Als bekennender böse Atheist, der ständig mit den biblischen Märchen konfrontiert ist, habe ich eine Liste die natürlich nicht vollständig ist erstellt!
Ihr könnt mir natürlich weiter Anregungen schreiben! Bitte die Christen dürfen natürlich auch teilhaben! Atheisten sind ja bekanntlich Humanisten und sozial denkende Menschen!
Jetzt zur Liste:
1. Gott wird einfach als existent vorausgesetzt — trotz aller Fakten und Argumente, die gegen die Existenz des christlichen Gottes sprechen.
Wenn ich dann in einem Einführungsbuch in die Theologie lese: "[Gott] offenbart sich, indem er sich verbirgt"¹ (!) oder wenn behauptet wird, Gott erhöre Gebete, aber "auf seine Art", "nicht wie ein Automat", "nur bei hinreichender Demut" etc. (das heißt, beten oder nicht beten läuft also objektiv doch auf dasselbe hinaus), dann stört mich dieses Unvermögen, Gott einmal infrage zu stellen, tatsächlich.
2. Die jüdisch-christliche Mythologie beruht auf einem leib- und frauenfeindlichen, monistischen Hierarchieschema, das voll und ganz auf Unterordnung hin ausgerichtet ist und keine Komplementarität kennt.
Man beachte etwa, dass die Frau in der Genesis nur Objekt ist; ihre erste Tat als handelndes Subjekt ist der "Sündenfall", für den sie von Gott mit dem Geburtsschmerz und der ausdrücklichen Unterordnung unter den Mann bestraft wird.
Die christliche Trinität (Lachhaft und naiv) ist rein männlich bzw. asexuell: Weiblichkeit und Leiblichkeit sind überhaupt nicht repräsentiert — mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Leben der Gläubigen.
a. Hierzu gehört auch, dass sich die Christen in aller Regel einen "guten", "gerechten" Gott vorstellen, was in keinster Weise mit den Fakten der Welt zu vereinbaren ist.
Die Welt ist nicht so geordnet, wie man es sich von einem einzigen, wohlwollenden Gott vorstellen würde; ganz im Gegenteil.Auch hier ist das polytheistische, dualistische Differenzschema einerseits (das auf unhintergehbaren Dualitäten beruht, die zugleich komplementär und konträr zueinanderstehen) oder ein materialistisches Denkschema andererseits (die Natur ist unbeseelt und weder gut noch böse) viel plausibler. —
Und nein, das Leid ist kein "Mysterium". Wenn ich glaube, dass 2+2=5 und dann meine Rechnungen nicht aufgehen, so ist das kein "Mysterium", sondern ich habe falsch geglaubt. Die Rede vom "Mysterium" führt wieder zu Punkt 1.
3. Das frühe Christentum wurde von der christlichen Geschichtsschreibung (die knapp 2000 Jahre währt(e)) extrem verklärt und romantisiert. Zahllose Märtyrerlegenden sind erfunden, die Christenverfolgung wird überproportional dargestellt, und die Verbrechen der antiken Christen spätestens seit der "konstantinischen Wende" werden nicht thematisiert (selbst diejenigen werden nicht mehr thematisiert, auf die die antiken Christen noch stolz waren).² Mich stört hier also einerseits das Vorgehen dieser frühen Christen, andererseits die heutige christliche Sichtweise auf diese Jahrhunderte.
4. Das Christentum erhebt, wie die anderen monotheistischen abrahamitischen Religionen, einen exklusiven Wahrheitsanspruch (ohne ihn auch nur irgendwie belegen oder zumindest argumentieren zu können), was zu sehr viel Unheil geführt hat.
Den polytheistischen Systemen ist ein solches Selbstverständnis fremd, was sie schon von vornherein wesentlich ungefährlicher macht. Im modernen, liberalen Christentum wird dieser Anspruch oft etwas relativiert, was sympathisch und demokratiepolitisch unbedingt notwendig, aber nicht wirklich mit dem eigenen Glauben(sbekenntnis) konsistent ist.
5. Mich stört ferner, dass an öffentlichen Universitäten christliche Theologie gelehrt wird, was einen unfassbaren Anachronismus darstellt, der überhaupt nicht zu rechtfertigen und nur historisch irgendwie "verständlich" ist.
Allerdings betrifft dieser Punkt weniger das Christentum selbst (dass Christen Theologie betreiben, stört mich ebenso wenig wie die Theorie im Wicca-Kult) als die politischen Rahmenbedingungen, die so etwas ermöglichen.
¹ Harald Wagner: Dogmatik. Stuttgart: W. Kohlhammer 2003 (= Studienbücher Theologie 18), S. 231.
² Vgl. dazu: Catherine Nixey: Heiliger Zorn. Wie die frühen Christen die Antike zerstörten. Übersetzt von Cornelius Hartz. München: Deutsche Verlagsanstalt ²2019.