Wieso sind unsere Städte so hässlich?

8 Antworten

Unsere Städte sind doch nicht grundsätzlich hässlich!

Schau dir manche wunderbaren Altstädte an mit Fachwerk, dann oft in Deutschland mit kleinen Bergen drumherum und Burgen darauf.

Klar einst wurde halt viel zerstört, und danach war eine andere Zeit es kamen schnellbauten Wärmeschutz in Form von diesen Platten aus Asbest welche haltbar sind UV Beständig günstig in der Anschaffung waren, aber ja sehr hässlich.

In meiner Jugend in Ausbildung war ich bei uns in den Städten immer nur in den Billig Bars haha und kannte Bahnhof damals sehr versifft und Industriegebiet.

Als ich dann auf den Weihnachtsmarkt kam dacht ich wow was ne total schöne Altstadt.

Ich finde es gibt hier von allem was.

Die Entwicklung von Städten ist ein langwieriger Prozess, der über mehrere Jahrhunderte gehen kann. Der Geschmack und das Bestreben eine Stadt gestalterisch zu entwickeln unterlag immer den Erfordernissen der jeweiligen Zeitepoche und dem Zeitgeist. Hässlich oder schön liegt immer im Auge des Betrachters und wird ganz verschieden interpretiert. LG Lazarius

Von Experte ArnoldBentheim bestätigt

Viele deutsche Städte waren nach dem zweiten Weltkrieg sehr stark zerstört. In den 1950er Jahren war eine sehr großräumige, großflächige und weiträumige Architektur modern, in den 1960er Jahren noch mehr. Engere Bauweisen aus dem 18. und 19., aber auch aus dem frühen 20. Jahrhundert, galten als unmodern. In der Architektur galt: Siehe, ich mache alles neu. Die Stunde des Autos war da. Autos haben gigantischen Platzbedarf: Große, breite Straßen, Parkplätze. Man machte gewissermaßen aus der Not eine Tugend: Viele Häuser waren zerstört, andere beschädigt. Durch den Marshallplan floss viel Geld nach Deutschland. Man gab alte, kleinteiligere, verwinkeltere Straßenstrukturen auf und legte an ihrer Stelle große an. Wegen der vielen beschädigten oder flachgebombten Häuser war das relativ leicht. Und auch sehr viele halbwegs intakte Gebäude, die im Wege standen, wurden mit abgerissen. Es entstanden neue, breite, gerade Straßen und weite Plätze. In diesem Duktus entstanden in den 1960er Jahren an den Stadträndern zahlreiche Großsiedlungen (Berlin Märkisches Viertel, Berlin-Marzahn, Hamburg-Mümmelmannsberg, Dresden-Prohlis, Köln-Chorweiler und viele weitere), aber auch bis in die inneren Städte drang diese Art von Architektur vor.

Irgendwann merkte man, dass diese Architektur in iher Gigantomanie nicht wirklich menschenfreundlich ist. Und vor allem in Westdeutschland zogen die 70er Jahre ein, teilweise brutalistisch, aber teilweise auch wieder etwas verspielter. Und es kamen die 80er mit ihrem Historismus, größerem Bewusstsein für das Alte. Und so fügen sich in Deutschland, vor allem West, viele verschiedene Stile ineinander. Länder, die weniger kriegszerstört waren als Deutschland oder die nach dem Krieg nicht so reich waren wie Westdeutschland, haben oft eine einheitlichere Architektur. Im Osten Deutschlands gibt es einige Städte, in denen der Krieg und die 1960/70er nicht ganz so starke Spuren hinterlassen haben und bei denen die Tabula-Rasa-Pläne der Regierung bei Mauerfall noch nicht umgesetzt waren. Die wirken heute oft besonders schön und historisch. Und es gab natürlich auch im Westen immer Städte und Stadtteile, die ihre Schönheit erhalten konnten oder die schön wieder aufgebaut wurden. Besonders denke ich da an Kleinstädte wie Rothenburg odT, Nördlingen, Husum, mittelgroße Städte wie Göttingen, Lüneburg oder Flensburg, und dann Großstädte wie Heidelberg, Freiburg i B., Wiesbaden, Lübeck, Bonn und andere. Und selbst in unseren größeren Großstädten findest du trotz mancher Bausünden wunderschöne Viertel, selbst in Städten, die allgemein als hässlich gelten (nur als Beispiele: manches in München, Nürnberger Altstadt, Stuttgarter Westen, Hannover List, Kölner Altstadt und Südstadt, viele Kieze in Berlin, Teile des Prenzlauer Bergs, Schönebergs, Schmargendorfs und vieles mehr).

Andere Länder wie zum Beispiel Österreich, Belgien, Dänemark haben ebenfalls ihre ältere Bausubstanz erhalten können, auch, weil ihnen in den 50/60er Jahren das Geld für so gigantische Bauprojekte fehlte, wie sie in Westdeutschland stattfanden.

Schweden ist ein prägnantes Beispiel dafür, dass es keines Krieges bedarf, um seine Städte zu zerstören. Schweden war während des zweiten Weltkrieges in keinerlei kriegerische Handlungen verwickelt, keine Bomben sind auf Schwedens Städte gefallen. Dennoch sind später viele historische Stadtteile zerstört und durch funktionale, großflächige und großräumige Neubauten ersetzt worden. Man sagt, sogar Stockholms Gamla Stan habe auf der Abrissliste gestanden, was dann Proteste verhindert haben.

Ich finde meine Stadt sehr schön, trotz der verschiedenen Häuser. Es ist auch schöner verschiedene Farben und Formen zu sehen als immer das gleiche.

Es sind nicht alle so, vieles kommt vom Wiederaufbau nach dem 2. WK