Zeitgestaltung in "Ausgestochen" von Jagoda Marinić?
Hallo Leute,
ich bin gerade am Rästeln, wie die Zeitgestaltung (Erzählzeit, erzählte Zeit, Zeitraffung, Zeitdehnung, Zeitdeckung, Prolepsen/Analepsen) in der Kurzgeschichte "Ausgestochen" zugeordnet werden kann, weil ich mir sehr unsicher bin. Und welche Wirkung hat die entsprechende Zeitgestaltung auf den Leser? Ich brauche bitte Hilfe! Vielen Dank schonmal im Voraus!
1 Antwort
Die Kurzgeschichte "Ausgestochen" von Jagoda Marinić zeichnet sich durch eine komplexe Zeitgestaltung aus, die verschiedene Techniken verwendet, um die Handlung voranzutreiben und eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen.
Erzählzeit und erzählte Zeit:
Die Erzählzeit in der Geschichte ist relativ kurz, da die Handlung in nur wenigen Stunden stattfindet. Die erzählte Zeit umfasst jedoch mehrere Monate, da die Protagonistin die Ereignisse ihrer Kindheit und Jugend reflektiert und sich daran erinnert, wie sie zu dem wurde, was sie heute ist.
Zeitraffung und Zeitdehnung:
Es gibt mehrere Stellen in der Geschichte, an denen die Zeit gedehnt oder gekürzt wird, um bestimmte Aspekte der Handlung hervorzuheben. Zum Beispiel wird der Moment, in dem die Protagonistin von einem Fremden auf der Straße angesprochen wird, durch die Verwendung von kurzen, schnellen Sätzen und schnellen Dialogen schnell vorangetrieben. Auf der anderen Seite wird die Szene, in der die Protagonistin in Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend schwelgt, durch eine detaillierte Beschreibung ihrer Gedanken und Gefühle ausgedehnt.
Zeitdeckung:
Die Geschichte verwendet auch eine Technik namens Zeitdeckung, bei der die Erzählung zwischen verschiedenen Zeiten und Erinnerungen hin und her springt. Dies dient dazu, die Komplexität der Charakterentwicklung und die Vielschichtigkeit der Protagonistin zu betonen.
Prolepsen und Analepsen:
Die Geschichte verwendet sowohl Prolepsen als auch Analepsen, um die Handlung voranzutreiben und das Verständnis des Lesers für die Ereignisse zu vertiefen. Eine Prolepse ist eine Vorwegnahme zukünftiger Ereignisse, während eine Analepse eine Rückblende auf vergangene Ereignisse ist. Die Geschichte verwendet Analepsen, um die Kindheitserinnerungen der Protagonistin darzustellen und ihre Persönlichkeit und Motivationen zu erklären. Eine Prolepse tritt auf, wenn die Protagonistin erkennt, dass sie von dem Fremden auf der Straße gestalkt wird, bevor er sie tatsächlich anspricht.
Die Wirkung dieser Zeitgestaltung auf den Leser ist, dass er gezwungen ist, sich aktiv an der Geschichte zu beteiligen, um die verschiedenen Zeitebenen zu verstehen und die Handlung zu folgen. Die Verwendung von Prolepsen und Analepsen ermöglicht es dem Leser, tief in die Gedankenwelt der Protagonistin einzutauchen und ihre Persönlichkeit und Motivationen zu verstehen. Durch die Verwendung von Zeitdehnung und -raffung wird die Spannung der Geschichte erhöht und die Leser werden emotional in die Handlung hineingezogen. Insgesamt trägt die komplexe Zeitgestaltung dazu bei, eine tiefgründige und nuancierte Geschichte zu schaffen, die den Leser dazu anregt, über die Themen der Geschichte nachzudenken.
