Es ist durchaus bemerkenswert: Der Täter von Halle hatte nach aktuellem Informationsstand keinerlei Bezug zur AfD. Trotzdem wird die AfD von Scharen an konkurrierenden Politikern für den Anschlag verantwortlich gemacht, weil sie angeblich durch das "Erzeugen einer Stimmung" den Weg für die Tat bereitet haben soll. Dass sie im Bundestag dezidiert pro-israelisch agiert - nebbich.
Ich halte das für eine brandgefährliche Entwicklung. Man muss nicht einmal mit jemandem in Kontakt gestanden haben, um für dessen Taten verantwortlich gemacht zu werden. Dass man irgendwie nicht links ist und "Stimmung gemacht" haben soll (was auch immer das konkret bedeuten mag), genügt.
Eine derartige moralische Kollektivhaft ist kennzeichnend für totalitäres Denken. In diesem existiert keine persönliche Verantwortung mehr, man kann auch für das Handeln von Personen verantwortlich gemacht werden, die man nicht mal kennt und deren Agieren man zutiefst ablehnt.
Eine äußerst beunruhigende Entwicklung. Diese wird noch dadurch gekrönt, dass führende Politiker wie CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt trotz fehlender Verbindung zu Halle eine Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz fordern.
Der Eindruck, der sich hier aufdrängt, ist: Regierungskritiker sollen vom Geheimdienst beobachtet werden. Angesichts der jüngeren deutschen Geschichte mit Gestapo und Stasi, sollte dies jedem Demokraten einen kalten Schauer über den Rücken jagen.
Tut es jedoch nicht, viel mehr klopft man sich ob des vermeintlichen Einsatzes für die Demokratie gegenseitig auf die Schulter und wärmt sich am wohlfeilen Lagerfeuer des Konsens.
Findet Ihr, dass man die AfD für den Anschlag verantwortlich machen kann?