Bedeutung Presse für Claire Zachanassian?
In dem Buch „Der Besuch der alten Dame“ von Dürrenmatt sagt Claire Zachanassian an einer Stelle (S. 24):
"Gatte VII: Aber die Presse, Mausi, die Presse ist noch nicht ausgestiegen. Die Reporter dinieren ahnungslos im Speisewagen vorne.
Claire Z.: Laß sie weiterdinieren, Moby. Ich brauche die Presse fürs erste nicht in Güllen. Und später wird sie schon kommen."
Wozu braucht sie die Presse? Wäre es nicht eher schlecht, wenn die Welt von ihrem unmoralischen Angebot (Tod von Alfred Ill für 1 Milliarde) mitbekommt? Oder will sie dass gerade alle davon mitbekommen?
1 Antwort
Ich deute das so:
Sie weiß, dass diese korrupten, doppelmoralischen, kleingeistigen Schweizer Bürger wegen des Geldes ihre Rächer werden, dass die primitive Selbstjustiz dem moralisch richtigen, dem humanistischen Weg des Gerichtsprozess vorgezogen werden wird. Dazu braucht sie keine Presse.
Und wenn die Opferung für den Geldgott geschehen sein wird, wird diese Schweizer Stadt reich, ihre Bürger werden glücklich sein, dann werden die Schmeißfliegen der Presse eh anrennen, um alles zu loben, schönzureden und zu verbreiten. Alles?
Nein! Nicht den unwichtigen Mord, denn Geld stinkt ja bekanntlich schon seit den Römern nicht und in der calvinistisch geprägten Schweiz damals erst recht nicht (vgl. Schweizer Bankgeheimnis der Nummernkonten aller Verbrecher der Erde).