Hallo,
also, ich kenne ein Buch, das als Buch, das „Profiwissen“ vermittelt, verkauft wird. Ich kann von mir behaupten, dass auch dieses Buch mir nach 25 Jahren Arbeit mit Word nichts mehr hat beibringen können, was ich nicht schon gewusst hätte. Das soll jedoch in keinster Weise heißen, dass das Buch nicht gut wäre, im Gegenteil: Ich halte es für ein hervorragendes Buch für fortgeschrittene Anwender und habe es mit Interesse gelesen: Word 2016 – Profiwissen für Anwender vom Bildner-Verlag.
Ich muss außerdem sagen, dass alles, was ich auf dem Markt kenne, meiner Ansicht nach höchstens dazu führt, dass man am Ende weit fortgeschritten ist. Ein Profi sollte sich unter anderem mit VBA auskennen, um so aus Word Funktionen herauszuholen, an die man ohne VBA nicht rankommt. Für Word-VBA ist dieses für mich immer noch das beste Buch, obwohl heute nur noch schwer zu bekommen: Bernd Held: Word-VBA-Kompendium.
Hier ist darüber hinaus noch eine Video-Schulung für Fortgeschrittene. Ich kenne diese Schulung nicht und habe sie nie benutzt, aber von der Inhaltsliste deckt sie zumindest fortgeschrittene Themen ab: Word Insiderkurs.
Aber wie definierst du eigentlich einen „Profi“? Für mich kann ein Profi die Möglichkeiten von Word so verwenden, um dem Programm Funktionen zu entlocken, von denen die meisten Anwender nicht wissen, dass sie mit Word überhaupt möglich sind – finde ich zumindest. Und um da hinzukommen, muss man meiner Ansicht nach jahrelang praktisch mit dem Programm arbeiten. Ein typisches Beispiel dafür sind für mich die Word-Feldfunktionen: Ein Profi kann diese kombinieren, kennt die gängigsten Schalter und Parameter, kann mit Feldfunktionen rechnen, diese ineinander verschachteln und auch komplexe Feldfunktionen selbst schreiben. Und solche komplexen Feldfunktionen habe ich nur ganz selten für sehr spezielle Probleme irgendwo wirklich beschrieben gesehen. Die Schalter kann man im Internet nachlesen, ja, aber die Feldfunktionen kombinieren und verschachteln, um eine bestimmte Funktion zu erzeugen, muss man sich selbst ausdenken und beibringen. Das steht so nirgendwo.
Dasselbe gilt übrigens für Serienbriefe: Wenn man mit den Feldfunktionen von Word richtig umzugehen weiß, kann man mit Serienbriefen oder der Kombination von Word und Excel viel mehr machen als nur einen Standard-Serienbrief verfassen.
Und was für mich auch zu einem Word-Profi gehört: Ein Profi weiß die Suchen-und-Ersetzen-Funktion von Word vollumfänglich zu nutzen und kann auch sehr komplexe Suchen-und-Ersetzen-Befehle selbst schreiben. Auch das muss man sich letztlich selbst beibringen. Noch vor einigen Jahren, finde ich, war die Dokumentation der Suchen-und-Ersetzen-Befehle von Word im Netz besser und man konnte auch hier viel im Internet nachlesen. Heute existieren einige der Seiten, auf denen es gute Erklärungen zu allen möglichen Befehlen gab, im Netz gar nicht mehr, was es erschwert, sich mit dieser Funktion in die Tiefe auseinanderzusetzen.
Des Weiteren kennt sich ein Profi mit der Entwicklertools-Registerkarte und den Steuerelementen und deren Eigenschaften aus. Auch mit diesen kann man viel mehr machen, als „nur“ Word-Formulare erstellen.
Abschließend möchte ich Folgendes sagen:
Word ist meiner Meinung nach ein tolles Programm, mit dem man unheimlich viel machen kann. Aber um sich mit dem Programm richtig gut auszukennen, ...
- muss man meiner Ansicht nach oft und viel praktisch damit arbeiten. Das kriegt man nicht nur durch Input über Bücher oder Erklärvideos hin.
- muss man das Programm beherrschen wollen und darf sich nicht mit einfachen Lösungen zufrieden geben, frei nach dem Motto: „Ich habe jetzt eine einfache Lösung gefunden, die einigermaßen funktioniert, aber mit einem professionellen Textverarbeitungsprogramm muss das eigentlich noch anders und eleganter gehen“. Ein Beispiel: Ich kenne ein paar Leute, die schon seit Jahrzehnten mit Word arbeiten und immer noch gleichmäßig Leerzeichen zwischen einzelne Buchstaben eines Wortes setzen, um einen Abstand zwischen den Buchstaben zu erzeugen, nur weil sie nie wissen wollten, dass es auch die Möglichkeit gibt, einfach im Schriftart-Menü die Laufweite zu erhöhen.
- muss man eine relativ hohe Frustrationstoleranz mitbringen und bereit sein, echte Zeit zu investieren. Da scheitert es meiner Erfahrung nach bei den meisten. Viele Menschen wollen einfach nur schnell zum Ziel kommen und dass es funktioniert (siehe mein Beispiel aus Punkt 3). Das halte ich für völlig legitim, aber ein Profi wird man dadurch nicht, weil man dann immer nur nach dem schnellsten Workaround für ein Problem sucht. Neue Funktionen oder wie man richtig mit Word arbeitet, lernt man dadurch aber nicht.
Jetzt hoffe ich, dir wenigstens ein paar Anregungen für die weitere Arbeit mit Word gegeben zu haben.
Gruß, BerchGerch