Ich hasse E-Autos definitiv nicht und sehe absolut die Sinnhaftigkeit dahinter. Was mir allerdings sauer aufstöĂt, ist, dass sie allzu hĂ€ufig als etwas dargestellt und gehyped werden, was sie nicht sein können. Zudem wird die E-MobilitĂ€t in meinen Augen allzu stark moralisch aufgeladen.
Im Kurzstreckenverkehr wird sich die E-MobilitĂ€t mit Sicherheit in den nĂ€chsten Jahrzehnten durchsetzen, da sie hier sehr gut funktioniert und auch die Infrastruktur dafĂŒr gut bereitgestellt werden kann.
In meinen Augen ist es aber Ă€uĂert unwahrscheinlich, dass sich die E-MobilitĂ€t in ihrer jetzigen Form im Schweren Lastverkehr und auch im Langstreckenverkehr durchsetzen wird. DafĂŒr ist das Konzept der Energiespeicherung via Batterie einfach zu unpraktisch und unflexibel.
DiesbezĂŒglich stört mich primĂ€r, dass die allumfassende E-MobilitĂ€t medial und politisch hier als DIE Universallösung fĂŒr eine ganze Reihe von Problemen propagiert wird, die sie so auf sich alleine gestellt gar nicht lösen kann. Es ist einfach deutlich wahrscheinlicher, dass sich das Angebot an Antriebskonzepten je nach Einsatz Ă€uĂerst diversifizieren wird, da es nichts gibt, was alles in jedem Bereich am besten kann. Zudem stöĂt mir diese moralische Aufladung des Themas sauer auf. Momentan ist der Tonus hĂ€ufig "E-MobilitĂ€t ist die einzige nachhaltige MobilitĂ€tsform, kauf dir sofort nen Tesla oder du bist ein menschlich grausamer UmweltsĂŒnder". So sehr ich fĂŒr Klimaschutz und Umweltschutz bin, es ist einfach wahnsinnig dekadent hier davon auszugehen, "Nachhaltigkeit" wĂŒrde sich einfach durch das 1:1 Konsumorientierte Ersetzen sĂ€mtlicher Verbrenner durch E-Autos definieren. Der Fokus sollte in meinen Augen eher darauf liegen, die Masse an Autos allgemein zu reduzieren und vorhandenes Material möglichst lange zu nutzen, anstatt sich alle 3 Jahre ein fabrikneues Auto zu leasen. Wenn der momentanen Trend zum Auto als Wegwerfartikel nahtlos in E-Form weitergeht, hat das absolut nix mit Nachhaltigkeit zu tun sondern lediglich mit der Beibehaltung von kontinuierlichem Herstellerprofit.
Letztendlich muss jeder seinen Nachhaltigkeitsgedanken mit sich selber vereinbaren und vor allem auch leisten können. Ich bin bspw. Noch nie in meinem Leben geflogen und habe das auch nur vor, wenns gar nicht anders geht. DafĂŒr unterhalte ich im Autobereich meinen alten W124 Kombi so lange, wie es irgendwie möglich ist. Technisch kann ich an diesem Auto (fast) alles selber reparieren und ich möchte eigentlich kein Auto, dass mich von WerkstĂ€tten abhĂ€ngig macht. Als Lastesel fĂŒr Langstrecken (am besten mit vielen Passagieren und viel GepĂ€ck) bietet mit dieses Auto eine PraktikabilktĂ€t, die ich so bei momentanen E-Autos nicht sehe. Dementsprechend schade finde ich es, dass hier Nachhaltigkeit oft sehr eingeschrĂ€nkt definiert wird.
Letztendlich bin ich aber nicht so dogmatisch wie viele andere hier, diese Technik grundsĂ€tzlich zu verteufeln. Sie hat ihre eindeutige Daseinsberechtigung und wird mit Sicherheit viele spannende Dinge noch hervorbringen. WĂ€re ich kein Selbstschrauber und wĂ€re ich nur auf Kurzstrecke unterwegs, wĂŒrde ich mir vielleicht auch kein kaufen. Nur die medial-moralische Aufladung des ganzen als "die Lösung", bei der man mitmachen muss oder man ist dumm, finde ich Ă€uĂerst unsympathisch.