Gott versus allumfassende Wahrheit?

7 Antworten

Hallo Eradicate,

abgesehen, dass in dem Text bereits ein Wahrheitsanspruch steckt: "Muss er ja haben, er ist Gott, allmächtig und allwissend".

Wir können uns jegliche Gottheit postulieren, ihr entsprechend plausible wie auch nicht notwendigerweise plausible Eigenschaften andichten. Wenn wir der Gottheit Allwissenheit und Allmächtigkeit andichten - das würde einem gängigen Glaubensinhalt folgen - könnten wir das, was die Gottheit weiß und vermag, als Wahrheiten erklären.

Es wäre ein Widerspruch gegen dieses Postulat, wenn eine "Wahrheit" gäbe, die diese Gottheit nicht darstellen könnte. Umgekehrt könnten wir auch sagen, wenn wir eine solche "Wahrheit" fänden, würde das dieses Postulat wanken lassen.

Die Gottheit muss aber nicht notwendigerweise etwas beweisen, d.h. mit allen Wahrheiten "hausieren" gehen. So mögen manche Wahrheiten versteckt bleiben - ggf. auch solche, mit denen das Postulat wanken würde.

Eine solche Grenzwertigkeit mag es geben, wenn es um beliebig große Größen ginge, die die Gottheit in ihrer Allmächtigkeit schaffen könnte, aber nicht in der Lage wäre, sie zu handhaben. So könnte eine Gottheit eine unendlich große Masse erschaffen, diese aber selbst im kleinsten Gravitationspotential nicht bewegen. Oder es wäre unmöglich, diese unendliche Masse zu erschaffen - was einer Allmächtigkeit widerspräche.

Es ist auch zu vermuten, dass ein Allwissen sich auf das, was gerade in irgendeiner Raumzeit bekannt oder zeitlich entwickelt werden kann, beschränkt. Es gibt aber - so meine ich verstanden zu haben - Theorien, die mit einer "kompletten" Umfang von Information über eine Raumzeit über beliebig viel Raum und Zeit hinweg arbeiten. Diese Information könnte begrenzt sein - wobei man sich fragt, was sie begrenzt.

Und wieder wäre auch hier ein Allwissen in Frage gestellt.

In meinen Augen würde die Identität in der Erklärung des Postulats als Wahrheit liegen. Aber da wäre nichts bewiesen.

Betrachten wir die ontologischen Gottesbeweise, so beweisen sie nur die Existenz von dem, was in die Voraussetzung gestellt wurde. So kann man beweisen, dass etwas "Gutes" etwas "Gutes" ist. Man könnte da noch zeigen, dass jemand "gute Eigenschaften" hätte. Das geht aber auch mit jedem anderen Begriff wie z.B. "schlecht".

Es schein tatsächlich entweder ein Glaube, der Wahrheiten postuliert und etwas als solches erklärt, verbleiben - oder man befasst sich mit Modellen, deren Grundlagen zumindest plausibel und nicht postuliert dargestellt werden.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge

Moin,

Antwort: nicht glauben und Mensch bleiben. ;-)

Beweise sind immer systemrelativ. In naturwissenschaftlichen "Systemen" helfen Empirie und Induktion, in idealistischen "Systemen" Deduktion und Empirie. Und manchmal überschneiden sich beide.

Für den entspannten Agnostiker gilt aber in Sachen "Gott":

Wissen kennt Grenzen - Dummheit nicht. (Da wird Spekulation gegen Gewissheit und in ganz psychopathologischen Fällen gegen Erleuchtung ausgetauscht.)

Ich kann ganz gut mit Grenzen meines Wissens leben. Und wenn es mich reizt, versuche ich sie mit den Mitteln zu verschieben, die uns Menschen Rationalität und Vernunft an die Hand geben. Mehr haben wir nicht.

Und sollten wir eines Tages die "Weltformel" als das "Ursystem" aller Systemableitungen doch noch gefunden haben - prima. Aber dann haben wir es mit unserer Vernunft gemacht - nicht ein Gott.

Das ist wie bei den Menschenrechten: eine logisch begründete Rechtsuniversalie, hervorgebracht durch die Aufklärung. Religionen haben es in den vielen Jahrtausenden, die sie Zeit für so einen klugen Einfall hatten nicht geschafft - eher immer wieder voll "verkackt". Vielleicht ein "Systemproblem"?

Ansonsten halte ich mich an den Satz von Ludwig Feuerbach (oder war´s doch Fichte?):

"Die Tatsache, dass wir zu einem Gott beten beweist nicht, dass es ihn gibt, sondern nur, dass wir (immer noch) einen brauchen". ;-)

PS.: Wir haben früher in der Schule unseren alten armen Religionslehrer schon mit der Frage auf die Palme gebracht: "Wenn Gott allmächtig ist, kann er dann einen Stein machen, der so schwer ist, dass er selbst ihn nicht mehr aufheben kann?"

Ich glaub die Reaktion war damals für diesen ketzerischen Angriff, 10 Seiten aus dem Lesebuch bis zur nächsten Stunde abschreiben zu müssen. :-D

Haben wir gemacht,- in dem stolzen Bewusstsein, dass die Logik auf unserer Seite war, nicht auf der des Religionslehrers.

Denn was der Religionslehrer in seinem Unterrichtsschwerpunkt "Gottesbeweise" nicht bedacht hat: selbst wenn es einen gäbe, so wäre es ja sein Wille und Werk / sein "System", dass wir das nutzen, was er uns mitgegeben hat: Verstand und Vernunft als "systematisches" freies Denken. Denn selbst wenn es einen Gott gäbe oder wir selber es wären - wir wüssten es gar nicht, weil wir es nicht beweisen, sondern nur behaupten könnten. Aber das wäre "Psycho-Logik" - und davon können wir "wissen". ;-)

Gruß

Das können Menschen mit aller Logik dieser Welt nicht herausfinden, weil es den menschlichen Geist übersteigt. Jesus betete einmal in einer versammelten Menge zu seinem Vater: "Ich danke dir, dass du diese Dinge den Weisen und Intellektuellen verborgen und sie Unmündigen geoffenbart hat. So ist es recht in deinen Augen!" - Matthäus 11:25

Die Realität (die Wahrheit) hängt nicht von Beweisen ab. Sie existiert auch ohne Beweise.

Eradicate 
Fragesteller
 15.08.2023, 20:11

Ja, nur sollte etwas allmächtiges schon in der Lage sein, diese zu führen.

A priori lässt sich Wahrheit nicht feststellen, es gibt Theoreme die nicht entscheidbar sind.

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Gehteetrinken  15.08.2023, 20:17
@Eradicate

Er koennte sie führen, tut es gegenüber einigen Menschen auch, aber nicht der Allgemeinheit gegenüber.

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Gott muss gar nichts beweisen, Er ist uns Menschen keine Rechenschaft schuldig.