Hey,
eine sehr interessante Frage.
Zuerst muss man betonen, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist und die Politiker auch schmutzig sein müssen, um etwas zu erreichen. Ich kann es durchaus verstehen, wenn viele sich über die Politiker beschweren, weil sie angeblich nichts leisten würden bzw. nicht zu ihren Versprechen stehen würden. Das stimmt auch weitestgehend, jedoch muss man beachten, dass es hundertmal überzeugender klingt, zu sagen, dass man etwas verändern wird, als zu sagen, dass man eventuell, wenn die momentane politische Situation es zulässt, eine kleine Veränderung machen wird. Die Politiker wollen sich verkaufen und für ihre Parteien werben, was auch durchaus verständlich ist. Um dabei überzeugender zu wirken oder Stärke und Entschlossenheit zu zeigen, stecken sie sich hohe Ziele, die meistens gar nicht erreichbar sind.
Ich denken nur über die Politiker etwas Schlechtest, die die rechten und linken Parteien vertreten, weil es für mich absolut unverständlich ist, warum man nicht in der Mitte des politischen Sprektrums bleiben sollte. Ich verabscheue die AfD mit all ihrer Fremdenfeindlichkeit und all ihren Versuchen, den deutschen Bürgern zu zeigen, dass die Existenz der deutschen Kultur bzw. Deutschlands selbst gefährdet ist. Generell muss man sich von allen Politikern und politischen Parteien fernhalten, die sich beim Werben für ihre Partei nicht auf rationale, sondern auf unbewiesene Vermutungen, die als Tatsachen verkauft werden, beziehen. Das Gleiche gilt auch linken Parteien gegenüber.
Nun zu unserer Bundeskanzlerin: Ich finde, Frau Merkel macht eine herausragende Arbeit, wenn man einmal betrachtet, dass diese Frau in ihrem Amt völlig aufgerieben wird. Was ihre Flüchtlingspolitik angeht, gibt es natürlich zahlreiche Punkte, die man kritisieren kann, aber bevor ich sie kritisiere, denke ich daran, dass ich, wenn ich zur Zeit des Hochpunktes der Flüchtlingskrise Bundeskanzler gewesen wäre, das Problem nicht besser hätte lösen können. Von außen scheint es immer so leicht, jemanden runterzumachen und über die Entscheidungen zu urteilen, aber die meisten Kritiker selber haben keine Ahnung, wie man es anders hätte angehen können. Ich ziehe den Hut vor dieser Frau, die, wie ich finde, den deutschen Staat gut repräsentiert und die es jetzt einigermaßen geschafft hat, die Flüchtlingskrise ohne die Hilfe eruopäischer Staaten einzudämmen.
Ihre Entscheidung im Bezug auf die "Böhmermann"-Affaire ist auch schwierig zu diskutieren. Sie wurden von den äußeren Umständen förmlich dazu gezwungen, diese Entscheidung zu fällen. Hätte sie Erdogan abgewiesen, hätte er die momentane Macht, die ihm durch die Flüchtlingskrise zuteil wird, genutzt, um sich Geltung zu verschaffen. Eigentlich ist nicht Merkel die Schlechte, die zugelassen habe, dass die Meinungsfreiheit nicht mehr gelte, sondern Erdogan, der mit Menschenleben handelt, um sich zu stärken. Außenpolitisch gesehen war die Entscheidung Merkels absolut nachvollziehbar, innenpolitisch jedoch nicht. Wäre sie aber in irgendeiner anderen Sitation gewesen, in der die Türkei die Menschen nicht als Druckmittel gegen sie verwenden könnte, dann hätte sie sich auch defintiv zugunsten der Meinungsfreiheit entschieden. Ich bin davon völlig überzeugt. Jetzt macht es den Eindruck, als wäre ihr die Meinungsfreiheit egal, aber manchmal muss man etwas vernachlässigen, um weitere Konflikte und Krisen zu vermeiden.
Mit freundlichem Gruß,
Haedinator