Das ist in der Tat ein Phänomen, das weitgehend auf Deutschland bzw. den deutschsprachigen Raum begrenzt ist.

Im übrigen Europa und auch in Amerika sind die Grenzen zwischen den Lagern ziemlich klar gezogen: Die Rechten unterstützen Israel aus sehr unterschiedlichen Gründen, etwa aus antiarabischem und antimuslimischem Rassismus heraus; weil Israel einen Brückenkopf für westliche militärische Unternehmungen im mittleren und nahen Osten darstellt; oder sogar aus Motiven des christlichen Zionismus und des Antisemitismus - weil Israel einen Ort darstellt, an den die eigene jüdische Bevölkerung verfrachtet werden kann.

Die Linken sind traditionell antiisraelisch, weil sie sowohl die westliche Einmischung im nahen Osten verurteilen (Antiimperialismus) als auch die Unterdrückung der Palästinenser und den israelischen Siedlerkolonialismus (Antikolonialismus). Das steht nicht im Widerspruch dazu, dass Antisemitismus ebenfalls von der Linken bekämpft wird.

In Deutschland war die Ausrichtung der Linken ebenfalls lange antiimperialistisch. Die pro-israelischen Strömungen in der Linken werden als Antideutsche bezeichnet, was ironisch ist, wenn man bedenkt, dass sie nur in Deutschland relevant sind und im Grunde die Politik der deutschen Regierung stützen. Der Name macht etwas mehr Sinn, wenn man die Ursprünge der Antideutschen versteht.

Die Ursprünge der antideutschen Theorie liegen der bei der Kritischen Theorie oder Frankfurter Schule, also Leuten wie Adorno und Horkheimer. Die kritisierten die damals vorherrschenden marxistisch-leninistischen Interpretationen des Faschismus und warfen ihnen vor, die Rolle des Monopolkapitals als Stütze des Faschismus überzubewerten. Stattdessen konzentrierten sich Adorno und Horkheimer auf den Antisemitismus in der breiten Bevölkerung, d.h. vor allem in der Arbeiterklasse und erklärten ihn soziologisch und psychoanalytisch.

Die Antideutschen machten darauf später die Ansicht, dass die Arbeiterklasse den deutschen Faschismus getragen hätte und Antisemitismus eine deutsche Wesenseigenschaft wäre - dem hätten Adorno und Horkheimer, die auch Zionismus und israelische Politik kritisch betrachteten, sicherlich deutlich widersprochen.

Antideutsche Gruppen gründeten sich dann unter diesem Namen erstmals während der Wiedervereinigung, weil sie angesichts der nationalistischen Welle und des Neonazismus eine unmittelbare Wiederkehr des Faschismus befürchteten.

Graduell wurden diese Antideutschen dann von Kritikern des deutschen Nationalismus und des Antisemitismus zu proisraelischen Apologetikern. Ein Wendepunkt war der Zweite Golfkrieg, als der von den USA bedrängte Irak Raketen auf Israel abschoss, als (vergeblichen) Versuch, Israel zum Gegenangriff zu provozieren und damit die Unterstützung von mit Israel verfeindeten Nachbarstaaten zu erhalten. Während die meisten Linken vor allem gegen die amerikanische Kriegsmaschinerie protestierten, verurteilten die Antideutschen die irakischen Aktionen und sind seitdem auch proamerikanisch ausgerichtet.

Die Antideutschen prägten und propagierten seitdem auch Begriffe wie "Islamfaschismus" und kritisierten die unkritische Unterstützung vieler Linker für antikoloniale Bewegungen, die von nationalistischen oder religiösen Parteien getragen wurden. Ein weiterer Lieblingspunkt der Antideutschen ist verkürzte Kapitalismuskritik, also Kritik, die sich vor allem auf Einzelpersonen wie Multimilliardäre konzentriert, und der Antideutsche durchgängig antisemitische Untertöne unterstellen.

Im Endeffekt sind Antideutsche mehr damit beschäftigt, andere Linke zu kritisieren und auch körperlich anzugreifen, als sich gegen Staat und Kapitalismus zu richten. Die antideutschen Positionen sind gleichzeitig anschlussfähig für bürgerliche bis rechte Kräfte, bis zu dem Punkt, an dem die Bildzeitung sich positiv auf Songs der antideutschen Band Antilopen Gang berufen kann.

Die Antideutschen haben zudem eine Diskursverschiebung bewirkt, die dem deutschen Staat gerade recht kommt. Konzepte wie "linker Antisemitismus", die vor ein paar Jahrzehnten keine Bedeutung hatten, werden jetzt von Regierungsparteien (nicht nur in Deutschland) aufgegriffen, um den Repressionshammer gegen palästinasolidarische Linke zu rechtfertigen.

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Seit Monaten betreiben die großen deutschen Medienhäuser nichts anderes, als jeder Empathieäußerung für das Leid der Palästinenser, jeder Anklage gegen die israelische Besatzung und die aktuelle Militärkampagne, jeder Forderung nach Frieden und jeder kritischen Aufarbeitung der israelischen Geschichte pauschal Antisemitismus und Terrorverherrlichung vorzuwerfen.

Dabei wurden sogar Schmutzkampagnen gegen einzelne Personen, Gruppen und Aktionen gefahren, die handfeste Konsequenzen durch Verlust von Posten, Jobs, Räumen, Förderungen, Absage von Veranstaltungen und durch Strafverfolgung hatten.

Die deutschen Medien lassen also kritische Betrachtung weitgehend vermissen und ordnen sich den Interessen des deutschen Staates unter, der in Israel einen militärischen und wirtschaftlichen Partner hat. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bündnis mit Israel für die "Aufarbeitung" des Holocausts instrumentalisiert, und das obwohl Holocaustüberlebende kaum Anteil am zionistischen Projekt hatten und sich in vielen Fällen angesichts des Umgangs mit den Palästinensern von ihm abwandten.

Wer Israel mit dem Vorwand der Antisemitismusbekämpfung und der Gleichsetzung Israels mit dem jüdischen Volk pauschal gegen jede Kritik immunisiert, leistet Juden und dem Kampf gegen Antisemitismus damit einen Bärendienst.

Weder sind alle Israelis oder Zionisten jüdisch, noch kann ein Staat wie Israel das jüdische Volk an sich vertreten, noch haben alle Juden auf der Welt gemeinsame Ansichten, Ziele und Interessen, die sich vertreten lassen könnten, noch unterstützen alle Juden Israel oder den Zionismus, es gibt sogar zahlreiche Juden, die Israel aus unterschiedlichen politischen oder religiösen Motiven verurteilen. Also sind Antisemitismus, Antizionismus und gegen Israel gerichtete Kritik auch auseinanderzuhalten, auch wenn es Überschneidungen geben kann.

Eine wissenschaftlich fundierte Definition von Antisemitismus mitsamt Abgrenzung zu Aussagen und Ansichten, die nicht per se antisemitisch sind, bietet die Jerusalemer Erklärung, die von hunderten Forschern zu Antisemitismus, Holocaust, Nahost, Palästina und Israel verfasst wurde:

The Jerusalem Declaration on Antisemitism | JDA

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Die Wirkung von Karl Marx kann man kaum überschätzen.

Die marxistische Wirtschaftstheorie und die materialistische Geschichtsauffassung sind schlüssiger und umfassender als ihre bürgerlichen Entsprechungen und zeigen heute immer noch wie vor 150 Jahren deutlich deren blinde Flecken und Widersprüche auf.

Die enorme politische Sprengkraft von Marx' Wirken ist offensichtlich, wenn man bedenkt, dass Abermillionen von Menschen auf der ganzen Welt im Kampf gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Imperialismus durch ihn inspiriert wurden und werden.

Natürlich sind viele seiner Werke unvollendet geblieben und einige seiner frühen Ideen in seinen späteren Schriften verworfen worden, aber das sollte angesichts seines ehrgeizigen Anspruchs und seiner Pionierstellung nicht verwundern.

Heute wird die kapitalistische Krise zum Dauerzustand, aber der Widerstand von unten bleibt weitgehend aus. Ein Teil der Erklärung dafür ist sicherlich, dass der Marxismus durch das Wirken von Faschismus und Neoliberalismus weitgehend aus dem öffentlich Bewusstsein verdrängt bzw. er durch Sozialdemokratie und Stalinismus verzerrt und verfälscht wurde.

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Kommunisten geht es um die Aufhebung der kapitalistischen Wirtschaftsweise und der Klassengesellschaft. Internationalismus und der Gleichheitsgedanke spielen dabei zentrale Rollen, weshalb Nationalismus und Rassismus als spalterisch abgelehnt werden.

Der Nationalsozialismus ist hingegen eine Ideologie der Ungleichheit. Er propagiert nicht nur die Minderwertigkeit von anderen Nationen und Rassen, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Hierarchien innerhalb der Nation. Die Nazis wollten nicht die Klassen, sondern den Klassenkampf abschaffen, um eine klassenübergreifende "Volksgemeinschaft" zu schaffen, in der die Arbeiter mit ihrer unterlegenen Stellung zufrieden wären und die Position der wirtschaftlichen und politischen Eliten unangetastet bleibt.

Es sind also völlig gegensätzliche und unvereinbare Weltanschauungen, die von der Hufeisentheorie wegen oberflächlicher Ähnlichkeiten in einen Topf geworfen werden. Die politische "Mitte" hat mit der extremen Rechten aber alleine deshalb schon zahlreiche grundsätzliche Übereinstimmungen, weil sie beide das kapitalistische Privateigentum und die Klassengesellschaft nicht anrühren wollen. Entsprechend konnten sich zahlreiche Liberale und Konservative mit der Nazidiktatur arrangieren, während der entschiedenste politische Widerstand von Kommunisten getragen wurde.

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Der Extremismusbegriff und die damit verbundene Hufeisen- und Totalitarismustheorien sind ganz grundsätzlich kritisch zu sehen, weil sie völlig gegensätzliche Weltanschauungen anhand von oberflächlichen Ähnlichkeiten auf eine Stufe stellen, während die unvereinbaren Unterschiede zwischen ihnen ignoriert werden. "Extremismus" ist vor allem ein politisches Werkzeug, das bevorzugt gegen Linke eingesetzt wird, und keine sachliche Beschreibung.

Grundsätzlich wird unter Extremismus alles verstanden, was weit abseits des "gewöhnlichen" Meinungsspektrums liegt und damit ist schon klar, dass es höchst subjektiv und orts- und zeitabhängig ist, welche Meinung als extremistisch eingestuft wird.

Der Extremismusbegriff dient deshalb vor allem den Mächtigen, die politische Gegner kriminalisieren und gesellschaftliche Umwälzungen verhindern wollen. In einem autoritär regierten Land wie Russland werden z.B. auch liberaldemokratische Oppositionelle und seit neuestem auch LGBT-Gruppen als extremistisch bezeichnet, und in der Vergangenheit wurden im Westen auf diese Weise Gruppen gebrandmarkt, die z.B. gegen Kolonialherrschaft oder Rassentrennung gekämpft haben.

In Deutschland wird unter alles als Extremismus gefasst, was sich in irgendeiner Weise gegen das Grundgesetz richtet. Aus welchen Motiven das geschieht, findet keine weitere Beachtung; linke Ideologien, die fehlende Gleichheit und Mitbestimmung im Parlamentarismus anprangern und die kapitalistische Ausbeutung beenden wollen, werden effektiv gleichgesetzt mit rechten Ideologien, die Menschen unterschiedlichen Wert zuordnen bis zu dem Punkt, dass bestimmte Menschengruppen vertrieben und vernichtet werden sollen.

Liberale Ideologien, wie sie derzeit in Deutschland und der westlichen Welt vorherrschen, befürworten ebenso wie die Rechte Ungleichheit und Hierarchien, mit dem geringfügigen Unterschied, dass sie sie durch angebliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit rechtfertigen statt über biologische oder kulturelle Merkmale.

Liberale standen historisch und stehen immer noch der extremen Rechten viel offener gegenüber als der Linken, denn erstere hinterfragt nicht die kapitalistischen Machtverhältnisse, und deshalb unterstützten und befürworteten Liberale vielerorts grausame Diktaturen, wenn sie die Machtergreifung von linken Kräften verhinderten. Während des Nationalsozialismus beispielsweise fügten sich ehemals liberale und konservative Politiker größtenteils leicht in die faschistische Diktatur ein und in der BRD wurden FDP und Union die neue politische Heimat zahlreicher Altnazis.

Auch ist Gewalt kein Alleinstellungsmerkmal von angeblich extremistischen Bewegungen, denn auch ein liberaler Staat und seine Eliten sind für ihren Machterhalt auf Gewaltanwendung angewiesen, sowohl physisch (Polizei und Militär) als auch wirtschaftlich (Ausbeutung und Sanktionen).

All diese Verbindungen zwischen liberalen und rechten Ideologien werden durch den Extremismusbegriff und die Hufeisentheorie völlig verschleiert; die hauptsächliche Funktion dieses Begriffes ist und bleibt die Delegitimierung von linken Ideen und Absicherung der bestehenden kapitalistischen Verhältnisse.

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Der "jüdische Bolschewismus" ist vor allem eine Erfindung von russischen Nationalisten und Zarenanhängern, die damit zwei ihrer Feindbilder verschmelzen wollten. Später wurde dieses Bild auch in anderen Ländern von reaktionären Bewegungen aufgegriffen, z.B. in Deutschland bei der Niederschlagung der Novemberrevolution und beim Aufstieg der Nazis.

Wann immer von "den" Juden als einem einheitlichen Kollektiv geredet wird, sollte man hellhörig werden (das gilt auch für jede andere Volksgruppe). Die Realität ist, dass Juden in fast jeder antizaristischen Partei in Russland aktiv waren, und viele davon bei den Sozialisten. Das sollte auch nicht verwundern, denn im Zarenreich wurden die Juden massiv unterdrückt und Antisemitismus bewusst als Herrschaftsinstrument eingesetzt, um Unzufriedenheit auf eine Minderheit zu kanalisieren. Die russischen Behörden unterstützen offen die protofaschistischen Schwarzen Hundertschaften, die für zahlreiche Pogrome an Juden verantwortlich waren.

Unter den bolschewistischen Führungspersönlichkeiten waren viele mit jüdischer Herkunft, darunter etwa Trotzki, Sinowjew, Kamenew, Swerdlow, Urizki, Sokolnikow und Joffe. Was die einfachen Parteimitglieder anging, war der Anteil von Juden bei den Bolschewiki aber deutlich geringer als bei den übrigen sozialistischen Parteien, also den Sozialrevolutionären und den Menschewiki.

Mit Poale Zion, dem Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund, der Jüdischen Sozialistischen Partei und der Zionistischen Sozialistischen Arbeiterpartei gab es eigene jüdische politische Organisationen, die untereinander zerstritten waren, aber meist den Sozialrevolutionären oder Menschewiki zuneigten.

Das alles änderte sich erst im Russischen Bürgerkrieg nach der von den Bolschewiki geführten Oktoberrevolution. Die konterrevolutionären weißen Truppen verbanden Antibolschewismus und Antisemitismus miteinander und begingen zahlreiche Gräueltaten an den russischen Juden. Sie dichteten sogar nichtjüdischen Bolschewiki, wie Lenin, eine jüdische Herkunft an, um sie noch besser hassen zu können.

Die Bolschewiki stellten sich hingegen gegen Antisemitismus, benannten ihn als reaktionär und stellten die Teilnahme an Pogromen unter Todesstrafe. Das führte zum massenhaften Zulauf von Juden zu den Bolschewiki und zur Spaltung der jüdischen Parteien, deren linke Flügel sich ebenfalls den Bolschewiki anschlossen.

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Die Universitäten in den USA arbeiten eng mit dem Verteidigungsministerium und der Rüstungsindustrie zusammen, beteiligen sich an militärischer Forschung und tragen deshalb auch eine Verantwortung bei der amerikanischen Außenpolitik, was sie zu naheliegenden Adressaten von Protest macht.

Viele deutsche Unis haben sich mit Zivilklauseln hingegen verpflichtet, keine militärische Forschung zu betreiben, auch wenn diese Klauseln vielerorts unter Beschuss sind (beispielsweise wurde im Januar bayrischen Universitäten die Einführung von Zivilklauseln verboten).

In den USA lebt außerdem die größte Anzahl von Juden außerhalb Israels, und wenn man jüdischstämmige Personen hinzurechnet, ist die Zahl sogar größer als die in Israel. Die USA haben von allen Ländern auch die größte israelische Exilgemeinde. Es sind gerade diese israelischen und nichtisraelischen Juden, die in den palästinasolidarischen Protesten führend sind und sich dagegen wehren, dass in ihrem Namen ethnische Vertreibung und Kriegsverbrechen begangen werden.

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Bis auf den Namen hat der Nationalsozialismus wenig mit Sozialismus zu tun.

Sozialisten geht es um die Aufhebung der kapitalistischen Wirtschaftsweise und der Klassengesellschaft. Internationalismus und der Gleichheitsgedanke spielen dabei zentrale Rollen, weshalb Nationalismus und Rassismus als spalterisch abgelehnt werden.

Der Nationalsozialismus ist hingegen eine Ideologie der Ungleichheit. Er propagiert nicht nur die Minderwertigkeit von anderen Nationen und Rassen, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Hierarchien innerhalb der Nation. Die Nazis wollten nicht die Klassen, sondern den Klassenkampf abschaffen, um eine klassenübergreifende "Volksgemeinschaft" zu schaffen, in der die Arbeiter mit ihrer unterlegenen Stellung zufrieden wären und die Position der wirtschaftlichen und politischen Eliten unangetastet bleibt.

Die Nazis und die Faschisten in anderen Ländern zogen ihr Mobilisierungspotential gerade aus der Sorge vor einer erstarkenden sozialistischen Linken und den Abstiegsängsten des Kleinbürgertums, das sich durch die Arbeiterbewegung bedroht sah.

Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter waren deshalb die ärgsten ideologischen und politischen Gegner der Nazis und wurden von ihnen massenhaft verhaftet, gefoltert und ermordet, während Liberale und Konservative sich in vielen Fällen mit den Nazis abfanden oder sie sogar aktiv unterstützten und zu ihnen überliefen. Nach Kriegsende waren es CDU/CSU und FDP, die den alten Nazikadern eine neue politische Heimat boten.

Der Antikapitalismus, der bei den Nazis vor allem in den 20er Jahren noch eine Rolle spielte (und spätestens mit der Ermordung von Ernst Röhm endete), war auf Phrasen begrenzt, inkonsequent, widersprüchlich und ging nur so weit, wie er antisemitisch ausgeschlachtet werden konnte. Deutlich wird das an dem Bild des "raffenden" Finanz- und Handelskapitals, das mit dem Judentum assoziiert wurde, und dem "schaffenden" Industriekapital, das mit Deutschtum und Tugendhaftigkeit verbunden wurde.

Die Nazis mobilisierten also lediglich gegen die abstrakten Seiten des Kapitalismus, lobten aber hingegen den sozialdarwinistischen Konkurrenzkampf auf dem freien Markt. Tatsächlich sind das nur zwei Seiten des gleichen Systems. Das Finanzwesen war auch keinesfalls nur jüdisch besetzt, und tatsächlich gehörten die meisten jüdischen Deutschen der Arbeiterklasse an. Die absurde Folge davon ist, dass nicht nur das Finanzkapital, sondern auch der Kommunismus als "jüdisch" galt.

Im Zuge dieser oberflächlich antikapitalistischen Mobilisierung wurden auch zahlreiche aus dem Marxismus stammende Begriffe völlig umgedeutet, eben auch der "Sozialismus", der zur Volksgemeinschaft umgedeutet wurde. Bei denjenigen Arbeitern, die bereits sozialdemokratisch oder kommunistisch organisiert waren, verfing diese Strategie kaum, unter den Arbeitslosen fanden die Nazis mit dieser Strategie aber eine gewisse Basis.

Nach der Machtübergabe an die Nazis zeigte sich, dass sie weder den Arbeitern noch den Kleinbürgern tatsächliche Vorteile boten, tatsächlich schlossen sie Bündnisse mit dem Großbürgertum, das nun viel hilfreicher für die Ausrichtung der gesamten Industrie auf rassistischen Vernichtungskrieg war. In der Folge wurden Monopole gefördert, Löhne auf niedrigen Niveau eingefroren, Streiks illegalisiert, die Gewerkschaften und Arbeiterparteien zerschlagen, Banken, Reichsbahn und Metallindustrie privatisiert und Sozialleistungen gestrichen bzw. an halb-private Organisationen abgegeben und an rassische Voraussetzungen gebunden.

Auch die Führung der kleinbürgerlichen und proletarischen Nazi-Schlägertruppen, darunter Ernst Röhm und Gregor Strasser, wurde kaltgestellt, weil sie in dieser Phase der Naziherrschaft nicht mehr benötigt wurden. Den großen Kapitalisten ermöglichten die Nazis hingegen riesige Profite durch die Beschlagnahmung jüdischen Vermögens, die Plünderung der besetzten Gebiete und den Einsatz von Zwangs- und Sklavenarbeit.

Der Rassenwahn der Nazis stand aber immer an erster Stelle und machte in manchen Fällen Interventionen in die Privatwirtschaft notwendig. So wurden bestimmte Industrien zwangsweise auf die Herstellung von Rüstungsgütern ausgerichtet. Auch der Holocaust bedeutete punktuell Konflikte zwischen der Naziführung und Unternehmern, denn diese hätten mehr davon profitiert, die Arbeitskraft von ethnischen und politischen Gefangenen auszubeuten, statt sie im großen Stil zu vernichten - auch wenn die Kosten und Einträge der Konzentrationslager genau kalkuliert wurden.

Die Lenkung der Wirtschaft während des Krieges war auch kein Alleinstellungsmerkmal der faschistischen Diktatur, sondern wurde in ähnlicher Weise auch in den liberal-kapitalistischen Ländern, wie etwa England und Frankreich, praktiziert - hier wie dort aus reiner Notwendigkeit. Weder äußerten die Anführer der Nazis die Absicht, die planwirtschaftlichen Elemente nach dem Krieg beizubehalten, noch waren die deutschen Unternehmer zu irgendeinem Zeitpunkt über diese Möglichkeit besorgt. Das allein spricht Bände, da Unternehmer für gewöhnlich gegen jede Einschränkung ihrer Profitaussichten Sturm laufen.

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Der Nahostkonflikt wird oft als religiös oder ethnisch motiviert dargestellt, aber das ist weit weg von der Wahrheit. Es gibt nicht so etwas wie eine "natürliche Feindschaft" zwischen Palästinensern und Juden, weder wegen ihrer Religion noch wegen ihrer Sprache oder Herkunft.

Juden haben eine lange Siedlungsgeschichte in Palästina als geduldete und akzeptierte Minderheit. Zu Zeiten des Osmanischen Reichs waren etwa 80% der Palästinenser muslimisch, etwa 5% jüdisch und der Rest christlich. Die jüdische Gemeinschaft bestand mehrheitlich sowohl aus arabischen als auch aus sephardischen Juden, in Jerusalem waren es vor allem jiddischsprachige aschkenasische Juden mit osteuropäischen Wurzeln.

Auch als es um 1900 zur vermehrten Einwanderung von Juden nach Palästina kam, lief das über Jahrzehnte weitgehend konfliktfrei ab, auch wenn es vereinzelt kleine Reibereien gab. Unter den Einwanderern waren sowohl nichtzionistische wie auch zionistische Juden, und unter den zionistischen Juden waren damals noch sozialistische Strömungen dominant, die eine klassenlose Gesellschaft mit gleichen Rechten für Juden und Araber anstrebten, es gab aber auch schon Vertreter der rechten Revisionistischen Zionismus, die die Araber aus rassistischen Gründen vertreiben wollten.

Zu einem ausgewachsenen Konflikt wurde die Situation in Palästina erst durch das Handeln der europäischen Kolonialmächte während und nach dem Ersten Weltkrieg. Großbritannien versprach sowohl den Arabern als auch den Juden unabhängig voneinander einen eigenen Staat im Gegenzug für ihre Unterstützung gegen das Osmanische Reich, wohlwissend, dass es nicht beide Versprechen erfüllen konnte. Nach dem Sieg über die Osmanen brach Großbritannien beide Versprechen und teilte den gesamten Nahen Osten zusammen mit Frankreich unter seiner eigenen Herrschaft aus.

Das führte sowohl bei den arabischen Palästinensern als auch bei den Juden zu einer Radikalisierung und es kam in den 20er und 30er Jahren zu Protesten und Anschlägen sowohl auf die jeweils andere Gruppe als auch auf die britische Verwaltung. Großbritannien konnte den Konflikt nur bis zum nächsten Weltkrieg einhegen, der es soweit schwächte, dass es sich auf Palästina zurückzog und Araber und Juden sich selbst überließ. Das endete im Bürgerkrieg, der im Sieg der jüdischen Milizen und der Gründung Israels endete.

Allgemein hatten Juden die meiste Zeit der Geschichte einen besseren Stand in der islamischen Welt als in der christlichen. Es gab natürlich auch dort Benachteiligung, Diskriminierung und manchmal auch Pogrome, aber der organisierte, politische Antisemitismus ist in Europa entstanden und keineswegs ein Importprodukt aus dem Nahen Osten. Umgekehrt ist der Nahostkonflikt ein Exportprodukt der europäischen Kolonialmächte.

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In Vietnam gab es zu diesem Zeitpunkt bereits eine lange Geschichte des Widerstands gegen Kolonialismus und Fremdherrschaft, bei dem die Kommunisten führend waren.

Vietnam kam im 19. Jahrhundert unter französische Kolonialherrschaft, was für die Vietnamesen Enteignung, steigende soziale Ungleichheit, Unterdrückung, Zwangsarbeit, Ausbeutung, hohe Besteuerung und Hungersnöte bedeutete. Als das faschistische Japan im Zweiten Weltkrieg die französischen Kolonien übernahm, verschlimmerte sich die Situation noch weiter.

Die vietnamesischen Widerstandsgruppen unter Führung der Kommunisten hatten einigen Anteil an der Befreiung Indochinas von der japanischen Besetzung. Trotzdem wurde ihre Unabhängigkeitserklärung von 1945 nicht anerkannt und Frankreich versuchte das Gebiet wieder als Kolonie in sein Reich einzugliedern, was zum ersten Indochinakrieg führte. Der vietnamesische Widerstand erzwang 1954 eine Verhandlungslösung, die auch die vorübergehende Teilung des Landes in einen kommunistischen Norden und einen kapitalistischen Süden.

Das Diem-Regime im Süden machte sich verhasst bei der Bevölkerung, weil es die soziale Ungleichheit förderte statt sie zu bekämpfen, während im Norden Landreformen zugunsten der armen Bauern durchgeführt wurden. Außerdem verprellte die katholische Regierung im Süden die Buddhisten im Land, verhinderte demokratische Wahlen und verweigerte mit Rückendeckung der USA auch die vereinbarte Wiedervereinigung des Landes, was einen Bruch des Friedensabkommens darstellte.

Den Widerstand gegen die nun folgende US-Intervention nahmen die Vietnamesen also als Fortsetzung des Befreiungskampfes gegen französische und japanische Aggression und Fremdherrschaft wahr.

Im Vietnamkrieg begingen die USA und südvietnamesische Truppen außerdem zahlreiche Massaker und verwüsteten nicht nur Vietnam mit großflächigen Bombardements, sondern auch die Nachbarländer Laos und Kambodscha, deren im Friedensvertrag von 1954 festgeschriebene Neutralität die USA damit missachteten. Das alles und die brutale Kriegsführung der USA mit Napalm-Brandbomben und erbgutschädlichen Entlaubungsmitteln gegen einen militärisch unterlegenen Gegner trieb die Vietnamesen massenhaft in den bewaffneten Widerstand.

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Veteranentag einführen?

Heute wird der Deutsche Bundestag über die Einführung eines »Veteranentages« diskutieren. Die Parteien der Ampel und die Union haben den Antrag gemeinsam eingebracht, und wenn ihm zugestimmt wird, könnte der 15. Juni künftig ein solcher Tag sein. Kein Feiertag, aber ein Tag der Anerkennung für die Veteranen der Bundeswehr.

Buch des Gedenkens der Bundeswehr. Foto: Berlinschneid CC BY-SA 4.0

Es mag nach nicht viel aussehen. Doch es ist ein großer Schritt. Weg von der alten Bundesrepublik, hin zu einem neuen Realismus.

Selbstverständlich hat diese Entscheidung mit der viel beschworenen »Zeitenwende« zu tun. Mit einer Bedrohungslage, die in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten ignoriert und verdrängt wurde und zu dem Glauben führte, umgeben von Freunden sei die Bundesrepublik in ein Zeitalter des ewigen Friedens eingetreten. Damit ist es vorbei. Die Bundeswehr müsse »kriegstüchtig« werden, sagt Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Aber so richtig dieser Satz ist – er zeigt auch, wie schwierig das Umdenken ist, das damit einhergeht. Will die Bundesrepublik wirklich »kriegstüchtig« sein? Es ist ja nicht so, dass die Bundeswehr in den vergangenen Jahren keine kriegerischen Einsätze gehabt hätte. Seit 1992 beteiligt sich die Bundeswehr an Auslandseinsätzen. 20 Jahre lang waren deutsche Soldaten in Afghanistan, 59 von ihnen wurden getötet. Zehn Jahre lang waren sie Teil des Uno-Einsatzes in Mali, drei Soldaten wurden dort getötet. In Bosnien-Herzegowina und im Kosovo starben insgesamt 49 Bundeswehrangehörige.

An der tiefen Fremdheit, mit der sich in Deutschland Soldatinnen und Soldaten auf der einen und Politik und Gesellschaft auf der anderen Seite gegenüberstehen, änderte das aber nur wenig

Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/abstimmung-ueber-deutschen-veteranentag-ein-grosser-schritt-weg-von-alten-lebensluegen-der-veteranentag-wird-diskutiert-a-485c54d5-1735-4b98-8d43-74030aacb993?sara_ref=re-so-app-sh

  • Was haltet Ihr von dieser Idee? Braucht Deutschland einen Veteranentag?
  • Wird ein solcher Tag das Ansehen der Bundeswehr in der Gesellschaft verändern?
  • Oder hält damit wieder der Militarismus Einzug in die Köpfe?
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Einführung eines Veteranentages finde ich schlecht.

Das ist ein weiterer Schritt, den Krieg und Militarismus wieder zu normalisieren. Seit einigen Jahren stellt sich die Bundeswehr in eigenen Youtube-Serien als spannendes Abenteuer dar, seit 2020 dürfen Soldaten kostenlos mit der Bahn fahren und wurden dadurch noch präsenter im Alltag, Politiker und Medien rüsten ständig verbal auf, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro wurde für die Bundeswehr lockergemacht, während soziale Einrichtungen wegen Unterfinanzierung reihenweise geschlossen werden. Vor wenigen Monaten traten in der Kindersendung "logo" verniedlichte Marschflugkörper auf und aktuell will die bayrische Regierung Schulen gesetzlich dazu verpflichten, Jugendoffiziere für die Bundeswehrwerbung zu empfangen.

Wir leben in einer Zeit, in der die Konflikte zwischen den imperialistischen Großmächten wieder an Schärfe gewinnen. Hintergrund ist die stagnierende Weltwirtschaft und der relative Abstieg der USA, der es China und Russland ermöglicht, aufzuholen, und Europa, sich unabhängiger zu machen und als eigenständige Weltmacht zu etablieren - mit Deutschland an der Spitze. Statt einem wachsenden Kuchen wird sich jetzt um einen schrumpfenden gestritten, und die Konflikte werden entsprechend heftiger und immer öfter in Form von Kriegen ausgetragen.

Krieg ist also eine Folge des kapitalistischen Konkurrenzkampfes zwischen Staaten. Auch im Frieden konkurrieren die Staaten, und versuchen sich gegenseitig durch wirtschaftliche und politische Maßnahmen auszubooten, um sich Ressourcen, Handelswege und Absatzmärkte zu sichern. Die Hauptlast der Zölle, Embargos und Spardiktate tragen dabei die einfachen Leute. Der Krieg ist dazu kein Gegensatz, sondern die Fortsetzung der wirtschaftlichen Gewalt durch physische Gewalt. Deutschland ist dabei als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt bisher gut mit wirtschaftlicher Gewalt gefahren, aber bereitet sich jetzt auch wieder auf Krieg vor.

Die wehrfähige Bevölkerung eines Staates wird im Krieg für ihn zum Verschleißmaterial, das er hin- und herschieben und gegen das Verschleißmaterial des verfeindeten Staates werfen kann, um seine Ziele durchzudrücken. In einem Krieg verteidigen die Soldaten darum nicht ihr eigenes Haus und ihre Familie oder irgendwelche abstrakten Ideale und Werte, sondern den eigenen Staat und seine Interessen.

Jetzt ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass der Staat alle Mitglieder einer Gesellschaft gleichermaßen repräsentieren würde, und dass man deshalb ruhig sein eigenes Leben für diesen Staat auf Spiel setzen kann, weil man am Ende selbst davon profitiert.

Die Gesellschaft ist nämlich entlang von wirtschaftlichen Grenzen gespalten und der Staat ist in erster Linie der Staat der Reichen. Wenn von "der Wirtschaft" oder "den Sicherheitsinteressen" eines Staates geredet wird, dann sind damit die Interessen seiner größten Konzerne gemeint, und der Gewinn dieser Konzerne landet am Ende in den Taschen einer kleinen Minderheit.

Es sind aber nicht die Unternehmer, sondern die einfachen Leute, die sich für die Profite der wenigen gegenseitig abschlachten und abschlachten lassen. Die militärische Ausbildung dient gerade dazu, den Soldaten ihre Menschlichkeit auszutreiben, damit sie auf Befehl ohne zu zögern töten und sterben. Lügen vom nationalen Zusammenhalt, moralische Rechtfertigungen und Dämonisierung der Gegenseite halten die Soldaten und die Zivilgesellschaft bei der Stange.

Im Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza werden wir ständig vonseiten der Medien und der Politik mit Kriegspropaganda beworfen, die das Töten und Zerstören als gerechte und notwendige Sache verkaufen. Der Veteranentag ist ein weiterer Baustein dieser Propaganda. Solange es auf allen Seiten genügend nützliche Idioten gibt, die diese Propaganda schlucken, ist der nächste Krieg unvermeidlich.

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Finde ich nicht richtig/ nicht gut.

Das ist ein weiterer Schritt, den Krieg und Militarismus wieder zu normalisieren. Seit einigen Jahren stellt sich die Bundeswehr in eigenen Youtube-Serien als spannendes Abenteuer dar, seit 2020 dürfen Soldaten kostenlos mit der Bahn fahren und wurden dadurch noch präsenter im Alltag, Politiker und Medien rüsten ständig verbal auf, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro wurde für die Bundeswehr lockergemacht, während soziale Einrichtungen wegen Unterfinanzierung reihenweise geschlossen werden. Vor wenigen Monaten traten in der Kindersendung "logo" verniedlichte Marschflugkörper auf und aktuell will die bayrische Regierung Schulen gesetzlich dazu verpflichten, Jugendoffiziere für die Bundeswehrwerbung zu empfangen.

Wir leben in einer Zeit, in der die Konflikte zwischen den imperialistischen Großmächten wieder an Schärfe gewinnen. Hintergrund ist die stagnierende Weltwirtschaft und der relative Abstieg der USA, der es China und Russland ermöglicht, aufzuholen, und Europa, sich unabhängiger zu machen und als eigenständige Weltmacht zu etablieren - mit Deutschland an der Spitze. Statt einem wachsenden Kuchen wird sich jetzt um einen schrumpfenden gestritten, und die Konflikte werden entsprechend heftiger und immer öfter in Form von Kriegen ausgetragen.

Krieg ist also eine Folge des kapitalistischen Konkurrenzkampfes zwischen Staaten. Auch im Frieden konkurrieren die Staaten, und versuchen sich gegenseitig durch wirtschaftliche und politische Maßnahmen auszubooten, um sich Ressourcen, Handelswege und Absatzmärkte zu sichern. Die Hauptlast der Zölle, Embargos und Spardiktate tragen dabei die einfachen Leute. Der Krieg ist dazu kein Gegensatz, sondern die Fortsetzung der wirtschaftlichen Gewalt durch physische Gewalt. Deutschland ist dabei als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt bisher gut mit wirtschaftlicher Gewalt gefahren, aber bereitet sich jetzt auch wieder auf Krieg vor.

Die wehrfähige Bevölkerung eines Staates wird im Krieg für ihn zum Verschleißmaterial, das er hin- und herschieben und gegen das Verschleißmaterial des verfeindeten Staates werfen kann, um seine Ziele durchzudrücken. In einem Krieg verteidigen die Soldaten darum nicht ihr eigenes Haus und ihre Familie oder irgendwelche abstrakten Ideale und Werte, sondern den eigenen Staat und seine Interessen.

Jetzt ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass der Staat alle Mitglieder einer Gesellschaft gleichermaßen repräsentieren würde, und dass man deshalb ruhig sein eigenes Leben für diesen Staat auf Spiel setzen kann, weil man am Ende selbst davon profitiert.

Die Gesellschaft ist nämlich entlang von wirtschaftlichen Grenzen gespalten und der Staat ist in erster Linie der Staat der Reichen. Wenn von "der Wirtschaft" oder "den Sicherheitsinteressen" eines Staates geredet wird, dann sind damit die Interessen seiner größten Konzerne gemeint, und der Gewinn dieser Konzerne landet am Ende in den Taschen einer kleinen Minderheit.

Es sind aber nicht die Unternehmer, sondern die einfachen Leute, die sich für die Profite der wenigen gegenseitig abschlachten und abschlachten lassen. Die militärische Ausbildung dient gerade dazu, den Soldaten ihre Menschlichkeit auszutreiben, damit sie auf Befehl ohne zu zögern töten und sterben. Lügen vom nationalen Zusammenhalt, moralische Rechtfertigungen und Dämonisierung der Gegenseite halten die Soldaten und die Zivilgesellschaft bei der Stange.

Im Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza werden wir ständig vonseiten der Medien und der Politik mit Kriegspropaganda beworfen, die das Töten und Zerstören als gerechte und notwendige Sache verkaufen. Der Veteranentag ist ein weiterer Baustein dieser Propaganda. Solange es auf allen Seiten genügend nützliche Idioten gibt, die diese Propaganda schlucken, ist der nächste Krieg unvermeidlich.

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Klassenkämpfe sind der rote Faden für das marxistische Geschichtsverständnis, aber sie sind eben keine ewige Konstante. Klassengesellschaften und damit Klassenkämpfe sind zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte entstanden und können deshalb auch wieder verschwinden - genau darauf arbeiten Kommunisten hin.

Klassenkämpfe sind dabei nicht gleichbedeutend mit physischer Gewalt. Der Kampf um Löhne und Arbeitsbedingungen beispielsweise wird vonseiten der Unternehmer mit Lohnkürzungen und Arbeitsintensivierung geführt und vonseiten der Arbeiter mit Streiks.

Um zu einer klassenlosen Gesellschaft zu gelangen, wird Gewalt ab einem gewissen Punkt unumgänglich sein. Jede Klassengesellschaft wird durch Gewalt vonseiten der herrschenden Klasse aufrecht erhalten, was Gegengewalt vonseiten der unterdrückten Klasse notwendig macht. Will man wirklich die Gewalt eines Sklaven, der sich selbst befreit, auf eine moralische Stufe stellen mit der Gewalt des Sklavenhalters?

Du hast in einem Kommentar Martin Luther King Jr. und Gandhi erwähnt, die beide Pazifisten waren und damit scheinbar Erfolg hatten. Aber die Bürgerrechtsbewegung in den USA wurde vor allem von bewaffneten Gruppen wie den Black Muslims und der Black Panther Party getragen, unter deren Schutz gewaltlose Demonstrationen erst möglich wurden.

Und in Indien gab es neben Gandhi und seinem Nationalkongress gab es zahlreiche Unabhängigkeitsgruppen, von denen viele nicht vor Gewalt zurückscheuten. Die Briten hatten keine Skrupel, protestierende Inder zu massakrieren. Nach dem zweiten Weltkrieg waren sie aber so geschwächt, dass sie nicht erwarteten, die erstarkende Unabhängigkeitsbewegung unterdrücken zu können, sollten auch Gandhis Anhänger zu militanteren Methoden greifen, also zogen sie einen Rückzug zu ihren eigenen Bedingungen vor.

In beiden Fällen wurden die Änderungen also nicht direkt durch Gewalt bewirkt, aber durch deren Androhung und die dahinter stehenden Kräfteverhältnisse.

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Kommunistische Parteien gehören in den meisten Ländern zum normalen Parteienspektrum. Deutschland stellt hier mit den weitgehend bedeutungslosen kommunistischen Splittergruppen eine ziemliche Ausnahme dar, was vor allem auf den Massenmord an Kommunisten durch die Nazis und die anschließende Verfolgung in der Bundesrepublik zurückzuführen ist (oft durch die gleichen Nazirichter, die ihre Ämter behalten durften).

Kommunisten sitzen in den Parlamenten von Belgien, Portugal, Spanien, Frankreich, Griechenland, Zypern und der Türkei. Vor allem in Frankreich ist die PCF sehr präsent, die über eigene Gewerkschaften verfügt und kräftig bei den landesweiten Massenstreiks mitmischt. In Schweden, Norwegen und Finnland sind Linksparteien vertreten, die zumindest in Teilen auf kommunistische Parteien zurückgehen, aber eine gemäßigt sozialistische bis sozialdemokratische Politik verfolgen.

In einigen weiteren Ländern, wie Tschechien und Österreich, sind kommunistische Parteien zumindest in einigen Regionalparlamenten vertreten. Die österreichische KPÖ hat in den letzten Jahren für einigen Aufruhr gesorgt, nachdem sie den Gemeinderatswahlen in Graz und Salzburg Erdrutschsiege hingelegt hat und nun auch in Innsbruck Gewinne verzeichnen konnte.

In Italien, wie in den meisten Ländern des Mittelmeerraums, war die Kommunistische Partei über Jahrzehnte eine Massenpartei unter der Ausrichtung des Eurokommunismus, der sich gegen die Sowjetunion abgrenzte. Heute sind die meisten dieser Parteien aber sozialdemokratisch geworden oder haben anderweitig an Bedeutung verloren - heute sitzt im italienischen Parlament keine einzige genuin linke Kraft mehr.

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Die Widersprüche und katastrophalen Folgen des Kapitalismus sind heute so aktuell wie vor hundert Jahren. Kapitalismus bedeutet Armut, Ausbeutung, Diskriminierung, Imperialismus, Krieg und Umweltzerstörung, er führt durch seine eigenen Dynamiken zwangsläufig zu Wirtschaftskrisen und er dringt in jeden Bereich unseres Lebens ein, um ihn zur Ware zu machen - alles für grenzenloses Wachstum zugunsten einer kleinen Minderheit.

Die Alternative ist eine bedürfnisorientierte Wirtschaft, die auf demokratischer Planung und Gemeinbesitz beruht. Nicht anderes sind Sozialismus und Kommunismus. Für die absolute Mehrheit der Menschheit, die im Kapitalismus ausgebeutet und unterdrückt wird, wäre der Sozialismus natürlich eine bessere Alternative als das derzeitige kapitalistische System. Ein objektives Interesse an der Erhaltung des Kapitalismus hat hingegen nur die kleine Minderheit von kapitalistischen Unternehmern, die vom derzeitigen System profitiert.

Gerade weil diese Klasse der Kapitalisten aber die wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht auf sich konzentriert, hat sie auch die Möglichkeiten, unter der breiten Bevölkerung Rechtfertigungen für ihre privilegierte und herrschende Stellung zu streuen, mit anderen Worten Ideologie und Propaganda zu verbreiten. Mit kapitalistischer Ideologie ist man z.B. in der Schule oder in den Massenmedien ständig konfrontiert und auch viele der übrigen Antworten hier geben solche Vorstellungen wieder, wie z.B. folgende:

  • dass der Kapitalismus Leistung belohnen würde und jeder reich werden könnte, wenn er sich nur genügend anstrengt. Tatsächlich basiert immenser Reichtum nicht auf der eigenen Arbeit, sondern auf der Ausbeutung der Arbeit anderer Menschen. Die Chance, tatsächlich aus bescheidenen Verhältnissen in den Club der Reichen aufzusteigen, ist verschwindend gering, trotzdem bringt diese Aussicht viele Leute dazu, sich selbst mit ihren Ausbeutern zu identifizieren und aus diesem Grund z.B. Vermögenssteuern abzulehnen, obwohl sie selbst davon profitieren würden.
  • dass der Kapitalismus schon immer existiert hätte und der menschlichen Natur entsprechen würde - hat er nicht und tut er nicht. Kapitalismus und mit ihm profitorientiertes Wirtschaften und Lohnarbeit sind in Europa erst seit wenigen Jahrhunderten vorherrschend und wurden in anderen Erdteilen noch später eingeführt. Die menschliche Natur ist eben nicht festgelegt, sondern wird von den gesellschaftlichen Bedingungen geformt. Im Kapitalismus werden Eigenschaften wie Gier und Egoismus stärker an die Oberfläche gekehrt und gefördert als Solidarität und Kooperation, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist. 
  • dass Kommunismus mit stalinistischer Diktatur gleichzusetzen ist - ist er nicht. Die Oktoberrevolution in Russland erzeugte eine bisher noch nie dagewesene Form der Rätedemokratie, Umverteilung des Reichtums und Rechte für Frauen und nationale Minderheiten. Dass diese Errungenschaften nicht von Dauer waren und die Rätedemokratie durch die stalinistische Diktatur abgelöst wurde, war nicht eine unvermeidbare Folge des kommunistischen Programms, sondern der spezifischen damaligen Bedingungen, d.h. der Armut Russlands, der Zerstörung und Entvölkerung des Landes nach Welt- und Bürgerkrieg und der globalen Isolation nach dem Scheitern der Revolutionen in den stärker industrialisierten Ländern wie Deutschland. Die kapitalistischen Großmächte haben durch den Versuch, die junge Sowjetunion militärisch zu zerschlagen, selbst ihren Teil dazu beigetragen, sie zu einem autoritären Staat umzuformen.
  • dass der Kapitalismus sich bändigen lassen würde, z.B. in Form einer "sozialen Marktwirtschaft". An den grundlegenden Spielregeln und Widersprüchen ändert auch ein Grundmaß von sozialer Absicherung nichts, dadurch kann die Zunahme der Ungleichheit nur verlangsamt werden, aber nicht aufgehalten oder umgekehrt, und auch Krisen und imperialistische Kriege bleiben unvermeidlich. Zudem sollte man sich vor Augen führen, dass alle sozialen Regelungen durch harte Kämpfe dem Kapitalismus abgerungen wurden und in Momenten der Schwäche der Arbeiterbewegung deshalb auch wieder verloren gehen können, wie es in Deutschland im Zuge des Neoliberalismus seit den 80er Jahren der Fall ist.
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Meinung des Tages: Studie zeigt: Jugend in Deutschland so pessimistisch wie nie - könnt ihr die Sorgen nachvollziehen?

Nachtrag: 

Wir freuen uns, dass Euch diese Meinung des Tages zu spannenden Diskussionen verleitet hat. Deshalb haben wir extra für Euch einen Artikel erstellt, den Ihr hier auf unserer Highlightseite finden könnt - natürlich wie immer mit einigen Eurer Antworten. Vielleicht ist Deine ja dabei?

Es liegen einige schwierige Jahre hinter uns. Eine weltweite Pandemie, Kriege, eine Energiekrise und die starke Inflation. Dass viele Menschen der Zukunft pessimistischer entgegen blicken ist demnach keine sonderlich große Überraschung. Doch nun zeigt eine Studie: Besonders die junge Generation blickt düster in die Zukunft, gibt an, mental extrem belastet und vor allem auch politisch unzufrieden zu sein.

Unsicherheit und das Gefühl, nicht gesehen zu werden

Viele junge Menschen fühlen sich nicht gesehen, wie in diesem Beispiel etwas der 16-jährige Niklas aus Köln. Er erzählt, dass er das Gefühl hat, die Politik würde die Probleme seiner Generation einfach nicht sehen, aber er erzählt auch von dem frustrierenden Gefühl, das sich in ihm ausbreitet, wenn er Nachrichten auf dem Handy liest.

Er berichtet von der Unsicherheit, die sich in ihm und seinen Freunden breit macht. Wie wird das Leben der jungen Menschen in 20 Jahren aussehen?

Niklas und seine Freunde sind mit diesen Gefühlen nicht allein. Das zeigen die neuen Ergebnisse der Studie „Jugend in Deutschland“.

Die Studie

Seit 2020 wird die Studie regelmäßig von Jugendforscher Simon Schnetzer durchgeführt.

Psychische Belastung

Die aktuellen Ergebnisse zeigen: Die Stimmung kippt. 51% der Befragten gaben an, dass sie unter psychischen Belastungen wie beispielsweise Stress leiden. Auch Erschöpfung gaben mehr als ein Drittel der Befragten (36%) an. Trotz des Abflauens der Corona-Pandemie fühlen sich 17 Prozent der Befragten nach wie vor hilflos. Elf Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass sie aufgrund psychischer Störungen in Behandlung sind. Ein weiterer relevanter Faktor: Die Mehrheit der Befragten gab an, dass die wirtschaftliche Lage sie extrem bedrückt – sie gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Situation Deutschlands zusehends verschlechtern wird.

Weitere Sorgen

65% der Teilnehmenden gaben an, dass besonders die Inflation sie besorgt. Weiter teilen viele (54%) die Sorge um den teure Wohnraum, für knapp die Hälfte (48%) ist Altersarmut ein beängstigendes Szenario, ebenfalls knapp die Hälfte (49%) hat Sorge aufgrund der Spaltung der Gesellschaft. Doch auch die Zunahme von Flüchtlingsströmen besorgt viele (41%) junge Menschen in dieser Studie.

Mögliche politische Folgen

Die zunehmende Unzufriedenheit der jungen Menschen führt zu einem enormen Potenzial für rechtspopulistische Einstellungen in der jungen Generation. Diese Zunahme zeigt sich auch im Vergleich mit früheren Studien. Es lässt sich sehen, dass die Parteien der Ampelregierung bei den 14 – bis 29-Jährigen immer mehr an Ansehen verlieren. Zulauf hingegen bekommt vor allem die AfD.

Demnach würden bei den u30-Jährigen 22% die AfD bevorzugen (2022 waren es neun Prozent), weitere 20 Prozent würden sich für die CDU entscheiden (2022: 16 Prozent). Die Grünen verloren neun Prozent im Vergleich zu 2022 und liegen nun bei 18 Prozent. Die SPD steht bei 12 Prozent (2022: 14 Prozent), die FDP verlor sogar im Vergleich zu 2022 ganze elf Prozent und steht somit nun bei acht.

Ein Viertel der Befragten gab an, noch unentschlossen zu sein.

Schnetzer, welcher die Studie durchführt, schätzt die Situation der jungen Generation als schwierig ein. Ihnen würde eine motivierende Zukunftsperspektive fehlen, erklärt er – und, dass die Nüchternheit der Jugend auffällt, wenn es darum geht, wie sie selbst auf das politische Leben Einfluss nehmen könnten.

Unsere Fragen an Euch:

  • Was denkt ihr über diese Studie?
  • Könnt ihr die Sorgen nachvollziehen oder teilt ihr sie vielleicht sogar?
  • Was denkt ihr, könnte politisch und auch gesellschaftlich getan werden, sodass die junge Generation sich besser aufgehoben fühlt?
  • Welche Probleme seht ihr künftig, wenn sich der Zustand nicht verbessert?

Wir freuen uns auf Eure Antworten!

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

Quellen:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/studie-jugend-100.html
https://simon-schnetzer.com/trendstudie-jugend-in-deutschland-2024/ https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/studie-bertelsmann-misstrauen-jugendliche-100.html

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Die aktuelle globale Krise ist mehr als offensichtlich und für alle spürbar, die nicht durch ihren Reichtum abgekapselt von den Härten des Lebens sind.

Der Kapitalismus führt zwangsläufig bei der Mehrheit zu Verarmung und Elend. In den Nachkriegsjahrzehnten wurde in Deutschland durch die Sozialsysteme und die Ausbeutung des globalen Südens einer gewissen Schicht von Facharbeitern aus der Generation unserer Eltern ein relativ angenehmes Leben ermöglicht. Damit ist es jetzt dank stagnierendem Wirtschaftswachstum und geschleiften Sozialsystemen schon seit einigen Jahren vorbei.

Die Armut in Deutschland nimmt zu (jeder Sechste hier ist arm), und Kinder und Jugendliche sind davon besonders betroffen - hier sind es jedes fünfte Kind bzw. jeder vierte Jugendliche. An ein Eigenheim denkt niemand mehr, die meisten finden nicht mal mehr bezahlbaren Wohnraum zur Miete. Menschen sind obdachlos, obwohl Häuser leerstehen, und sie hungern, obwohl genug Essen für ein Mehrfaches der Weltbevölkerung produziert wird - das Problem liegt also offensichtlich nicht an einem Mangel, sondern an der ungerechten Verteilung.

Gleichzeitig nehmen in Zeiten der globalen Wirtschaftskrise Konflikte zwischen den imperialistischen Großmächten um ihr Stück von dem schrumpfenden Kuchen zu. Die vom Westen gestützten Regimewechsel im nahen und mittleren Osten brachten nur noch mehr Chaos und Bürgerkrieg; in der Ukraine stoßen Russland und die NATO in ihrem Ringen um Einflusssphären fast direkt aufeinander, Israel wurde ein Blankoschein für sein Treiben in den Palästinensergebieten gegeben, die Türkei bombardiert wie jedes Frühjahr die kurdischen Autonomiegebiete, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Konflikt zwischen dem Westen und China um Taiwan eskaliert. Die Jugend ist davon besonders betroffen, denn sie wird nun täglich von Militarisierungspropaganda beschallt und wird in den kommenden Kriegen für den Reichtum der wenigen morden und sterben müssen.

Die Klimakrise rollt heran, und die Regierungen lassen ein Klimaabkommen nach dem anderen verstreichen. Die Coronakrise hat gezeigt, dass die Staaten durchaus handlungsfähig sind, dass sie aber nur zum Schutz der großen Konzerne eingreifen, während die Interessen der Arbeiter und der Jugend unter die Räder geraten.

Frustration und Pessimismus sind also sehr gut zu verstehen. Die AfD gewinnt aus der Dauerkrise ihr Wählerpotenzial, dabei stellt sie keine echte politische Alternative dar. Dass diese Krisen Folgen des Spätkapitalismus sind, beachtet die AfD nicht, stattdessen verortet sie die Ursachen einfach nur in falschen Entscheidungen der jetzigen und vergangenen Regierungen.

Die AfD steht also nicht für eine tatsächliche politische Alternative, sondern einfach nur für eine andere strategische Ausrichtung des deutschen Kapitalismus und Imperialismus. Die Unterschiede zwischen den bürgerlichen Parteien inklusive der AfD in Bezug auf die Orientierung an den USA bzw. Russland oder die Förderung von erneuerbaren oder fossilen Energien sind unbedeutend im Vergleich zu ihren Gemeinsamkeiten:

Sie alle bekennen sich zu Privateigentum und Markt, sie alle vernachlässigen die sozialen Gegensätze zwischen arm und reich zugunsten der Vorstellung von einem "Staatsvolk" mit einheitlichen Interessen, und sie alle setzen diese Interessen mit den Profitinteressen der Wirtschaft gleich ("wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es allen gut"), und sie alle wälzen die Folgen der kapitalistischen Krise auf die eine oder andere Weise auf die Armen und die Jugend ab.

Keine Regierung kann die Probleme der Menschen langfristig lösen, weil alle Parteien nach genau den Regeln des Kapitalismus spielen, der diese Probleme erst verursacht.

Die Lösung ist eigentlich naheliegend: Das kapitalistische System und das Privateigentum muss gestürzt werden, stattdessen braucht es die demokratische Verwaltung der Industrie und ihre Verwendung für die Befriedigung der Bedürfnisse aller Gesellschaftsmitglieder statt für den Profit einiger weniger. Nichts anderes bedeutet Kommunismus. Dafür gilt es sich zusammenzuschließen und zu organisieren statt zu verzweifeln.

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Die übrigen Antworten hier enthalten entweder von ChatGPT generierte Slogans oder lahme Wahlkampfsprüche der SPD, die rein gar nichts mit Sozialismus zu tun hat. Wenn du Slogans willst, die tatsächlich mal verwendet wurden und auch dazu anregen, sich mit den Inhalten des Sozialismus auseinanderzusetzen, empfehle ich dir einen der folgenden:

"Proletarier aller Länder, vereinigt euch!"

"Hoch die internationale Solidarität!"

"Sozialismus oder Barbarei!"

"Der Hauptfeind steht im eigenen Land!"

"Land, Brot und Frieden!"

"Alle Macht den Räten!"

"Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!"

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Das Problem ist, dass du hier kapitalistische Logik auf ein anderes Wirtschaftssystem mit ganz anderen Eigentumsverhältnissen anwenden willst. Zwar erklären auch die meisten anderen Antworten hier das kapitalistische Konkurrenzdenken und Profitstreben zur menschlichen Natur, aber nichts könnte weiter weg von der Wirklichkeit sein. Immerhin existiert die Menschheit seit einigen hunderttausend Jahren und Privateigentum seit einigen zehntausend Jahre, aber der Kapitalismus ist doch nicht älter als ein paar Jahrhunderte.

Ebenso könnte man sich einen dressierten Tiger in einem Zirkus anschauen und schlussfolgern, dass es die Natur von Tigern ist, durch brennende Reifen zu springen.

Die Produktionsweise einer Gesellschaft bestimmt das menschliche Denken und Verhalten, nicht umgekehrt. In der kapitalistischen Wirtschaft muss die Mehrheit für das Wachstum des Reichtums einer Minderheit arbeiten, um von dem erhaltenen Lohn den eigenen Lebensunterhalt und die eine oder andere Annehmlichkeit bezahlen zu können. Geld ist also der hauptsächliche Grund, warum man sich eine eintönige, ungesunde und entfremdete Arbeit antut, die am Ende nur dem Chef nützt.

Selbst in diesem kapitalistischen System leisten Menschen aber ständig unbezahlte Arbeit (etwa im Haushalt, in Erziehung und Pflege, im Ehrenamt), weil sie darin einen Sinn, Notwendigkeit und Nutzen sehen. In vielen Unternehmen versucht man sogar inzwischen die Produktivität durch intrinsische Motivation zu steigern, indem man den Angestellten vorgaukelt, sie würden eine "Vision" verfolgen und ihnen in Grenzen Kreativität und Eigeninitiative erlaubt.

Im Kommunismus besitzen alle den gleichen Zugang zu den Produktionsmitteln und die Arbeit wird gesellschaftlich geplant und am Bedarf ausgerichtet statt an privater Profitsteigerung. Es handelt sich also nicht wie im Kapitalismus um entfremdete Arbeit, die nur dem Chef nützt, sondern der gesellschaftliche Nutzen der Arbeit ist offensichtlich und damit kommt auch die nötige Motivation. Zudem sind Menschen nicht mehr an einen Job oder eine Arbeitsstelle gebunden und wirklich unangenehme Aufgaben können daher auch fair verteilt oder rotiert werden.

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Du kritisierst hier nur einen kleinen Teil des Theoriegebäudes des Marxismus, und auch das nur anhand von verzerrten Darstellungen.

Marx hat nie behauptet, dass die Geschichte mechanisch und streng deterministisch abläuft und dass der Sozialismus unausweichlich ist. Was er getan hat, war den Kapitalismus als eine Epoche zu benennen, die einen Anfang hatte und demnach auch enden kann, und die Tendenzen des Kapitalismus zu analysieren und in die Zukunft zu extrapolieren.

Nach Marx schafft der Kapitalismus durch Produktivitätssteigerung die Voraussetzungen für den Sozialismus (also die Verwaltung des Überflusses) und gerät durch seine inneren Widersprüche zwangsläufig in schwere Krisen, die seine Irrationalität offenbaren (z.B. Mangel durch Überproduktion) und Gelegenheiten für die Einführung des Sozialismus bieten. Bei alledem hat Marx immer die Bedeutung von bewusstem menschlichen Handeln betont.

Objektive Faktoren allein, wie Wirtschaftskrisen, führen nicht zum Sozialismus, wenn nicht auch die subjektiven Faktoren, also z.B. ein reifes und bewusstes revolutionäres Subjekt, vorhanden sind.

Nun ist der Kommunismus aus der Mode gekommen

Das bedeutet nichts weiter als eine Schwächung des subjektiven Faktors, bedingt durch blutige Repressionen (sowohl in liberalen wie in faschistischen Staaten) und die Enttäuschungen der Sowjetunion.

die Theorie der Verelendung ist nicht eingetreten

Die Interpretation der Verelendungstheorie war unter Marxisten stets umstritten. In der Form der relativen Verelendung, also des schnelleren Wachstums der Profite gegenüber den Löhnen, hat sie sich eindeutig erfüllt:

wagescompensation-1200x1093.jpg (1200×1093) (forbes.com)

CH2-F2.3.jpg (2083×1522) (wid.world)

die einzigen Systeme die sich selbst als kommunistisch bezeichnet haben, sind in Agrarnationen und nicht in Industrienationen entstanden

Dass allein ist kein Widerspruch mit dem Marxismus. Marx selbst hatte dazu erste Gedanken mit dem Begriff der Permanenten Revolution, der u.a. von Leo Trotzki zu einer vollständigen Theorie ausgearbeitet wurde. Das Problem war lediglich, dass die Revolution auf die Agrarländer begrenzt blieb und dadurch einen schlechten Stand hatte, der den Aufstieg des Stalinismus ermöglichte.

die Diktatur des Proletariats hat sich als die Diktatur der Partei herausgestellt (trotz Marx' Annahme dass dies unmöglich sei)

Marx hat vor dieser Möglichkeit sogar spezifisch gewarnt, und zwar in seinem "Bürgerkrieg in Frankreich", in dem er die Erfahrungen der Pariser Kommune beschrieben hat und die dortigen Prinzipien lobte, dass Vertreter und Beamte der Revolution nur einen durchschnittlichen Arbeiterlohn erhielten und jederzeit demokratisch abrufbar waren.

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Meinung des Tages: Rund die Hälfte der Bundesbürger für Wiedereinführung der Wehrpflicht - was denkt Ihr darüber?

2023 ist die Zahl der Bundeswehrsoldaten gesunken. Viele Politiker fordern deshalb nun eine Rückkehr des Pflichtdienstes. Eine Umfrage zeigt: besonders ältere Befragte sprechen sich dafür aus. In der Altersgruppe von 18-29 fiel das Ergebnis entgegengesetzt aus. 

Umfrage von Forsa

Das Meinungsinstitut Forsa führte eine Umfrage durch, laut derer rund die Hälfte der Bundesbürger dafür ist, die Wehrpflicht wieder einzuführen. 52 Prozent der Befragten sprachen sich in der Umfrage für einen Pflichtdienst bei der Bundeswehr aus. 43 Prozent lehnten die Idee ab, fünf Prozent äußerten keine Meinung zur Frage „Sollte die Wehrpflicht in Deutschland wieder eingeführt werden?“. 

Zahlen und Ergebnisse

Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Meinungen in unterschiedlichen Altersgruppen auch unterschiedlich ausfallen. Bei den ü60-Jährigen sprachen sich die meisten für die Wiedereinführung aus – 59 Prozent beantworteten die Frage mit „ja“. 

Bei den 18-29-Jährigen sah es anders aus. Ganze 59 Prozent sprachen sich gegen einen militärischen Pflichtdienst aus. 

Obwohl die Zahl der Soldaten in Deutschland steigen soll, sodass die Verteidigungsfähigkeit gestärkt wird, ist sie im letzten Jahr gesunken. 2023 waren es noch 181.5000 Männer und Frauen. In den Jahren zuvor waren es meist noch etwas mehr als 183.000. 

Wehrpflicht in Deutschland 

2011 wurde die Wehrpflicht in Deutschland nach 55 Jahren ausgesetzt. Seitdem sind entsprechend auch die Zahlen rückläufig. 

Politische Haltungen bezüglich einer Wiedereinführung 

Widerstand gibt es besonders von Seiten der FDP, aber auch bei der SPD und den Grünen hält sich die Begeisterung in Grenzen. 

Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hingegen appelliert schon länger für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. 

Der Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lässt diverse Modelle einer Dienstpflicht prüfen. Beispielsweise das Modell aus Schweden ist dabei, dort werden alle jungen Frauen und Männer gemustert, ein ausgewählter Teil von ihnen erhält dann ein Angebot für den Dienst. Es ist eine Art „Musterpflicht“ die dort praktiziert wird. 

Unsere Fragen an Euch: Was denkt Ihr über die Wiedereinführung der Wehrpflicht? Habt Ihr selbst den Dienst noch geleistet oder würdet ihn freiwillig leisten? Sollten Männer und Frauen gleichermaßen zur Musterung herangezogen werden? 

Wir freuen uns auf Eure Antworten!

Viele Grüße

Euer gutefrage Team 

Quellen: 

https://www.merkur.de/politik/soeder-fordert-erneut-wiedereinfuehrung-der-wehrpflicht-zr-92882974.html
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-03/wehrpflicht-wiedereinfuehrung-umfrage-bundeswehr

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Im Zusammenhang mit der Wehrpflicht wird beschönigend von "Verteidigung" und "Wehrfähigkeit" geredet, und was man eigentlich meint ist Kriegsfähigkeit, die Fähigkeit, schnell und effektiv zu töten und zu zerstören.

Wir leben in einer Zeit, in der die Konflikte zwischen den imperialistischen Großmächten wieder an Schärfe gewinnen. Hintergrund ist die stagnierende Weltwirtschaft und der relative Abstieg der USA, der es China und Russland ermöglicht, aufzuholen, und Europa, sich unabhängiger zu machen und als eigenständige Weltmacht zu etablieren - mit Deutschland an der Spitze. Statt einem wachsenden Kuchen wird sich jetzt um einen schrumpfenden gestritten, und die Konflikte werden entsprechend heftiger und immer öfter in Form von Kriegen ausgetragen.

Krieg ist also eine Folge des kapitalistischen Konkurrenzkampfes zwischen Staaten. Auch im Frieden konkurrieren die Staaten, und versuchen sich gegenseitig durch wirtschaftliche und politische Maßnahmen auszubooten, um sich Ressourcen, Handelswege und Absatzmärkte zu sichern. Die Hauptlast der Zölle, Embargos und Spardiktate tragen dabei die einfachen Leute. Der Krieg ist dazu kein Gegensatz, sondern die Fortsetzung der wirtschaftlichen Gewalt durch physische Gewalt. Deutschland ist dabei als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt bisher gut mit wirtschaftlicher Gewalt gefahren, aber bereitet sich jetzt auch wieder auf Krieg vor.

Die wehrfähige Bevölkerung eines Staates wird im Krieg für ihn zum Verschleißmaterial, das er hin- und herschieben und gegen das Verschleißmaterial des verfeindeten Staates werfen kann, um seine Ziele durchzudrücken. In einem Krieg verteidigen die Soldaten darum nicht ihr eigenes Haus und ihre Familie oder irgendwelche abstrakten Ideale und Werte, sondern den eigenen Staat und seine Interessen.

Jetzt ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass der Staat alle Mitglieder einer Gesellschaft gleichermaßen repräsentieren würde, und dass man deshalb ruhig sein eigenes Leben für diesen Staat auf Spiel setzen kann, weil man am Ende selbst davon profitiert.

Die Gesellschaft ist nämlich entlang von wirtschaftlichen Grenzen gespalten und der Staat ist in erster Linie der Staat der Reichen. Wenn von "der Wirtschaft" oder "den Sicherheitsinteressen" eines Staates geredet wird, dann sind damit die Interessen seiner größten Konzerne gemeint, und der Gewinn dieser Konzerne landet am Ende in den Taschen einer kleinen Minderheit.

Es sind aber nicht die Unternehmer, sondern die einfachen Leute, die sich für die Profite der wenigen gegenseitig abschlachten und abschlachten lassen. Die militärische Ausbildung dient gerade dazu, den Soldaten ihre Menschlichkeit auszutreiben, damit sie auf Befehl ohne zu zögern töten und sterben. Lügen vom nationalen Zusammenhalt, moralische Rechtfertigungen und Dämonisierung der Gegenseite halten die Soldaten und die Zivilgesellschaft bei der Stange.

Im Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza werden wir ständig vonseiten der Medien und der Politik mit Kriegspropaganda beworfen, die das Töten und Zerstören als gerechte und notwendige Sache verkaufen. Solange es auf allen Seiten genügend nützliche Idioten gibt, die diese Propaganda schlucken, ist der nächste Krieg unvermeidlich.

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