Hey :)
Also ich war bereits zweimal in einer Psychosomatischen Klinik, wegen Magersucht, Depression, Zwängen und Ängsten. Und ja, natürlich gibt es Regeln. Dass deine Freundin sich so arg bestraft gefühlt hat, wird aber ihre Wahrnehmung sein. Denn die Wahrnehmung wenn man in der Sucht drin steckt, ist komplett anders, als wenn man es von außen betrachten würde. Dir muss immer klar sein: DIE LEUTE WOLLTEN DIR NICHTS BÖSES, SONDERN DIR HELFEN UND DAS LEBEN RETTEN!!!!!!
Viele Kliniken haben ein Stufenprogramm. Man muss pro Woche ein bestimmtes Gewicht zunehmen. Ist ein bestimmtes Gewicht erreicht, kommt man in die nächste Stufe und hat mehr Freiheiten (zb. weniger Bettruhe, Essen selber portionieren usw...) Ist das Gewicht nicht erreicht worden, gibt es oft noch mehr Einschränkungen, zb komplette Bettruhe o.ä.. Das ist allerdings keine Strafe, sondern eine Maßnahme. Und kein Arzt findet das toll, aber auch das Gehirn funktioniert nun mal nur wenn ein bestimmter Gewichtsbereich wieder erlangt ist. Und es ist wichtig dass die Zunahme stetig passiert. Natürlich fühlt man sich extrem bestraft, ungerecht behandelt usw...
So, zwangsernährung gibt es nur in Extremfällen. Also, wenn ein lebensgefährliches Untergewicht besteht, der Magen die Nahrung nicht mehr annimmt, oder der Patient sich strikt dem Essen verweigert. Mir fiel es lange schwer die vorgesetzten Mahlzeiten zu essen. Ich habe Anfangs nicht mal die Hälfte geschafft. An die Sonde musste ich dennoch nicht, weil ich nicht abgenommen habe, und weil ich ja etwas gegessen habe. Natürlich kamen dann Ermahnungen und so, aber die wissen ja auch wie schwer das ist und haben Verständnis. Niemand verlangt dass man dahin kommt und sofort freudig anfängt zu essen... Wenn jemand es aber gar nicht schafft, dann MÜSSEN die ja irgendwie anders handeln, schließlich haben auch die in dem Fall keine andere Wahl, es ist sogar deren Pflicht. Aber solange klar ist dass man sich Mühe gibt, einigermaßen gewillt ist und so, passiert das nicht.
An den Therapien muss man natürlich ebenso arbeiten wie an dem Essen, denn das Essen ist ja letztendlich nur das Symptom der Krankheit. Und Symptome allein behandeln reicht nicht. Viele Kliniken haben auch noch Musik-, Kunst-, Reit- oder ähnliche Therapien. Genau wie Gruppentherapie, Entspannung, oder Yoga. Auch das ist sehr hilfreich.
Ein Klinikaufenthalt kann sehr hilfreich sein. Man muss sich mit vielem auseinander setzten, es ist KEIN Spaziergang. Es ist verdammt hart. Aber es kann einem helfen, wenn man es will und bereit ist diesen Weg zu gehen. Manchmal ist es der letzte Ausweg. Lass dich nicht zu sehr von deiner Freundin beeinflussen, das ist häufig die Sichtweise wenn man noch in der Magersucht drin ist, aber niemand dort will dir irgendwas böses.
Alles Gute dir! LG Korsikafeeling