Es gibt nicht einfach die Käferzikade. Es existieren unter dieser Familie hunderte Arten und einige andere eng verwandte Gruppen, und ich bin mir sicher, dass nicht jede den Mechanismus in gleicher Weise hat. Es gibt morphologische, vererbbare Modifikationen unter diesem Merkmal - hier in diesem Paper wurden zum Beispiel fünf Arten fotografiert (man beachte besonders die Zahnräder ganz links vom Rest und wie sie sich unterscheiden).
Das spricht stark dafür, dass es sich um ein evolutionär variables Merkmal handelt, es wird bestimmt noch viel einfachere Abstufungen geben.
Ein einzelnes Rad hätte noch keinen Nutzen und auch unregelmäßig angeordnete und ungleich große Zähne würden die Funktion nicht erfüllen.
Da die Vorfahren bereits bilateral symmetrisch waren, haben sich die Räder bestimmt auch an beiden Hinterbeinen gleichzeitig entwickelt - so wie auch bei Augen nicht erst eines entstanden ist und dann das andere.
Vermutlich haben sich bei den Vorfahren die Hinterbeine schon beim Springen aneinandergerieben, was ein bisschen Synchronisation gebracht hat. Wenn kleine Unebenheiten bei den Hinterbeinen die Reibung verbessert haben, konnte das ein Vorteil sein, und über viele Generationen haben sich diese Strukturen dann immer weiter spezialisiert, bis sie wie Zahnräder ineinandergreifen.
Ich habe zum Beispiel ein Paper gefunden, welches bei Nashornkäfern eine ähnliche, viel gröbere Struktur an ihrem Mundwerkzeug beschreibt. Oder wie das Paper erklärt: "Vollständig ineinandergreifender, zahnradartiger Oberflächenstrukturen der Mandibeln in den Backenzähnen, die das Öffnen und Schließen der Mandibeln steuern und zu vollständig synchronen Bewegungen der Mandibeln erwachsener Hornkäfer führen."
Danach um auf eine spezialisierte Version wie bei den Käferzikaden zu kommen, geht es eigentlich nur noch um die Verfeinerung zur Steigerung der Effizienz. Strukturen, die sich besser verhaken oder weniger abriebanfällig sind, setzen sich über Generationen durch.
Wissenschaftliche Arbeiten, welche sich evolutionsbiologisch mit dem Merkmal auseinandersetzen, habe ich jetzt bisher leider nicht gefunden. Wir wissen also nicht, welche Mechanismen dabei beteiligt sind, also wie sie genetisch kodieren und wie Mutationen die Morphologie und Funktion der Beine dieser Insekten beeinflussen. Wir haben auch keine phylogenetischen Vergleiche.
Solange es hier keine weitere Forschung gibt und Informationen fehlen, wissen wir nur, dass wir ein paar Zahnräder an Zikaden gefunden haben.
Und bitte kommt mir jetzt nicht mit Behauptungen wie das Argument der NK sei längst widerlegt, anderen angeblich widerlegten Nicht-reduzierbaren Systemen oder sonstiger allgemeiner Kritik. Derartiges lasse ich links liegen.
Es ist aber wichtig, das anzusprechen. Das Argument der irreduziblen Komplexität hat nun mal grundlegende Schwächen und hält wissenschaftlicher Prüfung einfach nicht stand. Warum also mit einer Annahme mitgehen, die faktisch keinen Boden mehr hat? Das Argument der irreduziblen Komplexität ist ein toter Gaul.