Sattelzwang loswerden?

4 Antworten

Ja, es ist schon oft ein "Kreuz" - im wahrsten Wortsinn - mit den passenden Sätteln...

In der gestrigen Folge "Die Pferdeprofis" hat Kenzie Dysli dieses Problem - wie ich finde - gut gelöst...

Es war die Folge mit Arabermischling "Sunny" - natürlich werden dort immer nur jeweils kurze Ausschnitte aus mehreren Monaten zusammengefasst...

Ich finde jedoch, der Grundansatz wurde sehr gut erklärt !

Viel Erfolg - egal, wie ihr diese Problematik auch anzugehen gedenkt...;)

Das kostet Geduld. Mein erstes Pferd war vor mir 3 Jahre lang Schulpferd. Die Unterrichtenden in dem Betrieb waren nicht ganz so gut ausgebildet in Richtung Sattelkunde und bewerteten oft nicht ganz richtig, ob ein Sattel passt. Ich sollte mal für eine Dressur-Einzelstunde einen bestimmten Dressursattel dort reiten, der einfach nicht lag. Es kamen Schüler im Unterricht an mit Falten in der Unterlage und keiner machte es raus bzw. kontrollierte und wies darauf hin.

Zu mir kam er mit atrophierten hinteren Trapezmuskeln, einem unpassenden Sattel (seinerzeit hab ich ihn achselzuckend eingepackt, heute sage ich "behaltet euren Schmarrn" und ziehe mit dem Pferd und ohne den Sattel von dannen - am Preis geändert hat es eh nichts) und unglaublichem Argwohn.

Durch immer und immer wieder satteln, ganz sachlich, ganz schlicht, NICHT mit beschwichtigenden Worten, sondern mit emotionslosem Abweisen von Abwehrverhalten, kamen wir in ca. einem Zeitraum von 4 Monaten zu einem Punkt, an dem er keine Abwehr mehr zeigte, aber ein Anspannen ist geblieben. Immer, wenn ich herum ging, Decke gerichtet habe, Gurt angelegt, ließ er mit einem tiefen Seufzer die Anspannung raus, als würde er sagen "was für ein Glück, es ist ein passender Sattel und sie hat wirklich alle Falten raus gemacht". Wichtig ist, absolut, dass man emotionslos bleibt. Regt man sich über das Abwehrverhalten auf, schaukelt sich das hoch. Wird man vorsichtig, spürt das Pferd die Vorsicht und denkt sich "schon wieder was faul mit dem Ding, dass der Mensch so verhalten agiert? Ich pass mal lieber auf mich auf" - und verspannt wieder mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Das könnte mit viel Geduld, sowohl bei jedem einzelnen Satteln, als auch auf die Dauer von Monaten gesehen, besser werden. Allerdings ist es auch möglich, dass das nun konditionierte Verhalten sich nicht mehr grundlegend ändert.

Zeit...

Ich reite gelegentlich eine Stute aus dem Schulbetrieb Korrektur, da ist der Sattelzwang leider auch massiv (wurde damals schnell angeritten, war halt noch nicht so weit, schnell den Sattel festknallen, dann Schulbetrieb wo auch öfter mal schnell und falsch gesattelt wurde, etc. man kennts...).

Schritt eins bei mir ist immer: Ich akzeptiere ihren Sattelzwang.
Es ist so, sie hat diese "Macke", sie reagiert so und sie DARF so reagieren. Ich will ja, dass sie mir "sagt", ob das okay ist oder nicht. Ich will das Symptom Sattelzwang nicht unterdrücken, ich will ihr helfen zu verstehen, dass alles okay ist.

Schritt zwei bei mir ist, ich lege den Sattel auf (ohne Gurt), sie darf die Ohren anlegen, etc. doch dann lobe ich sie, wenn sie aufhört. Sobald sie ruhig steht, wird gelobt.

Schritt drei bei mir ist, ich mache den Gurt sehr locker dran, sie darf wieder äußern, dass etwas nicht stimmt, so lange, bis sie aufhört, mache ich gar nichts. Wenn sie aufhört, lobe ich sie, gebe ihr Zeit, rede ruhig mit ihr.

Schritt vier bei mir ist, ich mache den Sattel so fest, dass er nicht runter fällt, aber längst nicht so fest, dass ich aufsteigen würde. Gleiches Prinzip: Sie darf äußern: "Hey, das gefällt mir nicht, das ist eine alte Erinnerung, nein!"
So bald sie aber aufhört, wird sie gelobt.

Das dauert sehr lange, bis man den Sattelzwang im Griff hat und auch das Satteln nach der Methode dauert länger (gut und gern mal 30 Minuten oder mehr). Ist mir aber egal, denn das ist es mir wert, dass das Tier verstehen kann: "Hey, das ist dieser böse Sattel, der tat mir immer so weh, aber eigentlich... Eigentlich ist es gar nicht so schlimm und ich kriege die Zeit, die ich brauche, damit ich das verstehen und aktzeptieren kann".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe drei eigene Pferde, mehrere Zertifikate und Kurse