Meiner Meinung nach kann man das nicht pauschal beantworten. Denn es gibt extrem viele Faktoren, die da mit reinspielen. Einer dieser Faktoren ist natürlich der Reiter und das, was er mit dem Pferd macht und von ihm verlangt. Ein anderer Faktor ist die Arbeitshaltung des jeweiligen Pferdes. Auch bei den Pferden gibt es Faule und Fleißige, welche die von sich aus ganz viel anbieten und andere, die alles tun, um sich zu entziehen. Die Gründe dafür sind wieder vielschichtig und haben auch viel mit der Haltung des Pferdes, seinem Ausbildungsstand, der körperlichen Fitness und der Beziehung zum Reiter zu tun. Ich habe da ein ganz signifikantes Beispiel bei mir am Stall in Form eines 7-jährigen Wallachs, der vor anderthalb Jahren von einer Einstallerin im fast rohen Zustand gekauft wurde. In den ersten Wochen habe ich im Leben nicht geglaubt, dass das mit den beiden was gibt. Doch schon nach einem halben Jahr sah man riesige Fortschritte und mittlerweile ist es eine Freude beide zu beobachten. Definitiv sind beide hochmotiviert und das ganze Pferd strahlt unterm Sattel Lebensfreude, Vitalität und Kraft aus. Sie versteht es, mit viel Einfühlungsvermögen, die richtigen Knöpfe bei ihm zu drücken und er dankt es ihr mit großer Loyalität. Und selbst wenn man keine Ahnung vom Reiten hätte, würde man sehen, dass in diesem Fall auch das Pferd einen Riesenspaß an der Arbeit hat. Und sicherlich ist dieses Mensch-Pferd-Paar für mich etwas ganz besonderes, trotzdem ist es definitiv nicht einzigartig. Es gibt viele Pferde, die ausgesprochen gerne geritten werden und ebenfalls Spaß an der Arbeit haben. Gerade bei den Springpferden in den hohen Klassen würde kein S-Parcour erfolgreich überwunden werden, wenn das Pferd selber nicht dafür brennen würde. Und bei den Dressurpferden gibt es genügend, die richtige Angeber sind und es lieben, sich im Viereck zu zeigen. Die, die keinen Spaß haben, die erkennt man meist sofort. Das sind dann unter Umständen die gedrillten und abgerichteten, die das tun, was der Reiter fordert, denen aber am Ende die Ausstrahlung und die Vitalität fehlen. Und auch bei den reinen Freizeitreiter-Pferde-Kombis gibt es fröhliche und fleißige Pferde, die sich auf ihre Reiter freuen und auf das, was kommt und andere, die entweder einfach faul sind und am liebsten nur Chillen würden, oder die einfach gelernt haben, dass geritten werden doof ist, weil ihre Reiter fürchterlich grobe Hände haben, ihnen im Maul reißen, die vielleicht auch zu schwer für sie sind, weil ihnen auch aufgrund falschem Trainings die Muskulatur fehlt.