Hallo Tinchen995, ich finde es super, dass du dich mit dem Thema Stammzellenspende bzw Knochenmarkspende auseinandersetzt. Es ist wirklich sehr wichtig, dass sich viele Menschen typisieren lassen, da für einen Patienten die Wahrscheinlichkeit einen Spender zu finden zwischen 1:20000 und 1:mehreren Millionen liegt. Wie die anderen schon alle geschrieben haben ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass du jemals als Spender gebraucht wirst, aber du solltest wenn dann schon zu einer Spende bereit stehen, da eine Stammzellenspende die letzte Chance für die an Leukämie erkrankten Patienten sind. Ich habe selbst letztes Jahr für eine Frau aus den USA gespendet und zwar zuerst in Vollnarkose Knochenmarkblut und da die Zellen nicht wie erwünscht angewachsen sind, habe ich etwa 6 Wochen später noch peripher (also übers Blut) Stammzellen gespendet. Ich kann dir sagen, dass bei beiden Arten der Spende kaum Risiken für den Spender vorhanden sind und du vor der Spende genau aufgeklärt und durchgecheckt wirst. Zu den Entnahmeverfahren: Die Knochenmarkentnahme in Vollnarkose wird nur noch in etwa 20% der Fälle gemacht und hauptsächlich für Kinder. Die Entnahmemenge beläuft sich auf etwa 400-1500ml. Dabei sind 1500ml die Höchstgrenze und diese wird zusätzlich durch dein eigenes Gewicht begrenzt (man rechnet pro kg eigenes Körpergewicht 20ml, die entnommen werden dürfen.) Es hört sich zwar nach einer sehr hohen Entnahmemenge an, aber man bekommt während der OP eine Kochsalzlösung, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Nach der OP bleibst du für einen Tag in der Klinik und wirst danach für 5 Tage krankgeschrieben. Das Risiko ist allein im Narkoserisiko und mittlerweile extrem gering (es geht um Knochenmark und nicht um Rückenmark). Das entnommene Knochenmark bildet sich innerhalb von 14 Tagen neu und eine Narbe bleibt nicht zurück. Die Wunde muss in den meisten Fällen noch nicht einmal genäht werden. Die Schmerzen nach der Entnahme kann man wie eine Prellung oder einen Blauen Fleck beschreiben, aber diese werden von Tag zu Tag weniger und waren bei mir nach einer Woche vollständig weg. Bei dem anderen Entnahmeverfahren, der peripheren Stammzellenspende spritzt man sich vier Tage vor der Entnahme morgens und abends und am Tag der Entnahme einen Wirkstoff, der dafür sorgt, dass die Stammzellen vom Knochenmark ins Blut ausgeschwemmt werden und so bei der Entnahme eiinfach "abgefischt" werden können. Dieser Wirkstoff hat die Nebenwirkung, dass man grippeähnliche Symptome bekommen kann, z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Müdigkeit. Allerdings kann man in dieser Zeit Paracetamol nehmen und während der Spende sind die "Schmerzen" direkt verschwunden. Bei der Entnahme wird dir in beiden Ellenbeugen ein Zugang gelegt. Von dem einen Arm wird das Blut durch einen Zellseperator geleitet, wo die Stammzellen herausgefiltert werden und das restliche Blut wird dir in den anderen Arm zurückgeführt. Dieses Verfahren dauert ca. 4-8 Stunden an ein bis zwei Tagen, wobei meistens ein Tag ausreicht. In der Zeit kann man einen Film schauen und wird mit Essen und Trinken versorgt. Die DKMS (es gibt noch andere Dateien, aber in Deutschland ist die DKMS die größte) rechnet alle Kosten, wie Fahrtkosten, Verpflegung, Hotelübernachtung mit Begleitung mit der Krankenkasse des Empfängers ab. In vielen Ländern z.B. Deutschland und den USA kannst du dann für 2 Jahre anonymen Kontakt zu dem Empfänger haben und erfährst auch den Gesundheitszustand des Empfängers. Nach den zwei Jahren darf man sich dann auch kennenlernen. Leider gibt es aber in allen Ländern unterschiedliche Regelungen und in bestimmten Ländern ist gar kein persönlicher oder auch anonymer Kontakt möglich.
Ich hoffe, dass ich dir und vielleicht auch anderen mit diesem kurzen Bericht die Angst vor einer Typisierung ein wenig nehmen könnte. Ich kann es nur jedem raten, dass man sich typisieren lässt, denn es ist ein wirklich schönes Gefühl jemandem helfen zu können und ich würde es auch selber immer wieder machen.