Liebe Janine,
Ich kenne diese Gefühle, die du in Bezug auf deinen Freund beschreibst. Auch wenn es für dich natürlich wichtig ist, etwas an deiner Situation zu ändern, ist es zum jetzigen Zeitpunkt meiner Ansicht nach erstmal viel bedeutender, dass du dich selbst mal "in den Arm nimmst". Du machst gerade eine schwierige Phase durch und ich bin mir sicher, dass du dein Bestes gibst!
Du beschreibst, dass du nicht mehr so fröhlich bist, wie früher, alleine nicht mehr so gerne Sachen unternimmst und auch, dass dir die Zeit, die du mit deinem Partner verbringst, nicht ausreicht. Ich bin kein Psychologe oder Ähnliches (du darfst mir also gerne widersprechen!), aber ich sehe bei dir 2 Dinge, an denen man arbeiten könnte:
1.) An deine Fähigkeit zur Autonomie
Vielleicht weißt du das ja schon, aber ich erkläre dir trotzdem, was ich (in deinem Fall) damit meine: Deine Autonomie zu fördern, bedeutet, deine Selbstständigkeit zu fördern. Das sind eigentlich genau die Dinge, die du selbst auch schon angesprochen hast. Das heißt zum Beispiel, dass du auch mal bewusst und entschieden (ohne trotzig zu sein) sagen kannst, dass du dieses Wochenende mal nicht mit deinem Freund verbringst, sondern z.B mit deinen Freunden, mit deiner Familie oder mit einem Hobby. Du darfst natürlich weiterhin viel und gerne Zeit mit deinem Freund verbringen und du darfst ihn auch ab und zu mal vermissen, aber dieses Vermissen tut nicht weh. Es ist dann eher ein schönes Vermissen. Du weißt ja, dass er in deinem Leben ist, du kannst dich auf ihn verlassen und du spürst, dass du ihm sehr wichtig bist. Dann ist es auch viel einfacher für dich, auch alleine Spaß zu haben und anderen Dingen nachzugehen.
Autonomie ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Jeder hat es und jeder ist auch fähig dazu. Trotzdem gibt es individuelle Tendenzen bei der Ausprägung. Der Autonomie steht die Bindungsfähigkeit gegenüber. Die Bindungsfähigkeit ist hierbei genauso wichtig. Sie beschreibt, dass wir uns auf andere einlassen können, dass andere uns wichtig werden können und dass man sich bei anderen öffnen kann. Diese Fähigkeit ist bei dir sehr gut vorhanden, daran muss man nichts verändern!
2.) An deiner Partnerschaft
In einer Partnerschaft ist es sehr wichtig, dass man ehrlich zueinander ist und die Dinge auf den Tisch packt. Aber auch, dass man dem anderen mit Toleranz und Akzeptanz begegnet.
Würdest du sagen, dass du mit deinem Freund gut über alles reden kannst und ihr versucht, gemeinsam Lösungen zu finden? Vertraust du deinem Freund? Würdest du sagen, dass du dich von ihm geliebt fühlst? (Hier geht es wirklich ums Gefühl und nicht darum, was er dir vielleicht sagt).
Dann wäre es noch gut zu wissen, wie viel Zeit ihr denn miteinander verbringt. 1 x die Woche? 2 mal die Woche? Öfter? Vielleicht nur alle 2 Wochen? Reicht dir die Zeit und wie sieht er das? Was wäre für dich ideal (wenn du davon ausgeehst, dass es dir auch ohne ihn gut geht), was wäre konkret für ihn ideal?
Vielleicht habt ihr ganz unterschiedliche Vorstellungen von einer Partnerschaft und allein deshalb passt es eigentlich nicht. Natürlich kann es auch sein, dass er auf der umgekehrten Seite ein Problem bei der Bindung hat, sowas ist nicht sehr selten, wenn der andere mit der Fähigkeit zur Autonomie Schwierigkeiten hat.
All diese Dinge solltest du für dich überprüfen und dabei auch ehlich mit dir selbst sein.
Du sagst, dass du nicht viele Freunde hättest. Na und? Dann findest du halt neue ;). Vergiss nicht, dass du ein wundervoller, einzigartiger Mensch bist, mit dem man gerne Zeit verbringt! Probier dich aus und sei offen für neue Möglichkeiten. Und wenn das noch nicht sofort klappt, ist das auch nicht schlimm. Du darfst deine Trauer und deine Orientierungslisigkeit ausleben und es ist auch okay, Hilfe von außen anzunehmen. Mit dem ganzen Gedankenkarussell im Kopf sieht man manchmal einfach nicht so klar. Aber mir ist es wichtig, dass du die Hoffnung nicht aufgibst! Alles wird gut und du findest schon einen Weg zurück in deine Lebensfreude. Manchmal haben wir schwierige Phasen. Aber diese sind wie Geburtswehen. Am Ende sind wir jemand ganz Neues und gehen gestärkt aus der Situation hervor.
Ich könnte mir übrigens vorstellen, dass dir der Podcast von Stefanie Stahl auf YouTube, oder auch auf Spotify (oder anderen Apps) sehr gut tun könnte. Sie ist Psychologin und teilt unter anderem echte Therapiesitzungen mit der Öffentlichkeit. Dabei geht es um alle möglichen Themen (Partnerschaft, Selbstwert, Persönlichkeitsverständnis, Bedürfnisse usw.).
Ich hoffe, das ein oder andere hilft dir vielleicht weiter. Wie gesagt, ich bin kein Experte und die Lösung liegt sowieso in dir. Gerade deswegen könnte es dir helfen, dich mit den Fragen (siehe oben) auseinanderzusetzen, aber auch andere Fragen, die ich jetzt nicht gestellt habe, können hilfreich sein. Generell empfehle ich dir, viel von der Seele zu reden. Rede mit vertrauten Menschen über deine Gefühle und schreib dir vielleicht auch Einiges von der Seele. So kriegt man oft den Kopf klarer und entdeckt vielleicht Lösungen, die man vorher so nicht gesehen hat. Und du wirst merken, dass Reden und Schreiben sehr befreiend ist. Wenn du an Gott oder Engel glaubst, kannst du auch mit ihnen reden. Alles, was dir hilft, ist erlaubt und richtig.
Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg und alles Liebe :)