Hallo Indecisive,
danke für die Frage.
Ich denke, dass hier jeder einzelne seinen Teil dazu beitragen sollte. Angefangen bei der Aufklärung an sich. Wo wird man denn großartig über die Gefahren und Folgen von Glücksspiel aufgeklärt?
Ich erinnere mich, dass während der Schulzeit im Bio-Unterricht mal 3 ehemalige Drogenabhängige zu Besuch waren, um ihre Erfahrungen zu schildern und die Schüler dafür zu sensibilisieren. Warum nicht für Glücksspiel? Klar kann man nicht erwarten, dass die Schule einen zu 100% aufs Leben vorbereitet, aber man könnte wenn man eh beim Thema ist, doch auch über andere Süchte aufklären (Unterschied Verhaltens- und Stoffgebundene Sucht).
Im TV laufen ja aktuell die Casino-Werbungen auch noch rauf und runter. Das soll künftig geändert werden und zumindest nicht mehr tagsüber der Fall sein. Warum überhaupt? Es gibt ja auch keine Zigarettenwerbung mehr im TV. Und nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Internet, im Radio usw. Klar bin ich da mit Sicherheit sensibler und nehme sowas mehr wahr als jemand der nicht betroffen ist. Aber Werbung passiert ja auch oft unterbewusst und man merkt gar nicht, wie man davon beeinflusst wird.
Und nach der Werbung kommt noch der Hinweis auf das BZGA und das war’s. Das hilft einem aber auch nur bedingt, wenn es erstmal zu spät ist.
Wenn man wie über den Genuss von Zigaretten und Alkohol genauso über die Gefahren von Spielen aufklären würde, gäbe es insgesamt sicherlich auch ein breiteres Verständnis in der Gesellschaft. Und da Spielsucht vielfach von Depressionen oder gar schlimmerem gefolgt ist, ist Verständnis einer der wichtigsten Dinge, die ein Spieler braucht um wieder auf die Füße zu kommen.
Natürlich sollte auch der Staat seinen Teil dazu beitragen, strengere Auflagen für Spieler und Casino-Betreiber, feste und vor allem realistische Obergrenzen bei Einsätzen. Denn auf der einen Seite profitiert ja auch der Staat vom Glücksspiel, auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten hinsichtlich einer Therapie nicht unbedingt einfach, der Weg schwierig, die Erfolgschancen nicht besonders groß. Eine richtige Heilung von Spielsucht gibt es nicht. Man kann sie praktisch nur zum Stillstand bringen.
Für mich stellt sich außerdem die Frage, wie etwas mit einem für meinen Geschmack derart hohen Suchtpotenzial überhaupt legal sein kann? Hier fehlt aus meiner Sicht ganz grundlegendes Wissen, nämlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Verhaltens- und Drogensucht.
Ich denke, einige Betreiber wird es geben, die sich bewusst an der Krankheit anderer bereichern, aber das gibt es nicht nur bei diesem Krankheitsbild. Das ist fast schon eher ein generelles Problem mit der Profitgier in unserer Gesellschaft. Bei dem überwiegenden Teil würde ich sagen, dass man eher die Augen verschließt, denn man ist durch Gesetze abgesichert, bei denen es natürlich auch immer etwas Spielraum gibt.
Ja, dieses Thema bietet viel Diskussionsstoff. Ich hoffe, dass ich zumindest ein paar meiner Gedanken zu dem Thema einigermaßen verständlich äußern konnte :)