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Gastbeitrag von Gabor Steingart - Top-Soziologe über Medien: „Abweichende Meinung wird moralisch verächtlich gemacht“ (msn.com)
Er kritisiert, dass Jürgen Kaube (FAZ) Mützenich Feigheit vorwirft. Er (Steingart) schreibt dazu "Es gibt eine wahre und gute Position und eine menschenfeindliche sozusagen. Und das ist, glaube ich, ein Problem, das sich in unserem Diskursraum entwickelt hat, ohne dass es deshalb gelenkte Staatsmedien wären."
Also das ist wohl ein Problem, was der gute Herr Kaube geschrieben hat.
Aber lesen wir mal weiter.
"Resonanz bedeutet nicht Echo, dass wir alle das Gleiche denken und auf die gleiche Weise glauben und lieben und leben, sondern dass man Differenz, das Anderssein des Anderen nicht als ein Problem wahrnimmt, sondern als Chance und Herausforderung."
Tja, einerseits diagnostiziert er bei Kaube ein Problem, schreibt danach aber, dass man Differenzen als Chance begreifen sollte. Das passt aber nicht zusammen, denke ich.
Entweder ist es ein Problem, dass Herr Kaube da "Feigheit" vorwirft, oder es ist eine Chance. Ich persönlich sehe gute Argumente für die Feigheits-These. Damit ist ja nicht gesagt, dass Mützenich ein "böser Mensch" sei. Nein, ist er nicht, darum geht es ja auch nicht, aber wir alle (auch ich) sind halt manchmal feige. Und darauf hinzuweisen, kann doch auch - bei entsprechenden Argumenten - sachlich gerechtfertigt sein, finde ich.
Natürlich kann man immer über die Wortwahl oder die Formulierung streiten, aber man muss halt auch mal kritisieren dürfen. Macht Steingart ja auch - merkt aber nicht, dass er selber ja auch nicht jede Kritik als Chance begreift (sondern einmal als "Problem", wie er selber ja auch schrieb).
Ich würde ja gerne Herrn Steingart mal fragen, ob er seine Differenz zu Kaube auch als Chance begreift. Aber nee, anscheinend ist das nun doch ein Problem. :)
Und man gewinnt den Eindruck (jetzt mal ganz abgesehen von Mützenich), als gäbe es gar keine menschenfeindlichen Äußerungen im Steingartschen Kosmos.
Steingart beendet den Text mit "Bei der AfD zum Beispiel sieht man ganz deutlich einen Wutmodus. Aber das ist kein glücklicher Zustand. Das ist nichts, in dem Menschen verharren wollen. Ich glaube daher, es gibt eine tiefe Sehnsucht, dass sich das wieder ändert."
Nun muss sich diese "Sehnsucht" nur noch in die Finger durchsetzen, welche den Kugelschreiber in der Wahlkabine bedienen.