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Abellio (wobei die nicht die einzigen sind, siehe Keolis) hat schlichtweg am Rande der Kostendeckung kalkuliert und nahezu keine finanziellen Reserven eingeplant, das rächt sich jetzt.

Generell ist der extreme Fokus auf die billigsten Angebote oder weitergehend die gesamte Ausschreibungspolitik des Nahverkehrs in meinen Augen von vornherein anfällig für derartige Probleme. Wer Reserven einplant, der muss sie auch finanzieren, wird dadurch teurer und hat eine geringene Chance, eine Ausschreibung zu gewinnen. Zielführend ist das nicht wirrklich, aber wer sich daran nicht beteiligt, wird aus dem Markt gedrängt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ÖPNV-Nutzer und viel mit dem Thema beschäftigt

Ich denke die Probleme bei Abellio sind vielfältig.

Erstens hat man sich verkalkuliert. Dieses Problem existiert aber zum Teil auch dadurch das bei den Ausschreibungen ein Schwerpunkt auf dem Preis liegt. Hierdurch wird natürlich ein Anreiz bzw. der Zwang geschaffen möglichst optimistisch zu kalkulieren. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht immer so leicht andere Faktoren bei der Vergabe mit einzubeziehen. Denn beim von Abellio betriebenen RRX & Niederrheinnetz stellt der VRR ja die Züge. Dann bleibt ja neben dem Preis als einziger anderer großer Faktor das Personal. Aber soviel Spielraum gibt es da ja nicht.

Das große Problem was Verkehrsunternehmen wie Abellio oder Keolis zur Zeit haben ist das die Ausgaben für Personal & Strafzahlungen in Folge von Verspätungen/Ausfällen aufgrund von Baustellen gestiegen sind. Während gleichzeitig durch den coronabedingten Fahrgastrückgang die Einnahmen eingebrochen sind. Während es bei den gestiegenen Personalkosten einfach Reserven gebraucht hätte bräuchte es bei den Strafzahlungen in der Tat Veränderungen. Denn das Verkehrsunternehmen muss die Strafzahlungen bezahlen auch wenn es natürlich in der Regel die DB ist die mit ihrer Baustelle die Verspätung/den Ausfall verursacht. Das Geld kann sich das Verkehrsunternehmen zwar von der DB zurückholen aber die DB hat es mit diesen Zahlungen in der Regel nicht sehr eilig.

Das Hauptproblem von Abellio liegt aber in den Niederlanden. Die niederländische Bahn hat von niederländischen Staat als ihrem Hauptanteilseigner die Vorgabe bekommen sich auf ihr Hauptgeschäft (den Bahnverkehr in den Niederlanden) zu konzentrieren und ihr Geld zum Nutzen der niederländischen Reisenden einzusetzen. Und es ist halt nicht zum Nutzen der niederländischen Reisenden die Verluste von Abellio in Deutschland auszugleichen. Meiner Meinung nach war diese Idee der niederländischen Regierung von Anfang an nicht praktikabel denn es war ja bekannt das Abellio in Deutschland nicht profitabel/kostendeckend ist. Und das das Unternehmen folglich nicht ohne Unterstützung aus den Niederlanden überleben kann.