Klima bei Netto-Null - Veränderung & Widerlegung?

4 Antworten

Zunächst muss man unterscheiden zwischen einem natürlichen Klimawandel und einem anthropogenen Klimawandel. Würde der Mensch nicht durch seine industriegemachten Treibhausgase, die Rodung von Waldflächen und anderen Aktivitäten in den Strahlungshaushalt eingreifen, würde das Klima auch schwanken. Die Faktoren, die in der Vergangenheit zum kontinuierlichen Klimawandel beigetragen haben, sind ja durch menschliches Zutun nicht ausgeschaltet. Allerdings greift der Mensch inzwischen so stark in die Strahlungsbilanz der Erde ein, dass alle bisher dagewesenen natürlichen Faktoren durch den anthropogenen Einfluss auf das Klima überlagert werden.

Würden wir also "netto null" Treibhausgase produzieren, gäbe es weiterhin ein Klima. Eben so, wie es das in der Erdgeschichte schon die ganze Zeit gibt. Dieses wird auch von Zeit zu Zeit schwanken. Nur eben nicht global so synchron wie jetzt und auch nicht in dem Ausmaß und der Geschwindigkeit wie es der menschgemachte Klimawandel tut. Das Klima würde sich bei einer Nettonull innerhalb relativ überschaubarer Zeit stabilisieren. Auf einem Niveau, das den bisher gemachten Eingriffen des Menschen natürlich Rechnung tragen wird.

Wir müssen dann noch über den Begriff "Eingreifen" reden. Sämtliche Maßnahmen im Klimaschutz greifen in den anthropogenen Klimawandel ein, der für sich bereits ein Eingriff in das natürliche Geschehen ist. Tatsächlich strebt also der Klimaschutz dahin, das menschliche Eingreifen zu verringern. Das Beispiel des Aralsees ist also ein gutes Argument dafür, dass man Klimaschutzmaßnahmen umsetzen sollte, da man ja damit den Eingriff in das natürliche Geschehen verringert.

Schwuttcke  17.11.2023, 12:39

Um wie viel überlagert denn der menschliche CO2-Ausstoß die natürlichen Klimafaktoren?

Und wie kommst Du darauf, dass ein menschlicher Eingriff in ein natürliches Geschehen per se negativ ist? Weil er menschlich ist?

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Avicenna89  17.11.2023, 14:45
@Schwuttcke

Seit etwa den 1960er Jahren liegt die tatsächlich gemessene Temperaturanomalie oberhalb des Konfidenzintervalls von Berechnungen, die ohne anthropogene Treibhausgase plausibel wären. Die Erhöhung liegt bei etwa 1 K.

Und wie kommst du darauf, dass ich behauptet habe, der menschliche Eingriff in das natürliche Geschehen sei negativ? Das habe ich so nicht geschrieben.

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Schwuttcke  17.11.2023, 17:30
@Avicenna89
Seit etwa den 1960er Jahren liegt die tatsächlich gemessene Temperaturanomalie oberhalb des Konfidenzintervalls von Berechnungen, die ohne anthropogene Treibhausgase plausibel wären. Die Erhöhung liegt bei etwa 1 K.

Wie hat sich denn wie Wolkenbildung in diesem Zeitraum verändert? Wie hat sich die Zahl der Sonnenstunden verändert? Diese Fragen solltest Du beantworten können, um das CO2 als "Täter" zu überführen.

Und wie kommst du darauf, dass ich behauptet habe, der menschliche Eingriff in das natürliche Geschehen sei negativ?

Na ja du hast einen See als ein "gutes Argument" genannt, sog. "Klimaschutzmaßnahmen" umzusetzen, um damit den (menschlichen) Eingriff in das natürliche Geschehen zu verringern. Liest sich für mich so, als würdest Du diese (menschlichen) Eingriffe als per se negativ betrachten.

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Avicenna89  17.11.2023, 17:35
@Schwuttcke
Wie hat sich denn wie Wolkenbildung in diesem Zeitraum verändert? Wie hat sich die Zahl der Sonnenstunden verändert? Diese Fragen solltest Du beantworten können, um das CO2 als "Täter" zu überführen.

Alle bekannten Antriebe des natürlichen Klimawandels sind in den genannten Modellen berücksichtigt.

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Schwuttcke  17.11.2023, 17:45
@Avicenna89

Nein. Die hochkomplexe und nicht verstandene Wolkenbildung fällt praktisch komplett durch das Raster von Klimamodellen. Und auch alle anderen (bekannten) Klimafaktoren können nicht quantifiziert werden.

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Avicenna89  17.11.2023, 22:41
@Schwuttcke

Man arbeitet ja auch nicht mit "so isses"-Kurven sondern mit Konfidenzintervallen. Die Phänomene (Wolkenbildung etc.) sind gut genug verstanden, um Aussagen treffen zu können, innerhalb welchen Intervalls eine Prognose über das Gesamtsystems mit bspw. 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit liegen wird.

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Schwuttcke  18.11.2023, 08:37
@Avicenna89

Aussagen kann man immer treffen. Und wenn sich diese dann als falsch erweisen, trifft man einfach neue Aussagen so nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern ...

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Avicenna89  19.11.2023, 22:14
@Schwuttcke

Joa, das "Aussagen kann man immer treffen" ist ziemlich genau die Vorgehensweise von so Thinktanks wie "EIKE" oder "Heartland Institute" , wie du das beschreibst. Alles, nur keine Wissenschaft, die es mit dieser Methodik auch nur im Mindesten zu einer einschlägigen Veröffentlichung bringen würde.

"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" spielt in der Wissenschaft durchaus eine große Rolle. Wir lernen, unsere Ansichten an der Realität zu überprüfen und dem Beobacht-, bzw. Messbaren anzupassen. Dazu müssen wir jederzeit bereit sein, bei unserem "Geschwätz von gestern" Fehler zu finden und für unser "Geschwätz von heute" korrigieren. Der Prozess klingt sehr einfach, aber ich sehe sehr oft, dass das in bildungsferneren Kreisen nicht gerade den Status einer kulturellen Errungenschaft hat.

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Neugieriger709 
Fragesteller
 17.11.2023, 14:20

Vielen Dank für Ihre sachliche Antwort. Es ist eine von den einzigen Antworten hier, die sachlich basiert ist und argumentativ stark ist. Danke für Ihre Mithilfe.

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Ohne Massnahmen prophezeien uns Experten bis zu 27m Meeresanstieg, längere und heissere Hitzeperioden und Dürren.

"Ohne Massnahmen" würde ich das jetzt nicht nennen, da die Umweltschädigung, Vernichtung von Ökosystemen, Abholzung von Wäldern, dass sind ja alles Maßnahmen, die der Mensch ergriffen hat. Die Folgen spüren wir eben schon und das ist nur der Anfang.

Also ist es jetzt an uns, andere Massnahmen zu ergreifen.

Schritt 1: Mit der Zerstörung aufhören

Schritt 2: Natur und Umwelt restaurieren

Und ich finde, man muss vorher nicht berechnen, wieviel Erfolg das haben wird. Man muss sich einfach entscheiden, das Richtige zu tun und da zählt Jeder.

Mal ehrlich, wenn man jetzt mit jahrelangen Studien und Berechungen anfängt, vergeht doch viel zuviel Zeit, in der wir die Situation verschlimmern und das Zeitfenster, das wir noch haben, schließt sich.

So schwer ist es gar nicht, ein Leben zu führen, dass der Umwelt gut tut. Man muss nur ein paar Gewohnheiten ändern. Und da bieten sich viele Möglichkeiten. Wenn man nach diesen Möglichkeiten in seinem Leben sucht, wird man garantiert fündig 😂.

Wie wir mit Humus den Klimawandel beeinflussen können | Terra X plus

https://www.youtube.com/watch?v=pYMar-697ts

Das ist doch im IPCC Bericht an zig Stellen beschrieben.

Von populärwissenschaftlich bis hin zu echt wissenschaftlich. Schau dort mal nach, du wirst fündig.

Für Laien Zusammengefasst ist es hier:

https://www.ipcc.ch/sr15/chapter/spm/

auch hier kann man etwas zu den RCP Szenarien nachlesen:

https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/RCP-Szenarien

Wenn du natürlich zu jenen gehörst, die der Wissenschaft nicht glauben, dann kann ich dir nicht helfen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Meteorologie
Neugieriger709 
Fragesteller
 17.11.2023, 14:22

Vielen Dank für deine Antwort. Es geht hier nicht um meine Meinung, sondern es geht darum, einen Kommentar argumentativ zu widerlegen, ganz egal, ob ich dafür oder dagegen bin. Deine Links werden mir dabei helfen, danke dir dafür.

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Diese Frage lässt sich nicht beantworten, weil sie so voller Fehler ist, dass sie jede ernst gemeinte Antwort at absurdum führt. Es gibt kein Netto-Null beim Klima, sondern einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur. Das führt wiederum zu einer Verschiebung der Klimazonen. Die Wüsten rücken auf der Nordhalbkugel nach Norden. Der Meeresspiegel steigt.

Neugieriger709 
Fragesteller
 16.11.2023, 23:13

Vielen Dank für Ihre Antwort. Nehmen wir an, Nettonull ist erreicht, hätte dies Auswirkungen auf das Klima? Verändert sich das Klima im Zusammenhang mit der Nettonull Erreichung und wenn ja, wie verändert sich das Klima? Ich danke Ihnen bereits für die Antworten im Voraus

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Neugieriger709 
Fragesteller
 16.11.2023, 23:42
@Fuchssprung

Netto-Null bedeutet, dass alle durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen durch Reduktionsmassnahmen wieder aus der Atmosphäre entfernt werden müssen und somit die Klimabilanz der Erde netto, also nach den Abzügen durch natürliche und künstliche Senken, Null beträgt. Die Frage daraufhin im Kontext mit dem zitierten Kommentar ist, ob sich die Netto-Null Senkung, dementsprechend die Reduktionsmassnahmen der Emissionen die durch den Menschen verursachten Treibhausgase, auf das Klima auswirkt. Da es aber klar ist, dass sich eine Reduktion von Treibhausgasen auf das Klima auswirkt, ist die Frage, wie sich dies zeigen wird. Wenn menschliche Treibhausgase gestoppt werden und nicht neue in die Atmosphäre gelangen, stellt sich die Frage, wie dies das Klima beeinflusst.

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Fuchssprung  17.11.2023, 08:53
@Neugieriger709

Wir begeben uns also in das Reich der Fantasie. Na gut. Ich lasse mich mal darauf ein.

Es hat Milliarden Jahre gedauert, so viel Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu holen und ihn in Form von Gas, Öl und Kohle unter der Erde einzulagern. Zu Beginn gab es noch nicht einmal Pilze, die diese Pflanzen zersetzt haben. Das bedeutet, dass die Bäume zu dieser Zeit gewachsen sind, bis sie ihr natürliches Lebensende erreicht hatten. Irgendwann hat ein Sturm sie umgeworfen und sie sind liegen geblieben. Aber es gab weder Insekten, noch Pilze, die diese Bäume zersetzt haben. Im Laufe von Millionen Jahren lagen Hunderte Bäume übereinander und erst wenn der Wind sich erbarmt hat und diese Schichten mit Sand und Erde bedeckt hat, konnte an der Stelle etwas neues entstehen.

Auf diese Weise hat die Natur das CO2 aus der Atmosphäre entfernt, das von den Vulkanen hinein gegeben wurde. Die Pflanzen haben so viel CO2 entfernt und unterirdisch eingelagert, dass es einen Einfluss auf das Klima hatte. Natürliche Eiszeiten, die durch eine Veränderung der Bahn unserer Erde um die Sonne entstanden sind, wurden durch das Fehlen des CO2 verstärkt. Es gab sogar eine Zeit, in der das Leben fast vollständig zum Erliegen kam, weil die Erde vollkommen eingefroren war. Du kannst man "Schneeball Erde" googeln.

Vulkane haben aber die dicke Eisschicht durchstoßen und neues CO2 in die Atmosphäre befördert. Das wieder für höhere Temperaturen gesorgt. Das Eis ging zurück und auch das Leben konnte sich wieder ausbreiten. Unter dem Eis hatte es überlebt und kam jetzt mit aller Macht zurück.

In dieser Extrem langen Zeit wurde eine extreme Menge an CO2 unter der Erde eingelagert.

Wir haben diese extreme Menge CO2 innerhalb kürzester Zeit frei gesetzt, indem wir einen sehr großen Teil des Öls, des Gases und der Kohle verbrannt haben. Forscher schätzen, dass wir 60 bis 70 Prozent aller fossilen Energieträger verbrannt haben.

Das haben wir innerhalb der letzten 173 Jahre geschafft, also innerhalb eines sehr, sehr kurzen Zeitraums.

Jetzt zu deiner Frage.

Wenn wir alles wieder auf Null stellen wollen, dann müssen wir sämtliches CO2, was wir in den letzten 173 in Form von Gas, Öl und Kohle aus der Erde geholt haben, wieder unter die Erde schaffen.

Stell dir mal die riesigen Ölfelder und die riesigen Kohleflöze vor, die wir ausgebeutet haben. Die Gasfelder kann ich mir nur schlecht vorstellen. Aber auch dieses CO2 müsste wieder unter die Erde, raus aus der Atmosphäre.

Jeder verdammte Liter Benzin, den wir verbrannt haben, müsste wieder eingelagert werden. Nur so würden wir das Klima wieder stabilisieren und alles auf Null stellen.

Stattdessen verbrennen wir aber immer weiteren Kohlenstoff und setzen immer mehr CO2 frei.

Es wird also in der Realität nicht klappen! Das ganze ist nur eine Fantasy Geschichte, wie es sein könnte. In der Realität werden wir genauso weiter machen wie bisher. Wir werden weiter fossile Brennstoffe aus festem, flüssigem oder gasförmigem Kohlenstoff in CO2 verwandeln und die Temperatur auf unserer Erde weiter anheizen.

Schon bald werden wir 3 bis 4 Grad mehr haben, als im Referenzjahr 1850.

Wenn man bedenkt, dass die Eiszeit nur 4 bis 6 Grad kälter war, als das Jahr 1850, dann versteht man, welche Katastrophe da auf uns zu rollt. Das bedeutet nämlich, dass wir dann in einer vollkommen anderen Welt leben werden. Es wird Megastürme geben, weil es sehr viel mehr Energie in der Atmosphäre gibt. Für Menschen wird es dann sehr unangenehm werden. Es wird entweder zu windig, zu heiß, zu trocken oder zu nass werden. Leben wie wir es kennen, mit verlässlichen Ernten, wird es dann nicht mehr geben.

Das ist die Welt, auf die wir uns zu bewegen. Ein Resett, wie du ihn dir vorstellst, wird es nicht geben. Das ist Fantasy.

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rumar  17.11.2023, 10:37
@Fuchssprung

Hallo Fuchssprung,

leider muss ich deinen Überlegungen weitgehend zustimmen. Wenn ich mir den heutigen Verkehr ansehe, kann ich irgendwie nicht glauben, dass wir dieses gesamte Rumkarren und Wirtschaften (das in den letzten Jahrzehnten noch erheblich intensiviert wurde) innert zwei oder drei Jahrzehnten "klimaneutral" umgestalten können - weltweit. Simply forget it ! Das heißt nicht, dass ich Bemühungen in diese Richtung ablehne, aber ich glaube einfach, dass wir praktisch alle heute politisch so wohlfeil deklarierten Ziele wohl himmelweit verfehlen werden.

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Fuchssprung  17.11.2023, 10:42
@rumar

Alles was wir jetzt machen, ist gut für das Gewissen. Aber am Klimawandel ändert es nichts. Es wird dadurch ja auch kein CO2 aus der Atmosphäre entfernt.

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rumar  17.11.2023, 13:01
@Fuchssprung

"Es wird dadurch ja auch kein CO2 aus der Atmosphäre entfernt."

Für Letzteres gibt es zwar so gewisse theoretische Ansätze und spielzeughafte Experimente - aber von einer wirklich im Großen notwendigen "Skalierung" (wie sich Fachleute auszudrücken pflegen) sind wir wohl noch mindestens so ein volles Jahrhundert weit entfernt. Mit anderen Worten: viel zu spät ! Und so lange baggern und pumpen wir immer noch fleißig Mega- oder Gigatonnen von Kohle, Öl und Gas aus der Erde .....

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Fuchssprung  17.11.2023, 13:17
@rumar

Genau so ist es. Wir, als Menschen, werden es schaffen, jegliche Energieträger aus der Erde zu holen und sie verbrennen. Wenn wir als Deutsche das nicht machen, dann werden es andere machen.

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