Ich hatte auch Angstzustände vor ungefähr 11 Jahren. Ein Gelehrter hat mir gesagt, dass ich meine Ängste begründen und nach Antworten suchen soll! Habs zu erst nicht verstanden! Dann hat er mir folgendes vorgelesen:
"Eines der wichtigsten und fundamentalsten Gefühle des Menschen ist die Empfindung der Furcht.....Zum Beispiel: um jemanden, der auf einem Dach steht, in Gefahr zu bringen, zeigt ein arglistiger Mensch einem ängstlichen Menschen etwas, das er für gefährlich hält. So treibt er ihn in seiner Angst Schritt für Schritt vor sich her bis zum Rand des Daches, wo er schließlich kopfüber hinab stürzt und sich das Genick bricht. In gleicher Weise treiben sie (die Menschen) dazu, auf Grund völlig unbedeutender Befürchtungen sehr bedeutende Dinge zu opfern und indem sie sagen, eine Mücke solle sie nicht stechen, fliehen sie in den Rachen eines Drachens.
Einmal fürchtete sich eine bedeutende Persönlichkeit – möge Gott (seiner Seele) gnädig sein – in ein Ruderboot einzusteigen. Eines Abends gingen wir miteinander zu der (damals noch einzigen) Brücke in Istanbul. Dort wollten wir ein Boot nehmen. Ein Auto gab es nicht. Wir mussten nach (dem Stadtteil) Sultan Eyyüb. Also drängte ich ihn.
Er aber sagte: »Nein, ich habe Angst. Vielleicht wird (das Boot) untergehen!«
Ich sagte ihm: »Was denkst du denn, wieviele Boote es hier am Goldenen Horn gibt?«
Er sagte: »Vielleicht tausend.«
Ich sagte zu ihm: »Und wieviele gehen davon jedes Jahr unter?«
Er sagte: »Vielleicht ein oder zwei, in manchem Jahr gar keines.«
Ich fragte ihn: »Wieviel Tage hat das Jahr?«
Er sagte: »Etwa dreihundertsechzig.«
Ich sagte ihm: »Die (Gefahr mit diesem Boot) unterzugehen, die (wie in einem Alptraum) in dir aufsteigt ist eins zu dreihundertundsechzigtausend. Sich vor einer derartigen Möglichkeit zu fürchten, ist nicht menschlich. (Noch nicht einmal) ein Tier kann das!... Und weiter sagte ich zu ihm: »Wie lange glaubst du, dass du noch leben wirst?«
Er sagte: »Ich bin schon alt. Doch wäre es möglich, dass ich noch zehn Jahre lebe.«
Ich sagte zu ihm: »Da deine Todesstunde unbekannt ist, könntest du jeden Tag sterben. Also ist dein Tod an einem der nächsten dreitausendsechshundert Tagen möglich. So ist denn deine Chance nicht dreihunderttausend zu eins, wie bei diesem Boot, sondern die Möglichkeit ist dreitausend zu eins und es ist möglich, dass du noch heute stirbst. Also zittere! weine! mach dein Testament!«
So sagte ich zu ihm. Da kam er denn zitternd zu Verstand und stieg in das Boot. Auf dem Boot sagte ich zu ihm: »Gott der Gerechte hat dir die Nerven gegeben, dich zu fürchten, damit du dein Leben retten sollst und nicht, um es zu zerstören!« Er hat dir das Leben nicht gegeben, um es dir schwer zu machen, zu einer Last und zu einer Strafe für dich. Sich zu fürchten, wenn das Risiko eins zu zwei, drei vier, oder selbst eins zu fünf oder sechs ist, ist eine vorausschauende Furcht und mag deshalb auch erlaubt sein. Sich aber zu fürchten, wenn das Risiko eins zu zwanzig, dreißig oder vierzig ist, gleicht einem Albtraum und das Leben in ihr einer Folterqual!«...
Danach habe ich darüber nachgedacht und festgestellt, dass es nichts zu fürchten gibt! (Hab mich aber nicht von Heute auf Morgen verbessert, sondern in ein Paar Wochen). Diese kleine Geschichte diente mir so zu sagen als Formel, um mit den Ängsten zu Recht zu kommen.
Ausserdem spielt oft unser Verstand mit uns! Beispiel; stell Dir ein Lagerfeuer vor, das vor einem grossen Spiegel brennt. Das Feuer selbst würde uns verbrennen, wenn wir zu nahe kommen. Aber die Reflektion im Spiegel kann gar nichts tun! In unserem Verstand werden die Sachen reflektiert und können uns garnichts antun. Wichtig ist dabei, wie wir die Erreignisse aufnehmen und verarbeiten.
Wenn Du Angst vor dem Tod selbst hast, empfehle ich Dir meinen Beitrag über den Tod zu lesen.
Ein Gelehrter sagt: "man soll nicht heulen, bevor man nicht geschlagen worden ist".
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Beste.
Gruß...