Ich komme aus einem kleinen Dorf im Land und habe vor einem Jahr begonnen, in der Großstadt zu studieren. Ist klar, dass einem Landei, dessen Nachbarn Hühner und Kühe sind, die Stadt unheimlich gefällt. Aber seitdem schimpft mich meine Mutter immer wieder dumm und überheblich. Ich schaue nicht herab auf die Leute in meinem Dorf, mich wundert es nur immer, worüber die Gleichaltrigen reden und was sie interessiert. So habe ich die Welt früher auch mal gesehen - nicht negativ gemeint!! Meine Interessen und Ansichten haben sich, seit ich umgezogen bin, komplett verändert. Aber ich schaue nicht auf die anderen herab!! Und hab meine Gedanken auch nie vor irgendjemandem außer meiner Mutter geäußert.
Und vorhin schimpfte meine Mutter mich dumm. Sie sagte, sie hätte mit meinem Vater geredet und er hätte gesagt: "Akzeptier es! Sie ist so!" Und sie sagt, dass schon andere Leute über mich reden und mein Vater hätte ihr verboten, mir das genauer zu erzählen. Diese "Anderen" würden mir schon selbst - mit ihren Worten "rechtzeitig" - ihre Meinung sagen. Ich hab gefragt, wen sie meint, sie wollte es mir nicht sagen. Sie meint, wenn ich mich nicht ändere, werde ich auf die Schnauze fallen.
Das macht mich komplett fertig. Ich kann mich nicht erinnern, mich irgendwann arrogant verhalten zu haben. Nur mit meiner Mutter streite ich andauernd, immer öfter, seit ich ausgezogen bin. Mein Vater hat mir derartiges noch nie gesagt. Ich weiß, dass ich eine große Klappe habe, ich tendiere dazu, zu reden, bevor ich denke. Dem wirke ich jetzt entgegen, indem ich immer bewusst nachdenke, bevor ich etwas sage. Aber am meisten verunsichert mich das "Dumm-sein". Ich will nicht dumm sein. Ich lese viele Bücher. Ja, ich gebe zu, in Politik nicht immer den Durchblick zu haben, aber ist das ein Zeichen, dass ich dumm bin? Ich weiß einfach nicht mehr weiter.