Pferd mit equinem asthma auf der weide halten?

Urlewas  06.08.2023, 10:07

Was soll das Asthma mit Gras zu tun haben?

Tessa278 
Fragesteller
 06.08.2023, 15:54

Ich hab gelesen das die meisten pferde da gegen irgendwas allergisch sind und deswegen in der Box bleiben müssen keine ahnung

7 Antworten

Von Experte Punkgirl512 bestätigt

Boxenhaltung ist die absolut schlechteste Haltungsform, insbesondere für Asthma-Pferde. Die in geschlossenen Ställen immer vorherrschende Ammoniakbelastung, Heu- und Strohstaub, fehlende Bewegung und ausreichend frische Luft verschlimmern die Krankheit. Und nein, auch eine Aussen-/Paddockbox ist da keine Alternative.

Natürlich dürfen solche Pferde Gras fressen, warum denn nicht? Wichtig ist eine möglichst staubfreie Umgebung, die ist auf einer Graskoppel ja an sich gegeben. Man kann diese Pferde gut im Offen-/Bewegungsstall halten und sie können idR ganz normal auf die Weide. Was nicht geht sind sandige, staubige Paddocks und die Pferde sollten ausschließlich entstaubtes Heu bekommen. Als Einstreu für Liegeflächen gibt es staubfreie Alternativen, zB Miscantus, Waldboden, Gummimatten, wobei auch Stroh in vielen Fällen funktioniert, wenn der Bereich groß, hoch und luftig ist.

Es gibt mittlerweile viele Ställe, die sind allergiker geeignet, muss man sich eben informieren.

Asthma-Pferde kosten im Unterhalt natürlich uU mehr Geld, als ein gesundes Tier. Ist es akut benötigen sie Medis wie Schleimlöser, Kortison,... Absolut sinnvoll ist die Anschaffung eines Inhalators, mir dem nach Bedarf (manche Pferde täglich, manche mehrmals/Woche) die Schleimhäute befeuchtet werden können (Kochsalz) und wenn nötig Medis inhaliert. Ist das Pferd nicht akut dann immer und vor allem nach dem Inhalieren gut bewegen, vor allem auch im Galopp, damit die Lunge gut belüftet wird und sich der Schleim löst. Anschließend vom Boden fressen lassen, damit das gut ablaufen kann. Bedeutet in Summe auch immer mehr Zeit, die der Besitzer investieren muss.

Natürlich ist ebenfalls zu beachten, dass solche Pferde nicht so belastbar sind wie gesunde Tiere. Es muss - wie bei jedem Pferd, aber bei einem kranken Tier erst recht - immer auf ihren Zustand und die aktuelle Tagesform Rücksicht genommen werden. Bei fortgeschrittenener Krankheit kann so ein Pferd auch nicht mehr reitbar sein.

Arbeiten in einer staubigen Halle/RP ohne Bewässerung ist ein NoGo. Und tut sich das Pferd an einem heißen Sommertag eh schon mit der Atmung schwer und pumpt im Extremfall sogar, dann wird es natürlich nicht noch extra mit Traben und Galoppieren belastet. Ebenso schadet zu kalte Luft bei schneller Bewegung im Winter, hier ist immer das richtige Maß zu finden.

Weitreichendes Thema, mit dem man sich als Besitzer eines solchen Pferdes umfassend beschäftigen und informieren muss.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Equines Asthma ist eine scheußliche Krankheit, ich weiß wovon ich rede, denn ich habe einen Asthmatiker in meinem Stall stehen und wäre er nicht so ein irrer Kämpfer, er wäre dieses Jahr schon 2x eingeschläfert worden.

Equines Asthma heißt, dass du ALLES für dieses Pferd aufgeben musst, deine Freizeit, dein Geld, deinen Schlaf!

Der Stall MUSS staubfrei sein, also kein Stroh, kein Sand, kein Schotter, kein trockenes Heu mehr (bedampft oder gewaschen, verliert aber massiv an Nährstoffen dadurch).

Reiten auf dem Reitplatz oder der Halle nur, wenn das Tier fit ist und der Untergrund gewässert wurde!

Im Frühjahr durch die Pollenbelastund und in der Erntezeit der Bauern (Heu, Stroh, etc.) musst du mit Medikamenten gegenarbeiten, sonst wirst du nicht mehr froh und die sind schweineteuer.

Täglich 1-2x mit einem mobilen Inhalator inhalieren ist auch Pflicht, tägliche Bewegung trotz Offenstallhaltung muss auch sein, am besten wären 20 Minuten Trab und Galopp, wenn es das Pferd hergibt.

Reiten kannst du nur an guten Tagen, ansonsten steht unfassbar viel Bodenarbeit und Gymnastik auf dem Plan, ebenso alle 3-6 Monate Physio um die verkrampfte Bauchmuskulatur zu lockern.

Das Wissen, dass dieses Pferd nicht alt wird, solltest du auch im Hinterkopf haben.

Mein Pferd kostet mich monatlich locker 120-180€ an Zusatzfutter, Medikamente und Kräuter. Dazu kommt, dass ich morgens und abends am Stall bin, miste und inhaliere. Es ist eine Lebensaufgabe, ein Lungenpferd zu halten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe drei eigene Pferde, mehrere Zertifikate und Kurse

Auf gar keinen Fall in eine Box.

Pferd im Freien halten, viel Bewegungsanreize in der Haltung, definitiv getrennte Funktionsbereiche. Kein Fressen im Ruheraum, sondern Raufutter im Freien, auch keine fressbare Einstreu, kein "geschlossener" Ruheraum, sondern z. B. eine lange Seite einer rechteckigen Grundfläche komplett offen. Keine Kunststoff- oder Textilböden, also Kunstrasen, Textil im Reitboden o. ä. Sportvereine bekommen verbreitet Fördergelder, wenn sie sich vom Kunstrasen trennen, u. a. deshalb, weil der Abrieb unter den Sportschuhen den Lungen der Sportler und der Umwelt schadet und Menschen behaupten, ihre Pferde gern zu haben und setzen sie genau diesem Abrieb aus. Da fehlen mir die Worte.

Welche Einstreu - sofern nicht fressbar - im Ruheraum ist, ist egal. Es gibt Untersuchungen über die Vor- und Nachteile bei Equinem Asthma und da haben ziemlich alle gleich viele Vor- und Nachteile für die Patienten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
StRiW  06.08.2023, 12:43
Sportvereine bekommen verbreitet Fördergelder, wenn sie sich vom Kunstrasen trennen, u. a. deshalb, weil der Abrieb unter den Sportschuhen den Lungen der Sportler und der Umwelt schadet und Menschen behaupten, ihre Pferde gern zu haben und setzen sie genau diesem Abrieb aus. Da fehlen mir die Worte.

Hauptproblem der ersten beiden Generationen Kunstrasen, sie kommen jetzt alle in die Phase des Austausches, durch Hilfsstoffe in dem Sand und des Kunstrasens, ist alles Sondermüll!

Liebe Pferdefreunde! Keinen billigen ausgebauten Kunstrasen kaufen, da kommen schnell einige zehntausend Euro Entsorgungskosten auf einen zu!

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Baroque  06.08.2023, 14:49
@StRiW

Das Entsorgungsproblem kennen viele und nehmen es für geschenkten Boden sogar auf sich. Nichts desto trotz werden auch neue Kunstrasenflächen i. d. R. aus den genannten Gründen nicht mehr genehmigt und dass man die feinsten Kunststoffpartikel seinen Pferden zumuten möchte, geht mir einfach nicht in den Kopf. Vielleicht, weil der Mensch dazu neigt zu verdrängen, was er nicht sieht.

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Im Gegenteil: ein solches Pferd bitte nie in die Box! Weidehaltung ist da - sofern der Futterzustand oder Probleme wie EMS und Co. nicht dagegensprechen - sogar eine der bevorzugten Haltungsformen.

Alternativ ein guter Offen- oder Aktivstall. So viel staubarme Umgebung wie irgend möglich, angepasstes Training und angepasste Fütterung, dann kann auch so ein Pferd noch lange Jahre ein hochwertiges Leben führen. Aber es benötigt halt ein ordentliches und durchdachtes Management.

Fehlt dir als Besitzer aktuell noch der Durchblick, dann lass dich professionell (!!!) beraten. Und damit meine ich keine Foren im Internet, sondern ein Team, bestehend aus dem behandelnden Tierarzt, einem fähigen Trainer und einem unabhängigen Futterberater.

PS: zum Thema Fütterung und Haltung kann ich bei Interesse gern behilflich sein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Unabhängige Futterberatung für Pferde

Natürlich können asthma Pferde auf die Wiese - wenn nicht irgendwas anderes dem widerspricht wie Ems, Rehe usw.

Boden kommt drauf an, was machbar ist.

Wie kommst du darauf, dass ausgerechnet beim Hustenpferd nur Boxenhaltung ginge? Dass für irgendein Pferd Boxenhaltung akzeptabel wäre grenzt ja in der heutigen Zeit schon an.... Ignoranz?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin