Wie erklärt man nach einer Trennung der Ex, dass man die ganze Partnerschaft über eine Selbstschutz-Maske getragen und deshalb viel auf sie projiziert hat?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

So etwas erklärt man ganz einfach so ehrlich wie möglich und ohne Umschweife. Man gibt es zu wie einen Fehler, der einem unterlaufen ist; man steht dazu und räumt es einfach ein, setzt keine Antwort voraus und will es einfach sagen, um sich zu befreien. Das ist aber gar nicht so einfach - kaum jemand dürfte das so hinkriegen, weil es die Bereitschaft erfordert eine indirekte "Niederlage" zuzugeben ... da braucht man extremes Standing dafür und menschliche Stärke aber auch Reife und die Gabe, so was effektiv und ehrlich zu formulieren, damit der Gegenüber merkt, es kommt von Herzen und ist echt so gemeint, wie dass es gesagt wird.

Wo Menschen sind, da menschelt's halt -----> und nix ist so schlimm, dass man nicht (mehr) drüber reden kann ... klar, aber das muss ma halt erstmal selber intus haben und wissen, dass das Zugeben eines Fehlers kein Verlust der Ehre darstellt.

Ich weiß es, weil ich (31) vor geraumer Zeit so etwas, nämlich eigene Fehler und auch eine Sache, die man in diese Richtung interpretieren kann (Fremdsteuerung durch "einflussreiche" aber falsche Vorbilder und dadurch gab ich mich anders, als ich eigentlich bin; teilweise wurden durch ein "spezielles" Vorbild Charaktereigenschaften unterdrückt und es gab den Versuch sie mir abzuerziehen) einräumen musste und es echt extrem schwer gewesen ist. Hat aber gut getan und wir hatten daraufhin einen sehr erfolgreichen und schönen Neubeginn, der vor dem Standesamt endete und von dort aus munter in eine neue Aera überging :-)

Allerdings stellt sich die Frage, ob es Sinn macht. In meinem Fall wusste ich, dass es Sinn macht und sie seit geraumer Zeit auch wusste, wie die Wahrheit ist hinter der Fassade und wohl mehr oder weniger damit rechnete, dass eines Tages die verbale/emotionale Bombe platzt. Wenn es sich jedoch abzeichnet, dass es der Ex total egal wäre, würde ich sagen: Nix mehr sagen, nix mehr machen, die Hunde bellen lassen, die Erkenntnis für sich behalten und dafür im Alltag umsetzen - es gibt immer ein Danach und immer die Chance, Fehler wieder zu korrigieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Rosenmary 
Fragesteller
 06.09.2021, 13:49

In diesem Fall würde voraussichtlich nur 1 Hund bellen😉🙄

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rotesand  06.09.2021, 15:27
@Rosenmary

Sehr gute Pointe :-)

Die beiden haben halt jahrelang auch den drohenden Kassandraruf nicht gehört oder viel eher nicht hören wollen. Das hat möglicherweise alles im negativen auf die Spitze getrieben.

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Rosenmary 
Fragesteller
 06.09.2021, 16:24
@rotesand

Ja, definitiv. Und die Büchse der Pandora, in der das Selbst versteckt lag, rüttelt gerade ganz stark und möchte ihren Inhalt preisgeben.

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rotesand  06.09.2021, 17:30
@Rosenmary

Das ist auch möglicherweise ziemlich schmerzhaft bzw.jedenfalls nicht wirklich einfach, aber es sollte zur Selbstfindung beitragen.

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Hallo Rosenmary,

dreizehn Jahre sind eine sehr lange Zeit - und der Moment der Trennung will jetzt offenbaren, was die ganze Zeit über versteckt war. Und das mag dann wie eine Art Rechtfertigung sein, warum es die ganze Zeit so war und letztlich zu dem Ende geführt hatte. Sicherlich war in der Partnerschaft auch sehr viel Gutes: wundervolle gemeinsame Zeit, von der beide sehr viel hatten, wo sie sich auch etwas gegenseitig gegeben hatten. In einer solchen "Offenbarung" könnte das alles in ein ungutes Licht geraten - und umso mehr Schmerz hervorrufen.

Vielleicht können die beiden weiterhin eine Freundschaft führen - und für sich ihre eigenen Wege gehen. Dein Freund mag sich selbst reflektieren, das was wir und warum alles (ursächlich) war einordnen, wobei Du ihm sehr viel helfen kannst. Und so kann er vielleicht mit etwas Abstand zu seiner Ex mit ihr von dem einen oder anderen Moment, der ihm jetzt in all dem Reflektieren klar geworden ist, mit ihr sprechen.

Er muss jetzt nicht sagen, was er vielleicht falsch gemacht hatte, was er vielleicht hätte anders machen können - einfach nur, wie was war und auch gerne warum. Damit hat seine Ex die Möglichkeit, noch an dem Prozess dieser Reflexion teilzuhaben - und er würde ihr das einfach anbieten.

Sie kann darauf eingehen - oder auch nicht.

Ich darf mich mal in ihre Situation hineinversetzen - und davon austehen, dass die Trennung für mich schmerzlich war, aber doch noch ein Stück weit Nähe, die eine Freundschaft tragen kann, geblieben ist. Dann würde ich mich in dieser Nähe für all diese Dinge interessieren und zuhören, ggf. auch das eine oder andere selbst reflektieren.

Sicherlich würde ich viele Dinge mit der vergangenen Partnerschaft verbinden, vergleichen, das eine oder andere jetzt anders oder genauer verstehen. Das würde ich aber nur reflektieren wollen, wenn ich gefragt würde: d.h. er es dann auch hören kann und möchte, ohne Angst haben zu müssen, sich irgendwie schlecht zu fühlen.

Wichtig wäre mir, dass er etwas aus all dem macht - was ihn letztlich weiterführt, was dann auch weiter die Freundschaft tragen kann und darf.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Von Experte Rosenmary bestätigt

Hallo Rosenmary!

Wofür und für wen ist denn die Annahme wichtig, dass die Chancen schlecht oder gut sind für das Wiederaufnehmen der Beziehung?

  1. Entweder jemand möchte der Beziehung eine Chance geben, oder eben nicht, und das sollte man auch so sagen.
  2. Wenn eine/r von beiden an der Beziehung weiter interessiert ist, sollte das mit einer Begründung formuliert werden.
  3. Wenn die Gründe für bisheriges Handeln zum ersten Mal offen genannt werden, ist das immer von Vorteil.
  4. Denn nur diese Ehrlichkeit sich selbst und dem/der Anderen gegenüber kann eine tragfähige Grundlage für die Beziehung sein.
  5. Alle Beziehungen sind Entwicklungen, die von beiden beeinflusst werden. Deshalb kann man keinen gewünschten Endpunkt vorhersagen.

Wichtiger finde ich also die ehrlichen Gespräche, die beide weiter bringen, egal, ob eine gemeinsame Fortführung bzw. Wiederaufnahme der Beziehung daraus resultiert.

LG

gufrastella

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – und Interesse
Rosenmary 
Fragesteller
 06.09.2021, 10:40

Ee macht sich noch Hoffnungen.

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gufrastella  06.09.2021, 10:47
@Rosenmary

Dann soll er seine Hoffnungen in Handlungen umsetzen und wie oben beschrieben auf seine ehemalige Partnerin zugehen. Entweder er erweist dann bei ihr als glaubwürdig (des Glaubens an ihn würdig) oder nicht. Wenn sie ihn abweist, hat er die Chance, sein neugewonnenes ehrliches Selbstbewusstsein (Bewusstsein seiner selbst als früher zurückgewiesenes Kind, das er nicht mehr ist) in einer anderen ehrlichen Beziehung zu leben.

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Man kennt weder ihn noch sie, deshalb ist das reine Spekulation.

Dieser Mann gehört in Therapie. Es gibt anscheinend innere Konflikte, die er nie verarbeiten konnte, und das alles spiegelt sich in seinem Verhalten wieder. Vielleicht gelingt es ihm mit professioneller Hilfe, sich zu öffnen und über seine wahren Gefühle zu sprechen.

Ob seine Ex sich darauf einlässt? Kann niemand wissen. Der Typ ist ihr doch fremdgegangen und du hast schon einige Fragen zum selben Thema gestellt. Ein Vertrauensbruch ist in meinen Augen ein No Go und alleine deshalb käme für mich eine weitere Chance nicht in Frage. Aber vielleicht kann sie ihm verzeihen und ist dazu gewillt, mit ihm an der Beziehung zu arbeiten. Natürlich nur, wenn sie ihn noch genug liebt.

Rosenmary 
Fragesteller
 06.09.2021, 13:35

Sie weiß nur von einem von vielen Fremdgehen, das war 2014 und floss in die aktuelle Trennung eher nicht ein.

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Wenn die Trennung gelaufen ist, würde ich nicht noch mal mit meinem Ex großartig über die Gründe sprechen. Vorbei ist vorbei. 13 jahre waren genug Zeit, um psychsichen "Ballast" zusammen abzuarbeiten.

Im Gegenteil, ich würde wahrscheinlich wütend und verletzt reagieren, weil mein Partner nicht genug Vertrauen hatte, mich einzuweihen aber jetzt, nach der Trennung damit ankommt. Das würde auf mich so wirken, als zuiehe er die Mitleidsmasche.