Elektroautos gelten oft als klimafreundliche Alternative zu Verbrennern. Doch diese Einschätzung ist differenziert zu betrachten. Die Herstellung eines Elektroautos verursacht zunächst deutlich mehr CO₂ als die eines konventionellen Fahrzeugs.
Der Hauptgrund dafür ist die Batterieproduktion. Laut aktuellen Studien entstehen bei der Herstellung einer Lithium-Ionen-Batterie etwa 61 bis 106 kg CO₂ pro kWh Kapazität. Für ein typisches E-Auto mit einer 60 kWh Batterie bedeutet das 3,660 bis 6,360 kg CO₂ allein für die Batterie.
Hinzu kommen etwa 6,000 bis 7,000 kg CO₂ für die restliche Fahrzeugproduktion, sodass ein Elektroauto mit großer Batterie insgesamt ca. 10 bis 13 Tonnen CO₂ bei der Herstellung verursacht.
Ein Verbrenner hingegen verursacht bei der Produktion etwa 6 bis 7 Tonnen CO₂, da keine Batterie verbaut wird und die Herstellung weniger energieintensiv ist.
In der Nutzungsphase kehrt sich das Bild jedoch um. Ein Benziner oder Diesel stößt bei durchschnittlichem Verbrauch von 6–7 Litern pro 100 km etwa 2.4–2.7 kg CO₂ pro Liter Kraftstoff aus.
Über eine Lebensdauer von 200,000 km summiert sich das auf etwa 27 bis 33 Tonnen CO₂ – je nach Fahrzeugtyp und Fahrweise.
Ein Elektroauto verursacht im Betrieb deutlich weniger CO₂ – vorausgesetzt, es wird mit einem sauberen Strommix geladen. In Deutschland liegt der durchschnittliche CO₂-Ausstoß pro kWh Strom aktuell bei etwa 350 g CO₂.
Ein E-Auto verbraucht etwa 15–20 kWh pro 100 km, was 0.525 bis 0.7 kg CO₂ pro 100 km entspricht. Über 200,000 km ergibt das 10.5 bis 14 Tonnen CO₂ im Betrieb.
Addiert man Produktion und Nutzung, ergibt sich folgende Gesamtbilanz:
- Elektroauto: Produktion (10–13 t) + Nutzung (10.5–14 t) = ca. 20.5–27 t CO₂
- Diesel: Produktion (6–7 t) + Nutzung (27 t) = ca. 33–34 t CO₂
- Benziner: Produktion (6–7 t) + Nutzung (33–37 t) = ca. 39–44 t CO₂
Das bedeutet: Trotz höherer Emissionen bei der Herstellung ist ein Elektroauto über den gesamten Lebenszyklus hinweg umweltfreundlicher – aber nur dann, wenn es lange genug gefahren wird und mit möglichst sauberem Strom geladen wird.
Wird das E-Auto hingegen mit Kohlestrom betrieben oder frühzeitig verschrottet, kann sich die Bilanz verschlechtern.
Auch die Batterieentsorgung ist noch nicht vollständig nachhaltig gelöst – Recyclingverfahren sind teuer und ineffizient, und viele Rohstoffe gehen verloren.
Fazit: Elektroautos sind nicht emissionsfrei, aber sie haben das Potenzial, über die Lebensdauer hinweg weniger CO₂ zu verursachen als Verbrenner. Die Technologie ist noch nicht perfekt, doch mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und besseren Recyclingmethoden kann die Umweltbilanz weiter verbessert werden.
🚗 Ausgangspunkt: Fahrzeugbestand und Verbrauch
- In Deutschland sind aktuell etwa 49,3 Millionen Pkw zugelassen.
- Ein durchschnittliches Elektroauto verbraucht laut Studien 20,7 kWh pro 100 km.
- Die durchschnittliche Fahrleistung pro Jahr liegt bei 13.000 km.
👉 Das ergibt 2.691 kWh pro Fahrzeug und Jahr.
📊 Gesamter Strombedarf bei vollständiger Elektrifizierung
Wenn alle 49,3 Mio. Pkw elektrisch wären:
- 49,300,000 Fahrzeuge × 2.691 kWh = ca. 132,6 Terawattstunden (TWh) pro Jahr
⚡ Vergleich mit dem Gesamtstromverbrauch Deutschlands
- Der gesamte Stromverbrauch Deutschlands lag 2023 bei ca. 449,8 TWh.
- Der Strombedarf für E-Autos würde also ca. 29,5 % des gesamten Stromverbrauchs ausmachen – nicht nur 15–20 %, wie oft behauptet wird.
🏠 Vergleich mit privaten Haushalten
- Private Haushalte verbrauchen etwa 28 % des Stroms in Deutschland.
- Das sind rund 126 TWh pro Jahr – also weniger als der Bedarf aller E-Autos, wenn alle Fahrzeuge elektrisch wären.
👉 Ein elektrifizierter Fahrzeugbestand würde mehr Strom benötigen als alle privaten Haushalte zusammen.
🧠 Fazit: Realistische Einschätzung
- Der Strombedarf durch E-Mobilität wird oft unterschätzt.
- Eine vollständige Umstellung auf Elektroautos würde das Stromsystem massiv belasten.
- Ohne Netzausbau, intelligente Ladestrategien und Speicherlösungen ist das nicht realistisch umsetzbar.
- Der Ausbau erneuerbarer Energien muss mit dem Netzausbau synchronisiert werden – Windräder allein reichen nicht, wenn der Strom nicht transportiert werden kann.