Das ist nicht selten, sondern ein immer wiederkehrendes Muster.
Menschen lieben "starke Männer", die rücksichtslos sind und für eine Sache kämpfen, sei sie auch noch so unmenschlich oder blöd.
Fangen wir mal mit Shakespeare und seinen Dramen an: Lady Macbeth liebte ihren Mann, der (auch auf ihre Anstachelung hin) den König ermorden ließ, nur um selber König zu werden. In King Lear fällt der Satz "Tis the time's plague when madmen lead the blind.", die einfachen Menschen sind blind - im übertragenen Sinne - sie verstehen die Zusammenhänge nicht, aber sie lieben es, von einem Wahnsinnigen, einem Madman, geführt zu werden.
War auch bei Adolf Hitler so, der angeblich "starke" und angeblich "charismatische" Mann, der sich so unmenschlich verhielt, aber doch beliebt war bei so vielen. Dasselbe Grundprinzip ist nun - in abgeschwächter Form - auch anderswo zu beobachten.
Kim Jong Un, sehr beliebt bei seinen Leuten - geradezu masochistisch, möchte man sagen, ist deren Haltung. Wenig zu essen, große Entbehrungen, aber er droht der Welt immer wieder, als ob er sagen möchte "wir (Nordkoreaner) sind auch noch da." Sinnlose Drohungen, aber die Leute lieben ihn.
Erdogan, sehr beliebt, auch wenn die Inflation in der Türkei astronomische Höhen erreicht. Ab und zu mal Griechenland drohen usw. Hauptsache, er repräsentiert die "starke Türkei" (und sei sie auch noch so schwach).
Trump ist auch bei dortigen Christen sehr beliebt (trotz seiner zahllosen frauenfeindlichen Aussagen). Rücksichtslos ist er - aber vielleicht lieben sie ihn ja gerade deswegen. "Stärke zeigen" kommt an, an seiner Dummheit und Eingebildetheit stören sich manche, aber viele eben auch nicht, viele lieben ihn dafür.
Wie die Minions suchen sich die Menschen ihren "Lieblingsschurken". Bei den Minions war es die verbrecherische "Charlotte Overkill", ihr wollten die Minions dienen. Menschen wollen oft keine "konstruktive" Politik, lieber wollen sie sich unterwerfen (siehe auch "Masochismus" oder das Schaf, das sagt "das nächste Mal wähle ich den Wolf.") - bekommen aber Emotion zurück ("wir sind wieder wer").
Schurken sind beliebt.
Irgendwo bei Huckleberry Finn (von Mark Twain) heißt es sinngemäß: er hat das Zeug zum Präsidenten - wenn sie ihn nicht vorher hängen. Twain konnte Trump noch nicht kennen, der Satz stimmt dennoch, die Menschen lieben Schurken. Sie lieben an ihnen die Rücksichtslosigkeit, die sie selber in sich tragen, aber selber nicht zu realisieren wagen.
Wie man dies nennen möchte, sei jedem selber überlassen, aber die Menschen lieben die Fiesigkeit - freilich trifft es nicht auf alle Menschen zu (auch in den USA sind einige scheinbar "immun" gegen das "Madman" Gehabe).
Bei Putin geht es ebenfalls um diese Emotion (Russland muss halt wieder groß werden), dieselbe Emotion, die hinter all diesen Tendenzen steht (Macbeth muss König werden, Deutschland musste größer werden, Nordkorea muss militärisch stark sein und drohen, die Türkei muss was darstellen (und auch drohen), und "America first"). Die Sehnsucht nach eigener Größe und Macht, die sich auch in den nationalistisch denkenden Menschen oft widerspiegelt.