Wie nehmt ihr einen Prof. Dr. für Geschichte an einer Universität war?

4 Antworten

Du musst Dich über sein Fachgebiet mit ihm unterhalten, da wird er brilliant und sein kann Dir Dinge erzähle, die sonst keiner weiß, weil er es war, der sie überhaupt erst herausgefunden hat.

Das kann unter Umständen ein relativ schmales Themenfeld sein, weil Forschung nun mal so funktioniert. Wenn Du wirklich neue Erkenntnisse suchst, dann spezialisierst Du Dich eben - wenn Du über das ganze Mittelalter Bescheid wissen willst, dann wirst Du nie der führende Experte in irgendwas sein.

Solche Leute sind natürlich keine Experten für politische Ereignisse, es sei denn, sie betreffen ihr Kernfachgebiet. Ehrfurcht braucht man da auch nicht zu haben, es sind ganz normale Menschen. Respekt habe ich schon, weil sie so oder so viel Arbeit reingesteckt haben um da hinzukommen, wo sie sind. Jeder, der mal mehr als 30 Seiten zu irgendeinem Thema geschrieben hat, weiß, das gute Recherche anstrengend ist, und das Ganze zu einem schlüssigen Text zu formulieren erst recht.

Inkompetenz kommt da auch wirklich selten vor. Solche Leute machen das was sie tun normalerweise schon seit mindestens 20 Jahren, bevor sie Professor werden. Wenn man den Eindruck hat, dass “die Leute darunter” kompetenter sind, liegt das vielleicht daran, dass die ihre Kompetenz noch beweisen müssen. Ein Professor dagegen hat das hinter sich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – M.A. neuere und neuste Geschichte und Geschichte Osteuropas

Das Problem an Geschichte ist, dass die Benotung der Klausuren mit Sicherheit nach bestimmten methodischen Maßstäben erfolgt, die aber ihrerseits Gegenstand der akademischen Auseinandersetzung sein können. Das verstärkt sich dann, wenn es darum geht, ob man am Lehrstuhl mit arbeiten darf, ob man promoviert, habilitiert, ob man eine Prof.-Stelle bekommt. Das Genie zu erkennen hat - anders als in Mathe, Physik, Chemie, Pharmazie - durchaus eine subjektive Komponente, jemanden als Genie oder zumindest dessen würdig, als Lehr- und Forschungskraft zu fungieren, ansehen zu wollen.

Ehrfurcht wohl nicht, aber Respekt. Denn irgendeine Leistung steckt ja dahinter, die man wertschätzen kann, unabhängig davon, wie konsensfähig die Professur ist.

Es ist überall möglich, dass die Assistenten, Doktoranten, Habilitanten besser sind als der oder die Prof.

Ein Prof. Dr. für Geschichte verdient Respekt für sein Fachwissen und methodische Schulung, aber Ehrfurcht ist nicht automatisch nötig, und „kompetent in allem“ bedeutet es nicht. Du hast recht, manche „gewöhnlichen“ Leute wirken oft kompetenter in der Einschätzung aktueller Politik, weil Erfahrung, Pragmatismus oder Medienrezeption dort anders wirken.

Gruß aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Globalgeschichte

Er wird seine Meinung vertreten, wie andere Menschen auch. Aber seine Meinung wird durch Fakten, Intelligenz und Wissen besser begründet sein. Ob er seine Meinung auch besser vermitteln kann, ist die große Frage.

Ich vermute, dass er sie nur intelligenten Menschen besser vermitteln kann. Es gibt aber viel mehr dumme Menschen auf diesem Planeten als intelligente Menschen. Und dumme Menschen lieben flache, dumme Argumente.