Also ich bin eine Mutter von einem Sohn mit ADHS und LRS. Ich habe sämtliche Varianten was den Schulalltag usw. angeht erlebt.
Den Vorschlag, dass mein Sohn mal auf eine Schule für schwererziehbare besucht für einige Zeit, nahm ich dankend an, im Gegensatz zu vielen anderen Müttern.
Meine Mutter fragte mich damals, sind wir jetzt asozial.
Mein Sohn saß einfach unbeteiligt seit der 1. Klasse im Unterricht und hat nix gemacht. In der Erziehungsschule waren es kleine Klassen, hervorragende Lehrer, die natürlich den Unterricht nur so gestalten konnten, weil das Rahmenbild und die ganzen Möglichkeiten im Zusammenhang mit etwas anderen Schülern gegeben war.
Die LRS-Schwäche entdeckte man erst dort. Er kam in die 4. Klasse und von der Grundschule her, hieß es immer, man wüsste nicht auf was für einem Wissenstand er genau ist usw. Er ist ja sehr gescheit nur kann er es irgendwie nicht umsetzen. Von der Sonnenmännchenvariante, tägliche eigene Einschätzungen von ihm selbst, wurde alles versucht ihn zu motivieren in den Grundschuljahren im Bezug auf den Unterricht.
Er ist eingeschlafen, schaute zum Fenster raus usw. Unterfordert wäre er nicht, hieß es in den ersten 4 Jahren.
5 und 6. Klasse war er dann auf der anderen Schule. Es gab da so viele tolle Unterrichtsmodelle andere Zeiten und zwischendurch Sport und alles war total abwechslungsreich. Den Lehrstoff hatte er sofort nach Überprüfung und sein bestes Zeugnis in den 2 Jahren. Nach der Zeit kam er wieder in seine alte Schule in seine alte Klasse. 2 Wochen Testphase, die Lehrerin war von ihm begeistert, sagte er kann bleiben.
Nach dem er wieder den normalen Schulalltag an der Hauptschule besuchte, sagte er mir, die Lehrerin blickt mal gar nichts, die kannst ohne weiteres an der Nase rum führen.
Wöchentlich war ich bestimmt einmal zum Gespräch. Telefonanrufe bei mir oder anderen Familienmitglieder waren keine Seltenheit. Alle an der Schule waren sehr besorgt. Er selbst machte wieder nichts mehr und widmete sich seinen anderen Fähigkeiten im Schulunterricht, die andere mit begeisterten.
Bei der Einschulung vor Jahren stand er vor versammelter Mannschaft in der Sporthalle auf mit seiner Schultüte und drehte sich um, sagte, dass hier ist nichts für ihn. Wir waren sprachlos.
Täglich sagte er zu mir 7 Jahre lang, heute geht er nicht in die Schule. Er ging täglich zur Schule, durch enorme Motivationsanregungen usw. die ich ihm gegeben habe. Konsequenz, Strategien usw. Ein Kampf.
Im Gegensatz zu anderen Eltern die stöhnten über Ferien usw, war das immer die beste Zeit die es gab für uns alle.
Ab der 8. Klasse fing er an zu schwänzen. Die 9. Klasse besuchte er so gut wie gar nicht. Er organisierte sich so, dass er Schulausschluss bekam, was für ihn ja keine Strafe war.
Zur Prüfung ging er in die Schule, da ich zuvor natürlich alles mit den zuständigen Lehrern abgesprochen habe. Er bestand dann seinen Hauptschulabschluss mittelmäßig. 9 Jahre erzählte man mir, der Junge hat so viel Potenzial, ist ja eigentlich top gescheit, keiner konnte sagen woran es lag.
Weiter ging er auf eine normale Berufsfachschule mit praktischem Unterricht in Verbindung mit Praktika usw.
Schulisch schlecht weiterhin, praktisch gut. Im Betrieb im richtigen Team voll funktionsfähig mit richtigen Strukturen usw. Vorgaben und Strenge sowie Konsequenz.
Er wird ein Handwerk erlernen und ist dabei. Es gefällt ihm, die Abwechslung und er weiß wo sein Weg sein wird.
Als ich ihn fragte, was sagst du in einem Vorstellungsgespräch, wenn du gefragt wirst wegen deinen Noten. Er meinte, ich sage ich habe meine Schuljahren genossen, bzw. meine Kindheit. Ich habe viel gelernt im praktischen, handwerklichen Bereich in der Freizeit.
In der Schule habe ich mich gelangweilt, irgendwann abgeschaltet und mich versucht daran zu gewöhnen, es meinem Umfeld recht zu machen.
Ritalin wollte er nicht. Kurzfristig haben wir es probiert und seine Lehrerin dachte damals er nimmt es langfristig und als ich beim Gespräch war, sagte sie mir wie gut er sich gebessert hat usw.
Er bekam bessere Noten usw. Ich selbst machte den Fehler, erzählte es bei einem Gespräch usw., dass er die Tabletten eigentlich gar nicht nimmt. Kurze Zeit später hieß es wieder, es ist furchtbar mit ihm.
Seine Cousine, die in der gleichen Klasse saß wie er, erzählte täglich zuhause, die Lehrerin beschäftigt sich nur mit ihm. Sie beobachtet ihn die ganze Zeit.
Ich selbst mache keinem Lehrer einen Vorwurf, da ich meinen Sohn kenne.
Ich bin der Überzeugung, trotz allem, hat jeder versucht das Beste zu geben in den Schuljahren. Die Klassenlehrerin sagte allerdings in einem Gespräch sie möchte ihn nicht mehr, nachdem er sich bewährt hatte und von der Erziehungsschule zurück auf die normale Schule konnte.
Ich selbst fragte damals, warum er nicht auf der Erziehungsschule bleiben konnte in einer kleinen Klasse, was natürlich super war. Es ging nicht mehr, wegen den Kosten. Die Kosten für das hervorragende Schulsystem dort wurde vom Staat getragen usw., dadurch konnten halt auch kleine Klassen unterrichtet werden bis zum Gymnasium usw.
Ich denke eher es liegt an den Vorgaben die ein Lehrer hat. Das ganze Schulsystem müsste für Kinder mit anderen Begabungen auch in eine andere Richtung organisiert werden können.
Das häusliche Umfeld spielt natürlich auch eine Rolle die Familienstruktur, Probleme, Alltag. PC-Internet usw.
Ich selbst habe seit Geburt sämtliche Unterlagen aufbewahrt im Zusammenhang mit Ämter, Schule, Ärzte, Schriftverkehr usw., Schuljahre, Vorfälle.
Tipps, Vorgaben, Ratschläge, usw. Ich habe meine eigenen Linien finden müssen mit ihm und hat man solche Kinder die von den Lehrern auf öffentlichen Schulen unterrichtet werden müssen, wollte ich diese selbst nicht sein.
Sein Bruder studiert, schon immer ein super Schüler ab der 6. Klasse gewesen überall.
Er war in der gleichen Schule und in der 4. Klasse sagte man mir wortwörtlich, der bringts nicht, der kapiert nichts. Sitzen lassen können sie ihn ebenfalls nicht.
In der 5. Klasse musste ich wieder Gespräche führen, da er den ganzen Unterricht störte. Er musste dann auf eine weiterführende Schule. Dort sagte man mir, er muss die 5. Klasse wiederholen.
Er selbst sagte, das macht er nicht. Er ging dann in die 6. Klasse, seit diesem Zeitpunkt musste ich auf keinen Elternabend mehr. Ein Telefonat genügte und man sagte mir, der zieht sein Ding durch.
Vom Schulsprecher, Klassensprecher, Organisator an einer anderen Schule usw. war er für alles zuständig. Heute studiert er erfolgreich. Er wurde ausgezeichnet mit Preisen schon usw.
Aussagen über seinen Bruder macht er nur in der Weise, dass er sagt, unser Schulsystem ist nicht gemacht für Schüler die andere Begabungen haben, als die die vorgegeben sind und eben umgesetzt werden müssen, egal ob das passt oder nicht.
Allerdings, wurde ich sofort informiert von der Schule, wenn irgend etwas nicht in Ordnung war. Eine Schule hat ja die Unterlagen über Handynummer, Adresse, Festnetz usw. Ich wundere mich, dass es dann nicht möglich ist, rechtzeitig bei Veränderungen die man an einem Schüler bemerkt, nachzufragen.