Wie stark muss ich einen Text umstellen?

1 Antwort

Hallo KevinB24,

ich bin Anja vom Studierwerk in Berlin. Diese Frage ist so recht gefährlich gestellt und kann Dir eine Menge Ärger einbringen. Allerdings weiß ich, was Du meinst, da solcherlei Fragen unser tägliches Brot hier sind - Du bist also nicht der Einzige, der nicht weiß, wie ranzugehen ist. Soviel dazu, nun zu Deiner Frage:

Du liest etwas und bist der Meinung, dass es mit in Deine Arbeit sollte. Soweit, so gut. Es gibt davon jedoch grundsätzlich mehrere Stellen in der Literatur, seien es nun Internet oder Printmedien. Jede dieser Stellen hat einen Autor. Falls nicht, solltest Du sie nicht verwenden. Nicht jede Seite im Netz ist zitierfähig, denn hier kann jeder alles reinschreiben. Daher sind die Inhalte in den meisten Fällen ungeprüft und möglicherweise falsch. Aus genau diesem Grund solltest Du sehr kritisch sein. Ausgenommen davon sind beispielsweise Seiten großer Ämter, wie z.B. Bundes- oder Landesministerien und immer wieder gern genommen, das Statistische Bundesamt und die dort veröffentlichten Daten und Auswertungen, Forschungseinrichtungen, wie z.B. die Max-Planck-Gesellschaft, Fachzeitschriften oder die online gestellten Bücher auf Google Books, die es ja auch als Printausgabe gibt - die wurden lediglich eingescannt. Bei Firmenseiten fängt es schon an unseriös zu werden, es sei denn, Du berichtest über den Internetauftritt einer Firma. Du kannst jedoch nicht davon ausgehen, dass auf den Seiten der Firmen beispielsweise Theorien und Definitionen stehen, die stimmen. Das Gleiche gilt für wikipedia, denn hier darf auch jeder mitmachen. Davon profitiert die Seite an sich und alle ihre Unterseiten als Gesamtwerk, gar keine Frage. Ob der Artikel, den Du jedoch gerade liest, so richtig ist, weißt Du nicht, denn Du kannst nicht beurteilen, ob der- oder diejenige, die gerade dran geschrieben haben, Ahnung davon haben. So, das nur zu den Quellen und deren Seriösität.

Wenn Du nun also mehrere Quellen hast mit mehreren Autoren, die Du zitieren möchtest (in den meisten Fällen wird das hoffentlich ein indirektes Zitat sein, mit direkten, wörtlichen Zitaten musst Du sehr sparsam umgehen), dann liest Du für ein bestimmtes Teilstück Deiner Arbeit alles am besten durch und schreibst Dir die Meinungen/Erkenntnisse/Theorien mit Deinen Worten anschließend stichpunktartig auf ein Blatt Papier oder in eine Extradatei, zusammen mit den Quellenangaben (meist reicht hier Nachname des Autors oder der Autoren, Jahreszahl der Publikation und Seitenzahl). Hier findet bereits die erste Umformulierung statt. Vermeide die Wortwahl des Autors, sondern durchdenke den Text und formuliere mit Deinen Worten, was gesagt wurde. Auf diese Weise arbeitest Du die Texte gründlich durch. Anschließend bringst Du Deine Notizen in eine sinnvolle Reihenfolge und schreibst in dieser Reihenfolge alles ausformuliert in Deine Arbeit, versehen jeweils mit der richtigen Quellenangabe - das ist sehr wichtig, da Du zwar die Worte des Autors nicht wiedergibst, wohl aber seine Gedanken. Das sollte auch deutlich werden! Hier findet das zweite Mal eine Umformulierung statt. So kannst Du richtig gut vermeiden, die Worte des Autors zu verwenden und bist auf der sicheren Seite mit der entsprechenden Quellenangabe. Deine Formulierung könnte im Falle gegensätzlicher Meinungen von zwei unterschiedlichen Autoren beispielsweise so aussehen (dann wird es ganz klar): "Schmidt ist der Meinung, dass [...] (Schmidt, 2000, S.24). Müller hingegen betrachtet XY anders und postuliert, dass [...] (Müller, 2003, S. 49)." Das sind nur Beispiele, die zeigen sollen, wie Du gut mit der Materie umgehen kannst. Es ist anstrengend, manchmal verwirrend (auf diese Weise kannst Du Dich aber gut entwirren), zeitaufwändig und erfordert Disziplin. Und genau das sind die Fähigkeiten und Anstrengungen, die Du mit Deiner Arbeit zeigen sollst und für die Du bewertet wirst.

Eine wissenschaftliche Arbeit lebt vom Austausch mit anderen. Die Meinung von zimtsterntaler kann ich also nicht teilen. Das funktioniert auch nicht. Deine eigenen Erkenntnisse und Meinungen sind im Text zur Bewertung der Meinungen anderer Autoren an der richtigen Stelle jeweils unterzubringen und ganz massiv natürlich im Fazit am Schluss - das ist Dein eigener Teil, den Du sehr gut durchdacht und sinnvoll gestalten musst. Darauf legen die Gutachter hohen Wert. Wenn Du vorher in Deiner Arbeit geschludert und die Sachverhalte nicht klar ausgearbeitet hast, wirst Du am Ende Schwierigkeiten haben, Schlussfolgerungen zu ziehen, weil Dir die Basis dafür fehlt.

Ich hoffe sehr, dass ich Dir mit meinen, zugegeben sehr umfangreichen, Darstellungen helfen konnte. Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung. Alles Gute für Dich!

Anja