Hi, ich habe vor 8 Jahren ein Austauschjahr gemacht und ich hoffe ich kann dir helfen.
Du solltest deine neue Ernährungsrichtung deinen Lehrern bitte sofort mitteilen, damit man es deiner Gastfamilie sagen kann. Alles andere wäre einfach nicht fair. Vegetarisch und Vegan ist ja doch nochmal was anderes.
Vegetarieren werden auch von Familien aufgenommen, die Fleisch essen, bekommen dann eben nur die Beilagen, was nicht nur Gemüse sein muss.
Bei Vegan fällt dann doch sehr viel weg, und Leute die sich damit nicht beschäftigen, haben doch gar keine Ahnung, was du jetzt essen kannst und was man machen kann. Fleisch weglassen ist da etwas leichtes, aber Milchprodukte, tierische Produkte, etc. weglassen, ist schon eine große Aufgabe am Anfang.
Einfach hinfahren und dann dort sagen, dass du Vegan bist, wäre der Familie gegenüber sehr bescheiden. Bei meinem Auslandsjahr damals war auch eine, die dann dort aufeinmal vegetarisch war, was sie nich angegeben hat. Die hat dann dort so gut wie nichts gegessen, weil sie bei allem Angst hatte, dass es irgendwie mit Fleisch in berührung kam. Die wurde dann sofort nach Hause geschickt, weil sie es eben nicht angegeben hatte.
Das wird bei dir bei 10 Tagen zwar nicht der Fall sein, aber es kann doch zu einigem Stress fürhen. Wäre ich Gastmutter und man gibt mir ein Kind, dass dann auf einmal Vegan ist, wäre ich mal stocksauer, da ich darauf einfach nicht vorbereitet bin. Ich würde dann wohl mal die Agentur anrufen und mich beschweren.
Kochen wird dich sicher keiner in der Küche, wäre für mich auch sehr unhöflich, wenn ich dich schon bei mir wohnen lasse, dann kommst du und sagst du isst das alles nicht und willst selber kochen. Da würde ich wohl eher überlegen, ob ich das Gastkind gleich wieder abgebe.
Weiters war es bei meiner Englandwoche damals so, dass die Gastfamilien einfach ein Zimmer frei hatte, und dafür Geld wollten. Also haben sie Gastschüler aufgenommen, um ein paar Hundert Euro dafür zu bekommen. Bei den Familien damals gab es viel Fleisch und Fertigprodukte. Gemüse und Obst war Mangelware. Sprich was machst du, wenn deine Familie auch so ist? Es also nicht wirklich was Veganes im Haus für dich gibt? Sie das Geld für dein Essen für was anderes ausgegeben haben, was du aber nun gar nicht mehr isst? Die werden dann sicher nicht neu einkaufen fahren, denn du hättest es ja sagen müssen.
Ich mache auch immer Essenspläne und kaufe nach denen ein, wenn du dann ankommst, und das alles nicht mehr isst, wäre ich auch nicht bereit neu einzukaufen, bzw. mich zu informieren, was du essen kannst oder nicht. Dann gäbs wohl eine Woche Gemüse, Reis und Obst.
Sag bitte bescheid, dass du nun Veganerin bist. Alles andere wäre der Familie und der Agentur einfach nicht fair gegenüber. Du kannst ja dazu sagen, dass du dir so Sachen wie Sojamilch selber mitnimmst, und bereit bist für die Zeit nur Gemüse, Obst, Reis, Couscous zu essen, damit man eine Familie für dich findet.
Ich will dir mit dem Text jetzt keine Angst machen, aber Vegan ist nicht so einfach bei Gastfamilien. Und wenn man schon bei einer Familie unterkommt, sollte man wenigstens den Anstand haben und ihnen vorher sagen was Sache ist, und nicht dann beim Abendessen sitzen und sagen; Ach ja, ich esse das alles gar nicht mehr. Für mich würde ein Veganer nicht in Frage kommen, da ich nicht will, dass irgendwer in meiner Küche kocht und ich mich mit der speziellen Ernährung nicht auseinandersetzen will.
Sag bitte schnell bescheid, damit du dann nicht dort stehst und deine Familie vor Ort sagt, dass sie dich dann so nicht aufnehmen werden. Das wäre eine Katastrophe.