Wirst du diskriminiert, weil du eine Bürgergeldempfängerin bist?
Manche haben für Bürgergeldempfänger nur Vorurteile übrig, obwohl es unsinnig ist, über Bürgergeldempfänger/innen zu entscheiden und zu lästern, wenn man sie garnicht kennt und sich nicht in ihre Lage versetzen kann. Bekommst du Verachtung zu spüren, und wie gehst du damit um?
4 Antworten
Hi,
danke für deine Frage!
Tatsächlich bin ich in der glücklichen Lage, dass ich nicht diskriminiert oder verachtet werde, weil ich Bürgergeld beziehe. Man würde es mir auf den ersten Blick vermutlich auch nicht unbedingt ansehen. Und das ist bei den meisten Menschen so.
Des Weiteren bin ich viel in sozialen Medien unterwegs und da wird auch gern in Kommentarspalten Stimmung gegen Bürgergeldbeziehende gemacht. Tatsächlich richtet sich der Groll dieser Menschen – so meine Erfahrung – aber nicht gegen Menschen wie mich, die aufgrund von z. B. Krankheit Bürgergeld beziehen, sondern gegen das typische Klischeebild (das den geringsten Teil der Beziehenden ausmacht).
LG
Ja, ich werde und wurde regelmäßig diskriminiert. Sei es von Vermietern, eigene Familie, ehemalige Freunde, Bekannte etc.
Was viele, die Bürgergeldempfänger diskriminieren aber nicht wissen, ist, dass knapp eine Millionen verarmte Akademiker Bürgergeld beziehen und die Mehrheit unverschuldet im Bürgergeld steckt, sprich: Da gab es viele Schicksalsschläge wie Tod von Angehörigen, Trennung, alleinerziehend, schwerbehindert, Kündigungen usw.
Bei mir selbst ist es die psychische Erkrankung, die mich erwerbsunfähig gemacht hat. Habe mehrere Studiengänge angefangen und bin wirklich zur Uni gegangen, habe mir total Mühe gegeben, habe auch nie gefeiert usw. Konnte das Studium aber nicht beenden aufgrund der Ängste. So kam ich halt ins Bürgergeld, weil ich auch keine Ausbildung bekommen habe(Bewerbungsgespräche sind für Menschen mit seelischer Behinderung nämlich die Hölle). Trotzdem hatte ich es versucht und versuche es immer noch.
Die freie Wirtschaft ist nicht sehr gnädig mit Leuten, die gesundheitliche Probleme haben. Man wird schnell aussortiert, wenn man der Arbeitgeber meint, dass man nicht vernünftig arbeiten kann. Man muss es nur erwähnen, dass man irgendeiner Weise eingeschränkt ist, sei es körperlich, seelisch oder geistig. Aber durch den Fachkräftemangel werden die Betriebe wohl irgendwann gezwungen sein, Invalide einzustellen. Denn besser die Arbeit wird zu vielleicht zu 80% erfüllt als zu 0%.
Leider wird man das ständig. Obwohl ich mittlerweile Rente anstatt Bürgergeld beziehe, arbeite in wfbm, fühle ich mich immer noch sehr angegriffen und beleidigt. Ich wollte immer selber für meinen Lebensunterhalt sorgen, geht wegen Behinderungen leider nicht. Das ist aber ein politisches Problem. Anstatt aufzuklären wird Stimmung gegen Bürgergeldempfänger gemacht. Cdu und Afd haben es aus der Opposition heraus geschafft, dass jeder gegen jeden ist. Viele denken meiner Meinung nach, unterbewusst nicht an ihr eigenes Interesse wie gewerkschaftliche Vertretung sondern nur, dass es zu viel Bürgergeld gibt. Es wird nicht wirklich hinterfragt ob jemand krank ist ihn der Job fertig gemacht hat etc. Vielleicht wäre es mal gut, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen, anstatt andauernd von Totalverweiger zu sprechen. Gerade in der Pflege wo viele mit totaler Hingabe in den Beruf starten brechen 25 Prozent die Ausbildung ab. Viele steigen ( kurz ) danach aus. Hier herrscht großer Fachkräftemangel. Und die Aussteiger, kaputt oder Totalverweiger? So werden auch Sozialempfänger eingespart. Fühle mich beleidigt und habe auch Angst, wenn cdu an Regierung kommt. Ich sage immer, die Menschen auf dem Arbeitsmarkt müssen sehr hart arbeiten. Aber manchmal habe ich auch das Gefühl, dass sie denken, sie seien etwas besseres
Hoffe zwar nicht, daß ich ins Bürgergeld abrutsche, aber bei der Arbeitsmarktlage weiß man ja nie.
Auch Arbeitgeber diskriminieren Bürgeldbezieher. Noch aus Zeiten des alten Namen Hartz IV besteht die Entscheidung von Arbeitgeberlobbyisten, daß einfach nur aus Prinzip Branchenfremde - Hartz IV-Empfänger und nachträglich auch Mütter keine Chance auf einen neuen Arbeitsplatz bekommen dürfen. Darüber wurde damals sogar in der Tagespresse geschrieben. Eigentlich liegt damit ja eine angreifbare Diskriminierung vor, das Problem wird aber umgangen indem entsprechende Bewerbungen gar nicht erst beantwortet werden oder noch dreister durch externe Firmen abgefangen werden.
Für ausländische Dumpinglöhner gilt das übrigens nicht.
Für dieses asoziale Verhalten kann es vom Staat nur eine passende Antwort geben, den finalen Rettungsschuss zugunsten Arbeitswilliger die eigenmächtig von Arbeitgeberlobbyisten mit Arbeitsverbot belegt werden.