Die Grenzen des Humors - Sollten Komiker*innen sich an einen Kodex halten?
Ich nehme Bezug auf die Diskussion:
https://www.youtube.com/watch?v=r_iN9chy2ew
Sollte die Debatte intensiviert werden?
Sollte es Regularien geben, wo Humor seine Grenzen haben muss?
Wie seht ihr das?
Das Ergebnis basiert auf 44 Abstimmungen
14 Antworten
Eine gute Frage, die ich nicht so einfach beantworten kann.
Ich selber stehe gelegentlich auf Offenen Bühnen und spiele Comedy. Ergo: Manchmal denke ich mir auch Witze aus, bei denen vielleicht der eine oder andere Zuschauer aufspringt und sich echauffiert und mich am liebsten sofort auf den Scheiterhaufen stellen würde, weil ich seiner Empfindung nach böse war zu Randgruppen.
Vorausgesetzt, ich würde ihn dann auch auf der Bühne bringen.
Das "Problem" ist für mich erst einmal, dass es nicht meine Intention ist, Menschen anzugreifen. Mit jedem Witz den ich mache, und bei dem ich eine Gruppe ein wenig auf den Arm nehme, will ich weder den Menschen schaden oder sie ins Lächerliche ziehen. Von meinem Denken her ist jeder Mensch erst einmal ein Mensch, egal welches Geschlecht, welche Nationalität, welche sexuelle Orientierung. Mir ist es egal, ob ein Mensch im Rollstuhl sitzt oder läuft wie ein junger Gott.
Für mich ist ein Mensch ein Mensch, und so behandele ich ihn auch.
Darum sind die Witze, die ich mache und vielleicht eine Randgruppe streifen, nur dazu gedacht, Menschen zum Lachen zu bringen.
Nur gibt es eben Menschen, die tatsächlich so dermaßen überkorrekt sind, dass sie sofort einen Angriff dahinter sehen, eine Beleidigung, ein Ins-Lächerliche ziehen.
Es gibt - von meinem Anspruch her gesehen - natürlich auch Witze, die ich nie bringen würde. Nehmen wir nur mal als Beispiel die von FelixSH angeschriebene Thematik Vergewaltigung bzw. Vergasung. Das wäre etwas, bei dem auch mir schlecht werden würde, und wenn ich es selber schon als Grenze weit sehr sehr weit überschritten ansehe, werde ich es nicht machen.
Aber warum ist es okay, wenn ich Witze über mich selber mache, aber wenn ich von einer fiktiven Nachbarin erzähle, die manchmal "dumme Sachen" sagt, dann kommen gleich Menschen, die mir Frauenfeindlichkeit vorwerfen, weil ich ja damit aussage, dass alle Frauen dumm und doof sind?
Ich glaube, da liegt auch ein bisschen das Problem: Es wird immer Menschen geben, die einen Witz so interpretieren, dass sie darin einen Angriff sehen, selbst wenn 99% aller anderen Zuschauer diesen nicht sehen.
Und dieses 1% kann dafür sorgen, dass man einen Shitstorm durchleben muss.
Jeder hat seine Grenze. Dass Humor nicht beschnitten werden darf glaubt eh niemand, auch wenn viele da nicht drüber nachdenken.
Ist es legitim, Witze darüber zu machen wie gerade eine Frau vergewaltigt wird, inklusive eine solche Szene nachzuspielen? Ist es ok, wenn man ein Opfer des Holocaust imitiert, das gerade vergast wird?
Es gibt Leute die solche Dinge lustig finden. Die meisten, hoffe ich, finden das nicht.
Keine Ahnung wo die Grenze ist, das meiste sollen eh Leute selbst entscheiden. Aber dass jeder seine Grenze hat sollte dabei nicht vergessen werden, anstatt einfach zu behaupten, Humor hätte keine Grenzen. Vor allem sind die sehr schnell erreicht, wenn man selbst dauerhaft Opfer solcher Witze ist. Da beschwert sich irgendwann jeder, dass das doch eigentlich nicht lustig ist, auch wenn alle anderen drüber lachen.
Nein, Satirefreiheit muss gewahrt bleiben. Es gibt bereits gesetzlich festgelegte Grenzen, und bei diesen sollte es auch bleiben. Wenn überall, wie neuerdings üblich, willkürlich der Zensurstift angesetzt wird, weil sich irgendjemand in seinen Gefühlen verletzt fühlen könnte, dann kann man zum Lachen wirklich bald nur noch in den Keller gehen.
Allerdings möchte ich nicht GEZwungen werden, für so manches absonderliche Humorverständnis der Öffentlich-Rechtlichen Meinungsbildungsanstalten à la Böhmermann und Co. zu bezahlen. Die können für ihre freiwillig zahlende Fanbase gerne auf den Putz hauen, soviel sie wollen. Aber ich möchte selbst entscheiden, was ich konsumiere bzw. wofür ich dann auch bereit bin zu bezahlen.
Man kann sich ja selbst entscheiden wem man zuhören möchte und wem nicht.
Ich fand Oli Pocher zb nie lustig, deshalb schalte ich bei ihm nie ein. Ich würde nie auf die Idee kommen jemanden zu verbieten irgendwo aufzutreten oder ein Witz zu reißen.
Aber natürlich habe ich mir ein Bild von einem Menschen gemacht der mir unangenehm aufgefallen ist und dann habe ich eben meine Meinung über diese Person gebildet die negativ ist und ich nichts zutun haben möchte, besser gesagt nichts konsumieren möchte.
Nein niemals jeder soll für sich entscheiden was er lustig findet und es anderen nicht vorschreiben.
Humor an sich hat auch keine Grenzen, sonder nur die Person, die eine Gewisse Art Humor nicht versteht oder nicht mag. Und dabei geht es nicht um den Humor an sich, sondern um die "persönliche" Hemmschwelle dieser einen Person bzw. einzelner Personen. Statt zu sagen, dieser Witz war beleidigend, sollte man besser sagen... Ich finde diesen Witz beleidigend, denn nicht für jeden war er es, sondern es geht dabei rein nur um das "persönliche" Empfinden!