Wie sieht der Arbeitsalltag als Verwaltungsfachangestellter aus?
Ich bin zur Zeit am überlegen welche Berufsausbildung/Studium mir am besten zusagt und der Verwaltungsfachangestellte gehört zu meinen Favoriten, vorallem in Richtung Kommunalverwaltung. Würde mich freuen wenn jemand der diesen Beruf ausübt was zu seinem Arbeitsalltag, nötigen Skills und vielleicht auch ein paar negativen Faktoren erzählen könnte. (:
2 Antworten
Der Verwaltungsfachangestellter ist grundsätzlich eine kaufmännische Ausbildung mit hohem Anteil an juristischer Arbeit.
Wenn du Spaß daran hast dich mit Sachverhalten auseinanderzusetzen und diesen mit dem Gesetz zu vergleichen, kann der Beruf deine Wahl werden. Überwiegend bist du im Büro, wobei es aber auch Bereiche gibt, die Außendiensttätigkeiten vornehmen.
Da man in diversen Bereichen arbeiten kann (bspw. Bauverwaltung, Einwohnermeldeamt, Jugendamt, Sozialamt, Aufsichtstätigkeiten, Personalbereich usw.), ist man zumindest flexibel im späteren Leben.
Der Arbeitsalltag ist natürlich von der zu erledigenden Aufgabe abhängig. Wenn du lediglich eine sachbearbeitende Stelle im Büro hast, wird es relativ gleich verlaufen. Wenn du eine Stelle mit Außendiensten hast, ist das schon eher abwechslungsreich. Vorteil ist umgekehrt aber, dass du bei Ersterem dein Tag sehr gut planen kannst. Bei beiden muss natürlich die Aebeit geschafft werden. Deine Fähigkeiten und Fertigkeiten wurden oben ja schon grundsätzlich beschrieben. Daneben sollte man belastbar sein und teamfähig sowie durchsetzungsstark, da man auch mit "unangenehmen" Personen zu tun haben wird, die eher nach dem Prinzip "Der Lauteste hat Recht" verfahren wollen. Mathematische Fähigkeiten kommen auf den eingesetzten Bereich an, aber gehen im Regelfall nicht über die Grundrechenarten, Prozentrechnung und Dreisatz hinaus.
Ansonsten sind negativ eher das Arbeitsumfeld; wechselnde politische Ansichten etwaiger Politiker, insbesondere kommunale Vertreter, die leider häufig nicht einen Gesamtkontext sehen. Weiterhin schwierige technische Unterstützung (es gibt häufig Fachanwendung, die aber häufig nicht über Zahlbarmachung von Leistungen, Erstellen von Vorlagen für Schreiben und Stammdatenpflege hinaus gehen, es fehlt also an Statistik, (automatisierten) Forderungsmanagement und Kompatibilität zwischen einzelnen Programmen, sodass mit manuellen Schnittstellen gearbeitet werden muss, soweit dies überhaupt möglich ist.)
Kommunalpolitiker sind halt häufiger Menschen, die kaum bzw. gar kein Wissen über das jeweilige Kommunalrecht haben. Dieses ist aber notwendig, um auch korrekt zu handeln. Sie verstehen sich als Politiker - in etwa, wie Politiker auf Landes- und Bundesebene. Aber Kommunalpolitiker sind als Gremium nur bedingt eine rechtsgebende Gewalt (lediglich über Satzungen, die auch nur materiellen Recht und nicht formellen Recht darstellen, also Rechtsverordnungen sind) und auch Teil der Verwaltung sind (bspw. gibt es in einigen Landesbauordnungen die Verpflichtung, dass die Kommune einem Bauvorhaben zustimmen muss, wenn es nicht gegen die Rechtsgrundlagen verstößt, dies ist also eine gebundene Entscheidung, kommunalrechtkich kann die Entscheidung aber kur von der Gemeindevertretung getroffen werden, diese können aber nicht frei entscheiden, sondern haben die Zustimmung zu erteilen und das verstehen einige Kommunalpolitiker dann nicht).
Weitere große Baustelle bei Kommunalpolitikern ist das Thema Haushalt udn doppische Haushaltsführung. Wenn dort keine Finanz- oder Bilanzbuchhalter vorhanden sind, wird kaum einer den Unterschied zwischen Bilanzpositionen, Ergebnkshaushalt und Finanzhaushalt verstehen. Das heißt aber auch, dass die Tragweite etwaiger Entscheidungen nicht eingeschätzt werden kann. Vielleicht ein kurzer Beispiel; Der Gehsteig sackt aufgrund einiger Unterspülungen ab. Nun plädieren einige für eine komplette Erneuerung und andere für eine Reparatur der Stellen. Bei Variante eins wird komplett neues Anlagevermögen angeschafft, was über die entsprechenden Jahre abgeschrieben wird. Hinzu kommt, dass man (in Abhängigkeit des Bundeslandes) Straßenausbaubeiträge erheben kann/muss. Hier ist also die Bilanz auf Aktiva (Anlagevermögen) betroffen, auf Passiva die Forderungen. Weiterhin dann nach Inbetriebnahme die Ergebnisrechnung durch die Abschreibung als Aufwand. Der Finanzhaushalt durch die Auszahlungen der Rechnungsbegleichungen der Bauleute und suf der Einzahlung durch die Beiträge der Bürger. Bei der zweiten Variante ist lediglich der Ergebnishaushalt betroffen (wahrscheinlich auch höher als beim Neubau) und der Finanzhaushalt für die Auszahlung.
Die meisten Kommunalpolitiker sehen aber wahrscheinlich nur: im beiden Fällen habe ich wieder nicht ordentlichen Gehsteig, ust doch egal, wie ich das mache.
Ich arbeite in einer Verwaltung. Natürlich ist man in solch einem Job krisensicher aufgehoben und macht sich auch nicht körperlich kaputt aber…
…ich habe zu oft das Gefühl, dass ich in diesem Job mein Leben verpasse, da ich jeden Tag im selben Büro sitze, auf den selben Computer schaue und die selben Aufgaben habe. Es langweilt mich Tag ein Tag aus im stickigen Büro zu sitzen.
Man muss auch viele Nerven haben. Gerade im der Verwaltung hat man immer öfter mit verärgerten Menschen zu tun.
Oh das klingt ein bisschen so als würdest du den Beruf bereuen? Ich habe zwar keine wirklichen Vorstellungen eines Traumberufs aber die Sorge vor Eintönigkeit hatte ich auch schon. Ich hätte noch ein paar weitere Fragen, welche Computerprogramme sollte man einiger maßen gut beherrschen um im Beruf und der Ausbildung gut zurecht zu kommen und ist der mathematische Aspekt sehr wichtig? Ich bin was Mathe angeht von meinen Noten eher unterdurchschnittlich aber grundlegende Themen Prozentrechnung etc beherrsche ich.
In der Ausbildung sollten dir die gängigen Microsoft Office Programme bekannt sein (Powerpoint, Excel, Word). Man bekommt im Unterricht aber auch viel nochmal erklärt, wenn man unsicher ist.
Mathe… naja. Man hat Rechnungswesen. Da benutzt man aber keine Formeln, sondern es geht mehr um logisches Denken. Vielleicht kannst du „Rechnungswesen Grundlagen“ auf Youtube suchen und es dir mal angucken.
Danke das hilft mir sehr weiter. Nur aus Interesse, wenn du heute noch einmal vor der Frage der Ausbildung stehen würdest, denkst du du würdest dich für einen anderen Beruf entscheiden?
Danke für die ausführliche Antwort, was genau meinst du mit Gesamtkontext ? Dass kommunale Politiker kein Verständnis oder vollständiges Bild vom Arbeitsumfeld haben?