Warum sieht der Faschismus die Frau nur als Gebärmaschine?
Warum hat die Frau im Faschismus so einen zweitrangigen Stellenwert und soll nur für die Küche und die Kinder zuständig sein, anstatt arbeiten zu gehen oder in der Politik mitzubestimmen?
Ist der Faschismus deshalb mit diesem Frauenbild so entstanden, weil seine Begründer mit so einem Frauenbild aufgewachsen sind und das für sie somit normal war, weil sie es selbst nicht anders kannten?
Oder hatte es damals (z.B. im faschistischen Italien unter Mussolini) einen gewissen Zweck, die Frau im Faschismus zweitrangig sein zu lassen?
Wurde dieses Frauenbild also quasi extra von Mussolini & Co. in den Faschismus hineingepackt, oder kannte er es einfach nicht anders und dachte, das sei so natürlich und richtig?
Warum ist das für dich zweitrangig? Sind doch wichtige Dinge?
Für mich ist nichts zweitrangig. Da steht: "Warum die Frau eine zweitrangige Stellung hatte..."
12 Antworten
Geistige Grundlage des Faschismus ist der Futurismus. Im "futuristischen Manifest" von Filippo Tommaso Marinetti vom Jahr 1909 heißt es im Punkt 9: "Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes". Die futuristische Partei Marinettis fusionierte dann mit der faschistischen Partei Mussolinis. Offiziell wurden Frauen nicht mehr verachtet, sondern als notwendiges Übel angesehen, das man zur Produktion von möglichst vielen neuen Soldaten und Siedler in eroberten Gebieten brauchte. Hitlers Nazi-Partei übernahm dieses Frauenbild wie so vieles von seinem großen Vorbild Mussolini.
Die Ursachen für dieses im futuristischen Manifest so brutal geäußerte frauenfeindliche Denken gehen natürlich weit zurück und sind religiös-kultureller Art. Die katholische Kirche hat, ebenso wie der Islam, die Frau immer als zweitrangig betrachtet. Das hat die Kultur des gesamten Mittelmeerraumes geprägt.
Das war halt damals so. Ist ja nicht so, als wäre anderswo das Frauenbild in den 30ern besonders fortschrittlich war.
Warum hat die Frau im Faschismus so einen zweitrangigen Stellenwert und soll nur für die Küche und die Kinder zuständig sein, anstatt arbeiten zu gehen oder in der Politik mitzubestimmen?
Diese Einstellung findet man auch bei religiösen Fundamentalisten. Bleibt die Frau zu Hause, läßt sie sich besser kontrollieren.
Der Faschismus beruht gesellschaftspolitisch auf einem "WIR gegen alle anderen". Eine Mehrheit (oder eine Gruppe, die sich für die Mehrheit hält) setzt allein die Maßstäbe des Zusammenlebens und Gedeihens; alles außerhalb Stehende wird als feindlich/krank/nicht menschlich betrachtet. Das drückt sich am stärksten im Gedanken des Volks bzw. der Volksgemeinschaft aus.
Für dieses so verstandene Kollektiv ist die Rolle der Frau durch zwei wichtige Eckpunkte charakterisiert:
- Sozialpsychologisch herrschen traditionelle und patriarchal geprägte Rollenmuster vor; die Frau hat im streng hierarchisch geordneten Volkskörper immer eine untergeordnete Rolle.
- Biologisch und bevölkerungspolitisch ist eine ständig wachsende Anzahl an Mitgliedern der Gemeinschaft wünschenswert. Dabei kommt vor allem der Frau die Funktion des Gebärens zu. Der Unterschied zur Rolle des Mannes in diesem Bereich ist schlicht auch durch die unterschiedliche zeitliche Belastung begründet: Ein Mann braucht zum Kindermachen fünf Minuten, eine Frau mehrere Monate.
In dem Zusammenhang ist es vielleicht interessant zu wissen, dass die weitergehenden Zuchtpläne der Nazis für ihre Paradesoldaten der SS die Vielehe vorsahen.
Du findest also Kindererziehung und Hausarbeit für die Frau zweitrangig. Der Mann, der hingegen 10 Stunden oftmals schwer arbeiten muss hat demnach einen erstrangigen Job. Dann hätte ich lieber den zweitrangigen Job.
Allerdings darf man auch hier nicht pauschalisieren. Es gab viele Frauen, die auch einer Erwerbstätigkeit nachgingen; Näherinnen und Weberinnen, Sekretärinnen, Krankenschwestern etc.
Allerdings darf man auch hier nicht pauschalisieren. Es gab viele Frauen, die auch einer Erwerbstätigkeit nachgingen; Näherinnen und Weberinnen, Sekretärinnen, Krankenschwestern etc.
Frauen durften im Faschismus also arbeiten gehen? Durften sie auch studieren (und zB Lehrerin werden)?
Wie kommt man auf so etwas in Zusammenhang mit den anderen Informationen im Satz? Generell, woher kommt dieses frauenfeindliche Denken?