Ich verstehe deine Frage auf jeden Fall, da ich anfangs ähnlich gedacht habe, aber nach mittlerweile 4 Jahren sehe ich das anders.
Zuerst einmal zu den Narben. Es kommt natürlich darauf an, wie tief und wie viel man sich verletzt, aber man sieht es in den meisten Fällen, dass diese Narben nicht durch Fremdeinwirkung entstanden sind. Mit der Zeit kann es auf jeden Fall nerven, ständig darauf angesprochen zu werden, sich ständig erklären zu müssen und Angst vor Zurückweisung zu haben, da SVV noch mit vielen Vorurteilen belastet ist. Dazu kommt, dass es dir später im Berufsleben zum Verhängnis kommen kann. Und du musst mal bedenken; du hast diese Narben für den Rest deines Lebens und das ist noch ziemlich lang.
Es mag zwar sein, dass dir das Selbstverletzen einen Moment das Gefühl gibt, dass du alles unter Kontrolle hast und du dadurch besser klarkommst. Letztendlich zeigt es jedoch das genau Gegenteil. Der Grund, weshalb viele so schockiert darauf reagieren, ist, dass es gegen den Selbsterhaltungstrieb ist. Es ist kein natürliches Verhalten, sich selber Schmerzen zuzufügen, da Schmerzen ja ein Zeichen dafür sind, dass etwas nicht stimmt bzw man verletzt ist. Nachzuvollziehen, warum das also selbst herbeiführt, ist sehr schwer. Es zeigt, dass es dir nicht gut geht und dass deine Psyche in keinem stabilen Zustand ist. Denn jeder nicht Betroffene, der sich mal unabsichtlich verletzt, empfindet es als sehr unangenehm und will dieses Gefühl nie mehr spüren.
Auch wenn es dir vielleicht vorübergehend hilft, tut es das auf lange Sicht nicht. Letzendlich zerstörst du dich dadurch nur selber und entwickelst eine Sucht, die nicht leicht zu beenden ist. Dabei bringst du dich auch selber in Gefahr, da du auch Nerven oder andere Gefäße erwischen könntest, es könnte sich was entzünden und und und. Du schadest dir selber. Niemand will sehen, wie ein Mensch sich nach und nach selbst kaputt macht, deswegen der Rat zum Psychologen zu gehen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass eine Therapie wirklich helfen kann. Ich habe auch sehr lange gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich ein Problem habe und dass das Selbstverletzen nur ein Symptom einer anderen psychischen Krankheit ist. Ich hoffe wirklich, dass du deine Ansichten nochmal überdenkst und verstehst, dass es keinesfalls ein Verhalten ist, dass ignoriert werden soll. All den Leuten, die dir raten, dir Hilfe zu suchen, liegt etwas an dir und wenn schon nicht für dich, dann solltest du für sie versuchen, etwas zu verändern