Blickwechsel 11. März 2021
Deine Fragen an einen Buddhisten
Alles zum Blickwechsel

Wie stehst du zu anderen Religionen?

1 Antwort

Ich lehne Religion dann ab, wenn ihr Fundament nicht hinterfragt werden darf. Dieses Fundament ist im Islam der Koran, im Christentum entweder die Bibel oder Jesus & im Hinduismus die Veda. Letzteres existierte schon zu der Zeit Buddhas. Buddha lehnte zwar die Veda nicht perse ab, aber hatte Probleme mit ihr, wenn der Mensch nicht bereit dazu war ihre Inhalte zu hinterfragen. Denn vieles aus ihr hat er durch logisches Denken & sachlichen Diskurs falsifiziert. Ich bin sicher, dass er mit dem Koran, mit Jesus & mit der Bibel genauso umgegangen wäre. Sogar über sich selber hat Buddha gesagt, dass man ihm nichts glauben soll ohne es selber rational geprüft zu haben. Ich muss hierbei an ein Zitat von Immanuel Kant denken:

"Habe Mut dich deines Verstandes zu bedienen." (1784)

Auf dieser Grundlage sollten auch andere Menschen ihre Religion leben. Der berühmte Philosoph Johann Gottlieb Fichte hat gemeint, dass Offenbarungen dazu dienen könnnen die Realität besser zu verstehen, aber dass die rationalen Erkenntnisse durch Denken & Erfahrung über ihr stehen. Leider sind es die wenigsten Christen, Muslime & Hindus, welche das genauso sehen. Ich habe sehr große Schwierigkeiten, wenn ich einen Muslim Frage, warum er z. B. am Ramadan nicht trinkt & die Antwort in etwa ist: "Wenn Gott das sagt, dann mache ich das so. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Im aller weitesten Sinne ist diese Denkweise die Grundlage für Glaubenskriege. Anders ist es, wenn ein gläubiger Mensch meint, dass ihn der Koran, Jesus oder die Bibel auf einen rationalen Sachverhalt aufmerksam gemacht haben. Es gab sogar im 9 Jahrhundert in Bagdad eine Koranschule, welche diese Auffassung vertrat. Ich selber schätze z. B. die Bergpredigt von Jesus aus Matthäus 5-8 sehr, da ich die meisten ihrer Inhalte für heilsam & logisch halte. Trotzdem habe ich keine Schwierigkeiten damit Inhalte aus ihr abzulehnen. Sogar der Dalai Lama hat in einem seiner Bücher davon gesprochen, dass er den biblischen Auszug sehr schätzen würde, wo eine Waffe metaphorisch in ein Werkzeug verwandelt wird. Natürlich glaubt der Dalai Lama nicht an die Bibel, aber die Bibel hat ihn hier auf einem guten Gedankengang aufmerksam gemacht.

Robin718 
Fragesteller
 16.03.2021, 14:13

Ich glaube, man kann nicht nur, sondern sollte auch das Fundament des Glaubens immer hinterfragen. Soweit ich weiß, ist das nicht verboten. Es gibt nur manche Dinge, über die man nichts weiß, deshalb muss man sich dann entscheiden, ob man sie glaubt, oder nicht. Der Mensch ist nicht allwissend, er kann sich nicht alles erklären. Deshalb muss er sich entscheiden, ob er den Fundamenten glaubt, was sie ihm über eben diese Dinge sagen. Und dazu ist hinterfragen unabdingbar. Außerdem glaube ich, stehen Offenbarungen und Erkenntnisse die man gewonnen hat, gwr nicht an derselben Messlatte. Schließlich behandeln sie verschiedene Themen. Offenbarungen glaubt man, oder halt nicht. Und da man, wie gesagt, nichts über die Dinge weiß, die sie einem erzählen, ist es strittig, ob man sie glauben sollte ider nicht. Deshalb gibt es ja so viele Religionen. Manchmal gefällt dem Menschen die eine Offenbarung nicht, und da man von keiner den Wahrheitsgehalt kennt, kann man such auch unanfechtbare neue machen. Bei der Erkenntnis kann man theoretisch auch entscheiden, ob man ihr glauben soll, oder nicht. Aber praktisch macht das keiner, da man die Erkenntnis meist selbst hat, somit würde man sich selbst nicht glauben. Deshalb gibt es so viele, die den Naturwissenschaften "glauben", denn je mehr Erkenntnis man hat, desto mehr gibt es, was man von Natur aus eher glaubt. Und dennoch wird von diesen Leuten immer nich der kleine Rest übersehen, die Dinge, die wir immer noch nicht kennen und die wir nie kennen werden. Und diese Dinge werden z.B. in Offenbarungsreligionen wie dem Christentum behandelt. Die Welt ist längst nicht so aufgeklärt, wie wir denken. Das heißt, Erkenntnisse reichen nicht aus, um sie zu Erkären. Und wir werden nie alles verstehen.

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verreisterNutzer  18.03.2021, 09:22

Wenn man dem glaubt, was in der Bibel steht, dann liest man hin und wieder von Gerichtsurteilen Gottes, bei denen viele böse Menschen sterben. Ein ungeübter Leser wäre schnell daran, das als Grundlage für Massenvernichtung, Glaubenskrieg und Selbstgerechtigkeit zu sehen und Gott als rachesüchtig und brutal darzustellen und damit das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Wenn man sich allerdings weiter damit beschäftigt und die Vorurteile der allgemein vorherrschenden Meinung hinterfragt kommt man eventuell auf eine neue Erkenntnis über Gott und merkt, dass es nur logisch war und über unser beschränktes Denken weit erhaben, so zu handeln. Daraus kann man viel lernen, statt es voller Vorurteile abzulehnen oder gar Fehlurteile über Gott zu fällen.

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