Gibt es denn eigentlich gute Diktaturen?

10 Antworten

Fidel Castro war bei großen Teilen seiner Untergebenen sehr beliebt. Und er hat seinen kleinen Inselstaat vehement und tapfer gegen Invasionsversuche von Außerhalb und gegen Handels- und Reiseembargos des Auslands verteidigt. Nicht zuletzt daher rührt wohl auch das hohe Ansehen, dass er bei einigen (nicht wenigen) seiner Landsleute besitzt.

Aber wenn er bei allen beliebt gewesen wäre, hätte es keine Diktatur gebraucht.

Und um eine Diktatur aufrecht zu erhalten, muss man seine Gegner im Zaum halten. Das hat leider auch bei Castro am Ende zu einer despotischen Regierungsweise geführt, die Ihn nicht groß von anderen Diktatoren unterscheidet.

Trotzdem, mit einer Demokratie wäre es Kuba wohl nicht möglich gewesen, seine Eigenständigkeit zu bewahren, denn die USA haben schon damals alles, inklusive einer Vielzahl von Mordanschlägen auf Castro, unternommen, um Kuba zu einem us-amerikanischen Markt umzugestalten.

Xerxes11 
Fragesteller
 10.05.2019, 15:07

Naja Kuba ist jetzt kein tolles Land um zu leben.

0
FresherKnilch  10.05.2019, 15:14
@Xerxes11

Doch ist es. Viele US-Amerikaner studieren dort Medizin, für so ein kleines Land gibt es auch recht viel Zuwanderung, sogar aus Deutschland.

Dass das Land so arm ist, liegt vorallem daran, dass gegen Kuba das längste Handelsembargo in der modernen Weltgeschichte verhängt wurde, das noch immer in Kraft ist. Du erkennst vielleicht die Parallelen zu unserer letzten Unterhaltung?

Kannst du dir anlesen, wenns dich wirklich interessiert, Torricelli Act bzw. Helms-Burton-Act.

In Kuba ist es aber wirklich schön, und die Leute sind sensationell gut drauf.

Die Diktatur konnte auch hier, nichts für die schlechte Wirtschaftslage.

2
Xerxes11 
Fragesteller
 10.05.2019, 15:15
@FresherKnilch

Doch, aber das Embargo mscht es noch schlimmer. Aber eben doeses Embargo ist natürlich nicht fair.

0
Xerxes11 
Fragesteller
 10.05.2019, 15:32
@FresherKnilch

Ausserdem hat Castro sehr viele fragwürdige Dinge getan.

1
FresherKnilch  10.05.2019, 16:11
@Xerxes11

Das Embargo trägt die Hauptschuld an der Armut des Landes. Die haben eine ziemlich gute Landwirtschaft mit einigen sehr lukrativen Produkten, da ist die Havannazigarre nur das bekannteste, vom Boykott betroffene aus einer ganzen Reihe von Gütern.

Aber schlimmer als die Exportblockade ist die des Importes. Als Inselstaat ist Kuba, noch mehr als andere Länder, auf fairen Zugang zu bestimmten Produkten angewiesen. Diese auf Umwegen oder zu extrem überteuerten Preisen zu beschaffen, blutet ein so kleines Land natürlich aus.

0
FresherKnilch  10.05.2019, 16:12
@Xerxes11
Ausserdem hat Castro sehr viele fragwürdige Dinge getan.

Natürlich, das schrieb ich ja auch in meiner Antwort. Aber sonst würde man Ihn wohl auch nicht "Diktator" nennen, eine Begrifflichkeit, die doch eher negativ behaftet ist.

0
Xerxes11 
Fragesteller
 10.05.2019, 16:40
@FresherKnilch

Viele Diktatoren haben gute Dinge getan, müssen sie, sonst wären sie komplett verhasst.

0
Arkesilaos  12.05.2019, 15:18

Die bis 1956 herrschende korrupte Batista-Diktatur mit dem Einfluss der amerikanischen Mafia war bestimmt auch kein" tolles Land" um zu leben.

0

Hi.

Eins der Paradigmen unserer Gesellschaft sagt, dass Diktatur nie gut sein kann, weil die Macht nicht vom Volke aus ausgeht. Hab jetzt keinen Bock auf Diskussion, deswegen tun wir jetzt einfach mal so, als müsste das stimmen. Trotzdem sprechen gewisse Punkte für gewisse Diktaturen: wirtschaftlich gesehen ging es den Menschen in Indonesien unter dem "lächelnden General" deutlich besser als vorher. Klar, Mitsprache war nicht, aber die Bedürfnispyramide nach Maslov ist ziemlich eindeutig, wann Selbstverwirklichung und wann Hunger stillen dran kommt. Peter Scholl-Latour hat ne sehr ungewohnte Sicht auf die "Klosterfeudalherrschaft" in Tibet, bevor die Chinesen den Indern zuvor gekommen sind. Und konstatiert immer wieder, wie viel besser es dem Durchschnittstibeter geht. Kenne ich jetzt nur von ihm, er hat sich auch manchmal geirrt (z.B. Überleben der neuen Balkanstaaten), aber im Großen und Ganzen sollte man ihn sich mal anhören, bevor man vorschnell urteilt. Gilt jetzt nur, wenn Du den Diktator "Chinesisches ZK" auch als Diktator siehst. Und nicht nur Einzelpersonen.

Dann könnten der durchschnittliche Syrer wie auch der durchschnittliche Libyer noch meinen, dass es unter Assad/Gadhaffi vielleicht nicht schön war, aber besser, als der "Postdemokratische Zustand", der jetzt herrscht.

Mein großes Problem mit Diktaturen ist die Nachfolge: da wird nicht der Beste gewählt, sondern der Sohn. Selbst, als die römischen Kaiser noch das Optimatensysten (optimus = der Beste) hatten, war das halt zufällig meist n naher Verwandter. Wenn man sich die Geschichte des Byzantinischen Reiches anschaut, dann kann man die zusammenfassen als die ewige Wiederholung von "Putscher wird guter Kaiser - hat nen dummen Sohn - hat nen schrecklichen Enkel - wird weggeputscht, kastriert, geblendet und ins Kloster gesteckt". Ich muss da an die Kims denken: Kim Il Sung hatte es zumindest propagandistisch drauf. Kim Jong Il hätte bestenfalls auf dem Zombiewalk geglänzt. Aber er war wenigstens nicht fett...

Die Römer in republikanischen Zeiten (also vor den Kaisern so ab 50v) haben aber erkannt, dass es in Krisenzeiten schnelle Entscheidungen, wenig Debatten und klare Verantwortlichkeit braucht. Und dafür hatten sie n spezielles Amt, den "dictator", der ausnahmsweise keinen Kollegen hatte und nur im Notfall auf Zeit berufen wurde. Da sehe ich Vorteile von Diktaturen.

Trotzdem, Winston Churchill hatte schon recht, als er gesagt hat, dass die Demokratie furchtbar ist. Aber immer noch besser, als alles Andere!

BaalAkharaz  10.05.2019, 17:35

upps: natürlich war die republikanische Zeit VOR 50v, danach kam ja dann Caesar. Oops, my bad...

0

Eine Diktatur ist immer schlecht, wenn du auf der anderen Seite stehst und gut, wenn du regimekonform bist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Nun es gibt sicherlich Völker, die mit ihrem Diktator zufrieden sind/waren.

Das ist natürlich immer schwierig zu bewerten, da es entweder keine oder nur gefälschte Wahlergebnisse gibt.

Ich vermute aber, dass große Teile der Russischen Bevölkerung mit Vladimir Putin zufrieden sind.

Der Dalai Lama war zwar in dem Sinne kein Diktator aber ein nicht Demokratisch gewählter Herrscher. Seit er fliehen musste wollen die Tibetaner ihn scheinbar auch zurück.

Gut meinen es viele Diktatoren. Castro, Hitler, Lenin, Mao. Sie alle meinten es gut.

Es gut zu meinen heißt ja nicht, dass es gut wird.

Saturnknight  10.05.2019, 18:56
Nun es gibt sicherlich Völker, die mit ihrem Diktator zufrieden sind/waren.

Da stellt sich aber die Frage, wieviele der politischen Gegner noch im Volk dabei sind. Wenn die Gegner nicht mehr da sind, dann sind die, die übrig bleiben oft linientreu und beschweren sich selten.

1
OlliBjoern  10.05.2019, 20:19

Ich bin nun sicher kein Fan von Putin, aber die Kriterien eines Diktators erfüllt er nicht wirklich.

0

Viele ehemalige Diktatoren wie Antonescu, Mussolini oder Mao sind nicht ,,unbeliebt" in ihren Heimatländern. Also ganz so schlecht haben sie es wohl nicht gemeint, nur war es wahrscheinlich das töten, was sie zu schlechten Diktatoren gemacht hat.

Aber man muss zwangsläufig jemanden unterdrücken, wenn nicht das ganze Volk hinter einem ist, was es in den meisten Fällen nicht ist, um selber Diktator zu bleiben.

Xerxes11 
Fragesteller
 10.05.2019, 15:49

Mag sein, doch haben sie viele unschuldige getötet.

2