Fußball: Woher kommt die Annahme, dass man demütig sein, kleinere Brötchen backen und nachhaltig arbeiten sollte?

Auf der Fußball-Plattform "transfermarkt.de" gibt es einen Artikel über den HSV, wie er in der kommenden Saison, dann in der Bundesliga verfahren will. Unter den Kommentaren gibt es einen riesen Bohei, derzufolge sie ja ein hohes Anspruchsdenken hätten und eigentlich kleinere Brötchen backen sollten etc.

Der User "Velvetstooge", ein Engländer und Fan vom englischen Zweitligisten Queens Park Rangers, schreibt zu einem derer, die sich über den HSV beschweren, folgendes:

Warum muss man im deutschen fussball immer "bodenständig und realistisch" sein? Auch Wegen dieser Mentalität hat mann ja gerade null Wettbewerb in der ersten Liga. Nach dem Motzo: alle schon "nachaltig" arbeiten, denn Bayern kann man eh nicht schlagen. Es braucht mehr ambitionierter Vereine, die aggressiv im Transfermarkt agieren, die sich nicht mit dem Status Quo zufrieden geben.

Bin ich der einzige hier in Deutschland, der mit der Mentalität, bodenständig, realistisch, nachhaltig zu arbeiten, nichts anfangen kann? Nun gut: Vielleicht liegt es auch daran, dass ich auch kein Deutscher bin (bin Tamile).

Bei Juventus, Inter Mailand, dem AC Mailand, dem FC Barcelona, Atletico Madrid, Real Madrid, dem FC Liverpool, dem FC Arsenal, Manchester City etc. ist so eine Denkweise undenkbar. Ach was: Eigentlich überall auf der Welt, nur in Deutschland denkt man anders.

Ich bin Fußball-Enthusiast und kann mit Vereinen wie Freiburg oder Mainz, die ewig und drei Tage demütig sind und sich mit dem Status quo zufrieden geben, nichts anfangen. Es braucht mehr Vereine, die angreifen wollen.

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Wieso bekommt der DFB-Pokal nicht die Wertschätzung, die er eigentlich verdient hätte?

Heute habe ich ein Punktspiel meines Heimatvereins TuS Zeven in der Kreisliga Rotenburg angeschaut. Die Zevener kamen gegen den FC Nordheide trotz zweimaliger Führung nicht über ein 2:2 hinaus. Jedenfalls: Auf der Tribüne redete ich mit zwei Leuten. Einer ist Anhänger des FC Bayern, der andere ein HSV-Fan. Ich habe darüber philosophiert, dass er wohl nicht auf der Welt war, als sie ihren bisher letzten Titel feierten. Als er fragte, wann der HSV den letzten Titel feierte, antwortete ich 1987 und dass es der DFB-Pokal war (3:1 im Finale gegen die Stuttgarter Kickers). Er kam dann aber mit Meisterschaft und da antwortete ich mit 1983. Ich entnahm dann, dass er mit dem Wort "Titel" wohl nur die Meisterschaft meinte und er sagte, dass die Meisterschale wichtiger oder bedeutender sei als der DFB-Pokal.

Wieso kriegt der "Pott" eigentlich nicht die Wertschätzung, die er meiner Meinung nach eigentlich verdient hätte? Selbst von vereinzelten HSV-Fans?

Ich bin selbst ein HSV-Anhänger und ich wäre wohl einer glücklichsten Fans, wenn der HSV nächstes Jahr, im Mai 2026, im Finale im Berliner Olympiastadion gewinnen würde. Dann würde ich den Tag als Feiertag in meinem Kalender markieren. :-D

Mein Mitbewohner und guter Freund ist Fan von Hannover 96. Die Hannoveraner sind der einzige Zweitligist, der den Pott gewinnen konnte. Er war zwar damals (1992) nicht auf der Welt, aber für ihn hat der Pokalsieg einen größeren Stellenwert als die zwei Meistertitel (1938 und 1954).

Ich kannte mal in meinem Wohnort im Kreis Minden-Lübbecke (NRW) mal einen Kurgast, der behauptete, dass der DFB-Pokal kein Titel sei, weil er in nur sieben Spiel entschieden werde. Aussagen wie diese sprechen Bände.

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Wieso gibt es noch Leute, die den HSV nicht leiden können, obwohl...

... der HSV seit sieben Jahren weg ist?

Der HSV ist seit 15 Jahren aus den internationalen Plätzen gefallen, spielte dann gegen den Abstieg, stieg irgendwann ab und hatte bis jetzt noch nicht die Rückkehr in die Bundesliga schaffen können. In den Jahren des Niedergangs haben viele den HSV angefangen, fast schon zu hassen. Und manche haben diesen Hass nach dem Bundesliga-Abstieg beibehalten.

Eben, als ich die Bundesliga-Konferenz bei der Kneipe bei mir ums Eck guckte und nach Hause ging, da traf ich einen anderen Stammgast, einen Gladbach-Fan. Er hat heute gesagt, dass er heute Abend, im Abendspiel der 2. Bundesliga, zu Fortuna Düsseldorf halten würde, weil er den HSV nicht mag. Ich fragte nach, warum, denn das ist mir (ich kenne ihn nun seit vielen Jahren), neu ist. Er sagte nur, dass es intuitiv sei.

Ich bin selbst ein HSV-Fan, der nun vieles durchmachen musste. Und ich verstehe oft die Welt nicht mehr, wenn es um diesen irrationalen Hass gegen uns geht. Ich verstehe es, dass es HSV-Fans gibt, auf die man nicht zu sprechen ist. Ich kenne auch einen HSV-Fan, der mir persönlich ziemlich peinlich ist. Aber ich selbst bin nur einer, der den HSV erfolgreich sehen will. So wie jeder seinen Klub erfolgreich sehen will.

Warum dieser Hass? Ich verstehe es nicht.

PS: Ich kenne natürlich auch Leute, die dem HSV die Bundesliga-Rückkehr gönnen würden und das weiß ich zu würdigen.

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Wie würdet Ihr es finden, wenn die deutsche Nationalmannschaft aus Spielern, die im Ausland aufgewachsen sind, bestehen würde?

Vorneweg: Es geht nicht um den Migrationshintergrund der Spieler. Es geht darum, dass jemand für Deutschland spielt, weil seine Wurzeln deutsch sind, er aber selbst weder in Deutschland geboren noch hier aufgewachsen ist und auch nicht hier fußballerisch ausgebildet wurde. Beim letzten Länderspiel, dem 1:1 in der Nations League gegen Ungarn in Budapest, gehörte Felix Nmecha zum DFB-Kader. Er erzielte auch die zwischenzeitliche 1:0-Führung für Deutschland. Nmecha ist in Hamburg geboren und seine Mutter ist Deutsche (Vater kommt aus Nigeria), aber er zog dann als Kind nach England und begann mit dem Fußballspielen. Er hat sogar auch für englische Auswahlteams gespielt.

Dann gibt es mit Jamal Musiala noch einen Sonderfall, den er ist in Deutschland geboren und begann auch hier mit dem Fußballspielen, aber er wuchs größtenteils in England auf und wurde auch fußballerisch überwiegend dort ausgebildet, ehe er mit 16 mit seiner Familie zurückkam und sich dem FC Bayern anschloss.

Nochmal: Wenn ein Spieler in Deutschland aufgewachsen ist (vielleicht sogar hier geboren) und ausgebildet wurde, kann er sogar Abdul Mohammed heißen und pakistanische Wurzeln haben. :-D Ich finde manche Nationalmannschaften wie die Türkei, die oftmals auf Spieler aus Deutschland (Kenan Yildiz oder neuerdings Can Uzun) oder den Niederlanden (Orkun Kökcü) setzen, befremdlich.

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Wieso haben deutsche Fußballfans damit ein Problem, wenn Jürgen Klopp bei den Fans des FC Liverpool (trotz seines RB-Jobs) eine Legende bleibt?

Es geht um einen Karnevalswagen in Mainz, wo Jürgen Klopp veralbert wird. Dieser ist seit einiger Zeit der neue Fußball-Chef beim Red Bull-Konzern. Weil er nun dieses Amt inne hat, wird er deutschlandweit gehasst und sowohl bei den Fans von Mainz 05 als auch bei denen des BVB ist er unten durch. In England bei den Anhängern des FC Liverpool ist er trotz dessen weiterhin eine Legende. Ihn wird man immer dort auf Händen tragen, hat er schließlich die "Reds" nicht nur zum Champions-League-Sieg 2019 geführt, sondern auch 2020 zur ersten englischen Meisterschaft seit 30 Jahren.

Ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass der deutsche Fußballfan damit ein Problem hat?

Auf Facebook, wo es um diesen Karnevalswagen ging, fanden manche es nicht in Ordnung, dass Klopp so gehasst wird und ich habe auch darauf aufmerksam gemacht, dass die LFC-Fans trotzdem lieben. Einer warf dann englischen Fußballfans vor, "unkritisch" zu sein und meinte, dass man hier in Deutschland einfach gegen Wettbewerbsverzerrung sei.

Aber seien wir mal ehrlich: Ich mag zwar RB Leipzig, Red Bull Salzburg etc. auch nicht (sie sind einzig und allein für Werbung für ihr Getränk gegründet wurden), aber für mich ist das noch allemal besser als wenn er beim FC Bayern gelandet wäre. Und ein Fußball ohne Wettbewerbsverzerrung hat es NIE gegeben.

PS: Ich finde ungeachtet dessen Arne Slot cooler und sympathischer als Kloppo. ;-)

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Wieso sind hierzulande Vereine, die einen Investor, einen Scheich oder einen Mäzen haben, unbeliebt oder sind ungern gesehen?

Auf "transfermarkt.de" habe ich in einem Thread im "News-Forum", wo es um den späten 2:1-Auswärtssieges des Hamburger SV bei Preußen Münster ging, - und wo es um die Elfmeterentscheidungen ging - folgenden Satz geschrieben:

Ganz so unrecht hat der Hamburger nicht. Meine Wahrnehmung ist die, dass der HSV schon gehated wird. Und dies auch nicht sich in den Jahren nach 2019 geändert hatte. Auch wenn es viele "neutrale" Fans gibt, die sich den HSV in der Bundesliga wünschen. Dazu gehöre übrigens auch ich-

Dann kam der User "Shakes", der scheinbar ein Fan des FC St. Pauli ist, und schrieb folgendes:

[...] Ich wünsche mir die Clubs in die Bundesliga, die sich das sportlich-fair redlich verdient haben ohne dafür krumme Finanzen betrieben zu haben. Sollte der HSV da mal dazugehören, könnte ich damit ohne Probleme leben.

Der HSV ist aufgrund seines Investors Klaus-Michael Kühne nicht wirklich beliebt. Ähnliches kennt man auch vom derzeitigen Doublesieger Bayer 04 Leverkusen, dem VfL Wolfsburg oder 1899 Hoffenheim, die teils sogar im Besitz eines Konzerns sind (die Bayer AG bei den Leverkusenern und der Volkswagen-Konzern beim VfL Wolfsburg).

Ich frage mich eigentlich, warum deutsche Fußballfans (natürlich nicht alle) mit solchen Vereinen Probleme haben und stattdessen Vereine, die keine Investoren etc. haben, über den grünen Klee loben, ganz gleich, ob sie ambitioniert sind oder nicht.

Im Ausland ist es ganz normal, dass ein Verein einen Investor oder Scheich hat, nicht nur in England, sondern auch beispielsweise in Italien (z. B. die beiden Mailänder Vereine AC und Inter), Spanien (z. B. der FC Valencia) oder sogar in Dänemark (z. B. Brøndby IF). Ich selbst kann mit 50+1 nichts anfangen und mir wäre es lieber, wenn sie gänzlich abgeschafft werden würde. Liegt aber vielleicht daran, dass ich kein "Ur-Deutscher" bin, sondern meine Familie aus Sri Lanka kommt.

Man muss wissen: Wir reden vom Profifußball und da geht es darum, Erfolge zu haben. Wenn man es nicht so sieht, kann man zu seinem Dorfverein in der siebten oder achten Liga gehen (mein Heimatverein, der TuS Zeven, spielt zum Beispiel in der achten Liga :-D ).

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Warum wird man als "linksgrün" bezeichnet, wenn man gegen die AfD ist und man dafür wirbt, das ganze sachlich und rational zu sehen?

Auf Facebook gibt es die Seite "Fußballnews XXL", wo eine folgende Aussage von Johannes Eggestein, dem Stürmer des Fußball-Bundesligisten FC St. Pauli, zitiert wurde:

Was politisch aktuell passiert, ist aufwühlend. Dementsprechend finde ich solche Signale, wie sie von unseren Fans gesendet wurden, sehr wertvoll und wichtig. Mich persönlich beschäftigt das sehr, deshalb habe ich es auch ein Stück weit genossen, dass so klare Kante gezeigt und die Stimme erhoben wird.

Die AfD erwähnt der "Kiezkicker" mit keinem Wort, dennoch fühlen sich deren Wähler und Fans angegriffen und werfen ihm vor, dass er von seinem Verein dazu gezwungen werden würde, so eine Aussage zu tätigen oder dass er in einem "Edelviertel" in Hamburg leben würde oder aber "sich mal ohne Personenschutz zwei Stunden in der Nähe des Hauptbahnhofes bewegen" solle.

Einer schrieb folgenden Beitrag:

Kein Ton über die Opfer und deren Angehörigen, du bist genauso einer der die Links - Grün versiffte Meinung reflektierst.
Eine Demo gegen Rechts, gegen die AFD, was ist mit einer Demo gegen die ganze Migrationspolitik, wer ist schuld an den ganzen Toten, Vergewaltigungen, Schwerverletzten und traumasierte Angehörige und die die überlebt haben sowie die Menschen die das alles miterlebt haben.
Du bist genauso einer der mit den ganzen Opfern keine Empathie zeigt.
Die Regierung hat Blut an den Händen, die AFD will was ändern an der Sicherheit, damit die deutsche Bevölkerung wenigstens etwas mehr Sicherheit bekommt.
Keine Empathie, keine Reaktion und schon alles weg lassen was die Regierung Schaden könnte
Wahrheit ist für ihn und den ganzen anderen versifften Schnösel nicht wichtig.

Ich habe folgende Antwort geschrieben:

Stell Dir mal vor: Ich bin kein "richtiger" Deutscher und mir ist es nicht egal, was mit den Opfern von Vergewaltigungen etc. seitens eines Flüchtlings ist. Aber: Ich würde behaupten, dass den Angehörigen des Opfers SCHEIßEGAL ist, welche Nationalität der Täter hat. Wollen sie, dass er abgeschoben wird? Vielleicht ja. Aber: Wollen sie deswegen, dass Leute wie Du, die scheinbar eine Nazipartei wählen, ihre Schicksale für ihre Propaganda instrumentalisieren? Ich würde meinen: NEIN! Ich lebe zufällig in der Gegend, wo ein 20-jähriger (übrigens Sohn eines GRIECHISCHEN Vaters und einer POLNISCHEN Mutter) von einem 18-jährigen Syrer totgetreten wurde. Ich wäre dafür, dass der Typ abgeschoben wird. Aber: Die Eltern selbst und auch der Onkel des Opfers (!) haben sich gegen alle Art von Instrumentalisierung seitens Rechter ausgesprochen. Aber das interessiert Leuten wie Dich leider nicht.

Ich bekam folgende Wort:

Wenn ich immer diesen Unsinn von wege " das darf jetzt nicht instrumentalisiert werden" höre, könnte ich kotzen. Das ist stets das linksgrüne Argument, das sie bei jeder noch so abscheulichen Tat bloß keine Verantwortung übernehmen müssen und keine Mitschuld eingestehen müssen. Der Persilschein ist abgelaufen, natürlich haben sie Schuld daran und das darf, eher muss klar angesprochen werden!

Wieso muss man sich von vielen AfDlern anhören, "linksgrün" (was ist das eigentlich?) zu sein und warum verweigern viele einen sachlichen und rationalen Diskurs?

Ich bin kein Fan des FC St. Pauli und ich habe mit dem "Schwarzen Block" oder anderen linksradikalen Gruppen nichts gemeinsam. Ich bin nicht damit einverstanden, dass jeder hier reinspazieren darf, ohne gültige Papiere vorzuzeigen, um dann Straftaten zu begehen und ich bin auch gegen irreguläre Einwanderung.

Aber: Trotzdem bin ich gegen die AfD. Und ich bin NICHT Links oder Linksradikal, sondern ich bin politisch in der Mitte.

Oder ist man schon "links oder linksradikal, wenn man in der Mitte steht?

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