Sind Zoos Tierquälerei?

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Ich sehe da kein Problem. 67%
Zoos sind ethisch nicht vertretbar.(sollte es nicht geben) 33%

6 Antworten

Ich sehe da kein Problem.

Wenn man wirklich der Meinung ist, dass eine Haltung von Tieren im Zoo nicht möglich wäre, wie kann man es dann gleichzeitig in Ordnung finden, wenn Privatmenschen sich Katzen, Hunde oder andere Haustiere halten? Sind Haustiere etwa "Tiere zweiter Klasse"? Sind sie weniger "wert" als Wildtiere? Was für Wildtiere gilt, gilt bei näherer Betrachtung auch für Haustiere; egal ob Tiger oder Katze, Wolf oder Haushund, Feldhamster oder Goldhamster, sie haben alle artspezifische Bedürfnisse, die man als Halter erfüllen muss. Es gibt dabei keinen gerechtfertigten Unterschied zwischen Wild- und Haustieren. Wer gegen Zoos ist, muss so konsequent sein und jede Form der Tierhaltung ablehnen und sollte zunächst vor seiner eigenen Haustür kehren - denn oft sind es ja gerade die Zoogegner, die selbst Tiere halten.

Wenn es möglich ist, ein Haustier tiergerecht halten zu können, muss es daher auch möglich sein, Zootiere tiergerecht zu halten. Und genau das ist der Fall. Natürlich wird nicht jeder Zoo die Voraussetzungen erfüllen können, um jede beliebige Tierart halten zu können. Aber grundsätzlich ist es möglich, vorausgesetzt man hat die finanziellen Mittel und die fachliche Expertise dazu, jede Tierart tiergerecht zu halten. Die wissenschaftlich geführten Zoos erfüllen genau diese Anforderungen, das müssen sie sogar. Denn der Gesetzgeber schreibt vor, dass sich entsprechend qualifizierte Mitarbeiter (Tierpfleger:innen) um die Tiere kümmern müssen, anderndalls erhält ein Zoo gar nicht die notwendige Betriebserlaubnis. Verwaltet wird der Tierbestand in modernen Zoos außerdem von Biolog:innen und Tierärzt:innen, also genau jenen, die sich am besten mit den Bedürfnissen der Tiere auskennen - besser als die meisten selbsternannten "Tierrechtler".

Tiergerechte Haltung allein am den Tieren zur Verfügung stehenden Platz des Geheges bemessen zu wollen, ist viel zu eindimensional gedacht. "Tiergerecht" bedeutet nicht, dass ein Tier so viel Platz bekommen muss, wie es in der Natur benötigen würde. Das ist aus guten Gründen überhaupt nicht notwendig. Wenn wir uns nämlich einmal die Frage stellen, warum die Tiere in der Natur so oder so viel Platz benötigen, dann ist die Antwort sehr einfach zu beantworten: weil sie fressen müssen. Die Reviergröße eines Tigers ist beispielsweise abhängig von der Beutedichte. Je weniger Beutetiere es gibt, umso größer muss sein Revier sein. Im wildreichen Chitwan National Park, Nepal ist ein durchschnittliches Revier eines weiblichen Tigers nur 23 km² groß, im wildarmen Amur-Ussuri-Gebiet hingegen 200 bis 400 km². Im Zoo werden die Tiere optimal gefüttert. Sie brauchen deshalb gar nicht ein so großes Gehege. Und wer behauptet eigentlich, dass Zootiere sich nicht so viel bewegen könnten wie in der Natur? Gerade in Bezug auf Elefanten führen Zoogegner gerne an, dass wilde Elefanten oft viele Kilometer pro Tag wanderten und Elefanten deshalb unmöglich im Zoo gehalten werden könnten. Untersuchungen mit GPS-Tracking zeigen aber, dass das nicht stimmt. Im Zoo legen Elefanten ähnlich große Strecken zurück wie in der Natur (siehe z. B. Linti 2017).

Es gibt noch einen anderen Grund, warum Gehegegröße allein über die Qualität einer Haltung nichts aussagt. Art- bzw. tiergerechte Haltung bedeutet, dass ein Tier jede Verhaltensweise ausleben kann, die es auch in der Natur zeigen würde. Gorillas bewegen sich täglich nur ein paar Meter weit. Eine Gruppe legt pro Tag vielleicht einen halben Kilometer zurück, vielleicht auch einen. Jetzt stellen wir uns einmal vor, wir stellen den Gorillas eine Wiese zur Verfügung, die riesengroß ist und locker ausreicht, um ihnen diese Strecke zu ermöglichen. Um sicher zu gehen verdoppeln wir die Fläche noch. Wäre das artgerecht? Nein! Denn ein Gorilla braucht Klettermöglichkeiten, er braucht Gestrüpp, in dem er sich verstecken kann, er braucht geeignetes Blattmaterial, aus dem er sich jeden Abend ein Schlafnest bauen kann, er braucht Beschäftigungsmöglichkeiten. All das sind Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen und über die Gehegegröße nichts aussagt. Was nützt es dir, wenn du in einem großen Schloss lebst, in dem es aber weder Bett noch Tisch, Stühle und Schränke gibt?

Die Lebensbedingungen sind natürlich anders. Aber anders ist nicht gleichbedeutend mit "schlechter'. Im Zoo werden die Tiere beispielsweise optimal gefüttert. Ihre wilden Artgenossen können verhungern. Wenn sie sich verletzen, gibt es keinen Tierarzt, der sie behandelt. Es gibt auch keinen Tierarzt, der sie regelmäßig gegen Parasiten behandelt oder bei Krankheit pflegt. Ein Tier in der Natur kann jederzeit Opfer eines Raubtiers werden. All das sind Stressfaktoren, denen Zootiere nicht ausgeliefert sind. Zootiere sind im Schnitt gesünder, besser ernährt und fast alle Tiere leben im Zoo deutlich älter als in der Natur.

Zum anderen bedeutet tiergerechte Haltung nicht "so wie in der Natur", sondern "so, dass das natürliche Verhalten ausgeübt werden kann". Ein künstliches Klettergerüst kann dieselbe Funktion erfüllen wie ein echter Baum. Aus tiergärtnerischer Sicht erfüllt ein künstlicher Kletterbaum vielleicht seine Funktion besser als ein echter. Denn ein echter Baum kann morsch werden, was die Sturzgefahr erhöht. Ein echter Baum kann vielleicht auch nicht so leicht hygienisch sauber gehalten werden. Gute Haltungsbedingungen müssen nicht so sein wie die Natur, sie müssen nur dasselbe ermöglichen. Eine Hauskatze muss sich die Krallen schärfen können. Die wenigsten stellen ihrer Katze aber einen echten Baum in die Wohnung. Ein künstlicher Baum mit einem Sisalseil tut es auch, notfalls auch mal ein Stuhlbein oder die Sofalehne. ;-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Parabuteo  21.05.2023, 18:05

Sehr gut erklärt👍

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Ich sehe da kein Problem.

Wer der Meinung ist das alle Zoos Tierquälerei sind, der sollte sich mal die Löwen doku "the Last lions" auf Dailymotion ansehen. Danach wird man sagen müssen das das Wilde Leben ein reiner Überlebenskampf ist, bei dem regelmäßig Löwenjunge sterben bevor sie ein Jahr alt sind, oder etwas ältere Löwenmänchen den Folgen eines Kampfes mit einem anderen Rudel um das Territorium stirbt.

☑️ Andere Antwort

(Da Du kein "Ja" oder "Nein" als Antwortoptionen auf die konkrete Frage anbietest)

 

Sind Zoos Tierquälerei?

Nein. Tierquälerei ist per Gesetz definiert. Zoos werden kontrolliert. Wenn sie Tiere quälen würden, dann würden sie geschlossen werden.

 

Das ist doch für die Tiere wie ein Gefängnis, nur damit wir sie anschauen können oder nicht?

Das Thema wurde hier schon oft besprochen (Tipp: GuteFrage hat auch eine Suchfunktion, die Lupe oben rechts auf der Webseite).

Schau mal, hier. Da wurde diese Diskussion auch schon geführt und in diversen Antworten auch schon erkärt, welche Aufgaben Zoos alle so wahrnehmen und dass es nicht nur darum geht, die Tiere dort für Besucher zur Schau zu stellen:

Hier noch zwei weitere Antworten von mir, damit ich sie hier nicht erneut tippen muss (in allen Anderen obigen Themen habe ich auch geantwortet):

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger

Es kommt meiner Meinung nach sehr auf den Zoo an.

Es hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan hinsichtlich besserer Haltungsbedingungen.

Aber natürlich gibt es noch viel Verbesserungspotential.

Und manche Tierarten sollte man vielleicht gar nicht im Zoo halten, da eine artgerechte Haltung kaum möglich ist. Einige Tierarten leben im Zoo sogar deutlich länger als in der Wildnis. Manche allerdings, zum Beispiel Elefanten, leben im Zoo deutlich kürzer und haben offensichtlich sogar psychische Probleme. Auch Menschenaffen leiden definitiv in Gefangenschaft. Daher sollte man überdenken, ob so etwas noch zeitgemäß ist und vielleicht sogar abgeschafft werden sollte.

Allerdings, und es ist traurig, dass es so ist, erhalten einige Tierarten durch Zoos eine Überlebenschance. Denn leider gibt es immer noch viel zu viel Wilderei, sodass viele Tierarten in der Natur vom Aussterben bedroht sind. Durch Nachzuchtprojekte und teilweise auch Wiederaussiedlung, konnten so schon Tierarten vor dem Aussterben bewahrt werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – War früher viel im Zoo, Autor für die Kinder Zoo Zeitung

Schade, eine Option die dazwischen liegt fehlt.

Ich finde das Zoos nicht das Baste sind, was wir tun könnten. Ich sehe aber auch das wir große andere Möglichkeiten kaum haben. Zoos züchten Tiere nach. Zoos nehmen Tiere aus (noch) schlechterer Haltung auf (Reptilien und sowas) Und Zoos sind auch eine Möglichkeit sich zu bilden und informieren.

Klar, machen diese Punkte einen Zoo nicht zum besten Lebensraum. Aber für viele Arten gäbe es halt nur das oder den Tod. Ich meine wir leben in einer Welt in dem Nashörner eine 24 Stunden Überwachung haben, mit sie nicht abgeknallt werden und Elefanten wird das Elfenbein schon mal vorsorglich abgeschnitten, mit das Wilderer nicht mehr können. Stellt man sich doch dann einfach mal vor was passiert wenn die Zoos plötzlich ihre Tiere frei lassen...

Und man merkt ja auch das es scheinbar funktioniert, im Zoo gibt es mal immer wieder Nachwuchs und man sagt ja auch das Tiere nur dann Nachwuchs zeugen wenn die Lebensbedingungen passen