Wie sehr ähneln sich?

3 Antworten

Das Benehmen eines Boderliners und eines Narzissten ähneln sich und beide Störungen werden dem Cluster B (launisch, unberechnenbar, emotional) eingereiht. Wenn man sich den ICD 10 oder DSM 5 ansieht, würde man meinen, die beiden Störungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Dem ist aber nicht so.

Gemeinsamkeiten zwischen Boderliner und Narzisst:

  • Schwarz-Weiß-Denken (Idealisierung und Abwertung von Personen)
  • können nicht alleine sein
  • On-Off-Beziehungen
  • manipulieren, lügen häufig, damit sie ihre Bedürfnisse befriedigt bekommen
  • Rasten unheimlich schnell aus
  • sind sie Eltern, haben sie ein Sündenbockkind und ein Goldkind

Unterschied bei der Interaktion

Die Interaktion. D. h. der Grund, weshalb sie so handeln und der Tatsache, dass ein Boderliner, wenn er sich wieder runter gefahren hat, sich reflektieren kann und dann um Verzeihung bittet, was einem Narzissten nie im Traum einfallen würde, weil ein Narzisst sich NIE reflektieren kann.

Zu der Interaktion:

Schwarz-Weiß-Denken, On-Off-Beziehungen beim Boderliner: Ein Boderliner sucht nach der Verschmelzung (Symbiose) mit einem anderen Menschen, weil er diese als Kind nicht hatte. Man sagt auch, ein Boderliner ist ein kleines Kind, das nach seiner Mutter sucht. Hat der Boderliner nun so einen Menschen gefunden, zu dem er Nähe hergestellt hat, bekommt der Boderliner Panik. Der Grund, weshalb er zum Boderliner wurde, war, dass er von einer engen Bezugsperson schlecht behandelt oder gar misshandelt oder missbraucht worden ist. Wegen dieser Panik, versucht er wieder Distanz herzustellen, indem er die andere Person entwertet und beleidigt. Ist die Distanz hergestellt, sehnt sich der Boderline wieder nach Verschmelzung.

Schwarz-Weiß-Denken, On-Off-Beziehungen beim Narzissten: Hier geht es viel perfider zu. Der Narzisst idealisiert den anderen, um ihn einzufangen, wie eine Spinne ihre Beute. Wenn das Opfer dann emotional abhängig ist, fängt der Narzisst an, diesen zu entwerten, es kann aber auch sein, dass der andere dem Narzissten widersprochen hat und er sich wegen seines nichtvorhandenen Selbstwertgefühls angegriffen fühlt. Oder der andere hat dem Narzissten zu wenig angelächelt. Das ist für Narzissten ebenso eine Kriegserklärung. Deshalb wird das Opfer entwertet, um es zu bestrafen und um sich selbst zu erhöhen, auch narz. Zufuhr genannt. Ohne narz. Zufuhr wird ein Narzisst an Depressionen erkranken. Durch das Idealisieren und Entwerten entstehen dann die On-Off-Phasen. Das Opfer geht, denn so eine Behandlung hält kein Mensch aus und dann geht es wieder zurück zur Idealisierung (Lovebombingphase - diese kann übrigens auch in der Freundschaft oder im Job oder Geschäftsbeziehung stattfinden), damit das Opfer wieder anbeißt (Hoovern - kommt von der Staubsaugermarke Hoover. Das bedeutet, der Narzisst saugt sein Opfer wie ein Staubsauger zurück, um es anschließend wie Dreck zu behandeln) und dann geht es zurück in die Entwertungsphase/Destabilisierungphase und dann zur Neuorientierungsphase, wenn der Narzisst sich ein neues Opfer sucht oder das Opfer die Beziehung beendet.... Und ein neuer Zyklus beginnt....

Nicht alleine sein können: Ein Boderliner kann wegen einer emotionalen Instabilität (nicht wissen, wer er ist und seinen Stimmungsschwankungen) und seiner inneren Leere nicht alleine sein. Für ihm fühlt sich Alleinesein so an, wie für einen gesunden Menschen, wenn er verlassen wird. Ein Boderliner hat kein Problem das zuzugeben, dass er nicht alleine sein kann und Verlassenwerden das Schlimmste für ihn ist.

Ein Narzisst kann nicht alleine sein, weil er von der narz. Zufuhr abhängig ist. Er ist ebenso innerlich leer. Die narz. Zufuhr erhält er, indem andere ihn bewundern, oder wenn er andere abwertet. Ein Narzisst wird niemals zugeben, von anderen abhängig zu sein und nicht alleine sein zu können. Ebenso wird er eher nicht zugeben, dass er Angst vor Verlassenwerden hat.

Goldkind, Sündenbockkind, leichtes Ausrasten, manipulieren: Hier gibt es m. E. keine Unterschiede zur Interaktion. Beide Persönlichkeiten projezieren ihre eigenen schlechten Anteile auf das Sündenbockkind und projezieren ihre positiven Eigenschaften auf das Goldkind. Beide Manipulieren, weil sie ihre Bedürfnisse befriedigt bekommen wollen.

Beim Boderliner können "warme" Momente häufiger auftreten, als beim Narzissten, weil der Narzisst viel berechnender ist, als der Boderliner.

Häufig co-existieren diese beiden Störungen. D. h. es gibt Boderliner mit narzisstischen Anteilen und Narzissten mit Boderlineanteilen. Manchmal können nicht mal Fachärzte genau sagen, was es nun ist.

Symptome, die nur bei jeweils einer Störung vorkommen:

  • Depersonalisation und Derealisation: Die Betroffenen finden Körperteile als fremd oder haben das Gefühl, wenn sie an einem Ort sind, dass sie diesen Ort und alles, was dort geschieht, aus weiter Ferne betrachten und sie selbst gar nicht anwesend sind. Diese Symptom kommt nur bei Boderlinern vor, nicht bei Narzissten.
  • Störung im Nähe und Distanzverhalten würde man auch eher einem Boderliner als einem Narzissten zuordnen
  • Das Gefühl von Größenwahn oder Anspruch auf bevorzugte Behandlung zu haben, ist hingegen eher eine Spezialität von Narzissten
  • ebenso arrogante Verhaltensweise und das Gefühl, dass andere neidisch sind.
HaramburgLady 
Fragesteller
 25.09.2019, 19:12

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

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Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung(eigentlich heißt sie emotional- instabile Persönlichkeitsstörung, im weiteren kürze ich sie aber mit BPS ab ), Narzissmus eine Charaktereigenschaft, ich gehe aber davon aus, dass du die Narzisstische Persönlichkeitsstörung(NPS) meinst.

Zum einen sind beide oft komorbid. Zum anderen unterteilt man Narzissmus in verdeckten und grandiosen Narzissmus. Die NPS meint den grandiosen Narzissmus, der verdeckte tritt sehr häufig mit BPS, aber teilweise wohl auch bei der dependenten Persönlichkeitsstörung auf.

Borderliner sind sehr viel labiler, neigen zu höherem Neurotizismus. Ihr Leidensdruck ist häufig höher, da sie Angst vor dem alleine sein haben, häufig auch Angststörungen, Zwänge und Depressionen. Deshalb begeben sich Borderliner auch häufiger in Behandlung. Sie neigen dazu ihre Wut gegen sich selbst zu richten (SVV) und neigen zu Dissoziation. Hauptgefühle sind Leere, Dysthymie und Hohe Anspannungszustände. Sie haben häufig Krisen, sind sprunghaft und wirken instabil nach außen.

Menschen mit NPS hingegen erreichen in Persönlichkeitstests geringe Werte im Bereich Neurotizimus, d.h. sie sind oft sehr ruhig, gefasst und wirken nach außen hin gefühlsarm, so lange keine narzisstische Wut ausgelöst wird, dann können sie die Berherrschung verlieren. Narzissten können sehr erfolgreich sein im Berufsleben, je nach Ausprägung. Ihr Leidensdruck nicht sehr hoch, so lange sie erfolgreich sind und sie neigen dazu, Aggressionen nach außen zu richten. Hauptsächlich fühlen sie: Langeweile, Leere, Neid, Verachtung. Narzissten haben einen Falsches Selbst, dass sie nach außen hin zeigen, um Anerkennung und Bewunderung zu bekommen. Ihre größte Sorge ist von anderen durchschaut zu werden. Sie begeben sich sehr selten in Therapie, da sie glauben, dass die immer die anderen das Problem sind.

Narzissten neigen dazu, sich Freunde zu suchen, die ihren Status erhöhen, Borderliner Freunden sich mit jedem an, nur um nicht allein zu sein

Müssten sie zwischen liebe und Erfolg entscheiden, würde der Borderliner Liebe wählen, der Narzisst eher Erfolg.

Ich denke nicht, dass einer von beidem besser oder schlechter ist. Es sind einfach nur verschiedene "Überlebensstrategien" Die sich im Laufe des Lebens so entwickelt haben.

Außer dass beide Persönlichkeitsstörungen sind gibt es wenig Gemeinsamkeiten. Das Typische an Borderline ist ein konstantes auf und ab, und Menschen sind entweder 100% gut oder 100% schlecht. Für Narzissten sind alle (anderen) schlecht, auch sind Narzissten komplett empathielos, fast gefühllos - außer Selbstmitleid. Sie können sich über weite Strecken (bsp in der Arbeit) ganz normal verhalten.