Nein. Religionen behaupten, dass sie zur Moralität beitragen. Es hapert aber an den Beweisen, dass dies der Fall ist.

Ein Beispiel aus den USA: Wenn man Christen und Atheisten dazu befragt, ob Ehescheidung erlaubt sein sollte, sind die Verhältnisse klar: Eine absolute Mehrheit der (protestantischen) Christen ist dagegen und will Ehescheidung verbieten. Eine absolute Mehrheit der Atheisten ist dafür, dass Scheidung erlaubt sein soll. In beiden Gruppen finden wir aber auch eine Minderheit, die anderer Meinung ist.

Dann stellte Barna von Barna Research (ein christlicher Think-Tank) eine entscheidende Frage: Wer hat sich schon einmal scheiden lassen?

Die Gruppe mit der höchsten Scheidungsrate ist … Überraschung … die Gruppe der Protestanten. Diese liegt noch vor den Juden, bei denen Ehescheidung erlaubt ist. Ganz hinten liegen fast gleichauf die Gruppe der Katholiken -- und die Atheisten.

Wobei ich vermute, dass die Gruppe der Katholiken ihre Ergebnisse geschönt hat. Im Katholizismus ist Ehescheidung verboten, aber nicht unmöglich. Man kann seine Ehe unter Angaben von Gründen auch annullieren lassen. Dann wird so getan, als ob es nie eine Ehe gegeben hätte. Man hat die Ehe effektiv geschieden, muss dies aber nicht als Ehescheidung bezeichnen. Bei den Atheisten gibt es derlei Tricksereien nicht.

Barna hat einige Zeit später einen offenen Brief veröffentlicht (aber leider inzwischen wieder zurückgezogen), indem er sich beklagt, dass christliche Kritiker ihm unsaubere Arbeit unterstellen (meiner Ansicht nach eine verfehlte Unterstellung). Weil nämlich eine Untersuchung nach der anderen zeigt, dass es im Verhalten entweder keine Unterschiede zwischen Christen und Atheisten gibt, oder dass diese nicht zugunsten der Christen ausfallen. Fragt man nach der Meinung, dann sieht es anders aus -- alles immer gemessen an christlichen Maßstäben.

In den USA, im sog. "Bible Belt", gibt es gegenüber den eher säkularen Bundesstaaten, einen signifikanten Unterschied im Verhalten. In den Bibelstaaten gibt es mehr Gewalt, mehr Morde, mehr Promiskuität, mehr Ehescheidungen etc. pp.

Weltweit ist es so, dass es eine signifikante Korrelation gibt zwischen dem Global Peace Index, der die Friedfertigkeit eines Landes misst, und der Anzahl der Atheisten in einem Lande. Je mehr Atheisten in einem Staat leben, umso friedlicher ist er auch. Man kann Ausnahmen finden, aber nur wenige. Ausnahmen widerlegen übrigens keine Statistik.

Wir Psychologen wissen aus vielen Untersuchungen, dass Meinungen und Verhalten oft nicht übereinstimmen. So hat man die Menschen in einer großen Siedlung gefragt, ob sie Mülltrennung befürworten und auch selbst durchführen. Beides wurde überwiegend mit Ja beantwortet. Als man aber den Müll selbst durchsuchte, fand man, dass erheblich weniger Leute Müll trennen als angegeben wurde.

Wenn Leute über dieses Thema diskutieren, dann finden wir meist nicht mehr als „anekdotische Evidenz“, bei denen Beispiele der einen Seite gegen die der anderen Seite aufgerechnet werden. Überwiegend werden dabei die Extreme genommen. Das ist an Willkürlichkeit kaum zu überbieten. Ich kann in jeder hinreichend großen Gruppe Gewalttäter und Friedensstifter finden. Wenn ich die Gewalttäter der einen gegen die Friedensstifter der anderen Gruppe „aufrechne“, kann ich mir jede Seite schönreden. Oder man zieht sich gleich auf „Meinungen“ zurück oder Selbstauskünfte, oder betrachtet alles aus seiner eigenen Froschperspektive.

Solche Antworten kann man gleich wegwerfen, sie haben mit der Frage nichts zu tun. Sie spiegeln nur die Ansicht des Antwortenden wider.

Denn eines muss ich dazu sagen: Als Atheist ist es mir völlig gleichgültig, ob Atheisten moralischer sind als Gläubige oder nicht. Selbst wenn Atheisten hundertmal schlimmer wären, als Gläubige meinen, und Gläubige hundertmal besser -- wäre ich immer noch Atheist.

Die Theorie der Moralentwicklung nach Lawrence Kohlberg beschreibt die Entwicklung der Moral in Menschen. Sie besteht aus drei Ebenen, die jeweils zwei Stufen enthalten:

Präkonventionelle Ebene:

Stufe 1: Orientierung an Autoritäten. Regeln werden eingehalten, um Bestrafungen zu vermeiden.

Stufe 2: Orientierung an den eigenen Bedürfnissen. Regeln einzuhalten, wird als eine Art zwischenmenschlicher Austausch zur Bedürfnisbefriedigung verstanden.

Konventionelle Ebene:

Stufe 3: Orientierung an zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Erwartungen der Mitmenschen wollen erfüllt werden, da die Beziehung zu ihnen als wichtig wahrgenommen wird.

Stufe 4: Erfüllung des Ordnungs- und Rechtssystems

Postkonventionelle Ebene:

Stufe 5: Verständnis des Systems als Gesellschaftsvertrag.

Stufe 6: Entwicklung eines subjektiven Gewissens.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Mensch alle sechs Stufen durchläuft. Welche Stufe erreicht und dann gehalten wird, ist von unterschiedlichen Einflüssen abhängig – beispielsweise der Erziehung und den persönlichen Erfahrungen.

Der größte Teil der religiösen Moral ist präkonventionell-autoritär. Moral kommt von einer Autorität: Gott. Vermittelt wird das durch Eltern und Priester. Wer die Moral einhält, der wird später belohnt, wer nicht, bestraft. Damit handelt es sich um die unterste Stufe der moralischen Entwicklung. Die meisten Religionen versuchen, den Menschen dort zu behalten. Wer nach religiöser Ansicht moralisch ist, ist eigentlich eher jemand, der auf der untersten Stufe stehengeblieben ist. Das ist auch die bequemste Moral, sie achtet nur darauf: Was muss ich tun, um den Autoritäten (Gott) zu gefallen? Keinerlei Überlegung, dass Moral dazu dienen sollte, die Probleme menschlichen Zusammenlebens zu lösen. Es werden stets dieselben Problemlösungen angewandt, auch auf neue Probleme. Es geht nicht darum, Schaden für andere zu vermeiden, denn das geht durch das sture Befolgen fester Regeln nicht immer.

Wirklich moralisch nennen kann man nur die, nicht einfach Regeln befolgen, sondern die autonom die Entscheidungen treffen, die einem höheren Ziel dienen als der Erlangung von Belohnungen und dem Vermeiden von Strafen. Oder, wie Kant es sagte, eine jede Moral setzt das moralische autonome Subjekt voraus. Wer aufgrund eines autoritären Zwangs handelt, handelt nicht moralisch. Der Kassierer, der das Geld dem bewaffneten Bankräuber aushändigt, begeht objektiv den Tatbestand der Veruntreuung. Aber wir machen ihn nicht verantwortlich, weil er aufgrund eines Zwangs handelte, er musste sein Leben und eventuell das von Kunden schützen. Wer unter dem Zwang einer Höllendrohung oder wegen des ewigen Lebens handelt, handelt nicht um moralisch.

Natürlich kann ein Christ auch moralisch handeln -- sofern er im Moment des Handelns Gott vergisst und nicht an die persönlichen Konsequenzen des Verlusts des Paradieses handelt, oder unter der Drohung einer Höllenstrafe. Sobald die Autorität Gottes ins Spiel kommt, und Belohnung/Bestrafung, gibt es kein moralisch autonomes Subjekt und daher keine moralische Handlung. Damit es überhaupt eine Moral geben kann, darf es keinen Gott geben. Oder der Betreffende muss handeln wie ein Atheist, der nicht an Gott glaubt.

Wir sehen auf der Verhaltensebene kaum einen Einfluss der Drohung eines Gottes, weil der alles verzeiht, und weil man beichten kann, um den Konsequenzen auszuweichen.

Die Frage, woher die Moral Gottes kommt, ist in diesem Zusammenhang auch wichtig. Das kann man auch wissenschaftlich beantworten, siehe: https://www.patheos.com/blogs/epiphenom/2009/12/what-you-want-god-wants.html. Die Moral Gottes, so zeigt die Untersuchung eindeutig, ist immer die Moral desjenigen, der an Gott glaubt. Ändert jemand seine Meinung in einer moralischen Frage, ändert sein Gott diese Ansicht ebenfalls. Daher gibt es immer eine hundertprozentige Übereinstimmung zwischen der Moral des Gläubigen und der seines Gottes. Gott hat keine eigenen moralischen Ansichten.

Das ist auch der Grund, warum die Bibel Sklaverei rechtfertigt. Sie tut es, auch wenn Apologeten allerlei mentale Gymnastik veranstalten, um das zu bestreiten. In jeder moralischen Streitfrage der Menschheit gab es immer Christen auf beiden Seiten, und daran hat sich nichts geändert. Wenn die Mehrheit für Sklaverei war, war auch die Mehrheit der Christen für Sklaverei. Wenn die Mehrheit dagegen ist, sind auch die Christen mehrheitlich dagegen. Ist die Mehrheit gegen die Todesstrafe, wie in Europa, sind auch die meisten Christen dagegen. Gibt es eine Mehrheit für die Todesstrafe, wie in den USA, ist auch die christliche Mehrheit dafür. Es gibt für Christen keine objektive Moral, auch wenn sie gerne das Gegenteil betonen. Es gibt nur ein „meine eigene Moral ist die von Gott, und daher absolut“.

In Wahrheit ist man so relativistisch oder utilitaristisch wie eben Menschen an sich. Ein Teil unserer Moral ist angeboren, das kann man anhand diverser Untersuchungen von Psychologen und Anthropologen beweisen. Ein Teil kommt von Autoritäten (Eltern, Staat), und ein unterschätzter Anteil von Gleichaltrigen.

Selbst kleine Kinder verstehen schon, dass man Regeln braucht, wenn man zusammenspielen möchte. Sie können diese Regeln untereinander aushandeln, ohne dafür Erwachsene oder Autoritäten zu benötigen. Wenn man eine Autorität benötigt, dann weil man auf der untersten Stufe der Entwicklung stehengeblieben ist. Wenn schon kleine Kinder das beherrschen, wieso spricht man es dann erwachsenen Menschen ab?

Moral ist ein mächtiger Manipulator, wer über die Moral bestimmt, beherrscht eine Gesellschaft. Das haben die großen Religionen stets ausgenutzt. Wer ihre moralische Autorität infrage stellt, wie Atheisten, wird von ihnen entsprechend behandelt, man spricht seinen Feinden die Moral ab, dämonisiert sie.

Die christliche Moral ist entfremdet: Es handelt sich um eine Projektion der eigenen Moral auf Gott, und kommt dann zurück als etwas Fremdes. Deswegen ist die christliche Moral auch nicht in allen Aspekten schlecht, sie ist allgemein menschlich, aber weder göttlich noch spezifisch christlich. Durchgesetzt, gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen, hat sich bei uns der Humanismus, und das ist eine durch und durch atheistische Moral. Man ist entweder Humanist oder Christ, aber nie beides gleichzeitig. Humanismus bezieht sich auf den Menschen, nicht auf Gott.

Die Christen mögen sich damit trösten, dass die ersten Humanisten alle Christen waren. Klar, zu einer Zeit, als man wegen Ketzerei leicht bei lebendigem Leibe verbrannt werden konnte, wo es galt „Taufe oder Tod“, da waren alle Menschen Christen. Die ersten Humanisten haben durch die Rückbesinnung (Renaissance) auf die vorchristlichen antiken Werte der christlichen Moral eine ernste Konkurrenz entgegengestellt. Der Coup war äußerst erfolgreich, man konnte den Christen einreden, dass diese neue Moral völlig christlich war, und damit einer Menge Widerstand vermeiden. Die Christen sind darauf hereingefallen, und preisen sich jetzt dafür.

Aber die autoritäre Moral ist auch immer zugleich rückständig. Das ist die Gefahr, wenn wir vor neuen Herausforderungen stehen, und immer noch mit den alten Problemlösungen hantieren.

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Nein. Es handelt sich um das sog. Finetuning-Argument, das besagt, dass wenn die Naturkonstanten nur ein wenig anders wären, es Leben wie unseres nicht geben würde.

Es gibt zwei Probleme mit diesem Argument. Das erste Problem ist leider nur zu verstehen, wenn man einen intensiven Einblick in die Physik hat. Dazu reicht Abitur nicht aus, man muss schon Physik studiert haben. Deswegen reiße ich es hier nur kurz an, denn eine richtige Erklärung würde den Horizont von 99 % aller Leser garantiert übersteigen. Die Physik, die ich während meines Ingenieursstudiums erworben habe, reicht dazu gerade mal eben aus.

Alle sog. Naturkonstanten, die von den Apologeten für dieses Argument angeführt werden, lassen sich aus den bekannten Naturgesetzen berechnen. Der Astrophysiker Victor J. Stenger beweist dies in seinem Buch: Stenger, Victor J. The Fallacy of Fine-Tuning : Why the Universe Is Not Designed for Us. Amherst, N.Y: Prometheus Books, 2011. Die Werte sind nicht willkürlich oder zufällig, sie können keine anderen Werte haben. Die Naturkonstanten sind tatsächlich konstant.

Im Jahre 1999 gewann der niederländische Physiker Gerard 't Hooft den Physiknobelpreis für seine Darlegung eines normierten Maßsystems. Unsere Maßsysteme, auch das metrische, sind willkürlich gewählt. Eine Sekunde ist ungefähr ein Herzschlag, ein Meter ungefähr ein Schritt, usw. usf. Beseitigt man die Willkür, erhält man ein normiertes Maßsystem. Wenn man dies benutzt, haben alle Naturkonstanten den Wert Eins. Da mit den Konstanten multipliziert wird, verschwinden alle Naturkonstanten aus der Rechnung. Was wir als Naturkonstanten bezeichnen, sind eigentlich Umrechnungsfaktoren von einem willkürlichen Maßsystem in ein anderes. Es gibt diese ganzen Naturkonstanten nicht, es sind Artefakte unserer willkürlich gewählten Maßsysteme. Den Wert Eins nennt man auch den natürlichen Wert der Naturkonstanten.

Und damit ist das Argument vollständig widerlegt: Es gibt keine perfekte Abstimmung, es gibt kein Finetuning. Es gibt keine Konstanten, die man ändern könnte.

Wie gesagt: Das kann man jetzt glauben oder auch nicht.

Ich habe aber noch einen zweiten Weg entdeckt, der das Argument zuverlässig widerlegt.

Dazu vergessen wir einen Moment mal alles, was ich gesagt habe, und tun so, als ob es die sog. Finetuning-Konstanten tatsächlich gäbe.

Jetzt machen wir ein kleines Gedankenexperiment:

Stellen wir uns vor, es gäbe ZWEI Universen, nennen wir sie A und B. Von einem Universum A wissen wir, dass es von Gott erschaffen wurde. Es ist ein Gedankenexperiment, also fragt nicht, woher man das weiß. Gott könnte es geoffenbart haben. Das zweite Universum B entstand jedoch aus natürlichen Umständen. Was wir nicht wissen, ist: Leben wir im Universum A (geschaffen) oder im Universum B (nicht erschaffen)? Wie könnten wir das herausfinden?

Wenn wir im Universum B leben, dann müssen die Konstanten so beschaffen sein, dass sie Leben wie unseres ermöglichen. Es gibt keine zweite Option. Leben wir im Universum A, dann gibt es jedoch zwei Möglichkeiten: Gott könnte die Konstanten so gedreht haben, dass sie denen im Universum B entsprechen, also Leben ermöglichen. Aber das ist nicht notwendig, die Konstanten könnten so beschaffen sein, dass Leben wie unseres unmöglich ist. Gott hat uns dann trotzdem erschaffen, und hier sind wir!

Wenn also die Konstanten so beschaffen sind, wie das Argument besagt, und Leben möglich machen, können wir nicht entscheiden, ob wir in einem geschaffenen und natürlich entstanden Universum leben. Nur wenn die Konstanten Werte hätten, die Leben wie unseres unmöglich machen, könnten wir darauf schließen, dass wir im Universum A leben.

Das Argument ist exakt verkehrt herum! Man müsste argumentieren, dass die Konstanten so beschaffen sind, dass sie unsere Existenz unmöglich machen. Dann hätte man ein starkes Argument für Gott. Aber wenn man argumentiert, dass die Konstanten Leben wie unseres möglich machen, dann hat man kein Argument für Gott. Das ist der Fehler in dem Argument, neben einigen anderen, auf die ich hier nicht eingehe.

Man kann also sagen, dass das Argument „beweist“, dass unser Universum entweder erschaffen wurde oder auch nicht. Als ein Argument für Gott taugt es jedoch nicht.

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Religion geht auch Atheisten etwas an. Wir leben schließlich nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum. Das wäre kein Problem, wenn die Religion Privatsache wäre, wie es sich gehört. Aber die Gläubigen versuchen immer noch, über Ihre Religion Einfluss zu nehmen auf die Moral, das Verhalten.

Es wäre recht einfach: Wenn Du Abtreibung aus „religiösen Gründen“ für falsch hältst, treibe nicht ab. Wenn Du anderen aus Deinem Glauben heraus das ebenfalls verbieten möchtest, richte Dich auf Widerstand ein. Das gilt für alles, das ist nur ein Beispiel. Wenn Gott etwas von mir möchte, soll er es mir sagen -- und nicht Du. Du hast absolut nicht das geringste Recht, für Gott zu sprechen, seine Abwesenheit und sein Schweigen auszunutzen, um Deine Ideen zu verbreiten. Aber Gläubige sehen das nicht ein, sie meinen, das sei sogar ihre Pflicht. Sie maßen sich an, genau zu wissen, was Gott von ihnen und vor allem von anderen will. Wenn man sie dann kritisiert, ziehen sie sich auf die Position zurück, dass niemand was über Gott wissen kann. Das geht nicht. Sie mögen sich ja einbilden, zu wissen, was der Gott von ihnen will, von dem man nichts wissen kann. Aber was interessiert mich ihre Einbildung?

Natürlich haben gerade die Christen (nicht nur die) immer versucht, Atheisten am Reden zu hindern. Früher machte man das mit Gewalt, Atheisten wurden umgebracht, wenn sie sich dazu geäußert haben. Die meisten haben dazu geschwiegen, weil man sich nicht gerne von Fanatikern mit verrückten Ideen umbringen lässt.

Heute versucht man immer noch, Atheisten zum Schweigen zu verdammen. Die Mittel sind andere: Man diskutiert friedlich mit seinen Glaubensgenossen, wie man sich in der Gesellschaft besser durchsetzt, wie man die als böse und unmoralisch verleumdeten Atheisten bekämpfen kann, wie falsch die doch liegen. Dabei scheut man sich nicht, in voller Unkenntnis für die Atheisten zu reden und Unsinn zu verbreiten.

Unsinn und Falschheiten wie:

  • Atheisten haben keine Moral (oder keine Gründe, eine zu haben)
  • Atheisten sind alle Nihilisten
  • Atheisten glauben auch nur
  • Atheismus ist eine Religion
  • Atheisten sind felsenfest davon überzeugt, dass es keinen Gott gibt
  • Atheisten sind davon überzeugt, dass alles aus dem Nichts entstanden sind
  • Atheisten glauben an den Zufall
  • Atheisten glauben an die Wissenschaft
  • … und dergleichen mehr.

Dann wundert man sich, wenn sich Atheisten plötzlich zu Wort melden. Eigentlich müsste die erste Antwort auf jede religiöse Frage zunächst von einem Atheisten kommen, damit die Gläubigen wissen: Achtung, es sind Atheisten anwesend, wir müssen uns jetzt mit Verleumdungen und Unterstellungen etwas zurückhalten. Denn wenn man sieht, was so an Falschheiten über uns mit einer Selbstverständlichkeit verbreitet wird, bei der man nicht weiß, ob Ignoranz oder Rechthaberei gerade die Oberhand hat, dann graust es einen.

Bei uns herrscht Meinungsfreiheit, erkämpft übrigens auch von Atheisten. Der erste König in Europa, der Religionsfreiheit zuließ, war Friedrich der Große, bekennender Atheist. Wir können nicht jeden Unsinn unwidersprochen im Raum stehen lassen, darauf hoffen die Esoteriker, Obskurantisten und sonstige Gläubige natürlich. Pech gehabt. Das wird nicht passieren, findet Euch damit ab.

Es gibt nämlich ein gewaltiges Problem in unserer Gesellschaft. Die Gläubigen meinen, das Hauptproblem der Menschen sei ihre Moral. Genauer: Dass nicht jeder ihre Moral unhinterfragt übernimmt. Aber sehen wir uns ein Beispiel an:

Im Jahr 2020 sind 220 Menschen in Deutschland ermordet worden. Das ist ein moralisches Problem, verursacht durch menschliche Bösartigkeit. Da nicht jeder Mord unbedingt als solcher erkannt wird, runden wir großzügig auf 250 auf.

Im selben Zeitraum kamen alleine im Straßenverkehr 2.500 Menschen ums Leben, von den vielen Verletzten nicht zu reden, die oft ein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben. Es kommen, nur im Straßenverkehr, also zehnmal so viele Menschen ums Leben als durch Boshaftigkeit. Niemand setzt sich in ein Auto und plant, jemanden umzubringen -- und wenn, zählt das ohnehin zu den Morden, nicht zu den Verkehrstoten. Nein, Unfälle passieren, weil die Menschen schlechte Entscheidungen treffen, aus dem Bauch heraus urteilen, ihren Verstand nicht einschalten, irgendeinen Glauben haben. Viele steigen betrunken in ein Auto, weil sie glauben „bisher ist ja noch nie etwas passiert“. Kurz, man kann sagen, dass durch Dummheit zehnmal so viele Menschen sterben als durch böse Absicht.

Aber darüber redet man nicht. Vernünftiges Denken könnte viele dieser Probleme vermeiden helfen. Wer vernünftig ist, steigt nicht betrunken in ein Auto. Punkt.

Man müsste also vernünftiges Denken fördern. Aber da sind die Religionen vor, denen passt das überhaupt nicht. Die mögen es schon nicht, wenn jemand nur sagt, er sei anderer Ansicht (siehe Eingangsfrage). Die allgemeine menschliche Unvernunft vernichtet nicht nur menschliches Leben, ohne dass sich die Verbreiter der Unvernunft da einen Kopf machen. Sie richtet auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden an. In der Politik sieht man das deutlicher als bei sich selbst, das ist aber Teil der allgemeinen Unvernunft.

Das Hauptargument der Verbreiter der Unvernunft ist übrigens: Jeder darf doch glauben, was er will. Das ist falsch.

Wenn jemand sagt, „Ich glaube, dass Schwarze minderwertige Menschen sind“, so schimpfen wir ihn einen Rassisten, und niemand sagt, man dürfe doch glauben, was man will.

Wenn jemand sagt, „Ich glaube, dass Frauen sich dem Mann unterordnen sollen“, so schimpfen wir ihn einen Sexisten, und niemand sagt, man dürfe doch glauben, was man will.

Wenn jemand sagt, „Ich glaube, dass Atheisten Menschen sind, die für ihren Unglauben ewige Folter verdienen“, so nennen wir ihn einen Gläubigen, und jeder sagt, man dürfe doch glauben, was man will.

Kaum schiebt man eine Religion vor, so denken manche, schon darf man nicht mehr kritisiert werden. Falsch gedacht. Nur durch Kritik und Korrektur falscher Denkweisen können wir auf irgendeinem Gebiet Fortschritt erzielen, und das gilt auch für Religionen. Ohne dass ein wenig Fortschritt auf die Religionen abgefärbt hätte, würden wir heute noch Hexen verbrennen, Sklaven halten, Ungläubige ermorden, und beten statt zum Arzt zu gehen.

Wenn jemand sagt „Atheisten haben ein starkes Mitteilungsbedürfnis, weil sie befürchten, dass ihre persönliche Ideologie zwischen all den verschiedenen religiösen Ansichten untergeht.

Um dieses fragile Ego aufrecht zuhalten, müssen sie daher kontra-argumentieren, um ihr Selbstwertgefühl wieder kurzzeitig zu stabilisieren. Nur durch diese Art von 'antireligiöser Propaganda' erfahren sie ein temporär anhaltendes Gefühl der geistigen Befriedigung“, dann tut dieser so, als ob er die Gedanken der Atheisten lesen könnte und über ihre innersten Befindlichkeiten Bescheid weiß. Das nehmen sich Gläubige gerne als Privileg heraus, über Dinge zu reden, von denen sie absolut nichts verstehen -- und wenn man sie dann kritisiert, reagieren sie beleidigt.

Ich wäre dafür, so eine Antwort, die keine Substanz hat, sondern nur der Herabwürdigung dient, die nicht auf dem beruht, was Atheisten sagen, sondern aus bloßen Vermutungen, die sich auf nichts stützt als den projizierten eigenen inneren Befindlichkeiten, als Lüge zu klassifizieren. Geht aber nicht, Lüge wird anders definiert (etwas anderes sagen als man glaubt). Aber es erfüllt den Tatbestand der Irreführung, und derjenige ist sich dessen nicht einmal bewusst.

Übrigens auch ein Beispiel dafür, dass Religiöse keinerlei Skrupel kennen, sich in Fragen einzumischen, die an Atheisten gerichtet sind. Warum auch? Da bin ich auf der Seite derer, die das tun. Dass umgekehrt die Religiösen lieber unter sich bleiben, ist verständlich, aber dann geht man nicht in ein öffentliches Forum.

Außerdem verkennen die meisten Gläubigen, dass die Mehrheit von uns Atheisten meist früher selbst religiös gläubig waren. Das gilt für mich, Religion hat mich schon interessiert, da war ich gerade mal fünf Jahre alt. Was bedeutet, dass ich 60 Jahre Erfahrung mit Religion habe. Und zwar nicht nur mit einer. Ich kenne also beide Seiten, ich habe die komplette Einführungsliteratur Theologie gelesen, ich diskutiere alles mit meiner Frau, die Theologie studiert hat, und ich habe mehr darüber gelesen als sie selbst. Warum sollte ausgerechnet ich darauf verzichten, etwas zu Glaubensfragen zu sagen?

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Gnostiker und Agnostiker sind keine direkten Gegensätze. Bei der Gnosis handelt es sich um die Ansicht, dass es zwei Götter gibt, einen guten und einen bösen. Der böse Gott hat das Universum erschaffen. Nach Meinung der Gnostiker handelt es sich dabei um "wahre Erkenntnis" der dualen Natur der Dinge. "Wahre Erkenntnis" zu haben behaupten auch die meisten Monotheisten. Zwar hatten die frühen Gnostiker großen Einfluss auf die Kirche, aber durchsetzen konnten sie sich gegen den Monotheismus nicht.

Agnostiker hingegen sind Leute, die der Meinung sind, man könne Gott weder beweisen noch widerlegen. Damit alleine ist noch nicht ausgesagt, ob sie an Gott glauben oder nicht - viele der gläubigen Monotheisten sind eigentlich Agnostiker. Es gibt da zwei Varianten:

Agnostiker 1: Gottes Existenz kann man weder beweisen noch widerlegen, daher muss man an ihn glauben.

Agnostiker 2: Gottes Existenz kann man weder beweisen noch widerlegen, es ist aber nicht sinnvoll, an ihn zu glauben, ohne Beweise zu haben.

Die erste Art Agnostiker nennt sich nicht so, das sind in aller Regel gläubige Monotheisten. Wenn sich jemand selbst als Agnostiker bezeichnet, dann handelt es sich um einen Agnostiker 2.

A-Gnostiker verneinen nur die Behauptung, man könne etwas von Gott wissen, oder man könne Gott erkennen. Hier wird "Gnostiker" in seiner ganz allgemeinen Form gebraucht, einfach als "Gnosis", Erkenntnis. Es geht also um das Nicht-Erkennen Gottes. Während wir heute mit Gnostiker eine spezifische, fast ausgestorbene religiöse Richtung aus der Frühzeit des Christentums meinen. Das sind verschiedene Ebenen.

Auch wenn jetzt die Agnostiker das nicht gerne hören, aber sie sind, wenn es um Gott geht, Dogmatiker. Ihre dogmatische Behauptung ist, dass man Gottes Existenz weder beweisen noch widerlegen kann - aber das ist eine dogmatisch-definitorische Festlegung, bei der man annimmt, dass Gott nur dann Gott ist, wenn er die Eigenschaft hat, nicht beweisbar zu sein. Interessant ist, dass es keine existierende Religion gibt, die einen solchen Gott verehrt. Einem solchen Gott kommen die Deisten noch am nächsten, die sagen, dass Gott die Welt erschaffen hat und sich seither nicht mehr darum kümmert. Aber Deismus ist keine Religion, da ihm der Kultus vollständig fehlt.

Es gibt verschiedene Klassen von Göttern. Gehört ein Gott der Klasse der nicht beweis- und nicht widerlegbaren Götter an, dann ist damit ausgeschlossen, dass er einen Einfluss auf die Welt nimmt. Es handelt sich also um einen Gott, der sich nicht offenbart, der keine Gebete erhört, keine Wunder bewirkt, keine Gebote erlässt, und dessen An- oder Abwesenheit für unsere Welt nicht den geringsten Unterschied macht. Es existiert keine Religion, die einen solchen Gott verehrt, denn der wäre irrelevant. Ob man an ihn glaubt oder nicht macht keinen Unterschied. Ich bezeichne diese Götter als absentistische Gottheiten, die oder irrelevante Götter. Absentismus ist die Behauptung, dass Gott so fern und abwesend ist, dass man nichts über ihn sagen kann - auch nicht, ob er existiert oder nicht.

In der Auseinandersetzung mit dem Atheismus benutzen die Gläubigen Theisten jedoch einen interessanten Trick: Wenn Sie Gott gegen atheistische Argumente verteidigen, beziehen sie sich ausschließlich auf den absentistischen, irrelevanten Gott. Denn der ist gegen Kritik immunisiert - man kann seine Existenz nicht widerlegen, und zwar per Definition. Kleiner Schönheitsfehler: Wenn Gott tatsächlich weder beweisbar noch widerlegbar wäre, könnte man nicht beweisen, dass er nicht widerlegbar ist. D. h., es gibt keinen rationalen Grund, anzunehmen, Gott sei weder beweisbar noch widerlegbar.

Aber warum sollte ich mich als Atheist mit Göttern beschäftigen, an die niemand glaubt? Warum sollte ich auf dieses Ablenkungsmanöver hereinfallen und mich an irrelevanten Götter abarbeiten? Der Gott der Agnostiker, der Gott der Kritikimmunität, der unbeweisbare Gott, an den sowieso niemand glaubt, der interessiert mich nicht.

Mich interessiert der Gott, der angeblich das Fundament unserer Moral bildet, der Gebote erlassen hat, der sich Menschen mitteilt, über die Bibel oder anderweitig, der das Leben der Menschen beeinflusst, der Gebete erhört.

Gläubige verwickeln sich da sofort in Widersprüche. Einerseits kann man Gott nicht beweisen, aber andererseits sagt ihnen ihre Erfahrung, es gäbe Gott. Nun, wenn man Gott nicht beweisen kann, sind alle Erfahrungen, die scheinbar auf Gott deuten, wertlos, unbrauchbar, Quatsch, Täuschungen, Illusionen etc. Dann sind alle Gottesbeweise Makulatur, weil sie scheinbar beweisen, was nicht bewiesen werden kann. Sobald also Gläubige irgendeinen Grund anführen, weswegen man an Gott glauben sollte, so wechseln sie vom irrelevanten Gott zu einem Gott einer anderen Klasse - den man ev. beweisen könnte. Agnostiker ignorieren diesen Wechsel meist.

Ich fixiere mich nicht auf den irrelevanten, nicht beweisbaren Gott. Niemand kann von vornherein sagen, was Gott ist - und sorry, das können auch die Agnostiker nicht. Ich übernehme nicht die allzu einfache Version eines Kritikimmunen Gottes. Ich schlucke diesen Köder nicht, der nur benutzt wird, um mich auszutricksen.

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Das liegt daran, dass Menschen allgemein nicht die großen Denker sind, für die sie sich selbst halten, sondern dass die meisten sehr emotional reagieren.

Tl;dr - aber einfache Antworten auf komplizierte Fragen sind meist vor allem einfach falsch.

Ich kenn das auch - ich werde wegen meiner Ansichten zur Religion auch gehasst, permanent beleidigt, und bekomme jede Menge E-Mails mit Drohungen. Allerdings bin ich Atheist.

Ich schlage den Koran an einer beliebigen Stelle auf, und was lese ich? Muslime sind die Guten, Ungläubige wie ich sind Schweine, Dreck, dumm, gehören in die Hölle, müssen ewig bestraft werden. Der ganze Koran ist voll davon. Wer derlei Hass sät, wird auch Hass ernten.

Viele Menschen sind natürlich nicht zur Differenzierung fähig. Sie lesen den Koran, sie hören von Muslimen, dass dies Buch die reine Wahrheit darstellt, also schließen sie darauf, dass sich die Muslime auch so verhalten, wie es im Koran steht - und das ist schlicht nicht wahr.

Du wirst Opfer einer Haltung, die wir auch bei Muslimen finden, oder bei Christen, selbst bei Atheisten. Ja, es gibt Atheisten, die halten Gläubige generell für dumm. Was nicht stimmt, aber das gehört zum "normalen menschlichen Verhalten". Das gilt nicht für alle, aber man nimmt es natürlich eher wahr als die, die Schweigen und sich selbst sagen - aber keinem Anderen: "Na, der Muslim da drüber, der ist ja ganz in Ordnung".

Ich höre auch von Muslimen immer wieder: Du bist Atheist, Du bist so und so und glaubst dieses und jenes - und nichts davon stimmt, nichts davon trifft auf mich zu. Aber solches Verhalten nimmt man in aller Regel nicht bei sich selbst wahr, sondern nur bei Anderen.

Wir neigen dazu, Menschen fremder Gruppen als "homogen", als gleich anzusehen, und zwar umso mehr, je weniger wir aus der Gruppe kennen. Christen werden Christen als Individuen wahrnehmen, weil sie mehr Christen kennen. Sie kennen weit weniger Muslime und Atheisten, und die wenigen, die sie kennen, werden sie als "typisch" wahrnehmen. D. h.: Kenne ich 100 Christen, aber nur einen Muslim, dann sehe ich die Unterschiede zwischen den Christen - die sind alle verschieden - aber ich sehe keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Muslimen. Dann neigt man dazu, alle Muslime so zu sehen wie diesen einen. Woher sollte man auch wissen, dass auch Muslime sehr verschieden sein können? Dazu müsste man mehr Muslime kennen.

Aber: Dasselbe finden wir auch bei Muslimen. Sie kennen wenige Christen und denken, alle Christen sind so wie die Wenigen, die sie kennen. Alle Atheisten sind so wie die paar, die sie kennen. Wir sagen dazu "über einen Kamm scheren". Wir nehmen fremde Gruppen immer als gleichförmiger wahr, als sie sind. Es spielt keine Rolle, was für fremde Gruppen das sind, es geht nur um die Anzahl der Leute, die man kennt. Kennt man kaum Asiaten, wird man alle Asiaten als gleich zu denen betrachten, die man kennt. Kennt man kaum Schwarze, wird man alle Schwarzen als so wahrnehmen wie die wenigen, von denen man weiß. Usw. usf.

Den Meisten fällt das nur auf, wenn es sie selbst trifft: Sie werden nicht als Individuum, als eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen, sondern als Teil einer Gruppe von Menschen, die "eigentlich alle gleich sind". Wir teilen Menschen ständig in irgendwelche Gruppen ein. Wir sagen dann "die Muslime", obwohl es so viele verschiedene Muslime gibt. Muslime sagen "die Christen", obwohl es da nicht anders aussieht. Usw. usf.

Im Moment trifft das die Muslime besonders hart. Warum? Weil in letzter Zeit, wenn von Muslimen die Rede ist in den Medien, wir es mit Terroristen zu tun haben. Mein netter, muslimischer, türkischer Gemüsehändler, bei dem ich gerne einkaufe, der wird in den Medien nicht erwähnt - niemals, so wie tausende andere nette, gute Muslime auch. Aber der eine, der gerade mit einem LKW Dutzende von Menschen umgebracht hat, über den wird berichtet.

Du ahnst, worauf das hinausläuft?

Wie entsteht so ein Hass? Warum hassen viele Muslime beispielsweise Juden? Weil sie kaum den netten jüdischen Buchhändler von nebenan kennen. Aber sie haben von jüdischen Angriffen gehört, aus dem Krieg - lang und breit. Und dann sind plötzlich alle Juden so, ohne dass man die Ausnahmen kennt oder berücksichtigt.

Christen - auch wieder nicht alle, aber genug - zeigen dasselbe Verhalten gegenüber Muslimen. Was den Muslimen bei Juden, Christen oder Atheisten nicht auffällt, also ihre eigene Denkweise, die Art und Weise, wie sie denken, fällt ihnen sofort auf, wenn diese Ungerechtigkeit im Denken sie selbst trifft. Für Christen, Juden, Atheisten - die Mehrheit, nicht alle - trifft das ebenso zu.

Es reicht, wenn es in einer Gruppe einige wenige gibt, die sich bösartig gebären, schon gilt die ganze Gruppe als bösartig. Ich kann es längst nicht mehr zählen, die Stellen, an denen Christen mir vorgehalten haben: "Du bist Atheist? Hitler, Stalin und Mao waren auch Atheisten" - sprich, Hitler, Stalin und Mao sind, weil wir uns ein Merkmal teilen, dieselbe Art von Leuten wie ich. Weil wir als Gruppe wahrgenommen werden, die einheitlich ist. Zwar waren weder Hitler noch Stalin Atheisten, aber das spielt bei der Bildung von Vorurteilen keine Rolle. Ich werde mit denen in eine Schublade gesteckt, ich bin genauso wie die, fertig. Das ist bequem, aber es entspricht nicht der Realität.

Es gibt für Dich als Person viele Merkmale, die Dich auszeichnen und zum Individuum machen. Aber wahrgenommen wirst Du nur als "Muslim". Kein Muslim ist zu 100% "nur Muslim", kein Christ ist zu 100% "nur Christ", usw. Wir Psychologen nennen das "Generalisierung" und "Halo-Effekt", und Generalisierung gehört zu den am weitesten verbreiteten defekten Denkweisen. Und obwohl ich das weiß bin ich nicht völlig immun dagegen. Wie sieht es dann mit Menschen aus, die nichts darüber wissen?

Wir müssen uns mit den Menschen abfinden, so, wie sie sind - es gibt keine Anderen. Wir finden das Merkmal "Generalisierung" auch nicht generell bei allen Menschen gleich, vielmehr handelt es sich um ein Spektrum, dass bei dem einen mehr und dem anderen weniger ausgeprägt ist. Das gilt für nahezu alle menschlichen Merkmale - aber nicht für unsere Bezeichnungen, da bist Du "der Muslim, der generell so ist wie alle anderen Muslime, die ich kenne oder von denen ich gehört habe", so wie für Dich ein Jude "der Jude ist, der generell so ist wie alle anderen Juden, die ich kenne oder von denen ich gehört habe", und man kann da einsetzen, was man will, es trifft uns alle - mehr oder weniger. Je weniger, desto besser, je mehr, desto schlimmer.

Was kann man dagegen tun? Wir können andere Menschen nur sehr schlecht ändern, meist überhaupt nicht. Wir könnten uns selbst ändern, aber die meisten wollen das nicht. Wir können darüber lamentieren, dass "die Anderen" nicht bereit sind, sich zu ändern, aber was nützt das, wenn wir selbst es ebenso halten und auch nicht bereit sind, uns zu ändern? Über was beschweren wir uns, wenn sich "die Anderen" ebenso verhalten wie wir auch, sich ebenso wenig ändern wollen wie wir auch? Über was beschweren wir uns, wenn wir so denken wie "die Anderen" und nichts daran ändern wollen?

Vorurteile sind ein menschliches Übel, aber es ist ein verbreitetes menschliches Übel, das man nur als Übel wahrnimmt, wenn es einen selbst trifft - und weit weniger, wenn man andere damit trifft. Vorurteile haben auch einen Nutzen, es erleichtert uns, einen anderen einzuschätzen, ohne dass wir ihn kennen müssen - aber die Folgen habe ich geschildert. Vorurteile neigen eher dazu, sich zu verfestigen, es erfordert viel Aufwand, sie aufzulösen. Vorurteile hängen davon ab, wie viele Menschen einer anderen Gruppe wir kennen, wie sehr wir generalisieren, wie weit wir bereit sind, unsere Ansichten zu ändern.

Gerade in den Religionen gilt recht allgemein, dass man eingehämmert bekommt, dass man seine Ansichten darüber nicht ändern sollte. Wie soll man Vorurteile ändern, wenn man denkt, dass man seine Meinung zu bestimmten Dingen nicht ändern sollte? Wenn man es richtig findet, bei einer Ansicht zu bleiben, egal, wie die Realität auch aussehen mag? Worüber beschwert man sich, wenn "die Anderen" ihre Meinung auch nicht ändern, obwohl sie falsch ist, wenn man seine nicht ändern wird, weil man so wie die meisten anderen davon ausgeht, sie sei richtig und wahr und gut? Das nehmen "die Anderen" auch an, und sie sind nicht weniger überzeugt als wir.

Heute die eine Ansicht zu haben und morgen eine andere, das wird als Schwäche angesehen. Was ist der häufigste Einwand gegen die Wissenschaft? Die Wissenschaft ändert dauernd ihre Ansichten. Was heute als wahr gilt, kann morgen schon als falsch angesehen werden. Worüber beschweren wir uns, wenn wir das als Schwäche ansehen, dass Menschen ihre Meinung ändern, wenn "die Anderen" nicht tun, was wir als Schwäche ansehen?

Wir sind uns als Menschen auf eine verblüffende Weise sowohl ähnlich als auch sehr verschieden. Bei fremden Gruppen sehen wir die Gemeinsamkeiten, bei der eigenen die Unterschiede. Darin sind wir uns wiederum alle sehr ähnlich, und das führt zum Teil zu den Dingen, unter denen Du leidest. Unter denen ich leide. Unter denen fast alle leiden, aber wer will sich schon ändern? Bloß die Wissenschaftler, aber die gelten dann als "wankelmütig", als "wenig gefestigt", die haben keinen "starken Glauben", die sind sich "unsicher" - das sehen wir als Nachteile an.

Jeder Mensch hat seine individuelle Perspektive, das macht ihn anders als ich.

Obwohl wir in Europa gelernt haben sollten, Toleranz zu üben - nicht alle Europäer sind gleich, nicht alle sind so. Von vielen Muslimen wird Toleranz gerne als Schwäche angesehen, und dann beschweren sie sich über die Intoleranz! Logisch ist das nicht: Ich will, dass "der Andere" so wird, wie ich bin, aber ich beschwere mich darüber, wenn er es ist.

Was tun? Toleranz kann man üben, aber erwarte keine Toleranz, wenn Du nicht bereit bist, tolerant zu sein. Erwarte nicht, dass "die Anderen" ihre Meinung, ihre Vorurteile, ihre Religion, ihre Weltanschauung ändern, wenn Du nicht bereit dazu bist, es ihnen vorzumachen. Wir können nicht die Welt ändern - aber wir könnten uns selbst ändern, wenn wir uns nicht selbst im Weg stünden. Wenn wir überhaupt wüssten, wie man sich selbst ändert. Wenn wir überhaupt wollten, uns selbst zu ändern.Das gilt für Dich, das gilt für alle ändern, ja, das gilt sogar für mich.Was uns untereinander ähnlich macht trennt uns von allen anderen ebenso wie das, was uns unähnlich macht. "Der Andere", "der Fremde", ist immer der Böse, weil er anders ist als wir. Aber weil er genauso ist wie wir, genauso denkt wie wir, hassen wir ihn und er hasst uns.

Wenn Du also wissen willst, warum Du gehasst wirst - horch in Dich hinein und stelle fest, warum Du andere hasst. Dann weißt Du, warum Du gehasst wirst. Nur dann kannst Du etwas ändern. Man kann einen Feind wie den Hass nicht besiegen, wenn man wenig über ihn weiß. Um ihn kennenzulernen muss man zunächst den Hass in sich selbst kennen. Schafft man das nicht, kann man seinen eigenen Hass nicht besiegen - worüber beschwert man sich, wenn "die Anderen" das auch nicht können. Aber kannst Du Deinen eigenen Hass besiegen, vor allem auf die, die Dich hassen, dann kannst Du anderen helfen, ihren Hass zu besiegen.

Ansonsten sehe ich keinen Weg, daran etwas zu ändern. Dann wird man lernen müssen, damit zu leben, selbst zu hassen und gehasst zu werden. Weil "der Andere" nicht nur anders, sondern auch so ist wie wir. Wir sind "der Andere" für den Anderen, wir sind "die Fremden" für den Fremden. Was wir nicht mit uns am Anfang als Vorbild ändern, das wird sich bei "den Anderen" auch nicht ändern.Wenn wir darauf warten, dss sich "der Andere" zuerst ändert, dann können wir lange warten - denn "der Andere" wartet auch erstmal ab, wie wir selbst auch.

Es hat auch etwas Tröstliches, zu wissen, dass "der Andere" nicht nur anders ist als wir, sondern uns auch gleicht. Aber nicht vergessen: Die beste Methode, das Verhalten eines Anderen zu rechtfertigen und ihn darin zu bestärken ist, sich selbst so zu verhalten.

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Es stimmt: Religiöse Familien haben mehr Kinder als nichtreligiöse. Das gilt sogar dann, wenn man die üblichen demographischen Faktoren eliminiert, die einen Einfluss auf die Kinderzahl haben. So haben weniger gebildete, weniger intelligente Menschen, Menschen, die in Ländern mit hoher Kindersterblichkeit leben, mehr Kinder. Aber auch, wenn man die Gruppen angleicht, also beispielsweise nur Akademiker mit vergleichbarer Ausbildung nimmt, die gleich intelligent sind, gleich gebildet, den gleichen sozio-ökonomischen Status haben - dann haben die Religiösen unter ihnen immer noch mehr Kinder, wenn der Unterschied auch nicht mehr ganz so groß ausfällt, deutlich ist er noch immern.

Das ist so seit mehr als 100 Jahren, seitdem wir verlässliche statistische Daten haben.

In denselben 100 Jahren, trotz dieser Tatsache, ist in Europa die Anzahl der Atheisten von unter 1% auf teils weit über 20% gestiegen. Noch nie ist eine religiöse Gruppe so schnell gewachsen wie die der nicht religiösen Atheisten.

Was sich wie ein logischer Widerspruch anhört hat ein paar einfache Erklärungen. Zum einen ist es eine Illusion, zu glauben, dass 100% der religiösen Eltern auch religiöse Kinder haben. Das ist schon länger nicht mehr der Fall. Die religiöse Bindungskraft - d. h., die Zahl der menschen, die denselben Glauben haben wie ihre Eltern - ist auf religiöser Seite gefallen. Auf nicht religiöser Seite ist das weit weniger der Fall: Waren die Eltern Atheisten, sind es die Kinder meistens auch, jedenfalls in weit höherem Ausmaß als bei den religiösen Familien.

Die meisten Atheisten, die ich kenne - mich eingeschlossen - waren in ihrer Kinder- und Jugendzeit religiös. Fragt man eine beliebige Gruppe von Atheisten, ob sie früher an Gott geglaubt haben, so bejaht dies eine Mehrheit.

Es gibt einen weiteren Grund für den Anstieg der Atheisten: In den Gesellschaften, in denen der soziale Druck, religiös gläubig zu sein, gesunken ist, bekennen sich mehr Menschen zum Atheismus. Deswegen finden wir in Städten mehr Atheisten als auf dem Land. Es ist eine Illusion, zu glauben, nur weil jemand Mitglied einer religiösen Gemeinschaft ist, er sei auch gläubig. Die Anzahl der Atheisten unter kirchensteuerzahlenden Katholiken dürfte inzwischen bei über 10% liegen. Die Anzahl der Atheisten bei den Priestern ist übrigens noch größer.

Die meisten Menschen werden als Erwachsene zu Atheisten. Die Argumente der religiösen Mehrheit, gekoppelt mit sozialem Druck, mag ausreichen, Kinder zu überzeugen, oder Leute mit wenig Intelligenz. Kinder müssen ohnehin glauben, was ihre Eltern glauben - das hat evolutionäre Gründe. Wir sind die Nachfahren derer, die auf ihre Eltern gehört haben, wenn die sagten: "Geh nicht am Fluss spielen, da sind Krokodile". Wer das als Kind nachprüfte, hat das mit geringerer Wahrscheinlichkeit überlebt und hat daher weniger Nachkommen. Aber ob es um Krokodile oder Gott geht, das bleibt sich gleich. Welcher Religion man anhängt, hängt vom "biographischen Roulette ab" - als der Zeit, der Kultur, der Familie, in der man hineingeboren wurde. Es ist eine der großen Illusionen, zu meinen, man hätte sich seine Religion ausgewählt. Zu 95% bestimmt die umgebende Kultur über den Glauben, den man hat. Das ist viel stärker als genetische Aspekte. In Sachen Religion werden wir mehr von der Kultur geprägt als den meisten bewusst ist, obwohl die Faktenlage so eindeutig ist.

Man kann Menschen mit geringen intellektuellen Fähigkeiten leicht davon überzeugen, dass es Gott gibt. Das trifft vor allem auf Kinder zu, selbst die intelligentesten Erwachsenen hatten als Kinder nicht in vollem Umfang ihre intellektuellen Fähigkeiten. Glaubt man einmal an Gott, ist es schwer, den Glauben loszuwerden, denn er wurde sorgfältig gegen Kritik immunisiert. D. h., man hat intellektuell kaum eine Möglichkeit, in loszuwerden, ganz gleich, wie intelligent man ist. Deswegen finden wir auch eine große Anzahl sehr intelligenter Menschen, die an Gott glauben - sie bekamen diesen Glauben eingeimpft, als ihre Intelligenz noch nicht weit genug entwickelt war, um auf die Einwände zu kommen. Der soziale Druck durch die Eltern und die Umgebung tun ein übriges. Deswegen ist und wahr Religiosität so stark "kulturell vererbt", dass man noch heute sehen kann, welche Gegenden in Deutschland vor 200 und mehr Jahren überwiegend katholisch oder evangelisch waren - an den Verhältnissen hat sich nur wenig geändert.

Ausnahme ist die ehemalige DDR: Wenn man den direkten Zugriff der Kirche auf die Kinder in der Schule unterbindet, dann reichen zwei Generationen aus, die Christen zu marginalisieren, d. h., eine Minderheit aus ihnen zu machen. Ohne sozialen Druck, religiös zu sein, ohne Indoktrination der Kinder, sinkt die Anzahl der Religiösen sehr schnell.

Das gilt gesamtgesellschaftlich: Der soziale Druck ist gesunken, also bekennen sich immer mehr Menschen zum Atheismus. Daran ändert auch die ganze religiöse anti-atheistische Propaganda nichts mehr. Das gilt weltweit, aber sozialer Druck in Kulturen ist unterschiedlich stark verteilt. In Saudi-Arabien gibt es die Todesstrafe für Atheisten, da ist der soziale Druck immens. Trotzdem, laut PEW-Research, bezeichnen sich 5% der Menschen dort selbst als Atheisten, trotz des Risikos. Wenn weltweit die Muslime gezählt werden, dann tut man trotzdem so, als ob in den islamischen Ländern 100% der Bevölkerung, Säuglinge eingeschlossen, Muslime seien. Zählt man die Gottgläubigen bei uns, tut man so, als ob 100% der Kirchenmitglieder an Gott glauben. Dieser Irrtum verzerrt die Verhältnisse.

Umfragen sehen meist so aus: Man ruft die menschen per Telefon zufällig ausgewählt an und stellt ihnen Fragen. Das 5% der Saudis einem wildfremden Menschen am Telefon erzählen, sie glaubten nicht an Gott, ist erstaunlich - ich hätte nie gedacht, dass man damit auf 5% kommen würde. In den USA ist die Zahl der Atheisten "offiziell", aufgrund von Umfragen, in den Jahren 2007 bis 2014 verdoppelt - von 1,6% auf 3,1%. Die Zahl der Agnostiker stieg von 2,7% auf 4%, und realistischerweise muss man die Agnostiker zu den Atheisten dazuzählen.

Aber wenn man nicht direkt fragt, sondern indirekt, dann kommt man auf 25% Atheisten. In den sieben Jahren hat sich in erster Linie die Anzahl der Atheisten vermehrt, die bereit sind, sich als solche zu bezeichnen.

Dass die Anzahl so gering ist, liegt auch an der "offiziellen", auf Kirchenpropaganda beruhenden falschen Definition des Begriffs "Atheist". Viele Menschen - auch Atheisten - denken, ein Atheist ist jemand, der zu 100% davon überzeugt ist, dass es keinen Gott gibt. Das ist sachlich falsch - mehrheitlich sind Atheisten Menschen, die zu weniger als 50% davon überzeugt sind, dass es einen Gott gibt, die also skeptisch sind.

Wenn ich die Mittel hätte, würde ich eine große Umfrage starten, in der ich zwei Fragen einstreue: 1. Glauben Sie an Gott? und dann, viel später: 99. Sind Sie Atheist? Wenn es mit rechten Dingen zuginge, dann müsste die Anzahl der mit "Nein" auf die Frage 1 antwortenden identisch sein mit denjenigen, die "Ja" auf die Frage 99 entgegnen. Aber das wird kaum der Fall sein, denn viele Atheisten ziehen es vor, sich als Agnostiker, Freidenker, Skeptiker, Humanisten, Nontheisten, nichtreligiös, Apatheisten, Ignostiker etc. zu bezeichnen. Das verzerrt das Bild zusätzlich. Würde man auch danach fragen, so erwarte ich, dass wenn man die Zahlen addiert, man annähernd auf die Zahl derer kommen, die auf Frage 1 mit "Nein" antworten - und damit wäre die Zahl der Atheisten deutlich größer, als angenommen.

In Ländern, in denen der soziale Druck, christlich zu sein, stark geschwunden ist, etwa in den skandinavischen Ländern, fallen die Umfragen daher anders aus. In Schweden bezeichnen sich 60-80% als Atheisten. Wiederum: Die Zahlen schwanken so stark, je nachdem wie die Frage gestellt wird. In Island beträgt die Anzahl der Menschen unter 20, die an Gott glauben, exakt 0. Statistisch gesehen ist der typische Atheist bei uns männlich, gebildet, hat ein hohes Einkommen, einen höheren IQ - und weniger Kinder als die gläubige Vergleichsgruppe.

Bildung ist der größte Faktor, der zum Anstieg des Atheismus weltweit führt.

Die Antwort auf die Frage fällt deutlich komplizierter aus, als die meisten denken. Das Thema ist komplexer als meistens dargestellt. Die Zahlen, die wir haben, sind deutlich weniger zuverlässig, als angenommen. D. h., die Anzahl der Atheisten wird teilweise dramatisch unterschätzt - 3,1% in den USA gegenüber den realistischen 25%. Die Steigerungsraten scheinen etwas höher zu sein als angegeben.

Zudem, so scheint mir, werden hier Ursache und Wirkung vertauscht. Es scheint mir eher so zu sein, dass Familien mit mehr Kindern eine größere Neigung haben, ihre Kinder religiös zu erziehen, weil man sich davon Vorteile bei der Erziehung verspricht. Gott ist ein gutes Mittel, das dazu führt, dass sich Kinder auch dann moralisch wünschenswert verhalten, wenn sie nicht beaufsichtigt werden. Es ist daher falsch, zu sagen, dass Religiöse mehr Kinder haben, sondern man sollte sagen, dass Familien mit mehr Kindern tendenziell mehr Wert auf religiöse Erziehung und sozialen Druck legen - man verwechselt Ursache und Wirkung. Religiosität ist ein multifaktorielles Phänomen, die übliche ein-faktorielle Zuschreibung versagt daher bei der Betrachtung.

Es kommt noch etwas hinzu: Die Vermehrungsrate der Menschen befindet sich im freien Fall. Die Anzahl der Kinder liegt weltweit inzwischen bei stabilen 2 Milliarden - sie wächst nicht mehr. Aber noch dominieren die geburtenstarken Jahrgänge, daher wird sich die Anzahl der Menschen bis auf 11 Milliarden erhöhen, bevor die Zahl stagniert. Übrigens. Die Anzahl der Kinder von Muslimen fällt stärker als im Weltdurchschnitt. Abgesehen davon, dass die Anzahl der Muslime dramatisch falsch als zu hoch eingeschätzt wird, nicht ganz so stark die Anzahl der an Gott glaubenden Christen: Weltweit sinkt die Religiosität - in den unterentwickelten Gebieten langsamer als in den entwickelten. Aber Religiosität ist weit mehr als nur an Gott zu glauben. Viele Menschen bleiben in der Religionsgemeinschaft, in die sie hineingeboren worden sind, obwohl ihre Religiosität und ihre Gläubigkeit teilweise dramatisch abgenommen hat. Man kann das in Europa deutlich sehen, wenn man die Anzahl der Kirchenbesucher betrachtet - das gibt ein realistischeres Bild. Deren Zahl ist selbst unter Katholiken, wo es immer noch die Sonntagspflicht gibt, drastisch gefallen. Offiziell mögen wir noch 30% Katholiken in Deutschland haben, aber die Mehrheit davon sind eher Karteileichen.

Wenn man es kurz zusammenfasst: Religiöse Familien haben mehr Kinder, seit mehr als 100 Jahren ist das ein Faktum. Trotzdem steigt die Anzahl der Atheisten, teils drastisch. Etwas überzogen könnte ich als Atheist sagen: Mögt Ihr mehr Kinder haben, aber wir kriegen Eure Kinder zu größeren Teilen trotzdem dazu, zu uns zu gehören, wenn sie erwachsen werden.

Man kann schlecht prognostizieren, aber die Zahl der bekennenden Atheisten steigt immer noch rasant an, unabhängig davon, wie viele Kinder religiöse Familien haben. Wenn sich der Trend nicht umkehrt, werden in etwas über 100 Jahren die Menschen überwiegend Atheisten sein. Wir sind mehr, und wir sind stärker, als die Gottgläubigen in ihren schlimmsten Albträumen annehmen.

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Ich glaube nicht

Warum sollte ich an Gott glauben?

Normalerweise, wenn man diese Frage stellt, bekommt man eine Begründung. Nicht so wenn es um Gott geht, da bekommt man keine Begründungen, und das sollte einen schon misstrauisch machen.

Gut, ein paar geben so etwas wie Begründungen an: Es sieht aus wie eine, ist aber keine. Aber sie schwindeln ein wenig, wenn sie behaupten, dass dies ein guter Grund wäre, an Gott zu glauben. Denn wenn man die Pseudo-Begründung zerlegt, hören sie nicht auf, an Gott zu glauben, wie es ein normaler Mensch sonst in allen Fällen tun sollte. Außer natürlich, jemand ist besonders stur.

Es gibt auch Leute, die wissen nicht, was eine Begründung ist, und können vor allem keine gute Begründung von einer schlechten unterscheiden. Bei denen muss man sich nicht wundern, dass sie allen möglichen Unsinn glauben, wie z. B. an die flache Erde.

Ich kenne mehr gute Beweise für eine flache Erde als für Gott. Dabei glaube ich nicht einmal an die flache Erde, warum sollte ich bei einer viel schlechteren Lage deswegen an Gott glauben?

Solange Menschen ihre Ansichten nicht an die aktuelle Beweislage anpassen, werden wir uns mit dem Glauben an Gott, Gespenster, flache Erde und anderem Hokuspokus herumschlagen müssen. Ärgerlich, wenn die ihren Glauben dazu benutzen, um mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Wenn es einen Gott gäbe, der was von mir will, soll er es mir sagen - und nicht Du! Aber das kann man ignorieren, was noch ärgerlicher ist, dass man als Steuerzahler die Institutionen mitfinanziert, die diesen Aberglauben verbreiten und denen das so offensichtlich nützt.

Wenn Gläubige zu sich selbst ehrlich wären, dann würden sie mehr sagen: Ich glaube an Gott, weil das meine Eltern schon taten - das trifft zu 95% zu. Aber das tun sie nicht, wie ehrlich, denkt Ihr, kann jemand sein, der es schafft, sich selbst zu belügen und das auch noch gut findet? Und dem soll ich glauben?

Gott ist ohnehin das, worüber hinaus man sich Unglaublicheres nicht mehr vorstellen kann. Gott soll sich perfekt verstecken, aber angeblich soll seine Existenz offensichtlich sein. Gott soll keiner menschlichen Erfahrung zugänglich sein, aber die Gläubigen führen ihre persönliche Erfahrung an, aufgrund der sie an Gott glauben. Gott versteckt sich, und wer sich versteckt, der will nicht gefunden werden - aber angeblich bestraft er diejenigen, die nicht an ihn glauben. Gott soll moralische Gebote erlassen haben, und wer sich nicht daran hält, den bestraft er, der soll leiden und brennen in der Hölle, für immer und ewig - aber er liebt Dich! Ehrlich, wer hat schon mal in seinem Leben etwas Unglaublicheres gehört? Da halte ich grüne Marsmännchen, die vom Mond kommen und das World Trade Center gesprengt haben, für viel wahrscheinlicher. Aber an die glaubt keiner, weil sie nicht in antiken Büchern vorkommen, die von unwissenden Menschen geschrieben wurden.

Ich kann ja verstehen, wenn jemand aus einem Land kommt, indem es die Todesstrafe für Atheisten gibt, oder andere Strafen, dass derjenige an Gott glaubt. Insofern gibt es für viele arabische Muslime eine gute Entschuldigung. Ich würde unter den Umständen zwar auch nicht an Gott glauben, aber ich würde behaupten, es zu tun - ich bin ja nicht blöd. Ich würde es auch in einem fernen Land tun, weil ich ansonsten mit Repressalien gegen meine Familienangehörigen rechnen müsste.

Aber für hier lebende Christen gibt es diese Entschuldigung nicht. An etwas festzuhalten, was die Eltern schon geglaubt haben, was einem als Kind eingeredet wurde, kann man leider nicht als Zeichen geistiger Reife deuten.

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In der Wissenschaft nennt man das inzwischen den Dunning-Kruger-Effekt, nach den beiden Psychologen, die das Phänomen erforscht haben. Es handelt sich sozusagen um ein Zitat, das wissenschaftlich untermauert ist.

Was taten Dunning und Kruger?

Sie nahmen einen umfangreichen Wissenstest, bei dem Wissen auf den verschiedensten Gebieten abgefragt wird: Politik, Geografie, Biologie etc. Zusätzlich baten sie die Versuchspersonen, für jeden Bereich einzuschätzen, wie gut sie auf dem Gebiet sind, und wie viele der Fragen sie wohl richtig beantwortet haben.

Das ergab folgendes Bild:

Je mehr Fragen die Versuchspersonen (VP) falsch beantwortet haben, umso sicherer waren sie sich, das Meiste gewusst zu haben. Wenn man ein Bild aufmalt: Von links nach rechts die Anzahl der korrekten Antworten, von oben nach unten die eigene Einschätzung, dann ergibt sich eine U-förmige Kurve. Am Sichersten, alles richtig gemacht zu haben, waren diejenigen, die am wenigsten wussten. Je besser die Antworten wurden, umso schlechter schätzten sich die VPs ein, bis die Kurve irgendwann wieder anstieg, bei denen, die wirklich viel wussten, wurden allmählich auch die Einschätzungen des eigenen Wissens besser. Aber so gut wie diejenigen, die wirklich schlecht abschnitten, haben sich nicht einmal die eingeschätzt, die so ziemlich alles richtig beantworteten.

Die am Schlechtesten im Test abschnitten schätzten ihr eigenes Wissen also höher ein als die Experten auf dem Gebiet!

Der Grund dafür ist der: Je mehr man über ein Gebiet wirklich weiß, umso mehr weiß man auch, was man alles nicht weiß. Man kann seine Lücken sehen, die man hat. Hat man keine Ahnung, weiß man auch nicht, was man alles weiß und kann auch nicht abschätzen, wie viel man weiß. Studenten kennen fast alle den umgekehrten Effekt: Man fängt an, für eine Prüfung zu lernen. Am Anfang ist man noch optimistisch - kein Problem. Je mehr man liest, umso mehr Fragen tun sich auf, umso deutlicher treten die Lücken im Wissen zutage. Kurz vor der Prüfung bringt einen der Gedanken daran, was man alles nicht weiß, so richtig ins Schwitzen.

Daher leben die Unwissenden im Glauben, sie wüssten alles, und sie haben keinen Zweifel daran. Die Experten, die, die wirklich viel wissen, kennen ihre Lücken und sind erheblich vorsichtiger bei der Einschätzung - sie zweifeln eher an ihrem Wissen. Sie wissen auch, was an ihrem Wissen umstritten ist, und warum.

Daher stimmte es: Die Ahnungslosen sind so selbstsicher, die Wissenden so voller Zweifel, was ihr Wissen angeht.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Jemanden zu beleidigen, wie Ambrose Bierce einmal anmerkte: Man kann die Wahrheit über einen sagen, oder Lügen erzählen.

Wenn man also Menschen die Wahrheit über sie sagt, fühlen sie sich gleich beleidigt, oft umso mehr, je besser es zutrifft. Oder, wie ich immer sage:

Nur Menschen, denen es an Klugheit mangelt, fühlen sich leicht und schnell beleidigt. Manchen Menschen kann man nicht sagen, wie sie sich benehmen, ohne sie zu beleidigen. Kluge Menschen wissen, dass keine Tatsache beleidigend sein kann.

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Rational gesehen ist die Frage leicht zu beantworten, denn es gibt zwei Möglichkeiten: Die Person möchte keinen engeren Kontakt, und der Status zwischen Euch bleibt, wie er ist. Oder aber, Eure Beziehung verbessert sich.

Ob Du nun nichts tust, oder falsch handelst, das ändert nichts. Die Situation kann sich nicht verschlimmern. Sie kann sich aber verbessern, selbst wenn Du nicht alles richtig machst. Die rationale Entscheidung wäre also, etwas zu tun. Und: Man kann nichts falsch machen, wenn man Interesse gegenüber Jemanden zeigt und ihm Fragen über sich selbst stellt. Jeder freut sich, wenn andere sich für einen interessieren.

Aber ach, die Emotionen, die machen es einem echt schwer. Die vor allem, die einem Angst einreden davor, dass man handeln könnte, und es so bleibt, wie es jetzt schon ist. Die Angst vor einem irrealen Verlust, dass man verlieren könnte, was man ohnehin nicht hat, oder dass man sich blamieren könnte dabei. Die Angst, die einem irgendwelche negativen Szenen erleben lässt, bevor man eine Chance hat, etwas zu verbessern.

Mich erinnert das an eine alte Geschichte: Ein Mann will einen Nagel in die Wand schlagen, um ein Bild aufzuhängen. Er stellt fest, dass er keinen Hammer im Haus hat. Er macht sich auf den Weg zu seinem Nachbarn. Unterwegs kommen ihm Bedenken: Hat sich der Nachbar ihm gegenüber in letzter Zeit nicht irgendwie komisch verhalten? Was ist, wenn der Nachbar seinen Hammer nicht verleihen will? Was wäre, wenn er das rundheraus ablehnt? Er beschäftigt sich mit solchen Fragen, bis er schließlich die Haustür seines Nachbarn erreicht. Er klopft an, der Nachbar öffnet. Noch bevor der Nachbar auch die Chance hat, nur ein Wort zu sagen, blafft er ihn an: "Dann behalte doch Deinen blöden Hammer", dreht sich um, und geht. In der Haustür steht der Nachbar mit offenen Mund, wie ein Fragezeichen, und versteht nicht, was da gerade passiert ist...

Also, soll jetzt Dein Bekannter seinen blöden Hammer behalten?

Es gehört eigentlich kein Mut dazu, Jemandem Fragen zu stellen, die ihn betreffen. Man kann sich vorher welche ausdenken: Mieses Wetter heute, ich wünschte, ich könnte in Urlaub fahren wie letztens... wo warst Du denn in letzter Zeit im Urlaub? Aha, was machst Du da am Liebsten? Ist das Dein Hobby, oder hast Du noch andere? Was machst Du, wenn das Wetter so mies ist?

Oder, wenn das Wetter gut ist: Ach, das erinnert mich an meinen letzten Urlaub, da war ich in... wo warst Du denn in letzter Zeit im Urlaub? Aha, was machst Du da am Liebsten? Ist das Dein Hobby, oder hast Du noch andere? Was machst Du, wenn das Wetter so gut ist wie jetzt?

Jede Antwort bietet weitere Anknüpfungspunkte. Man kann sich erklären lassen, worauf es bei dem Hobby ankommt, oder wenn man das kennt, fachsimpeln. Man muss nur genau zuhören. Menschen lieben es, wenn man ihnen interessiert zuhört! Menschen lieben es, über ihre Hobbies zu reden.

Oder: Ich suche Jemanden, der mir Rat gibt. Ich kenne da Jemanden, mit dem ich gerne mehr Kontakt hätte. Kannst Du mir Tipps geben, was ich tun soll? Wie würdest Du das anfangen? Und schon erzählt er Dir, was genau Du tun musst, um mehr Kontakt zu ihm zu bekommen, frei Haus, genau auf ihn zugeschnitten. Oder er weiß es auch nicht, dann kann man sich darüber austauschen und sich gegenseitig sein Leid klagen.

Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Genau, alles bleibt so, wie es ist. Schlimmer als wie es jetzt ist kann es nicht werden, also ist es egal, was Du tust, es kann nur besser werden. Was ist so schlimm daran, ein paar Fragen zu stellen? Schlimmste Variante: Du bekommst keine Antwort, dann weißt Du soviel über ihn wie jetzt auch. Aber das ist sooooo unwahrscheinlich, ich würde niemals darauf wetten. Denn es handelt sich um Jemanden, der freundlich ist, und mit der Methode kriegt man ansonsten sogar miese Arschlöcher dazu, etwas freundlicher zu werden: Man muss sich nur für sie interessieren. Und Du interessierst Dich schon für ihn, Du kannst also völlig ehrlich handeln und musst Dich nicht verstellen.

Hier noch ein Tipp: Vor der Begegnung mit ihm denkst Du an den liebsten Menschen, den Du kennst, so intensiv wie nur möglich. Das entspannt, macht lockerer, und versetzt Dich in die richtige Stimmung. Man kann nicht entspannt sein und gleichzeitig Angst haben, und so kannst Du ohne Angst auf ihn zugehen.

Bei mir funktioniert das - immer. Ich habe noch nie erlebt, dass es nicht klappt. Die Fragen kann man sich vorher ausdenken, zur Not aufschreiben und auswendig lernen.

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Gibt es doch Aliens?
Die Zehn Gebote

1 Und Gott redete alle diese Worte: 2 Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. 3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. 4 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: 5 Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!

Was will Gott uns damit sagen, wovor warnt er uns? Das hört sich so an, als wären schon damals so genannte Aliens unter uns gewesen. Da der Teufel und seine Dämonen geistige Wesen sind, kann er sich nicht selbst im Wasser befinden. Denn es muss ja etwas sein, was wir sehen können. Sonst wären wir nicht in der Lage uns davon ein Bildnis zu machen. Gibt es also doch Ufos und Aliens und die befinden sich im Meer? Nicht nur das, sondern ebenso im Himmel über uns als auch auf der Erde? Das himmlische Heer - somit Satan und seine Dämonen sollen über uns am Himmel stehen, laut Bibel. Gottes Heer heißt ' Heer der Heerscharen'.

Nun fragt man sich, wessen Geschöpfe das sind, Gott wird sie nicht erschaffen haben. Kommen diese Geschöpfe von Satan? Hat er sich bereits ein Heer unter Wasser erstellt und das schon vor sehr langer Zeit? Beachtet ägyptische Hiroglyphen wo bereits solche Abbildungen zu finden sind. In der Prä-Astronautik (Erich von Däniken) geht man davon aus, dass uns Aliens erschaffen haben sollen. Das halte ich bisher für Unsinn. Wenn auch gar nicht so weit hergeholt. Ich denke Satan hat diese Wesen erschaffen. Welche Gründe er auch immer dafür gehabt hat. Will er Krieg gegen Gott führen? Dazu dürfte ihm die Macht fehlen. Ist es einzig dafür gut, uns in die Irre zu leiten? Oder stimmt die Prä-Astronautik? Wir werden von einer guten und bösen Macht geleitet, die um unsere Seele kämpfen. Dieser Kampf ist nicht nur geistig, denn wir sind involviert. Warum gibt es laut Bibel ein Auswahlverfahren? Ich zumindest finde das seltsam. Sind wir nicht alle Gottes Kinder? Wenn man noch bedenkt, wie groß laut Wissenschaft das All an sich sein soll, kann ich mir schwerlich vorstellen, dass Gott um uns bemüht ist. Oder unterliegen wir auch dessen einer Täuschung des Teufels? Gibt es vielleicht doch nur ein Universum? Odetr hat Gott außer uns Menschen noch viel mehr Wesen auf anderen Planeten erschaffen? Was meint ihr ist wahrscheinlicher?

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Es gibt weder Gott, Teufel noch Aliens

Auf was für Ideen man kommen kann, wenn man die Bibel zu ernst nimmt, ist schon erstaunlich. In Anlehnung an Einstein würde ich sagen, dass es zwei Dinge gibt, die unendlich sind: menschliche Fantasie und das Multiversum, bei letzterem bin ich mir aber nicht sicher.

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Spaß haben, Gleichgesinnte treffen, in eine andere Stadt reisen, sich Vorträge anzuhören, Neugier, das Unterhaltungsprogramm - es gibt viele Gründe, warum Menschen zu einem Kirchentag reisen. Das hat nur bedingt etwas mit dem Glauben zu tun, für die einzelnen Individuen schwankt die Motivation stark. Man könnte auch fragen: Wenn im Radio immer mehr Schlager gespielt werden, warum kommen dann so viele nach Wacken, um Heavy Metal zu hören?

Als ich aus der Kirche ausgetreten bin, Atheist war, da bin ich auch zu einem Kirchentag gegangen. Was spricht dagegen? Nichts. Aber meine Teilnahme kann man sicher nicht als "Resonanz zum Festhalten am Glauben" bezeichnen, im Gegenteil, mich hat das noch mehr abgeschreckt. Aber ich bin ein individueller Sonderfall.

Es sind immer noch viele Menschen in der Kirche, und die Kirchen bemühen sich, die Menschen zu begeistern. Das geht bei einem Kirchentag besser als in einer Messe. Da gibt es Spaß, Spannung, Action, gute Laune, Musik, viele Leute - let's make a Party. Je mehr der Glauben bröckelt, erodiert, diffuser wird, umso anziehender ist es, sich einen solchen Anlass zu anzuschließen, um dem vielleicht entgegen zu wirken. Man geht auch eher zu einem Konzert der Rolling Stones, wenn die 70 sind, als zu der Zeit, als sie 50 waren - wie oft hat man denn noch die Gelegenheit, die Stones zu hören?

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Nein, eher weniger

"Eher weniger" ist untertrieben, ich glaube überhaupt nicht an Gott oder irgendwelche höheren Wesen. Sofern man damit nicht einfach nur eine technologisch-kulturell überlegene Zivilisation meint, denn die könnte es geben.

Über die Begründung dafür habe ich ein ganzes Buch geschrieben, das wegen Überlänge kein Verlag haben wollte. Außerdem interessiert es Gläubige eher selten, ob Atheisten eine Begründung für ihren Unglauben haben oder nicht, und wie dieser aussieht. Ihr Vorurteil, dass es eine solche Begründung nicht geben kann, ist ihnen so eingehämmert worden, dass viele, auch wenn sie den Glauben an Gott längst aufgegeben haben, dies immer noch meinen - so ging es mir auch lange Zeit. Aufgrund dieses Vorurteils sehen Gläubige sich solche sog. "atheologischen Argumente" meist nicht mal an, geschweige denn, dass sie darüber nachdenken. Mit einer Ausnahme: Wir leben in einer Welt, in der Tiere und Menschen leiden, und man sich fragen muss, ob man dies mit einem allwissenden, allmächtigen und liebenden Gott in irgendeiner Weise vereinbaren kann. Die Antwort lautet selbstverständlich "Nein", aber Christen haben da einige Ausreden ersonnen, wie etwa die mit dem freien Willen - die aber alle nicht erklären können, warum Tier leiden und warum Menschen unter Naturkatastrophen leiden.

Büchner nannte das Problem - genannt "Theodizeeproblem" - den "Fels des Atheismus". Wenn Gläubige überhaupt anfangen zu zweifeln, dann meistens deswegen. Die meisten beruhigen sich aber mit den Ausreden, ohne weiter darüber nachzudenken.

Stellt man Fragen dazu, dann meiden die Gläubigen es meist, darauf zu antworten. Meine Formulierung des Theodizeeproblems lautet:

Ist Gott mächtig genug, eine Welt zu erschaffen, in der Menschen und Tiere weniger leiden als in dieser?

Gläubige meiden es meistens, darauf zu antworten, und wenn, dann denken sie über ihre Antwort, sofern sie eine geben, nicht weiter nach. Man könnte sagen: Gott lebt davon, dass die Gläubigen nicht über ihn nachdenken.

Weiteres Nachdenken wird durch Vorurteile auch sofort unterbunden: Gott ist transzendent, er ist nicht von dieser Welt, man kann keine weltlichen Maßstäbe anlegen, man kann ihn nicht beweisen und nicht widerlegen, man kann etwas Negatives oder Nichtexistenz sowieso nicht beweisen, Du sollst Dir kein Bild machen - oder kurz, Gott fungiert als eine Art Stop-Signal: Ab hier bitte nicht mehr weiter darüber nachdenken. Täte man es, es bestünde die Gefahr, dass man den Glauben und seine Annehmlichkeiten verliert, also wen interessiert denn schon die Wahrheit? Außer Atheisten will niemand die Wahrheit über Gott hören. Man redet viel über Wahrheit, aber in Wahrheit ist das bloß Gerede ohne tieferen Sinn.

Wäre Gott tatsächlich nicht beweisbar und nicht widerlegbar, dann könnte man keine Aussage darüber treffen, ob er beweisbar oder widerlegbar ist. Hier springt dann der Glauben ein, als bequeme Ausrede, warum man nicht weiter über diesen und andere Widersprüche nachdenkt. Glauben fördert das Nicht-nachdenken. Glauben legt fest, was wahr ist, bevor man wissen kann, oder will, was wahr ist. Sich auf den Glauben zu berufen ist die bequemste aller Ausreden, intellektuell unehrlich, ein Trick, mit dem man sich vorgaukelt, es gäbe keinen Grund, über derlei Fragen nachzudenken. Glauben genügt sich selbst.

Wer da nicht misstrauisch wird, den nenne ich leichtgläubig.

Man muss Gläubigen nur zuhören, schon verwickeln sie sich in Widersprüche:

Gott ist jenseits aller Erfahrung, aber meine Erfahrung sagt mir, dass es Gott gibt. Wäre Gott wirklich jenseits aller Erfahrung, gäbe es keine menschliche Erfahrung, die einem sagt, dass es Gott gibt.

Gott kann man nicht beweisen oder widerlegen, aber ich habe gute Gründe, an Gott zu glauben. Wäre Gott wirklich weder beweisbar noch widerlegbar, gäbe es keine Gründe, an ihn zu glauben. Wenn keine weltlichen Gründe, keine Logik, einen zu Gott führen kann - wie viele behaupten - wenn Gott "nicht der Logik unterliegt", dann ist jeder logische Grund, den man anführt, um von der Existenz der Welt auf einen Schöpfer zu schließen, null und nichtig.

Der Glauben schafft es, alle diese Widersprüche zu übertünchen, so merken die Gläubigen nicht, was sie inhaltlich dazu sagen. Was bedeutet, dass der Glauben so ziemlich das schlechteste Mittel ist, um zu "entscheiden", ob Gott existiert oder nicht. So wenig wie man sich dazu "entscheiden" kann, an die Existenz der Schwerkraft zu glauben. Den Glauben im religiösen Kontext muss man definieren als: Vorgeben, etwas zu wissen, was man nicht weiß.

Ich habe nicht die Neigung, vorzugeben, das ich weiß, ob es Gott gibt oder nicht. Daher kann meine Antwort nur lauten: Ich glaube nicht an ein höheres Wesen namens Gott. Ich glaube an die Schwerkraft, und in dem Sinne würde ich an ein höheres Wesen glauben, wenn ich einem begegne. Weil ich an die Schwerkraft glaube, weil wir alle ihre Wirkung spüren - und nicht nur ein paar selbsternannte Ausgewählte, die sich in Widersprüche verwickeln, wenn man ihnen ein paar Fragen stellt, sofern sie nicht gleich jeder Antwort ausweichen.

Man braucht Gott dazu, um an die Unsterblichkeit seiner Seele zu glauben, und auf diese Annehmlichkeit können oder wollen viele nicht verzichten - der Wunsch ist Vater des Gedankens. Dabei sollte man gelernt haben, das nichts dadurch real wird, dass man es sich wünscht, und dass das Gewünschte selten zutreffend ist. Also achten Gläubige nicht wirklich auf ihre Erfahrung, sie geben es nur vor.

Sieht man sich die ganzen Gründe an, die angegeben werden, um an Gott zu glauben, kann man nur den Kopf schütteln, so man einen hat oder sich einen macht. Diese gründe reichen, um Kinder oder Leute zu überzeugen, die unerfahren im Umgang mit Logik sind, Sobald sie daran glauben, überredet man sie ohnehin dazu, zu akzeptieren, dass es keinen logischen Gegenbeweis gegen Gott geben kann - was eigentlich bedeutet, dass es auch keinen logischen Grund gibt, an ihn zu glauben. Aber die Falle ist zugeschnappt, man hat aus falschen Gründen angefangen, zu glauben, und nun können einen keine Gründe mehr draus befreien. Diese würde man so oder so nicht akzeptieren, und kaum jemandem fällt es auf, dass man damit auch keine Gründe mehr hat, mit dem Glauben anzufangen.

Wer diese Tricks durchschaut, den heißt man einen Atheisten.

Natürlich möchten die Gläubigen, dass möglichst alle an Gott glauben, weil dann niemand mehr da ist, das infrage zu stellen - denn man hat gute Gründe, dies nicht zu wünschen. Man wünscht sich, etwas wäre wahr, erklärt es kurzerhand zur Wahrheit, unterbindet dann weiteres nachfragen, und akzeptiert Gründe, die man ohne den Wunsch dahinter nie annehmen würde.

Freud nannte dies eine Illusion. Eine Illusion ist ein Irrtum, bei dem der Wunsch ausschlaggebend dafür ist, dass man den Irrtum akzeptiert. Man wünscht sich ewiges Leben, und betrachtet dies als Grund genug, an Gott zu glauben. Man fühlt sich bedeutender, wenn man an Gott glaubt, also hat Gott gefälligst zu existieren. Man glaubt, dass man Hoffnung und Kraft durch den Glauben an Gott gewinnt, daher denkt man, dass er existiert.

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Ich habe zwar keine richtige, komplette Therapie mit gemacht, maße mir jedoch an, die Frage beantworten zu können - da ich selbst als Psychotherapeut arbeite, genauer, als Hypnosetherapeut.

Praktisch alle relevanten wissenschaftlichen Untersuchungen über die Wirksamkeit von Psychotherapie kommen zu dem Schluss, dass die verschiedensten Formen der Psychotherapie allesamt - statistisch gesehen - in etwa denselben Effekt auf die Heilung haben. Seitdem ist der Richtungsstreit in der Psychologie, die Frage, welche Therapie man warum lernen sollte, sichtbar abgeebbt. Es gibt eine einzige Ausnahme von dieser Regel: Raucherentwöhnung per Hypnose ist wirksamer als alle anderen Verfahren.

Soweit die Statistik. Wie immer, für Individuen muss man die individuellen Fälle betrachten, und da kann es sein, dass für eine Person die Therapie A besser geeignet ist und für die andere die Therapie B. Dasselbe gilt auch für den Therapeuten und seine Persönlichkeit. Man kann eben statistische Aussagen nicht auf das Individuum übertragen.

Ich kann also nur sagen: Wahrscheinlich spielt es keine Rolle, welche Therapie man wählt, wichtiger ist, ob man mit dem Therapeuten auskommt - danach sollte man entscheiden, wenn man sich entscheiden kann. Aber ob der Therapeut Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Gestalttherapie, Gesprächstherapie, Rational-Emotive Therapie, Provokative Therapie oder was auch immer betreibt, ist eher gleichgültig.

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Sonstiges:...

Über diese Frage hatte ich eine längere Debatte mit meinem Facebook-Freund Dr. Michael Blume - bis er mich rausgeworfen hat, weil ich ihm zu kritische Fragen dazu gestellt habe.

Erstmal: Faktisch kann man an der Aussage nicht rütteln, religiöse Eltern haben mehr Kinder. Das gilt auch dann noch, wenn man die üblichen demographischen Einflüsse neutralisiert. So haben bildungsferne Schichten mehr Kinder, und Religiosität wächst mit dem Mangel an Bildung. Aber auch, wenn wir gleichrangige Akademiker nehmen, wo es also weder von der Bildung her noch vom sozioökonomischen Status Unterschiede gibt, bekommen die Religiösen mehr Kinder - der Effekt ist noch deutlich, wenn auch nicht mehr ganz so stark.

Meine Kritik gilt dem Begriff "verebben". Es wird so getan, als ob es sich um ein Argument dafür handelt, dass erstens für die Religion spricht und zweitens dafür, dass der Atheismus abnimmt. Darum ging mein Streit mit Michael (Dr. Blume).

Mein Argument: Korrelation mag in diesem Fall Kausalität bedeuten, aber damit ist nichts über die Richtung der Kausalität ausgesagt. Mir erscheint es plausibler, dass Familien mit mehr Kindern mehr auf die Religion setzen, um ihre Kinder in moralischer Hinsicht zu erziehen. Jesus ist so etwas wie ein unbezahlter Babysitter, man kann ihn dazu einsetzen, die Kinder zu veranlassen, sich auch dann anständig zu verhalten, wenn niemand sie beobachtet. Dies führt in den Familien zu einer stärkeren Religiosität. Für den umgekehrten Fall, d. h., dass die Religion die Ursache für mehr Kinder ist, gibt es auch Argumente. Die meisten großen Religionen setzen auf viele Kinder. Es gab mal eine Religion, die Skopten, die keine Kinder hatten, weil die Männer sich meist kastriert haben. Es ist kein Wunder, dass keiner diese Religion kennt - sie ist ausgestorben. Daher haben sich die großen Religionen zunächst über Krieg und dann die Kindererziehung verbreitet.

Warum? Weil man eher zehn Kinder religiös bekommt als einen Erwachsenen. Kinder sind darauf angewiesen, alles zu glauben, das macht es einfach. Die Argumente der Religionen sind gerade gut genug, um Kinder zu überzeugen, bei Erwachsenen Menschen ist das viel schwieriger, weil die Argumente nichts taugen. Da erwischt man nur die Leichtgläubigen, oder Menschen in Lebenskrisen (Not lehrt beten).

Hier sehen wir eine Annahme über die Entwicklung der Religionen und die Prognose: Die Prognosen über Religionsentwicklung gehen davon aus, dass die Kinder religiöser Eltern zu 100% die Religion der Eltern übernehmen. Das ist falsch.

Die Tatsache, dass Atheisten weniger Kinder haben als Gläubige besteht nämlich schon seit mehr als 100 Jahren. Zumindest von Europa und den USA wissen wir das. Trotzdem wuchs in Europa und den USA der Anteil von Atheisten von unter einem Prozent auf über 20%. Ginge es nur um die Anzahl der Kinder, müsste die Anzahl der Atheisten immer noch weit unter einem Prozent liegen. Stattdessen wuchs der Atheismus schneller, als es je eine religiöse Bewegung geschafft hat.

Ein Teil dieses Wachstums kann man noch damit erklären, dass sich heute immer mehr Menschen zu Atheismus bekennen, die das sich vor 100 Jahren nicht getraut hätten. Aber eben nur einen Teil.

Der größte Teil des Wachstums kommt daher, dass die Anzahl der Kinder religiöser Eltern, die später die Religion verloren haben, stetig gewachsen ist. Ich selbst gehöre dazu: Religiös aufgewachsen, religiös erzogen, stark geglaubt, aber ich habe den Glauben später verloren. Die meisten Atheisten, die ich kenne, sind als Gläubige aufgewachsen. Der Anteil derer, deren Eltern schon Atheisten waren, ist relativ gering. Im Osten Deutschlands ist sie erheblich größer, da hat sich die Abkehr von der Religion auf niedrigem Niveau seit der Wende sogar nochmal beschleunigt.

Wir wissen ferner, dass fehlende Religion ein sehr stabiles Merkmal ist: Während es den Religiösen immer weniger gelingt, alle ihre Kinder religiös zu halten, ist der umgekehrte Fall, nämlich dass Kinder aus areligiösen Familien religiös werden, deutlich seltener. D. h., auch wenn die Religiösen mehr Kinder haben - die Religionen schrumpfen trotzdem. Weltweit wird dies noch aufgefangen dadurch, dass die absolute Anzahl der Gläubigen steigt, aber die relativen Zahlen sehen anders aus. Das gilt sogar für Länder, bei denen auf Atheismus die Todesstrafe gilt. Schon heute hat Saudi Arabien 5% Atheisten. Trotzdem werden bei allen Zählungen 100% der Saudis als Muslime gezählt, d. h., die Zahlen der Muslime sind übertrieben, Atheisten zählen sozusagen nicht.

Weltweit wächst der Atheismus, wenn auch in den Ländern mit funktionierendem Bildungssystem deutlich schneller als in denen mit schlechter Bildung. Dabei werden auch bei uns die Anzahl der Atheisten deutlich unterschätzt, weil man immer so tut, als ob beispielsweise100% aller Kirchenmitglieder an Gott glauben - aber der Anteil der Atheisten wächst auch unter denen, nur sagen es da die wenigsten. Besonders groß dürfte der Anteil der Atheisten unter den Klerikern sein, jedenfalls deutlich mehr als in ihren Gemeinden. Verlässliche Zahlen dazu sind aber eher selten zu finden.

Atheismus wird also nicht verebben - er wird weiterhin rasant wachsen, selbst wenn sich das Wachstum abflachen sollte, wofür wir aber noch keine Anzeichen haben.

Das Verebben findet nicht statt. Größere Krisen, starker Absturz der Bildung etc. könnten den Trend umkehren, aber das kann man nicht vorhersehen. Wir wissen aber auch, dass in Krisenzeiten die Fähigkeit, dies für die Religion auszuschlachten, abgenommen hat. Auch während der letzten Weltwirtschaftskrise hat sich der Abwärtstrend der Religionen beschleunigt, ohne dass man einen gegenteiligen Effekt beobachten konnte.

Atheisten bilden keine eigene Population, und die Religionen verlieren zunehmend die Fähigkeit, eine zu sein. Ich hatte es, halb spöttisch, aber auch halb ernst so ausgedrückt: Sollen die Religiösen doch so viele Kinder in die Welt setzen, wie sie können - wir kriegen ihre Kinder trotzdem, nur eben später. Dem "Verebben" der Atheisten steht ein viel stärkeres "Ausbluten" der Religiösen gegenüber. Wenn die Religiösen das ignorieren, umso besser, das stärkt unsere Chancen.

Derartige Behauptungen wie von Michael Blume ähneln dem Pfeifen im Walde, mit dem man versucht, das näherkommende Krachen im Unterholz zu ignorieren.

Die einzigen Religionen, die noch eine Chance auf Wachstum haben sind die, die sich auf die Missionierung Erwachsener spezialisiert haben, z. B. die Mormonen. Aber die kannibalisieren ebenfalls in erster Linie die anderen Religionen und weit weniger die Gruppe der Atheisten.

Es ist lustig, dass Blume mir vorwarf, ich würde das so sehen, weil ich das so sehen will. Mir wäre es ja lieber, dass es stimmen würde und dass die Religionen die Ursache für mehr Kindern sind - denn dann könnte man den Religionen wenigstens noch vorwerfen, die Schuld an der Überbevölkerung zu haben. Wenn ich hier die Religionen entlaste ist das das Gegenteil von dem, was ich will. Aber die Realität ist unabhängig von meinem Willen. Mag sein, dass dies religiösen Menschen entgangen ist.

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Soweit ist alles richtig. Pluspunkte gäbe es noch für die Erwähnung zweier Phänomene:

Erstens, dass sich das subjektive Zeitempfinden mit dem Alter ändert. Je älter man wird, umso schneller scheint die Zeit zu vergehen. Der Grund dafür ist, dass für ein Kind vieles neu ist, damit spannend, und Zeit zur Verarbeitung braucht, während ein Erwachsener schon fast alles kennt.

Zweitens, dass es subjektiv zwar Gleichzeitigkeit gibt, objektiv jedoch nicht. Es gibt im Universum keine zwei Geschehnisse, von denen man behaupten kann, dass sie zur gleichen Zeit stattfinden - eine Schlussfolgerung aus der Relativitätstheorie.

Um letzteres zu erklären: Deutlich wird das Phänomen nur bei großen Skalen, also großen Entfernungen. Nehmen wir an, die Erde stünde genau zwischen zwei Sternen. Beide Sterne sind gleich weit von uns entfernt, sagen wir mal, 10 Lichtjahre. Wir sehen, dass beide Sterne "gleichzeitig" zur Supernova werden. Ein Beobachter jedoch, der näher an dem ersten der beide Sterne ist, sagen wir, ein Lichtjahr weit weg, sieht etwas vollkommen anderes: Er sieht, dass der erste Stern detoniert, und der zweite nach 18 Jahren, also später. Wer hat jetzt recht?

Antwort: keiner. Beide Beobachtungen sind von der subjektiven Perspektive des Beobachters abhängig. Genau das meinen wir mit subjektiv: Eine Erfahrung ist abhängig von der Person des Beobachters in Zeit und Raum. Eine Erfahrung ist objektiv, wenn zwei Beobachter unabhängig von ihrer Position in Zeit und Raum dabei einig werden, was da passiert ist. Beim ersten Beobachter braucht das Licht jeweils 10 Jahre, um zum Beobachter zu kommen. Beim zweiten Beobachter braucht das Licht des einen Sterns ein Jahr, vom anderen Stern 19 Jahre. Zeit im Universum ist zudem noch abhängig von der Geschwindigkeit, mit der man sich bewegt, und sie vergeht in der Nähe von massereichen Objekten langsamer.

Übrigens ist damit auch erklärt, was "subjektiv" bzw. "objektiv" bedeutet. Vielleicht eine wichtige Lehre für alle Hausarbeiten: Zu Beginn klären, was die verwendeten Begriffe bedeuten, das macht vieles klarer.

Daher ist Gleichzeitigkeit subjektiv, objektiv gesehen gibt es das nicht. Auf der Erde verhindern die kurzen Entfernungen, das man etwas davon wahrnimmt. Deswegen, weil es bei kurzen Entfernungen eine zu vernachlässigende Rolle spielt, können wir im Alltag von der Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse auf der Erde ausgehen. Nicht jedoch die Hersteller von GPS-Chips zur Positionsbestimmung: Wenn diese nicht die unterschiedlichen Laufzeiten der Satellitensignale berücksichtigen, dann wären die Positionsangaben um 200 Meter bis 2 Kilometer falsch.

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Weil eine Religion nur dann wirklich erfolgreich ist, wenn sie den Leuten einredet, sie, die Gläubigen, seien die besten und stehen über allen, außer Gott und den Priestern/Imamen.

Religionen, die das nicht taten, sterben nach einiger Zeit aus und wurden daher nicht lange überliefert.

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Ich bin selbst als Hypnosetherapeut tätig, spreche also aus Erfahrung.

Meine Erfahrung beschränkt sich aber nicht nur auf die Hypnose bei anderen, sondern auch bei mir - obwohl ich lange Zeit dachte, ich sei nicht hypnotisierbar. Das stellte sich aber als falsche Annahme heraus.

Bei den Therapien ist die Sachlage so, dass bei den meisten Problemen jede Therapie in etwa gleich funktioniert - laut wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit. Es gibt eine Ausnahme: Hypnosetherapie wirkt bei der Raucherentwöhnung und Süchten deutlich besser als jede andere Methode. Rauchen, nebenbei, ist keine Sucht, sondern eine Gewohnheit. Eine Sucht wird dadurch definiert, dass man von dem, wonach man süchtig ist, mit der Zeit die Dosis erhöhen muss oder die Dauer zwischen zwei Suchtbefriedigungen verkürzt. Es gibt aber viele Raucher, die seit 40 Jahren jeden Tag im Durchschnitt 10 Zigaretten rauchen und da ziemlich konstant sind.

Laut Studien wirkt Hypnose bei der Raucherentwöhnung zu etwas mehr als 70%. Die nächstbeste (und sehr teure) Methode ist die des "Personal Coaching", die kommt auf ca. 50%. Meine eigenen Aufzeichnungen ergeben, dass ich zu etwa 85% Erfolg habe, auch dauerhaft. Dabei kommen in erster Linie Menschen zu mir, die schon sehr viel anderes versucht haben und gescheitert sind.

Wie erkennt man einen guten Hypnotiseur? Eigentlich in erster Linie daran, dass man gut mit ihm zurecht kommt. Das ist wichtiger als seine Technik oder seine Methodik. Ein schlechter, aber warmherziger, menschlicher, sympathischer Hypnotiseur, der auf Dich eingeht, ist besser als einer, der perfekte Techniken verwendet aber ansonsten eher wie ein desinteressierter, abgehobener Mensch wirkt. Dabei spielen subjektive Gefühle - Deine Gefühle - in erster Linie eine Rolle. Wenn Du jemanden findest, bei dem Du spürst, dass Du ihm vertrauen kannst, hast Du einen guten Hypnotiseur gefunden. Denn Vertrauen ist eine sehr wichtige Sache, wichtiger als alles andere. Natürlich sollte ein Hypnotiseur sein Handwerk verstehen, er sollte erklären, was er macht, und was Hypnose eigentlich ist - nämlich anders, als die meisten Leute denken. Aber wenn er nicht offen und warmherzig ist, nützt das auch nichts.

Raucherentwöhnung und Angstbekämpfung (Behandlung von Phobien) dauern bei mir 2-3 Stunden. Drei bei der Raucherentwöhnung nur dann, wenn es einen Rückfall gab, dann gebe ich noch eine Stunde dazu. Die beiden Stunden werden verteilt auf zwei Sitzungen im Abstand von einer Woche. Ähnlich sieht es bei allen anderen Dingen aus, die mit Gewohnheiten zu tun haben.

Bei Phobien setze ich ebenfalls zwei Stunden an. Ich komme auf ähnliche Erfolgsquoten wie Verhaltenstherapeuten, etwa 99% - die brauchen aber mindestens 10 Stunden.

Alles, was man mit Hypnose machen kann, geht auch ohne Hypnose - es dauert nur länger.

Es gibt Kontraindikationen bei Hypnose. Ich würde keine Hypnose machen bei Epileptikern und Psychotikern, weil die Gefahr besteht, dass die Hypnose die Epilepsie oder die Psychose auslöst, dagegen ist man als Hypnotiseur machtlos. Ein guter Hypnotiseur klärt darüber übrigens auf und wird bei Epileptikern oder Psychotikern keine Hypnose anwenden.

Eine dritte Kontraindikation ist die sog. Abberation. Das bedeutet, dass die Hypnose starke Gefühlswallungen induziert (hervorruft). Niemand, der noch nicht hypnotisiert wurde, kann vorher wissen, ob das passieren wird - der Hypnotiseur auch nicht. Ein guter Hypnotiseur wird dann sehr sanft die Hypnose abbrechen und keine weitere mehr durchführen. Schäden entstehen dabei nicht, aber das bedeutet leider meistens das Behandlungsende, weil für eine Therapie ohne Hypnose die meisten Hypnosetherapeuten nicht qualifiziert sind - das gilt auch für mich.

Gut geeignet ist die Hypnose auch bei Schmerzbehandlungen, vor allem, wenn die Schmerzen nicht medikamentös behandelbar sind. Bei der Behandlung von Depressionen sehe ich keinen Vorteil der Hypnose, leider nicht einmal, was die Behandlungsdauer angeht. Da funktioniert die Hypnosetherapie so gut oder schlecht wie jede andere Therapieform auch.

Wer ist hypnotisierbar? Ich habe einige tausend Menschen hypnotisiert und bin noch nie jemandem begegnet, den ich nicht hypnotisieren konnte. Dazu muss ich aber sagen, dass ich Kinder und Jugendliche nicht behandle, und dass ich noch nie jemanden gegen seinen Willen hypnotisiert habe. Das ist möglich, aber ich habe nicht die Absicht, das auch nur zu versuchen. Ich sehe mich als Erfüllungsgehilfen des Willens meines Klienten an, nicht als jemand, der den Willen bricht oder verändert. Wenn also jemand zu mir kommt wegen Raucherentwöhnung, so lautet meine erste Frage: Warum wollen Sie aufhören, zu rauchen? Wenn jemand antwortet: Meine Frau/Freundin etc. möchte, dass ich aufhöre, dann breche ich die Behandlung ab mit den Worten: Sie können gerne wiederkommen, wenn Sie es wünschen, aber so kann ich leider nichts für Sie tun. Ich gebe zu, dass ich einmal dagegen verstoßen habe, weil mein Klient darauf bestanden hat - die Therapie war aber erfolglos. Seitdem mache ich das nicht mehr, weil ich denke, dass ich damit die Zeit und das Geld meiner Klienten verschwende (zu meiner Verteidigung: Ich habe die Behandlung nicht berechnet). Vielleicht könnte ich Jemanden dazu bringen, gegen seinen Willen aufzuhören, aber das verstößt gegen meinen eigenen Kodex, also lasse ich es bleiben.

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Es gibt sie auch heute, die großen Philosophen. Meistens wird Größe aber erst sehr spät anerkannt.

Einer der ganz großen heute lebenden deutschen Philosophen ist Hans Albert. Gerhard Vollmer halte ich auch für einen der großen, jedoch momentan total unterschätzten Philosophen.

Wenn wir nicht nur nach deutschen Philosophen fragen, wäre da Daniel Dennett zu nennen.

Es gibt aber einen Grund dafür, warum diese nicht mehr die Wirkung früherer Philosophen haben: Viele der philosophischen Grundfragen werden heute eher von der Physik oder Biologie behandelt. Popper war der erste, der das wirklich erkannte und meinte, die Philosophie habe die Erkenntnisse der Naturwissenschaften zu erklären, durch reines Denken, wie es viele Philosophen bevorzugen, lässt sich kein Blumentopf mehr gewinnen. Über solche Philosophen, speziell gemeint war Hegel, sagte Alexander von Humboldt: "Was taugt schon eine Weltanschauung, die sich die Welt nicht anschaut?". Sprich: Ohne Bezug zur Empirie wird es keine große Philosophie mehr geben, und Philosophen arbeiten nicht empirisch.

Groß und populär ist nicht dasselbe. Precht wurde durch eine ziemlich gute Einführung in die Philosophie für Laien bekannt, aber er ist eher ein philosophischer Resteverwerter - die Ideen, die er vertritt, stammen größtenteils nicht von ihm. Immerhin hat auch er anerkannt, dass die großen philosophischen Impulse von den Naturwissenschaften ausgehen.

Die meisten Philosophen betreiben immer noch reinen Rationalismus. D. h., man denkt sich im Lehnstuhl am Schreibtisch aus, wie die Welt sein könnte. Diese Haltung wurde durch die Empiriker wie Hume und später von Popper diskreditiert - Philosophie ohne Empirie ist wert- und nutzlos.

Die "Philosophie des menschlichen Geistes" wird heutzutage auch eher von empirisch arbeitenden Psychologen und Neurologen vorangetrieben. Diese interessieren sich dafür, wie der menschliche Geist tatsächlich arbeitet, nicht, wie er idealerweise arbeiten sollte.

Die meisten Naturwissenschaftler, die ich kenne, halten Philosophie überwiegend für einen Schwätzerclub, den man getrost ignorieren kann. Das mag leicht übertrieben sein, aber die meisten Philosophen sind tatsächlich eher "Ritter der Schwafelrunde". Sie nerven die Wissenschaftler eher als dass sie ihnen helfen.

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Nein, Atheisten sind - und bleiben noch für eine Weile - in der Minderheit. Nur in einigen der fünf neuen Bundesländern gibt es eine atheistische Mehrheit.

Es gibt Probleme dabei, die Zahlen für ein Land genau festzustellen. Viele Atheisten bezeichnen sich selbst nicht als Atheisten, deswegen gibt es auf die Frage:

(1) Glauben Sie an Gott?

eine andere Zahl als wenn man fragt:

(2) Sind Sie Atheist?

Wer auf (1) mit "Nein" antwortet, ist der Definition nach Atheist. Man kann dann z. B. feststellen, dass - ich denke mir die Zahlen jetzt aus - 40% auf (1) mit "Nein" antworten, aber nur 10% auf die Frage (2) mit "Ja". Eigentlich müsste die Anzahl der Menschen, die auf (1) mit "Nein" antworten und auf (2) mit "Ja" identisch sein.

In den meisten Umfragen wird direkt gefragt, ob sich Jemand selbst als "Atheist" bezeichnet. Dementsprechend gering fallen die Zahlen aus. Denn, wie gesagt, viele Atheisten bezeichnen sich selbst als Humanisten, Freidenker, Nichtreligiöse, Agnostiker, Skeptiker, aber nicht als Atheist. Noch interessanter wird es, wenn man indirekt fragt. Dies hat man in den USA gemacht. Wird in den USA die Frage (2) gestellt, so kommt man zu dem Ergebnis, dass 6-8% der Bürger Atheisten sind. Das kam einigen Psychologen merkwürdig vor, weil es so deutlich ihrer eigenen Erfahrung widerspricht. Also machten sie Folgendes:

Sie nahmen eine Liste mit 10 allgemeinen Aussagen. Gefragt wird nicht, welchen Aussagen man zustimmt, sondern, wie vielen der Aussagen man zustimmt. D. h., wenn nicht Jemand 0 oder 10 angibt, weiß man nicht, welcher Ansicht er zustimmt und welcher nicht, und die Liste ist so konstruiert, dass 0 oder 10 Zustimmungen so gut wie nie vorkommen. Jetzt kann man ermitteln, wie viele Leute im Durchschnitt wie vielen Aussagen zustimmen. Ersetzt man eine der Aussagen durch eine andere, ändert sich der Durchschnitt, und man weiß, wie viele der Menschen der neuen Aussage zustimmen.

Macht man dies in den USA und ersetzt eine der Aussagen, der alle Menschen zustimmen, durch die Aussage "Ich glaube nicht an Gott", so kommt man in den USA auf 25% Atheisten. Leider liegt diese Zahl nur für die USA vor, nicht für andere Länder.

In Ländern, in denen Atheisten Strafen drohen, liegen die Zahlen noch geringer - den gefragt wird per Telefon. Auch wenn Anonymität zugesichert wird, wer erzählt einem fremden Menschen am Telefon etwas, wofür er bestraft werden kann, wenn es herauskommt? Trotzdem kommt man in Saudi Arabien, wo es die Todesstrafe für Atheisten gibt, auf erstaunliche 5% der Einwohner, die sich selbst als Atheisten bezeichnen - ich konnte die Zahl fast nicht glauben, aber sie kommt von einem der renommiertesten Umfrageinstitute der Welt (PEW Research). Man fragt sich, wie hoch die Zahl wäre, wenn man indirekt fragt, wie in den USA? Da kann man nur schlecht spekulieren.

Für Deutschland liegen die aktuellen Zahlen je nach Umfrage und je nach Art der Frage für 2006 bei 41-49% (Quelle: fowid). Das ist weit entfernt von den 90%. Es ist gut möglich, dass bei einer indirekten Befragung die Zahl höher liegt, aber das werden immer noch nicht 90% sein.

Außerdem ist nicht gesagt, ob alle Atheisten glauben, dass nach dem Tod alles vorbei ist. Meiner Erfahrungnach nicht, denn z. B. Buddhisten sind mehrheitlich Atheisten, glauben aber an die Reinkarnation, also ein Leben nach dem Tod.

Was in den Köpfen der Atheisten vorgeht, dazu könnte ich einiges sagen. Aber das wird ein anderer Beitrag.

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Sich dumm stellen ist eine Strategie, die gegen Neider, Missgünstige und weniger begabte Menschen durchaus funktioniert. Mehr zu wissen als andere wird häufig als Arroganz, Besserwisserei, Überlegenheitsdünkel angesehen. So, als ob jeder, der etwas mehr oder etwas besser weiß als andere sich deswegen schon als der bessere oder überlegene Mensch fühlt. Deswegen hackt man auch gerne auf dem "Streber" in der Klasse ein. Wobei: Zensuren sind in gewisser Hinsicht Relationen von Leistungen. Wenn einer in der Klasse wirklich gut ist, bewirkt er tatsächlich, dass die anderen schlechtere Zensuren bekommen.

Wenn man sich das als Automatismus angewöhnt, dann ist es nicht ganz einfach, situationsbedingt umzuschalten und die Gewohnheit - die ja als Strategie erfolgreich funktioniert hat - einfach abzuschalten. Außerdem ist es so, dass die Neider nicht weniger werden, bloß weil man nicht mehr in einer Schulklasse sitzt.

Ich habe in der Schule auch mit diesem Problem zu kämpfen gehabt - und es überwunden. Nicht, indem ich mein "Licht unter den Scheffel" gestellt habe, sondern indem ich dazu stand, eben etwas mehr zu wissen - und den anderen bei ihren Problemen freimütig geholfen habe. Außerdem habe ich eine gewisse Bescheidenheit entwickelt, etwa, indem ich, wenn ein anderer etwas besser wusste, oder eine gute Idee hatte, dies aktiv bemerkt, denjenigen gelobt und so verstärkt habe. Plus, ich habe die Fähigkeit entwickelt, anderen aktiv zuzuhören und sie nicht gleich zu unterbrechen, wenn sie etwas Falsches sagen. Das mögen Menschen nicht sonderlich gerne, und man verschenkt Sympathien, wenn man das tut.

Es geht also nicht darum, dass Du Dir etwas abgewöhnst, sondern dass Du Dir neue Strategien angewöhnst im Umgang mit Menschen. Zuhören, andere loben, nicht direkt widersprechen, das Gute in den Antworten anderer betonen, bescheiden wirken, betonen, dass man sich nicht überlegen fühlt, weil der andere doch ein toller Typ ist, auch wenn er gerade etwas Dummes gesagt hat (was man ihn aber nicht deutlich spüren lässt).

Außerdem, auch wenn man hochbegabt ist, macht man Fehler - statt dass die anderen darauf hinweisen, macht man es selbst, dazu ist nur ein wenig Selbstkritik nötig. Das wirkt sympathisch: Man steht dazu, etwas falsch gemacht zu haben. Tut man es nicht selbst, machen das die Anderen, und zwar genau aus dem Grund, weil sie sich dann Dir gegenüber überlegen fühlen können. Deswegen z. B. der Hinweis auf Deinen Umgang mit Grammatik. Hochbegabt zu sein bedeutet eben nicht, alles besser zu können als alle anderen. Aber dieser Eindruck entsteht leicht, was dazu führt, dass andere sich unterlegen fühlen, die dann dazu neigen, ihr Minderwertigkeitsgefühl zu bekämpfen - und damit Dich. Sich über seine eigenen Fehler lustig zu machen, bevor es die Anderen tun, das zeugt von Größe. Ebenso, wenn man Anderen Anerkennung schenkt, das zählt doppelt, weil es von Jemandem kommt, der etwas wirklich weiß, der wirklich gut ist.

Auch als Hochbegabter muss man lernen, mit anderen Menschen umzugehen - und man muss sie nehmen, wie sie sind - es gibt keine anderen. Nutze also Deine Hochbegabung, um das zu lernen. Ich empfehle dazu das alte, aber immer noch gute Buch von Dale Carnegie: "Wie man Freunde gewinnt". Lerne, alle anderen als potenzielle Freunde zu sehen - bei denen man sich nicht verstellen muss.

Selbstkritik zu üben sieht natürlich ähnlich aus wie sich dumm zu stellen. Der Unterschied ist, wenn man sich dumm stellt, macht man absichtlich Fehler, während Selbstkritik darin besteht, zu seinen wirklichen Fehlern zu stehen - und die macht jeder Mensch, auch der hochbegabteste Mensch, den es auf der Welt gibt oder gegeben hat.

Was man ebenfalls lernen kann ist die sokratische Methode. Die ist schwer und auch für Hochbegabte eine echte Herausforderung: Statt zu sagen "Was Du da sagst ist falsch" stellt man dem Anderen Fragen, bis er es selbst bemerkt. Zu fragen, wenn man weiß, wie es ist, sieht dem sich dumm stellen auch ähnlich, ist aber eine andere Methode. Also nichts abgewöhnen, sondern Deine Strategie ändern, das ist einfacher, als eine alte Gewohnheit aufzugeben. Manchmal ist es eben einfacher, seine Vorgehensweise allmählich abzuändern, statt sie gleich ins Gegenteil zu verkehren.

Der Vorteil besteht darin, dass Du Dich dann gegenüber Freunden und Verwandten nicht jeweils anders verhalten muss. Du musst also nicht umschalten, sondern kannst Dich so geben, wie Du es gelernt hast - und ja, persönliche Eigenschaften und Umgangsweisen kann man erlernen, indem man sie sich bewusst angewöhnt. Zunächst erfordert das bewusste Anstrengung, bis es einem sozusagen "in Fleisch und Blut" übergeht.

Anderen zu helfen ist die eine Strategie, noch wirksamer ist es, sich von anderen helfen zu lassen. Wenn man als Hochbegabter auf andere zugeht, um sie um Rat zu fragen, oder sich helfen zu lassen, dann wirkt das nicht nur bescheiden, es bestärkt die Anderen darin, Dich sympathisch zu finden. Hochbegabte haben oft die Neigung, zu meinen, sie müssten alles selbst lösen, weil die Anderen ja dümmer sind. Aber da ein Hochbegabter nicht automatisch alles besser kann, ist das nicht überall der Fall. Daher ist es wichtig, zu erkennen, wann jemand irgendwas besser kann, um sich dann von demjenigen helfen zu lassen. Das ist auch wie ein indirektes Lob, eine Anerkennung - und sehr wirksam.

Betrachte es als Herausforderung: Wie kann ich meine Hochbegabung dazu nutzen, besser mit anderen Menschen umzugehen? Nicht: Wie gewöhne ich mir etwas ab, sondern: wie gewöhne ich mir das an, besser mit anderen Menschen umzugehen?

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