Es ist normal, dass Kinder nicht "fertig erzogen" sind und alle diese bekannten bzw. unter Erwachsenen" normalen" Umgangsformen im Blut haben, wenn sie vom Kindergarten in die Schule wechseln oder von der Grundschule in die weiterführende Schule - dafür sind sie noch Kinder. Die lernen das mit der Zeit von ganz allein und auch den Unterschied von Du und Sie lernen manche erst relativ spät, auch Bitte und Danke, und sind oft noch relativ unbeschwert, dafür anteilnehmend - es sind halt Kinder & auch Fünft-/Sechstklässler sind oft noch relativ kindlich bzw. nicht viel anders als in der dritten und vierten Klasse :-)
Aber Erwachsene haben oft zu hohe Anforderungen bzw. scheinen vergessen zu haben, dass auch sie mal klein waren und sicher nicht perfekt in ihrem Verhalten - da ist manches sicher auch überzogen, was gefordert wird.
Manche Kinder hören evtl. auch aus Prinzip (habe ich auch schon erlebt) nicht auf ihre Eltern und erst auf Lehrer oder andere Erwachsene bzw. werden erst durch Schaden klug nach Zusatzaufgaben/Nachsitzen usw. in der Schule oder sind vom Typ her bockig, eigensinnig oder wortkarg - das gibt es alles, am Ende entscheidet immer der Einzelfall - der eine so, der andere so.
Andererseits ist der Umgangston in mancher Familie alles andere als freundlich, sondern erschreckend patzig und schnippisch und findet ohne Bitte und Danke statt. Da lernen es die Kleinen halt nicht, wenn sie es nicht gezeigt bekommen. Ich hatte beruflich z.B. schon mit einer Frau zu tun, die selber Kinder hatte und mir zu erklären versuchte, es sei nicht mehr zeitgemäß, Bitte und Danke und Guten Tag/Auf Wiedersehen usw. zu sagen und "ein Zeichen von psychischer Schwäche". Da muss sich keiner wundern, wenn man den Kiddies solche "Basics" extra beibringen muss, wenn sie es daheim nicht lernen, aber das ist ein anderes Thema.
Ich hatte übrigens ein gegenteiliges Problem: Ich stamme aus einer gebildeten und recht gediegenen Familie und wurde in der sechsten Klasse (das ist über 20 Jahre her) mehrmals dafür "gerügt", dass ich einigen Lehrern zu höflich gewesen sei, das wurde sogar beim Elternsprechtag bemängelt - ich habe immer gegrüßt, gedankt, die Umgangsformen genau eingehalten usw., offenbar war das den Lehrern zu viel - andererseits kamen einige nicht damit klar, dass ich ein "Ausländerkind" war und vieles, was ich gemacht habe, wurde moniert; wenn andere den selben Vorschlag gemacht hätten, galt er als gut; wenn er von mir kam, war es das laut anderer Meinung in der Regel nicht - und ich bin mir sicher, dass ich als "guter deutscher Junge aus einer traditionellen alteingesessenen Familie" für meine "erlesene Höflichkeit" oder mein "ungewöhnlich weit entwickeltes Benehmen" gelobt worden wäre :-/ wobei das ein anderes Thema ist.