ist. Wie mein ich das?

Liebe. Liebe mag einer der wichtigsten Aspekte sein, die Gott gleichkommt. Wer aber im Sinne der Beschreibungen in dieser Liebe tatsächlich lebt, lebt ja nicht die muslimische, die buddhistische, die katholische, die atheistische Liebe. Liebe ist kein Ergebnis einer Religion. Ebenso ist Moral und alles andere kein Ergebnis jedwediger Religion. Religion begründet sich auf Gott, sie erzeugt ihn nicht. Deshalb sollte man einsehen, dass das auch mit Moral, Liebe und Gerechtigkeit so ist. Religion beruft sich darauf, dass sie "metaphysisch" sind, also in einer gewissen Weise zumindest in diesem Verständnis real. Sie wurden aber nicht infolge religiöser Überzeugung in die Welt gesetzt. Buddha* hatte fast Tausend Jahre vor Mohammed eine geistige Erkenntnis. Er hätte ebenso erklären können, sie sei Gottes Wort. Und wer möchte behaupten, seine Hinwendung zur Liebe und zur "Befreiung des Menschen von den ihm innewohnenden Übel" sei eine Einflüsterung des Teufels? Klar. Alle anderen, die es nur für möglich halten, dass Weisheit und Selbsterkenntnis unbedingt und ausschließlich mit der einer frommen Einstellung infolge einer Religionslehre zu haben sind. Stimmt das aber?

Dein Beispiel mit dem unsichtbaren Glauben bestätigt das. Der Glaube an die Liebe ist nicht Liebe! Er ist nur ein Glaube. Ebenso der Glaube an Gerechtigkeit, an Moral usw. Der Glaube, du könntest Fliegen ist nicht die Tatsache, dass du fliegen kannst. Der Glaube an Gott hat keine Beziehung zu Gott. Genauswenig wie der Glaube, draußen sei es taghell, wenn du in völliger Dunkelheit umhergehst. Der Glaube, dass es hell sei, ist nicht die Tatsache. Wenn es draußen hell ist, musst du keine Glaubensbezeugungen darüber abgeben. Wenn es dunkel ist, solltest du die Tatsache anerkennen.

Ist dir Moral wichtig und hast sie als "Licht" in dir vernommen, ist sie eine Tatsache und du musst sie nicht beglaubigen! Physische Dunkelheit und Helligkeit sind nicht durch den Glauben zu ändern.

Der Gläubige denkt, er kann seine innere Dunkelheit (die ja, wenn sie in ihm ist, einer Tatsache entspricht) durch eine auch seiner Religion indoktrinierten "Methode" erhellen.

  • Ich bin gewalttätig, ungerecht und im Herzen ein unsozialer Mensch. Das sind im Grunde Attribute des Egos. Dann glaube ich mit der selben Instanz (egoistisches Denken, Schweinehund) wenn ich parallel dazu etwas "Gutes" glaube, bin ich gut.
  • Erkennst du diese Selbstlüge?

Ein anderer "erkennt" in sich die Ursache, die Wurzel des "Bösen" und erkennt dadurch, dass er diese Haltung nicht negieren kann, nur wenn er ein Gegenmittel einnimmt. Er reisst sich im übertragenen Sinn das Auge aus, wenn es die Wurzel des Übels ist. Der Glauben bietet quasi nur Augentropfen. Wer sich das Übel "ausgerissen" hat, braucht sie nicht mehr. Wer moralisch und in Liebe lebt hat das "vollendet" was die Religionen im Grunde meinen. Ihre "Heilslehre" ist also keine andere, als das, was auch ein Atheist zustande bringen kann; sich selbst erkennen, das Unerwünschte ausmerzen und es für alle Zeiten seiner Macht berauben.

Du musst das, was ich darlege nicht glauben. Etwas zu glauben verlangen schon andere von dir! Wenn du wirklich verstehen willst, was ich aufzeige, geht das nur mit einem unbefangen Verstand/Geist. In meiner Darlegung steckt kein Dogma, es sei eine Sünde zu zweifeln. Zweifeln beinhaltet immer, den Verstand zu benutzen. Dies zu tun muss nicht von einer Religion angeordnet geregelt oder erlaubt werden. Aber Religionen verurteilen u.U. perfide solche Denkarbeit. Weil sie genau wissen, dass es Licht in ihre eingeschränkten Sichtweisen bringen kann? Ich weiß, Muslime sind der Überzeugung, Allah hätte zuletzt und letztmals zu uns Menschen gesprochen. Die Behauptung, er hätte zu allen Menschen gesprochen kann man wiederum leicht als Verblendung entlarven. Hätte er zu allen Menschen gesprochen, bräuchte kein Prophet das zu verkünden, was er gesprochen haben soll! Was sagt dein Verstand dazu?

Noch ein rhetorischer Hinweis: Inwiefern kannst du das, was ich schreibe einem Muslim, einem Christen, einem Atheisten zuschreiben bzw. nicht von einem davon erwarten? Prüfe selbst, ob deine Religion dies in ähnlicher Weise offenbart.

Die Schriften der Religionen werden zig Mal den Gläubigen ins Gehirn manifestiert, bzw. sie tun es mit Inbrunst selbst. Wenn du nur drei Mal in Ernsthaftigkeit das zu verstehen trachtest, was ich darlege (und nicht oberflächlich abgleichen: Das stimmt nicht mit dem Islam überein, also kann es nicht stimmen ....

Was ist falsch - nur mit freiem intelligentem Verstand gemessen?

*Bin ich Buddhist, nur weil ich meine verstanden zu haben, was Buddha meint?

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Atheisten leben nicht in einem Vakuum. Wir leben alle in einer Gesellschaft, die ihre Normen und Regeln hat. Davon sind viele natürlich aus Religion abgeleitet. Schließlich baut alles aufeinander auf, denn Fortschritt ist die Weiterentwicklung eines Fundaments. Die heutigen Gesellschaftsnormen sind aber inzwischen soweit gefestigt, dass die religiöse Grundlage nicht mehr wirklich nötig ist.

Die Sitten und Regeln werden werden durch den Gesellschaftsvertrag durchgesetzt, sprich: In jeder Gemeinschaft gibt es Regeln, die eingehalten werden müssen. Wo diese herkommen, ist letztendlich irrelevant, solange sie eingehalten werden. Niemand weiß z.B. mehr, warum man beim Trinken anstößt, aber wir machen es alle trotzdem noch, einfach weil es sich so gehört.

JayCeD  14.08.2023, 18:03
Niemand weiß z.B. mehr, warum man beim Trinken anstößt, aber wir machen es alle trotzdem noch, einfach weil es sich so gehört.

Ähm..., doch das weiß man noch. Früher als die Reichen und Mächtigen ständig Angst haben mussten von ihren Geträuen vergiftet zu werden hat man die Trinkbecher gegen einander geschlagen so das alle Inhalt aus allen Bechern in ihrem hatten. Wer den König vergifteten wollte hätte sich so selbst mit vergifteten. Mit der Zeit wurde aus der Geste des Mißtrauens ein Vertrauensbeweiß.

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BrataniusCaesar  14.08.2023, 18:08
@JayCeD

Es ist kein verschollenes Wissen. Den meisten Leuten ist das bloß nicht bewusst und die denken auch nicht darüber nach.

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Moin,- schade, jetzt erst gesehen.

Trotzdem hier meine Antwort:

Zunächst ist es wichtig, zwischen Moral und Ethik zu unterscheiden.

Moral ist als ein psychologisch verankerter Kodex einer Gesellschaft oder Gemeinschaft zu verstehen, der eher traditions- und erziehungsverankert ist und in der Alltagspraxis affektiv verankerte, also gefühlte Wertvorstellungen und Sittlichkeitsforderungen für das Verhalten des Einzelnen repräsentiert.

Moral ist ein psychologisches Regulativ, relativ zu den Entwicklungsverläufen von Gesellschaften quer über den Globus zum Zweck der Etablierung und Aufrechterhaltung einer innergesellschaftlichen sittlich-funktionalen Ordnung.

Das kann dann, anthropologisch gesehen auch von den Regeln einer Kopfgeldjägergemeinschaft über Clan-Strukturen bis hin zu Pflicht- und Tugend - Regeln eines totalitären Staates reichen. Moral in dieser Form ist im Kern keine Universalie, also ohne Anspruch auf logische Konsistenz zur normativen Begründung des "Sollens". Insofern gilt dies auch für religionsbezogen sittliche Ordnungssystematiken.

Anders ist das bei der Ethik. Sie formuliert soziale Normen nach logischen Kriterien, - nicht nach psycho-logischen. Sie ist so etwas wie die "Mathematik" sozialer Normierung. Sie leitet Geltungsansprüche von Aussagen und Urteilen zur sozialen Ordnung nicht aus einer gefühlten, sondern aus logischer Plausibilität ab und steht damit in Verbindung mit der >Aufklärung< als Antwort der Vernunft auf Systeme des Glaubens und Fühlens.

Beispiel: Die Menschenrechte sind weder religiös noch gefühlt begründbar und als solche letztlich ja auch nicht durch jahrtausende alte religiöse oder "gefühlte" Verkündungs- und Erziehungsansprüche entstanden, sondern eben genau durch die Überwindung derselben. Und zwar durch Menschen, die zeigen konnten, dass Vernunft die Leitlinien formulieren kann, die nicht relativierbar sind und deshalb als Universalie sowohl für die Beziehung zwischen Menschen, der Beziehung des Menschen zu seinem (staatlichen) Ordnungssystem als auch zu Beziehungen zwischen Staaten (siehe aktuell: Ukraine / Russland - Angriffskrieg und Völkerrecht) eine nicht relativierbare Norm formulieren können. Dass es dem Menschen dennoch möglich ist, sich unvernünftig, also willkürlich zu verhalten, hat auf die Gültigkeit logisch begründeter Normierungen als Grundlage sozialer Ordnungen keinen Einfluss.

Jeder kann behaupten, dass 2+2=5 ist. Wahr wird es dadurch aber nicht.

Und so kann auch ein Atheist (oder ein Agnostiker) sich einer Ethik der Vernunft verpflichtet fühlen,- einfach weil er sich besser dabei fühlt, nicht "dumm" zu sein. ;-)

Und da "nicht dumm zu sein" sich gut anfühlt, gibt es auch Menschen, bei denen Ethik und Moral als Idealfall deckungsgleich sind - ganz ohne die Relativität ihrer Geburtssituationen ihr persönliches Würdeempfinden mit dem Wunsch, vernünftig sein zu wollen verknüpft haben - ganz ohne "höhere Anweisungen".

Und diese Menschen haben uns u.a. eine Vorstellung davon gegeben, was z.B. die >Menschenrechte< sind.

Vielleicht entwickelt sich der Mensch ja doch im Sinne der Vernunft weiter, auch wenn es manchmal - wie aktuell mal wieder - nicht so aussieht, als würde dies linear ohne Rückfälle in dunklere Zeiten erfolgen. ;-)

Gruß

Ich habe meinen gesunden Menschenverstand, Gerechtigkeitssinn und Empathie. Dafür brauche ich keinen imaginären Freund, der mir vorschreibt, was ich zu tun und zu lassen habe.

Die 10 Gebote sind - bis auf die ersten 3 - keine Erfindung der Christen, sondern ganz normale Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Deshalb ähneln sich die Gebote der verschiedenen Religionen so auffällig. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wenn unsere Vorfahren nicht gewusst hätten, dass man nicht grundlos tötet, stiehlt oder lügt, wäre der Homo Sapiens schon vor über 100.000 Jahren ausgestorben.

Ich finde es immer wieder witzig, wenn Christen sich einbilden, allein aufgrund ihres Glaubens anderen moralisch überlegen zu sein - obwohl Hochmut doch eine der sieben „Todsünden“ ist.