Wieso nennt man den Barock die Epoche der Gegensätze?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das hat einfach mit der grundreligiösen Dimension dieser Epoche (vgl. Gegenreformation) zu tun, ohne die man diese Zeit und deren Leistungen gar nicht verstehen kann.

Daher wird alles dualistisch bzw. antinomisch gedeutet:

Menschen - Gott

Diesseits - Jenseits

Hölle - Paradies

Zeitlichkeit bzw. Vergänglichkeit - Ewigkeit

Gläubige - Heiden (Türken)

usw.

Dabei ist es klar, dass die Kategorien, die nicht mit dem Göttlichen verbunden sind, von vorn herein als negativ empfunden werden. 

Lies mal das Gedicht Es ist alles eitel von Gryphius (Sprache wurde modernisiert):

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.

Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:

Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,

Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.

Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,

Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.

Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.

Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?

Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;

Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t.

Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten!

Interessant ist hier, dass nur Vergänglichkeitserscheinungen aufgezählt werden: der andere Teil des Gegensatzes (das Göttlich-Ewige) bleibt unsichtbar (wie Gott selbst), bestimmt aber alles "Eitle", also Unbeständige, das ja nur vom Ewig-unwandelbaren her negativ empfunden werden kann. 

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
achwiegutdass  01.09.2018, 21:08

Herzlichen Dank für den Stern ! :)

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Weil Tod und Lebensfreude dicht beieinander lagen. Das setzt sich bis in die Barockgedichte fort, die häufig im sechsfüßigen Jambus gedichtet waren, weil sich der in zwei Häften teilen ließ.

Heute in der Welt – morgen schon gefällt

Heute rote Wangen – bald vom Tod gefangen

Das war bei Shakespeare anders, der benutztze den fünffüßigen Jambus, der sich fast wie normale Sprache artikulieren ließ und seinen Dramen einen so modernen Touch gab.

Im Barock stand den Menschen bei aller Lebenfreude immer der mögliche Tod vor Augen (memento mori!)

Zum Thema Barock ließe sich noch jede Menge Interessantes sagen, aber ich hasse ausufernde Texte in GF.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das zeichnet sich übrigens auch in der Barockmusik ab. Bach zum Beispiel hat einige Kantaten, die sich mit dem Thema "Tod" auseinandersetzen, geschrieben. Da ist zum Beispiel BWV 82 "Ich habe genug", da ist BWV 106 "Gottes zeit ist die allerbeste Zeit" und einige andere mehr.
Zu den Kontrasten, die sich in der Musik zeigen, gehört m.E. aber auch, dass gerade das Barock sehr "prunkvoll" und mit Schwung daher kam - Paradebeispiele sind zum Beispiel Händels Wasser- und Feuerwerksmusik oder Bachs Orchestersuiten, dass aber gleichzeitig tiefe Religiosität dahinter steckte. Bach zum Beispiel hat auch seine weltlichen Werke durchaus mit den Buchstaben "J.J." (= Jesus juvat, also "möge gott helfen") oder "S.D.G. (soli deo gloria - Gott allein zur Ehre) gekennzeichnet.

Ich denke es ist zum Einen den damaligen Lebensverhältnissen zuzuschreiben.
Der Adel lebte in Saus und Braus, residierte in riesigen Schlössern mit noch größeren Gärten, feierte rauschende Feste und lebte allgemein unter dem Motto Carpe diem (nutze bzw. genieße den Tag).

Währenddessen ging es der gemeinen Bevölkerung nicht so gut. Am Anfang des Barocks hatten sie mit der Pest zu kämpfen, dann kam der dreißigjährige Krieg und außerdem mussten die Bauern vieles ihrer Ernte als "Steuern" abgeben.

Über dem ganzen Glanz und Glamour schwebte aber auch immer die Vergänglichkeit - Memento mori. Diese "Warnungen" spiegelten sich vorallem in der damaligen Kunst wieder. In vielen Gemälden wurden bestimmte Elemente eingebracht, wie Totenköpfe, schlechtes Obst, Uhren, abgebrannte Kerzen.. um die Vergänglichkeit des Lebens darzustellen.

Hier kannst du auch noch mehr darüber lesen oder dir das Video ansehen: https://www.sofatutor.at/deutsch/videos/barock

Weil man den Barock die Epoche der Gegensätze nennt !!!

Mamue1968  26.08.2018, 15:38

Je nach Wetter.

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F1ori4n 
Fragesteller
 27.08.2018, 19:36

Danke für diesen überflüssigen Kommentar.

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