Ist es bei Hochwasser wegen möglicher Unterspülungen sicherer, in einem Haus mit Bodenplatte oder mit Keller zu wohnen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Problem bei Häusern mit nur Bodenplatten ist eher, dass die aufgeschwemmt werden. Und im Ernstfall auch tatsächlich einfach wegtreiben können.

Da ist man mit Keller schon irgendwie sicherer.

Quacktacktack 
Fragesteller
 20.07.2021, 11:47

Das ist ja super interessant! Vielen Dank! Bei Wikipedia hatte ich zwar etwas anderes gelesen, aber das ist dann vermutlich trotzdem unwahrscheinlicher als mit Bodenplatte, denke ich?

"Unterkellerte Bauwerke sind bei hohem Grundwasserstand vom Auftrieb bedroht. Ein Haus mit einem wasserdichten Keller aus Stahlbeton kann bei steigendem Wasser aufschwimmen. Deshalb werden solche Keller bei Überschwemmungen zuweilen absichtlich geflutet." https://www.wikiwand.com/de/Statischer_Auftrieb

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Kristall08  20.07.2021, 12:20
@Quacktacktack

Das ist nur so, wenn der Keller eine Betonwanne ist. Mein Onkel hatte so einen, war immer ganz stolz, dass von außen nix reinlief. Fluten musste er trotzdem manchmal. Aber das war dann wenigstens sauberes Wasser.

Normalerweise laufen die Keller ja voll mit Wasser, da treibt dann nichts auf.

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Quacktacktack 
Fragesteller
 23.08.2021, 20:51
@Kristall08

Woher wusste Dein Onkel eigentlich, wann er fluten musste? Bei jedem Starkregen, oder erst sobald sich das Haus anhob :-P? Verstehe ich das richtig, dass das Wasser sauber war, weil er einfach das Fenster geöffnet hat und so frisches Regenwasser von außen reinlief (also kein Wasser, das durch das Erdreich verdreckt wurde)?

Das würde mich echt noch interessieren, weil ich niemanden kenne, der so einen abgedichteten Keller hat. Danke Dir! :-)

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Kristall08  23.08.2021, 21:01
@Quacktacktack

Na ja, mein Onkel wohnte direkt am Fluss und gegenüber der Feuerwehr. ;)

Die kamen rüber und sagten: Jetzt.
Er hat dann Grundwasser rein gepumpt, das ist ja sauber. Wir hatten alle einen eigenen Pumpensumpf in den Kellern dort. Es kam aber nur sehr selten vor, dass er das machen musste. Der Niederrhein ist etwas besser für Hochwasser gerüstet als andere Gegenden. Allerdings haben auch wir schon auf dem Deich gestanden und konnten nicht mehr viel tun, außer abwarten, ob es gut geht.

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Quacktacktack 
Fragesteller
 25.08.2021, 17:18
@Kristall08

Ah! Jetzt hab ich das verstanden. Echt interessant, wieder viel gelernt. Allerbesten Dank für Deine Antworten! ;-)

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Bei solchen Naturgewalten könnten praktisch auch Kellerwände eingedrückt werden. Ein Keller macht die Sache also nicht wirklich sicherer und bei diesen Wassermassen könnte der Keller - statisch gesehen - sogar Auftrieb bekommen.

Am sichersten ist immer noch die heutzutage (fast) übliche biegesteife Bodenplatte, also ohne Fundamente.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Quacktacktack 
Fragesteller
 20.07.2021, 11:54

Klingt logisch! Wieder was gelernt, also wäre eine Bodenplatte sicherer, wenn das Grundwasser stark ansteigt, aber ein Keller sicherer, wenn der Boden weggespült wird. Könnte ich das so zusammenfassen? Also hat beides Vor- und Nachteile ...

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pharao1961  20.07.2021, 14:39
@Quacktacktack

Ja, beides hat Vor- und Nachteile. Je nach dem wie stark die Naturgewalten sind, nutzt garnix etwas.

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freejack75  20.07.2021, 13:34

wenn zumindest teilweise mit drückendem Wasser zu rechnen ist muss der Keller auch gegen Auftrieb statisch abgesichert werden. Ist meist durch die Auflast aus dem Gebäude überhaupt kein Problem.

Damit ist Auftrieb kein Problem! Das haste eher bei leeren Rückhaltebecken, weil dann die Auflast fehlt.

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pharao1961  20.07.2021, 14:39
@freejack75

Wir hatten vor Jahren ein Bausatzhaus 200 m direkt neben der Elbe, da musste der Statiker mit Auftrieb rechnen.

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Das Bild zeigt, dass der Keller seht!

ja, hängt von der Gründungstiefe ab -- und mit einem Keller bist Du da einfach 3m tiefer.

Quacktacktack 
Fragesteller
 19.07.2021, 18:40

Das ist wirklich sehr interessant. Ich hätte nämlich ursprünglich gedacht, dass ein Keller bei Hochwasser das Gebäude eher destabilisiert, aber hier sieht es eindeutig andersherum aus ... Danke!

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freejack75  19.07.2021, 18:44
@Quacktacktack

Ja, läuft halt voll, und damit kann ein Wasserschaden schon höher sein.

Tedenziell steht das Gebäude jedoch dadurch sicherer, wenn von der Oberfläche her Erdreich weggespült wird.

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Quacktacktack 
Fragesteller
 20.07.2021, 11:55
@freejack75

Super, das klingt logisch. Hat also beides Vor- und Nachteile. Danke! ;-)

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Ein Fundament hat das Haus meistens, mit wenigen Ausnahmen. Die Unsicherheit entsteht aber dadurch, ob der Keller als Wanne gesamthaft wasserdicht ist oder ob irgendwo Wasser eindringt. Eine dichte Wanne, die im Grundwasser steht oder die umspült wird, kann nämlich auftreiben, wie eine Badewanne im See. Das Haus hebt sich an, die Statik stürzt und das Haus fällt in sich zusammen. Deshalb ist es in Notfällen als letzte Idee nicht falsch, den Keller aktiv zu fluten.

Quacktacktack 
Fragesteller
 20.07.2021, 11:54

Sehr interessant! Wieder was gelernt, also wäre eine Bodenplatte sicherer, wenn das Grundwasser stark ansteigt, aber ein Keller sicherer, wenn der Boden weggespült wird. Könnte ich das so zusammenfassen? Also hat beides Vor- und Nachteile ...

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tenno5034  20.07.2021, 12:54
@Quacktacktack

Man kann es nicht allgemein formulieren. Das Problem ist letztlich das Gewicht des Hauses, das auf dem Fundament steht und der Auftrieb, wenn die Kellerwanne unterspült wird. Solang das Haus schwerer ist, bleibt es stehen. Ist es leichter, beginnt es aufzuschwimmen.
Ein anderer Problemkreis ist das Wandmaterial, das bei älteren Hausern durch den Wassereinbruch im Keller manchmal aufgewicht und mürbe wird.

Häuser im Wasser sind heute immer doof! In der Bronzezeit baute man noch Pfahlbauten am Ufer. Dabei gibt es weder eine Kellerwanne, noch ein Fundament, das unterspült werden könnte. Es hält, solang die Pfähle gut im Seegrund verankert sind. Mit dem vergleichsweise hohen Gewicht im Verhältnis zur Masse, die sich im Wasser befindet, steht ein Pfahl nämlich ziemlich stabil.

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